Ihr und wir

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HerbertH

Mitglied
In einem Boot?

Zerzaust vom Winde saust das Schiff,
Der Schliff des Kieles weckt Getöse
Und Zittern, in dem Rumpf kracht's böse
Und nach dem Sand droht scharf das Riff.

Noch höher türmen sich die Wellen,
Die Brandung brüllt und überschreit,
Zerfetzt den Hilferuf und speit
Das Boot zum Fels, es mag zerschellen.

Die nächste Woge dreht das Boot,
Es kentert, wirft Euch über Bord,
Kein Hoffen holt Euch aus der Not.

Europa ist kein Hoffnungswort,
Statt Reichtum findet Ihr den Tod.
Wir Reichen - treiben Segelsport.
 
H

Heidrun D.

Gast
Ob es sich bei dem Boot wohl um Viktor`s Seelenverkäufer handelt, auf den er uns unlängst alle eingeladen hat?

Grübelnde Grüße
Heidrun

Schau mal bei Haie braten nach ...
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Heidrun,

nein, ich war dadurch nicht inspiriert, da ich es noch gar nicht gelesen habe (Zeit!).

Ich werde es mir anschauen.

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Heidrun,

grübel nicht mehr, es ist ein anderes Boot. Das Boot in meinem Gedicht ist das aus den Fernsehberichten mit Afrikanern, die kurz vor der Küste ertranken, auf dem Weg übers Mittelmeer ...

Liebe Grüße

Herbert
 
H

Heidrun D.

Gast
O je,

mit beiden Beinen in den Fettnapf ;)

Ich habe dein Schiff als Europa selbst gesehen, in seiner ganzen vermaledeiten Krise und dem Widerspruch zwischen Arm & Reich ...

Liebe Grüße
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Herbert,

danke für dieses politische Gedicht!

Der zynisch wirkende Vergleich zwischen dem überladenen Boot der flüchtenden und hungernden Menschen und dem schnittigen Segelboot, auf dem sich die Europäer vergnügen, bringt die Sache auf den Punkt.

Das Sonett scheint mir die passende Form für diesen Inhalt zu sein.

Ja, in einem Boot sitzt die Menschheit noch lange nicht.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Heidrun,

auch das Thema "Ihr und Wir in Europa" wäre ein oder zwei Gedichte wert ;)

Liebe Vera-Lena,

ja, es ist ein politisches Gedicht. Und ein selbstkritisches.
Gut, dass Du "zynisch wirkend" statt "zynisch" geschrieben hast. Vielleicht ist die letzte Zeile eher Sarkasmus, aber sicherlich soll sie ein Paukenschlag sein.

Vielen Dank fürs Lesen und Werten und Eure Kommentare.

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
In einem Boot?

Zerzaust vom Winde rollt das Schiff,
Der Schliff des Kieles weckt Getöse
Und Zittern, in dem Rumpf kracht's böse
Und nach dem Sand droht scharf das Riff.

Noch höher türmen sich die Wellen,
Die Brandung brüllt und überschreit,
Zerfetzt den Hilferuf und speit
Das Boot zum Fels, es mag zerschellen.

Die nächste Woge dreht das Boot,
Es kentert, wirft Euch über Bord,
Kein Hoffen rettet aus der Not.

Europa ist kein Hoffnungswort,
Statt Reichtum findet Ihr den Tod.
Wir Reichen - treiben Segelsport.
 

Rhea_Gift

Mitglied
gelungen - und ein passendes Ende :) Wirklich etwas hoffnungslos - aber genau das rüttelt oft mehr auf... da es Protest weckt, anregt, drüber nachzudenken, wie ein solch schwarzes Ende vermieden werden kann. Daher gern gelesen :)

LG, Rhea
 

HerbertH

Mitglied
In einem Boot?

Zerzaust vom Winde rollt das Schiff,
Der Schliff des Kieles weckt Getöse
Und Zittern, in dem Rumpf kracht's böse
Und nach dem Sand droht scharf das Riff.

Noch höher türmen sich die Wellen,
Die Brandung brüllt und überschreit,
Zerfetzt den Hilferuf und speit
Das Boot zum Fels, es mag zerschellen.

Die nächste Woge dreht das Boot,
Es kentert, wirft Euch über Bord,
Kein Schreien rettet aus der Not.

Europa ist kein Hoffnungswort,
Statt Reichtum findet Ihr den Tod.
Wir Reichen - treiben Segelsport.
 

HerbertH

Mitglied
In einem Boot?

Zerzaust vom Winde rollt das Schiff,
Der Schliff des Kieles weckt Getöse
Und Zittern, in dem Rumpf kracht's böse
Und nach dem Sand droht scharf das Riff.

Noch höher türmen sich die Wellen,
Die Brandung brüllt und überschreit,
Zerfetzt den Hilferuf und speit
Das Boot zum Fels, es mag zerschellen.

Die nächste Woge dreht das Boot,
Es kentert, wirft Euch über Bord,
Kein Flehen rettet aus der Not.

Europa ist kein Hoffnungswort,
Statt Reichtum findet Ihr den Tod.
Wir Reichen - treiben Segelsport.
 
Hallo Herbert,
ein Gedicht, das in seiner knappen Form derartig ansprechend ist (und ausdrucksstark), dass, wenn ich technisch schon das Rüstzeug hätte, dir gern die Höchstbenotung gäbe. So bleibe ich nur bei meinem von großer Hochachtung vor deinem Werk geprägten Erstaunen.
Gruß
PS
 

HerbertH

Mitglied
Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Thema nach sechs Jahren immer noch aktuell ist, heute sogar noch brisanter.

Es gibt viel zu tun, wir müssen am Ball bleiben...
 

HerbertH

Mitglied
Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Thema nach sechs Jahren immer noch aktuell ist, heute sogar noch brisanter.

Es gibt viel zu tun, wir müssen am Ball bleiben...
 
O

orlando

Gast
Ja, jetzt passt es leider sogar noch besser.
Und ich sage das, obwohl es seitens der Bevölkerung auch große Anteilnahme, Spendenbereitschaft usw. gibt. Zumindestens hier in meiner Gegend.
Auf der anderen Seite stehen Mord und Totschlag, unterlassene Hilfeleistung und Zerstörung von Wohnraum in Zeiten großer Wohnungsnot.

Gut, dass du dein Gedicht wieder eingestellt hast.

orlando
 



 
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