In der Glut des Tagesanbruchs

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Pola Lilith

Mitglied
In der Glut des Tagesanbruchs



Die Stadt knistert
in der Glut des Tagesanbruchs
rollen schwere Brummer gen Süden
auch von Zügen wissen wir, in unseren Träumen
klingt manch metallenes Geräusch nach ihnen, zerspringt
in der Luft eines Augusttages, der den Herbst in sich trägt

von A nach Z stürzen Arbeitslose sich auf die Gleise
andere saufen sich selbstständig zu Tode - dahinter
höre ich die Motoren heulen, zieht Hilflosigkeit
meine Schultern zur Decke der Welt

Die Stadt knistert
in der Glut des Tagesanbruchs
kehre ich von nächtlich durchwanderten Reisen
zurück in das Zimmer, das
immer noch stille, wartet auf mich
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo, Pola,

dein Gedicht finde ich sehr gelungen.

Eigentlich stört mich nur ein einziges Wort: "selbständig". Denn die Arbeitslosen stürzen sich ebenso selbständig auf die Gleise wie sie sich zu Tode saufen ...

Ich würde das Wort einfach streichen!

Ansonsten: superb!

Liebe Grüße
Heidrun
 

Pola Lilith

Mitglied
Hallo, Heidrun

danke dir für deine Gedanken.
Mit "selbstständig" habe ich die "Selbstständigen" gemeint, also die, die weder arbeitslos noch angestellt sind.

Liebe Grüße, Pola
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hi pola,

wiedermal überzeugende sprache, auch wenns mir an diesem verregneten februarmorgen schwer fällt, das knistern zu hören.

zu deiner prosa habe ich mehr zugang, aber das ist schließlich mein problem. ;)

gelungenes gedicht.

grüße
nofrank
 

Perry

Mitglied
Hallo Pola,
ein gelungenes Stimmungsgedicht, das von der Vergänglichkeit, Monotonie und Hilflosigkeit des Alltags erzählt.
Formal ist mir das dreimalige "Glut des ..." zuviel und "stille" (besser still) passt nach meinem Gefühl klanglich nicht ins Bild. Ansonsten gern gelesen!
LG
Manfred
 

Pola Lilith

Mitglied
Hallo Perry,

wie recht Du hast, mit dem "stille" hab auch ich gehadert, war dann aber zu ungeduldig und oberflächlich. Ich werd es in "still" ändern.

Die Glut des Tagesanbruchs aber bleibt! Aus! Basta !

(wie herrlich autark wir hier bleiben können!)

Vielen Dank für das Gefallen !

Gruß, Pola


Hallo nofrank,

ja, mit den Zugängen ist das so eine Sache - und mit den Abgängen eine andere. Du hast die Mitte gefunden, und das ist prima für mich. Merci auch hier für eine gerettete Stimmung an einem verregneten Februarmorgen.

Gruß, Pola
 

Pola Lilith

Mitglied
In der Glut des Tagesanbruchs



Die Stadt knistert
in der Glut des Tagesanbruchs
rollen schwere Brummer gen Süden
auch von Zügen wissen wir, in unseren Träumen
klingt manch metallenes Geräusch nach ihnen, zerspringt
in der Luft eines Augusttages, der den Herbst in sich trägt

von A nach Z stürzen Arbeitslose sich auf die Gleise
andere saufen sich selbstständig zu Tode - dahinter
höre ich die Motoren heulen, zieht Hilflosigkeit
meine Schultern zur Decke der Welt

Die Stadt knistert
in der Glut des Tagesanbruchs
kehre ich von nächtlich durchwanderten Reisen
zurück in das Zimmer, das
immer noch still, wartet auf mich
 



 
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