In der Allee

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Walther

Mitglied
In der Allee


Ein kalter Wind hat sich
In Wipfeln verfangen
Manche schon schütter

Wie vom Besen aufgescheucht
Rascheln die Gefallenen
Unter den Blättern

In wild wechselnden Kreisen
Die leere Straße hinunter
Die Augen sich reibend

Steht ein Beobachter
Unter alten Alleebäumen
Streicht sein Haar zurecht

Das zersaust
Verwirbelt ist wie sie
Schattig ragen alle

Stolz und
Knorrig schräg vom Widerstand
Ungebeugt
 

Leise Wege

Mitglied
Hallo Walther,

ungereimt, da mach ich vorweg schon mal drei Sterne hin.
Es ist sehr schön im Werdegang, aber ich glaube hier wäre noch "verdichten" von großem Vorteil.

[strike]Ein[/strike] kalter Wind [strike]hat sich[/strike][blue]ist[/blue]
In Wipfeln verfangen
Manche schon schütter

Wie [strike]vom Besen [/strike]aufgescheucht
Rascheln [strike]die [/strike]Gefallene[strike]n[/strike]
Unter den Blättern
.....?


Lg Moni
 

MarenS

Mitglied
Walther, mag sein dass du dich schüttelst aber ich habe ein wenig gewurstelt.
Mag sein, dass das ein oder andere passt.

Grüße von Maren



Kalter Wind
In Wipfeln verfangen
Manche schon schütter

Aufgescheucht (es ist klar, dass hier der Wind im Spiel ist)
Rascheln die Gefallenen
Unter den Blättern

In mutwilligem Jagd
Wild wechselnder Kreise
Die leere Straße hinunter

Augen reibend (Zweimal die passt hier nicht gut)
Steht ein Beobachter
Unter alten Alleebäumen

Er streicht
Verwirbeltes Haar zurecht ( Man weiß, warum es genauso verwirbelt ist)
Schattig ragen alle

Stolz und
Knorrig schräg vom Widerstand
Ungebeugt
 

Walther

Mitglied
In der Allee


Kalter Wind hat sich
In Wipfeln verfangen
Manche schütter schon

Wie vom Besen aufgescheucht
Rascheln die Gefallenen
Unter den Blättern

In wild wechselnden Kreisen
Die Straße hinunter
Die Augen reibend

Steht ein Beobachter
Zerzaust und verwirbelt
Unter alten Alleebäumen

Streicht das Haar zurecht
Der Mantel schlotternd
Schattig ragen sie

Stolz und
Knorrig schräg vom Widerstand
Ungebeugt
 

Walther

Mitglied
Liebe LeiseWege, liebe Maren,

Euren Anregungen folgend habe ich oben den Text bearbeitet und an einige Stellen verändert. Ich hoffe, damit die meisten Anregungen richtig interpretiert und aufgegriffen zu haben.

Vielen Dank für Eure großartige Unterstützung.

LG W.
 

Leise Wege

Mitglied
Hallo Walther,

der Beginn ist jetzt wesentlich essentieller. Jeweils Z1 in S2+3 erscheint mir zu ausgeholt. Der schlotternde Mantel ein gut passendes Bild, aber macht unruhig wo schon beruhigt wird (denke, sollte früher kommen)- und fordert einen gedanklich zu krassen Schnitt nach ihm, verhindert fast den Bezug zu den Bäumen.
Der Abschluss an sich - sehr sehr gut.

Lg Moni
 

Walther

Mitglied
In der Allee


Kalter Wind in
Pappelwipfeln verfangen
Manche schütter schon

Wie aufgescheucht
Rascheln die Gefallenen
Unter den Blättern

In wild wechselnden Kreisen
Den Makadam hinunter
Die Augen reibend

Ein Beobachter
Unter den Bäumen
Der Mantel schlottert

Zerzaust und verwirbelt
Streicht das Haar zurecht
Schattig ragen sie

Stolz und
Knorrig schräg vom Widerstand
Ungebeugt
 

Walther

Mitglied
Hallo LeiseWege,

bin nochmals drübergegangen und habe etwas umgestellt. Ist es jetzt flüssiger/schlüssiger?

Danke und Gruß

W.
 

MarenS

Mitglied
Himmel! Walther! Der schlotternde Mantel kommt bei mir so gar nicht an. Der Mantel bringt auf gedankliche Abwege, die nichts einbringen und das "schlottert" passt einfach nicht ins Bild, in den Text.
Das Gedicht selber ist stimmiger, finde ich.

Noch ein Gedanke:

Ein Beobachter
Unter den Bäumen
Der Allee von einst

Zerzaust und verwirbelt
Streicht das Haar zurecht
Schattig ragen sie

Stolz und
Knorrig schräg vom Widerstand
Ungebeugt

Grüße von Maren
 

Walther

Mitglied
Hi Maren,

Dein Hinweis bringt mich echt ins Strudeln, weil ich offensichtlich bei dem Text "das Loch" nicht finde. Dein Argumente haben schon was für sich - wenn sie sich auch mit denen von LeiseWege zu beißen scheinen.

Diese Strophe
Ein Beobachter
Unter den Bäumen
Der Allee von einst
aber gefällt mir auch nicht so richtig, da ich die Stimmung wirken lassen wollte. Das "einst" macht das, was transportiert werden soll, zu explizit und nimmt dem Leser den Freiraum der eigenen Assoziation.

Das "Schlottern des Mantels" aber nimmt den Wind auf, der die Blätter aufscheucht und erratisch in die Wipfel fährt, dabei dauernd seine Richtung ändernd. Man könnte auch das Thema "alt" durch "knittrig" aufnehmen. Das ginge dann evtl. so:
Unter den Bäumen
Mit zernittertem Mantel
Ein Beobachter

Zerzaust und verwirbelt
Streicht sein Haar zurecht
Schattig ragen sie
Wenn's das auch nicht ist, bin ich irgendwie ratlos.

LG W.
 

MarenS

Mitglied
...das schlottern war zu salopp, zu lätschert.

Monis Argumente und die meinigen sind nicht wirklich widersprüchlich. Wir fühlen beide einen Bruch, meine Idee ist nicht das non plus ultra, das stimmt. Ich wollte dich nur treten und ich freue mich, dass es gelungen ist.

Du möchtest das alt vertreten wissen, mir lag etwas am verwirbelt sein. In meinen Augen ist der Beobachter nicht alt (zwar älter) dafür aber etwas durchpustet, verwirbelt, "durch den Wind". Seine Gedanken drehen sich im Kreise, wie die Gefallenen auf der Straße. Er beobachtet, erkennt, fährt durch das Haargewusel und sein Körper stemmt sich gegen den Wind. Eine leichte Übung für ihn, er ist es gewohnt doch er hatte es sich für einen Moment, eine Weile, eine unbestimmte Zeit nicht mehr zugetraut.
Die Allee, die kreiselnden Blätter, die Herbstfärbung hatte ihm zugesetzt. Vergängliches weckt Gedanken.
Doch wie die Bäume, so ist auch er im Herzen gesund. Er fühlt sich wieder, sich und seinen ungebeugten Körper, beinahe hätte er nachgegeben.
Bei mir flattert der Mantel, seine eben noch wankende Zuversicht symbolisierend, während er schon wieder Halt findet, in sich.

So, nun habe ich viel geschrieben, mache du nun, was du für richtig hältst.

die Maren
 
I

Ivor Joseph

Gast
Hallo Walther,
das Gedicht hat etwas von mehreren Haikus an sich:

Schüttere Pappelwipfel,
in manchen noch verfangen
der kalte Wind

Aufgescheucht rascheln
die gefallenen Blätter
ein letztes Mal

Zerzaustes Haar,
ein schlotternder Mantel
reibt sich die Augen.

Vom Widerstand geneigt
ragen die Knorrigen
stolz und ungebeugt.

:)
Liebe Grüße, Ivor
 

Walther

Mitglied
In der Allee


Kalter Wind in
Pappelwipfeln verfangen
Manche schütter schon

Wie aufgescheucht
Rascheln die Gefallenen
Unter den Blättern

In wild wechselnden Kreisen
Den Makadam hinunter
Die Augen reibend

Der Mantel flattert
Ein Beobachter
Unter den Bäumen

Zerzaust und verwirbelt
Streicht das Haar zurecht
Schattig ragen sie

Stolz und
Knorrig schräg vom Widerstand
Ungebeugt
 

Walther

Mitglied
Hallo Maren,

der Vorschlag, "schlottert" durch "flattert" zu ersetzen, hat sehr viel für sich, weil "schlottern" tut eigentlich ein Mensch (vor Kälte, Angst etc.), während der Mantel höchstens um einen Menschen schlottert. Aber "flattern" und "knattern" kann er.

Lieben Dank dafür, daß Du mir auf die Sprünge geholfen hast. Ist bereits eingebaut. Jetzt paßts besser.

LG W.

Lb. Ivor,

was soll ich sagen? Am Ende sind Deine Haikus fast besser als meine Versuche, den Vers libre zum Flattern zu bringen. :) Danke für Deinen Eintrag. Sehr schön, Deine Abwandlungen.

LG W.
 

Leise Wege

Mitglied
@ Maren

genau so lese ich es auch. Schön aufgeschlüsselt. :)


@ Walther

Jawoll, jetzt gefällt es mir richtig gut. Stimmig und passt auch im Lesefluss.

Lg Euch Moni
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther!

Du sagst immer, dass du dich in der freien Form noch ausprobierst.
Als ich dein Gedicht gelesen habe, konnte ich die Allee regelrecht vor mir sehen.
Was will man mehr?!
Gerne gelesen!

Liebe Grüße
Manfred
 

atoun

Mitglied
hallo Walther,

die Stimmung ist perfekt eingefangen!
Eine große Geschichte in dem kleinen Gedicht.

sehr gelungen und gefällt mir außerordentlich gut.

viele Grüße
atoun
 

Walther

Mitglied
Hallo LeiseWege,

vielen Dank für Deinen Eintrag. Durch Eure Hilfe ist das Gedicht wirklich runder geworden.

LG W.

Hallo Franke,

freut mich, daß dieser Text Dir zusagt. Wie heißt es so schön: Auch ein blinder Hahn findet manchmal einen Korn. :)

LG W.

Hallo atoun,

danke für Deine lobenden Worte. Alles Gute beim Dichten (gilt allen)! :)

LG W.
 
I

Ivor Joseph

Gast
Ja gefällt mir sehr. Leider kann man seine Bewertungen nicht mehr erhöhen.
 



 
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