Im Stadtpark

Simmias

Mitglied
16.01.2011
Im Stadtpark

Müller\'s picknicken im Stadtpark. Müller\'s Junge beobachtet die Kaninchen auf der Wiese. Als der Fuchs kommt, leuchten seine Augen: „Jag\' sie, los friss einen! Guck mal, Papa, der Fuchs jagt den Hasen!“
Herr Müller bleibt unbeeindruckt. „Was lernst du daraus, mein Sohn? Was sagt dir diese Fabel? Willst du enden, wie das Karnickel? Primitiv und simpel? Was ruft der Fuchs ihm zu? Hör, er jagt es nicht, er spielt mit ihm, sagt er! Sieh nur, das Karnickel bleibt stehen, antwortet dem Fuchs. Was sagt es? Sieh seine weiten Augen, kaum kann es glauben, dass dem Fuchs nicht nach Fressen zu Mute ist: Willst du wirklich nur spielen?“

„Nein!“, sagt der Fuchs und packt ihn am Genick.
„Los, friss ihn!“, ruft der Junge. Müller\'s Tochter muss weinen. „Rettet doch den armen Hasen! Er ist so süß!“
„So dumm!“, spricht der Vater.
„Zu langsam!“, grinst der Junge.
„Rettet ihn doch!“, bettelt die Tochter.

Großvater Müller öffnet die Augen. „Bevor jemand voreilig handelt, besinne er sich. Störe nicht die Natur. Heute fängt der Fuchs das Karnickel, morgen fängt er es nicht und verhungert. Erlegt er es nie, so zerfrisst die Plage der Karnickel die Wiese, auf der wir sitzen - erlegt er es immer, so wuchert sie bald über uns hinweg, dem Fuchs selbst geht aber die Nahrung aus. Wer glauben wir zu sein, den Verlauf der Dinge in Frage zu stellen? Welche Macht maßen wir uns an, über Leben und Tod urteilen zu können? Kinder, mischt euch nicht ein...“

„..Sprach der Diktator zum Volk. Ihr Bürger,“, spöttelt Müller\'s Frau, „ihr Bürger, mischt euch nicht ein. So läuft es nun einmal: Ich habe das Geld, ihr die Arbeit! Hört auf es ändern zu wollen, so ist es bestimmt: mal unterdrücke ich und bestrafe; mal muss ich die Revolte ertragen. Doch seht das Militär an meiner Seite! Die Stärkere setzt sich letztendlich durch.“ Stolz gibt ihr Herr Müller einen Kuss. „Und wer sich nicht durchsetzt, verliert. Los, Kinder, setzt euch durch!“
„Friss ihn!“, ruft der Junge.

Müller\'s Tochter läuft los. „Hau ab, Fuchs! Lass den Hasen in Ruhe!“ Vor Schreck läuft der Fuchs davon. Der Kadaver des Kaninchens verendet in der Sonne.
 
K

KaGeb

Gast
Hallo Simmias,

herzlich willkommen! Deinen "Einstiegs"-Text finde ich gut, zum nachdenken anregend und kurzweilig geschrieben.

Bitte korrigiere mal das Drama mit den Schrägstrichen :)

LG kageb
 

Simmias

Mitglied
16.01.2011
Im Stadtpark

Müller's picknicken im Stadtpark. Müller's Junge beobachtet die Kaninchen auf der Wiese. Als der Fuchs kommt, leuchten seine Augen: „Jag' sie, los friss einen! Guck mal, Papa, der Fuchs jagt den Hasen!“
Herr Müller bleibt unbeeindruckt. „Was lernst du daraus, mein Sohn? Was sagt dir diese Fabel? Willst du enden, wie das Karnickel? Primitiv und simpel? Was ruft der Fuchs ihm zu? Hör, er jagt es nicht, er spielt mit ihm, sagt er! Sieh nur, das Karnickel bleibt stehen, antwortet dem Fuchs. Was sagt es? Sieh seine weiten Augen, kaum kann es glauben, dass dem Fuchs nicht nach Fressen zu Mute ist: Willst du wirklich nur spielen?“

„Nein!“, sagt der Fuchs und packt ihn am Genick.
„Los, friss ihn!“, ruft der Junge. Müller's Tochter muss weinen. „Rettet doch den armen Hasen! Er ist so süß!“
„So dumm!“, spricht der Vater.
„Zu langsam!“, grinst der Junge.
„Rettet ihn doch!“, bettelt die Tochter.

Großvater Müller öffnet die Augen. „Bevor jemand voreilig handelt, besinne er sich. Störe nicht die Natur. Heute fängt der Fuchs das Karnickel, morgen fängt er es nicht und verhungert. Erlegt er es nie, so zerfrisst die Plage der Karnickel die Wiese, auf der wir sitzen - erlegt er es immer, so wuchert sie bald über uns hinweg, dem Fuchs selbst geht aber die Nahrung aus. Wer glauben wir zu sein, den Verlauf der Dinge in Frage zu stellen? Welche Macht maßen wir uns an, über Leben und Tod urteilen zu können? Kinder, mischt euch nicht ein...“

„..Sprach der Diktator zum Volk. Ihr Bürger,“, spöttelt Müller's Frau, „ihr Bürger, mischt euch nicht ein. So läuft es nun einmal: Ich habe das Geld, ihr die Arbeit! Hört auf es ändern zu wollen, so ist es bestimmt: mal unterdrücke ich und bestrafe; mal muss ich die Revolte ertragen. Doch seht das Militär an meiner Seite! Die Stärkere setzt sich letztendlich durch.“ Stolz gibt ihr Herr Müller einen Kuss. „Und wer sich nicht durchsetzt, verliert. Los, Kinder, setzt euch durch!“
„Friss ihn!“, ruft der Junge.

Müller's Tochter läuft los. „Hau ab, Fuchs! Lass den Hasen in Ruhe!“ Vor Schreck läuft der Fuchs davon. Der Kadaver des Kaninchens verendet in der Sonne.
 



 
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