Ich und Zweifel

mavys

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Ich und der Zweifel

Ich und der Zweifel0207

Kein böser Mensch, keine Naturgewalt, kein Hunger, Durst oder Armut sind Ichs größte Feinde. Ichs größter Feind ist der Zweifel.
Ein großer Luxus, denkt Ich zuweilen. Dennoch kann gerade der Zweifel größeren Schmerz, tiefere Lähmung herbeiführen als „reale“, nachvollziehbare Katastrophen. Der Zweifel ist wie ein bösartiger Tumor, der seine Metastasen an alle Gedanken hängt bis jede kleine Überlegung krankhaft und zerfressen wirkt. Wie ein Tinitus klingt der Zweifel in jedem Wort, das Ich denkt oder sagt, seit jeher. Wie ein lästiger Kellergeruch hängt er allem nach und versucht seinen Nährboden zu schaffen: den Unfrieden. Der Zweifel benutzt alles für seine Intrigen. Ein zufälliges Wort unter Freunden, einen aus der Zeitung aufgeschnappten Artikel, eine harmlose Erinnerung etc. Der Zweifel ist wie einer dieser Clowns aus den Horrorfilmen, ständig lacht er über Ichs nichtige, zweifellos komische (lächerliche) Existenz. Über Ichs zweifelhafte Suche nach Liebe und Aufmerksamkeit, Geborgenheit.
Ich findet bis heute keine Waffe gegen dieses Monster. Es scheint totale Macht über Ich zu besitzen und spielt ständig mit seiner Seelenruhe. Dabei kann sich der Zweifel nur schwach zeigen, über Jahre hinweg um schließlich überfallartig, innerhalb von Tagen, Ichs schöne, erdachte Welt wie ein Kartenhaus zusammen zu falten.
Ich versucht ihn zu nutzen. Den Zweifel braucht er schließlich um seine Taten zu überprüfen. Jedem Anfang geht ein Zweifel voraus und jeder Irrweg kann nur durch einen Zweifel beendet werden. Das Dumme ist nur, dass Ich auch diesen zweifellos positiven Gedanken mit einem Zweifel belegt. Die Wahrheit ist infolgedessen immer anders, verändert sich wie alles sich immer verändert. Oder?
 



 
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