Igel Willi- wie der Maulwurf eine Brille bekam

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Carol-Eliza

Mitglied
Igel Willi - wie der Maulwurf eine Brille bekam


„Willi!“, wo steckte das kleinste ihrer Kinder nur? Die Igelmutter war ärgerlich. Längst sollte Willi zu Hause sein. Sicher trödelte er wieder irgendwo herum.
Er sollte einen Apfel zum Abendbrot holen, denn der Apfelbaum am Rande der Wiese, an der die Igelfamilie lebte, trug herrliche Früchte. Die Igelmutter hatte von den Spatzen gehört, dass sie reif wären. Sie hatte Willi damit beauftragt, einen duftenden Apfel für das Abendbrot der Familie zu besorgen. Willi hatte wie alle anderen Igelkinder gelernt, wie man das Obst auf die Stacheln nahm, um es zu transportieren.
Und er war auch losgetrippelt. Aber er war nicht weit gekommen, denn schon hinter dem Holunderstrauch hörte er lautes Schimpfen.
Wer war das? Das hörte sich ja an wie sein Freund Walter.
„ Ach, so ein Ärger, die schöne Zeitung und ich kann sie nicht lesen!“
Walter, der Maulwurf, saß unter dem Busch im Schatten, hielt ein Stück Zeitung in den großen Pfoten und schimpfte.
„ Warum schimpfst du so laut Walter?“, fragte Willi den Freund, „ Und was tust du mit der Zeitung?“
„ Willi, ich habe hier eine Zeitung gefunden, die Menschen haben sie wohl verloren und ich wüsste so gern, was drinsteht.“
„Und warum liest du es nicht? “, fragte Willi, der zwar noch nicht lesen konnte, aber große Lust hatte, es demnächst auch zu lernen. Er hatte schon oft gehört, dass man dann die Zauberwelt der Bücher betreten konnte.
Da fiel es ihm aber selbst ein. Walter konnte sehr schlecht sehen, meistens lebte er ja unter der Erde und dort war es dunkel. Er war aber ein sehr neugieriger Maulwurf und so war er auch oft außerhalb seiner unterirdischen Wohnung anzutreffen. Er saß dann neben seinen Erdhaufen und unterhielt sich mit den Wiesenbewohnern. Er fragte sie aus über die Welt, die er nicht kannte, da er noch nie die Wiese verlassen hatte. Außerdem gab es auch immer etwas Leckeres aus seiner Vorratskammer für seine Freunde.
Walter war sein Freund. Wie könnte er ihm helfen? Eine Brille musste her! Aber wo gab es ein so kleine?
Da fiel ihm etwas ein.
„Warte auf mich, ich bin gleich wieder da!“, rief er dem Maulwurf zu.
So schnell er konnte, trippelte er zum Flussufer. Gestern hatte er mit seinem Freund Fridolin, dem Biber, eine vom Wasser ganz stumpf gewordene Scherbe gefunden. Hatten sie nicht beide noch gestaunt, als durch die Glasscherbe die Steine am Flussufer vergrößert aussahen? Die Scherbe war wunderschön, die Sonne funkelte darauf und sie hatten sie hin und her geschoben und darunter die Steinchen betrachtet. Das wäre die passende Lesehilfe für Walter, nicht wirklich eine Brille, aber als Brillenersatz durchaus zu benutzen!
Die Scherbe lag noch dort. Willi klemmte sie zwischen seine Stacheln und eilte so schnell er konnte zurück zum Holunderbusch.
Walter war glücklich. Endlich konnte er besser sehen, die Scherbe war nicht nur zum Zeitunglesen nützlich.
Die Schrift auf der Zeitung war durch die Scherbe groß genug für ihn, um sie zu lesen. Vorsichtig schob er das Glas über das Papier und las Willi vor.
In dem Artikel ging es um eine neue Apfelsorte, es war nämlich eine Gartenzeitung.
„Unser Abendbrot“, fiel Willi ein, „Mama wird schimpfen, ich sollte längst zurück sein!“
„Willi, jetzt helfe ich dir“, erwiderte Walter. „Ich habe schon ein paar Äpfel hier in meiner Vorratskammer, davon kannst du einen nehmen. Ich habe sie sowieso nur für meine Besucher aufgesammelt, denn wie du weißt, fresse ich am liebsten Insekten.“
Willi war gerettet. Mit einiger Verspätung, aber immerhin mit dem Abendbrot auf den Stacheln, kam er nach Hause.
Die Igelmutter seufzte, als Willi berichtete, warum er so spät kam.
Aber irgendwie musste sie auch lächeln.

Für kleine Menschen ab 4 Jahren
 

Maribu

Mitglied
Igel Willi...

Hallo Carol-Eliza,

eine sehr schöne, "mit Herz" geschriebene Geschichte, die mich denken läßt: Weshalb gibt es nur wenige solcher Freundschaften unter den Homosapiens?

Die Kinder werden sicher auch begeistert sein.

Von 4 - 6 wird sie ihnen vorgelesen, so dass auch Mama oder Papa oder Oma oder Opa den Text genießen können.
Die älteren Kinder schaffen das ja schon alleine.

Ich wünsche Dir noch viele Kommentare und gute Bewertungen!

Liebe Grüße
Maribu aus Hamburg
 

molly

Mitglied
Eine wirkliche hübsche Geschichte für kleine Menschen, auch als Gute-Nacht-Geschichte geeignet.
Liebe Grüße
molly
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo Carol-Eliza,

eine sehr schöne Geschichte, die ich heute noch einmal gerne gelesen habe. Dabei fiel mir auf:
"...vom Wasser ganz stumpf gewordene Scherbe"
Stumpfes Glas ist matt, blind und milchig. Das wäre keine so gute Brille für Willi. Du meinst sicher, dass die Scherbe an den Rändern nicht mehr scharfkantig ist.
Ich bin auf weitere Geschichten von Igel Willi gespannt.
Liebe Grüße und ein schönes Osterfest

HelenaSofie
 

Carol-Eliza

Mitglied
Liebe HelenaSophie,
ja, du hast recht mit den Worten, das werde ich noch mal ändern. Weitere Geschichten sind in Arbeit, aber momentan ist das neue Enkelkind wichtiger.
Dir auch schöne Ostern
 

Carol-Eliza

Mitglied
Igel Willi - wie der Maulwurf eine Brille bekam


„Willi!“, wo steckte das kleinste ihrer Kinder nur? Die Igelmutter war ärgerlich. Längst sollte Willi zu Hause sein. Sicher trödelte er wieder irgendwo herum.
Er sollte einen Apfel zum Abendbrot holen, denn der Apfelbaum am Rande der Wiese, an der die Igelfamilie lebte, trug herrliche Früchte. Die Igelmutter hatte von den Spatzen gehört, dass sie reif wären. Sie hatte Willi damit beauftragt, einen duftenden Apfel für das Abendbrot der Familie zu besorgen. Willi hatte wie alle anderen Igelkinder gelernt, wie man das Obst auf die Stacheln nahm, um es zu transportieren.
Und er war auch losgetrippelt. Aber er war nicht weit gekommen, denn schon hinter dem Holunderstrauch hörte er lautes Schimpfen.
Wer war das? Das hörte sich ja an wie sein Freund Walter.
„ Ach, so ein Ärger, die schöne Zeitung und ich kann sie nicht lesen!“
Walter, der Maulwurf, saß unter dem Busch im Schatten, hielt ein Stück Zeitung in den großen Pfoten und schimpfte.
„ Warum schimpfst du so laut Walter?“, fragte Willi den Freund, „ Und was tust du mit der Zeitung?“
„ Willi, ich habe hier eine Zeitung gefunden, die Menschen haben sie wohl verloren und ich wüsste so gern, was drinsteht.“
„Und warum liest du es nicht? “, fragte Willi, der zwar noch nicht lesen konnte, aber große Lust hatte, es demnächst auch zu lernen. Er hatte schon oft gehört, dass man dann die Zauberwelt der Bücher betreten konnte.
Da fiel es ihm aber selbst ein. Walter konnte sehr schlecht sehen, meistens lebte er ja unter der Erde und dort war es dunkel. Er war aber ein sehr neugieriger Maulwurf und so war er auch oft außerhalb seiner unterirdischen Wohnung anzutreffen. Er saß dann neben seinen Erdhaufen und unterhielt sich mit den Wiesenbewohnern. Er fragte sie aus über die Welt, die er nicht kannte, da er noch nie die Wiese verlassen hatte. Außerdem gab es auch immer etwas Leckeres aus seiner Vorratskammer für seine Freunde.
Walter war sein Freund. Wie könnte er ihm helfen? Eine Brille musste her! Aber wo gab es ein so kleine?
Da fiel ihm etwas ein.
„Warte auf mich, ich bin gleich wieder da!“, rief er dem Maulwurf zu.
So schnell er konnte, trippelte er zum Flussufer. Gestern hatte er mit seinem Freund Fridolin, dem Biber, eine vom Wasser an den Rändern ganz stumpf gewordene Scherbe gefunden. Hatten sie nicht beide noch gestaunt, als durch die Glasscherbe die Steine am Flussufer vergrößert aussahen? Die Scherbe war wunderschön, die Sonne funkelte darauf und sie hatten sie hin und her geschoben und darunter die Steinchen betrachtet. Das wäre die passende Lesehilfe für Walter, nicht wirklich eine Brille, aber als Brillenersatz durchaus zu benutzen!
Die Scherbe lag noch dort. Willi klemmte sie zwischen seine Stacheln und eilte so schnell er konnte zurück zum Holunderbusch.
Walter war glücklich. Endlich konnte er besser sehen, die Scherbe war nicht nur zum Zeitunglesen nützlich.
Die Schrift auf der Zeitung war durch die Scherbe groß genug für ihn, um sie zu lesen. Vorsichtig schob er das Glas über das Papier und las Willi vor.
In dem Artikel ging es um eine neue Apfelsorte, es war nämlich eine Gartenzeitung.
„Unser Abendbrot“, fiel Willi ein, „Mama wird schimpfen, ich sollte längst zurück sein!“
„Willi, jetzt helfe ich dir“, erwiderte Walter. „Ich habe schon ein paar Äpfel hier in meiner Vorratskammer, davon kannst du einen nehmen. Ich habe sie sowieso nur für meine Besucher aufgesammelt, denn wie du weißt, fresse ich am liebsten Insekten.“
Willi war gerettet. Mit einiger Verspätung, aber immerhin mit dem Abendbrot auf den Stacheln, kam er nach Hause.
Die Igelmutter seufzte, als Willi berichtete, warum er so spät kam.
Aber irgendwie musste sie auch lächeln.

Für kleine Menschen ab 4 Jahren
 



 
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