Im Bett liest sie Ricarda Huch
Im Bett liest sie Ricarda Huch
und auf dem "Häuschen" Zeitung;
im Winter schützt sie mit 'nem Tuch
vor Frost die Wasserleitung.
Der Lumpen ist noch Handarbeit,
aus abgewetzten Tagen,
war einstmals ihr Benimm-dich-Kleid -
sie hat's nie gern getragen.
An ihrem Garderobenschrank
hängt eine Gürtelschnalle;
sie hält das Ding stets blitzeblank -
drauf steht: Ihr könnt' mich alle...
Im Hausflur hegt sie ein Skelett,
seit nunmehr dreißig Jahren -
sie nennt es "Graf von Steifenbrett" -
kippt auf sein Wohl 'nen Klaren.
Graf Steifenbrett bewahrt die Ruh',
ist ja gewohnt zu schweigen;
die Alte schraubt das Fläschchen zu
und lässt die Fahne steigen.
Die Uhr an ihrem Handgelenk
verlor den großen Zeiger -
die Zwiebel war das Brautgeschenk
von Bratsch, dem Kirmesgeiger.
Drei Wochen bratschte er mit ihr,
dann stahl er sich von hinnen;
sie leerte dreizehn Humpen Bier
und ließ ihn Land gewinnen.
Ein Regenschirm aus Deuselbach -
schon hier und da verbogen -
kam von April ihr unters Dach,
der bei ihr eingezogen.
April versprach ihr viel zu viel -
sie hat ihn schnell entlassen;
es kam September bald ins Spiel -
ein Hans in allen Gassen.
Der schwallte ihr den Kittel voll,
dass ihr die Nerven rissen;
doch schenkte er ihr, ohne Groll,
zum Abschied Nadelkissen.
Sie gönnt sich noch 'nen Doppelschluck
auf Steifenbrett, den Treuen -
dann gibt sie sich 'nen großen Ruck -
zum Hühnerfutter-Streuen.
Im Bett liest sie Ricarda Huch
und auf dem "Häuschen" Zeitung;
im Winter schützt sie mit 'nem Tuch
vor Frost die Wasserleitung.
Der Lumpen ist noch Handarbeit,
aus abgewetzten Tagen,
war einstmals ihr Benimm-dich-Kleid -
sie hat's nie gern getragen.
An ihrem Garderobenschrank
hängt eine Gürtelschnalle;
sie hält das Ding stets blitzeblank -
drauf steht: Ihr könnt' mich alle...
Im Hausflur hegt sie ein Skelett,
seit nunmehr dreißig Jahren -
sie nennt es "Graf von Steifenbrett" -
kippt auf sein Wohl 'nen Klaren.
Graf Steifenbrett bewahrt die Ruh',
ist ja gewohnt zu schweigen;
die Alte schraubt das Fläschchen zu
und lässt die Fahne steigen.
Die Uhr an ihrem Handgelenk
verlor den großen Zeiger -
die Zwiebel war das Brautgeschenk
von Bratsch, dem Kirmesgeiger.
Drei Wochen bratschte er mit ihr,
dann stahl er sich von hinnen;
sie leerte dreizehn Humpen Bier
und ließ ihn Land gewinnen.
Ein Regenschirm aus Deuselbach -
schon hier und da verbogen -
kam von April ihr unters Dach,
der bei ihr eingezogen.
April versprach ihr viel zu viel -
sie hat ihn schnell entlassen;
es kam September bald ins Spiel -
ein Hans in allen Gassen.
Der schwallte ihr den Kittel voll,
dass ihr die Nerven rissen;
doch schenkte er ihr, ohne Groll,
zum Abschied Nadelkissen.
Sie gönnt sich noch 'nen Doppelschluck
auf Steifenbrett, den Treuen -
dann gibt sie sich 'nen großen Ruck -
zum Hühnerfutter-Streuen.