Ich wette darauf alles

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Walther

Mitglied
Ich wette darauf alles


Es strömt der Regen aus dem grauen Himmel;
Der Wind macht große Backen und wird laut.
Ich habe mich im Spiegel angeschaut:
Aus einer fahlen Mähre wird kein Schimmel.

Die Seele ist so wund und aufgeraut,
Und ich verliere mich in dem Gewimmel;
Der Nebel liegt auf allem weiß wie Schimmel,
Und milchig scheint die Welt auf Sand gebaut.

Ich lecke meine Wunden winselnd ab
Und winde qualvoll mich um Baum und Rinde;
Mein Standpunkt gähnt als schwarzes offnes Grab

Und fragt mich noch: Wie sag ich’s meinem Kinde?
Ich wette darauf alles, was ich hab.
Dann spann ich meinen Schirm auf und verschwinde.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Lieber walther,

eigentlich mag ich ja keine Wiederholung - aber der anders gedeutete Schimmel bekommt hier ne grandiose Tiefe (wie nun doch Schimmel draus wird - aber eben anders...) - sehr tragisch, anrührend, lieber Walther - schön auch so Formulierungen wie "bläst die Backen", gibt dem Ganzen ne Kindlichkeit, die es nur noch schwermütiger wirken lässt, mal ohne überbordende Theatralik Tiefe geschaffen... ebenso der am Ende aufgespannte Schirm... rundum gelungen! Auch dei aufgereihten und... und... passen zum Stil - und stören daher gar nicht - das sich um den Baum winden - starkes Bild... glatte 10!

*Tränchen wegwisch*

LG, Rhea
 

Rhea_Gift

Mitglied
PS: auch das "ich wette darauf alles, was ich hab" - genial... und daher auch der perfekte Titel.

Begeistert-gerührt nochmal Rhea
 
H

Heidrun D.

Gast
Mir gefällt es auch sehr gut.

Der blasende Wind, die fahle Mähre, all das wirkt auf mich erfrischend, geradezu kindlich. Der Tiefsinn wird nicht gleich auf`s Ohr geklopft, sondern erschließt sich über die scherzhafte Sprache.

Insgesamt eine anregende Mischung.

Liebe Grüße
Heidrun
 
R

Rose

Gast
Hallo Walther,

wundervolle Zeilen hast du da zu Papier gebracht.
Dann spann ich meinen Schirm auf und verschwinde.Gefällt mir besonders gut.

Blumige Grüße
Rose
 

Walther

Mitglied
Lb Rhea_Gift,

danke für Deinen Eintrag. Mir liegt daran, auch das schwärzeste Gefühl lapidar, ohne Pathos, darzustellen. Das scheint mir diesmal gelungen zu sein.

Ob ich die "10" verdient habe? Wer weiß, jedenfalls tut sie gut.

Lieben Dank und lieben Gruß W.

Lb. Heidrun,

diese Art von Verarbeitung nenne ich (selbst)ironische Melancholie. Manchmal klappt das - aber durchaus nicht immer.

Danke für Deine Zusprache.

LG W.

Lb. Rose,

das LyrIch muß irgendwie aus dem "verregneten Friedhof". Das Bild schien diesen Akt sinnvoll zu umgreifen.

LG W.

Lb. Estrella,

vielen Dank für die lobenden Worte.

LG W.
 



 
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