In fremden Köpfen

4,00 Stern(e) 3 Bewertungen

HerbertH

Mitglied
In fremden Köpfen eingegraben schwirren
geheime Früchte, volle Düfte, blau
gebrühte Hände dieser einen Frau,
die keiner lieben mag, die uns verwirren.

Minuten später, stumpfe Scheiben klirren,
die Frau, verfroren liegt sie nun im Bau,
jetzt ruft von unten meine Frau, genau
besehen werden Phantasien irren.

Bewegte Bilder übertünchen wieder
und wieder das dumpfe Fühlen, jeden Tag
das Einerlei, das Dudeln lauter Lieder

in Radios, die keiner hören mag.
Gerede rauscht. Es summt der Wassersieder.
Der Tee verbrüht jetzt Deine Hände. Klag!
 

presque_rien

Mitglied
Gaaaaanz spontaner Leseeindruck: Weißt du, woran ich denken musste, als ich das las? Luis Buñuel - Un chien andalou! Frag mich nicht, warum! P.S.: Die Unregelmäßigkeit in V10 - gewollt?
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Presque,

Z10 - hups, es klingt rund, ist aber metrisch falsch. Du hast recht. Ich werde es mal rausnehmen. Danke für den Hinweis.

Buñuel - Un chien andalou - eine etwas überraschende, aber treffende Assoziation.

lG

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
In fremden Köpfen eingegraben schwirren
geheime Früchte, volle Düfte, blau
gebrühte Hände dieser einen Frau,
die keiner lieben mag, die uns verwirren.

Minuten später, stumpfe Scheiben klirren,
die Frau, verfroren liegt sie nun im Bau,
jetzt ruft von unten meine Frau, genau
besehen werden Phantasien irren.

Bewegte Bilder übertünchen wieder
und wieder flaues Fühlen, jeden Tag
das Einerlei, das Dudeln lauter Lieder

in Radios, die keiner hören mag.
Gerede rauscht. Es summt der Wassersieder.
Der Tee verbrüht jetzt Deine Hände. Klag!
 

Rhea_Gift

Mitglied
gebrüht - warum nicht verbrüht wie unten? Gebrüht klingt seltsam... ;) Das Ende- versteh ich nicht ganz - wer klagt nicht bei verbrühten Händen...?? Da versteh ich den Imperativ nicht ganz... ansonsten spannender Blick in den Dichterkopf... :)
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Rhea,

geheim und gebrüht als Anklang, gebrüht zur Verfremdung...

Das Ganze sind bewusst zerfasert dargestellte Eindrücke.

Der Gegensatz zwischen Scheinwelten um uns und dem wirklichen Leben, das ist das Thema des Gedichts. Am Schluss, wenn das LyrX sich verbrüht, ist dann wirklicher Anlass zur Klage.

Das LyrX muss kein Dichter sein ;)

Liebe Grüße

Herbert

PS: mal sehen, wann jemand den Text als Sonett erkennt und in Feste Formen schiebt :)
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hm, inhaltlich hab ichs schon verstanden gehabt, das begründet aber das gebrüht nicht - klingt für mich irgendwie nach Hühnerbrühe halt - äh - Handbrühe... :D

Anklang hin oder her - der kommt bei mir nicht zur Geltung, da ich inhaltlich beim Wort "gebrüht" im Bezug auf Hand eben schon stutze ... und klar, ne verbrühte Hand ist eben IMMER Anlass zur zur ziemlich realen Klage, dazu muss man nicht auffordern... da müsste dann sowas wie - endlich eine echte Klage/Grund zur Klage/Schmerzrealität - whatever hin - Klag! Passt formal prima, aber inhaltlich... eben nicht so... daher würd ich was anderes überlegen - wie wärs mit nem Schmerzlaut?? *Arrgh!" - zwar unreimer Reim, aber dafür sinniger... für mich zumindest. ;) Und die Pointe sollte sitzen, denn das Sonett ist super und sollte auch super ausklingen... ;) sonst versauts das Ganze :(

LG, Rhea
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Rhea,

über das "gebrühte" werde ich noch mal nachdenken.

Hinsichtlich "Klag!": Ich finde das nicht so schlecht, als ein Einbruch der Wirklichkeit, als ultimative Aufforderung, diese ernst zu nehmen.

Auch hier werde ich noch mal überlegen, ob ich eine andere Lösung wählen soll. Arrgh gefällt mir nicht so recht.

lG

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
In fremden Köpfen eingegraben schwirren
geheime Früchte, volle Düfte, blau
verblühte Hände dieser einen Frau,
die keiner lieben mag, die uns verwirren.

Minuten später, stumpfe Scheiben klirren,
die Frau, verfroren liegt sie nun im Bau,
jetzt ruft von unten meine Frau, genau
besehen werden Phantasien irren.

Bewegte Bilder übertünchen wieder
und wieder flaues Fühlen, jeden Tag
das Einerlei, das Dudeln lauter Lieder

in Radios, die keiner hören mag.
Gerede rauscht. Es summt der Wassersieder.
Der Tee verbrüht Dich. Wirklich. Fühl es - Klag!
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Rhea,

Lyrik ist es immer - subjektiv.
Trotzdem glaube ich, dass die letzte Zeile jetzt besser ist und die Intention besser "rüberkommt".

Danke für den Tip

Herbert
 
Lieber Herbert,

verblühte Hände, ja, das gefällt mir. Bin vorher auch über das gebrüht gestolpert. Ein sehr tiefsinniger Text.

Lieben Gruß,
Estrella
 

MarenS

Mitglied
Hatte diesen, in deinem Sonett beschriebenen, Zustand heute früh...irrational, fremd, vertraut, befremdend.
Nein, ich bin nicht durchgedreht, es stiegen ganz einfach kleine Bruchstücke von Rückblenden aufgrund einer Unterhaltung, eines Schlagwortes auf.
Ich finde dein Sonett nicht schön, nein, aber bedrückend und ich denke, damit kannst du gut leben.

Die Maren
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Maren,

ja, Du hast recht, damit kann ich leben. Es ist sicherlich kein Ideal, das in diesem Sonett beschrieben wird.

Danke für die Rückmeldung und mitfühlende Grüße

Herbert
 



 
Oben Unten