Ins Totenreich träumen

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Fort sind sie, verschwunden, ohne Wiederkehr
Hab nach ihnen gegriffen - gern wär ich geblieben
träumen tat ich schimmernde Kiesel, angespült
Nachts vom weinschweren Schlaf - rein gewaschen und leis
Polternd ans Ufer des Auges, das vom Kissen sich hebt,
Staunend tauche ich auf - angeweht vom Hauch
Kalt knisternder Flammen, es knirschen die Räder der Zeit
Zeiger rotieren im Kreis – Ziffer um Ziffer im Glied
Fort gespült das Salz, von Aureolen umhülltes
Blumenfädengespinst - Flämmchen umflirren es bang
Schwer hängende Cornucopia neigt sich tief
Lichter tänzeln im Nass, sonnengefleckter Strom
Netzt mein Haar und trägt mich, trägt mich schaukelnd fort
Oh es will meine Hand – fest halten die Uhr
Grün umflockt der kühle Wald den ragenden Fels
Landschaft verlangt Poesie! Dichtung will Natur!
So wie Katzen sich räkeln und dösen am heißen Stein
So wie im Leben der Tod – unabwendbar vorhanden
Sterbend lacht der Schläfer, dreht sich Tag und Nacht
Traumverloren im Bett – dehnt sich ohne Bewusstsein
weit und ohne zu fordern über den Rand der Stunde
Wellen geifern heran, jubelnde Stimmen von fern, es
Grinst das überwirkliche Kind frech übern Zaun, wo
Äpfel prall und reif, ziehen die Äste hinab und
Tauperlen gleiten hell vom flaumigen Blatt in der Früh
Seht es euch an und trinkt – Bilder vom Baum der Träume!
Aufsteigt der Tag und löscht das Licht des Gemüts
War es damals nicht schön? - Als im Gezweig wir wohnten
Überwuchert von Haaren wie unser zottiger Hund
Nachts streunten wir blind – bellten dem Durst die Namen, wie
Schlafgut, Lidschluss, Augenzu und Drifteweg
Dämmerdahin und Ruh – Hunde der Nacht war'n wir
Sklaven des Lichts, ermüdete Schöpfung ohne Mark
Nie war ein Tag genug - Ewigkeit ist ein Tropfen
Scheu schlüpfen die Füchse der Freiheit ins dunke Hag
Die Trauben hängen hoch – halten will ich die Flut, die
Gaben des Wassers, neigende Fülle und tasten den Grund
Erde gab sie mir – Kellerlicht des Planeten
Pathos! Moder! Fliegen! Chlor!, faulige Flüsse
bahnen sich durch mein Haus – strotzende Gärten des Südens
steure ich an, die Inseln Neuseelands, Fidji, Hawaii
überwirkliches Kind – zuppelt am Zipfel der Zeit und
Tief vergraben im Lärm der Stille, dem Toben des Seins
Kopf in die Hand gestützt - lächelnd, versunken und fern
Wirk ich Fäden für Altweibersommernetze
Millennien marschieren vorbei - viele sind schon gefallen
In der Schlacht um die Zeit, von der man ungern spricht
Enges Grab im Phlox - morgendunstumwoben
Blieben leere Bilder, durstige Seelen zurück
Lallende Botschaft Sieg – wer übersetzt sie mir
Ausströmt der Atem vom feurigen Mund der Uhr
Härchen beben zart – Flammen phosphorezieren
Ums geborstene Rad, es sinken die Arme im Schlaf
Hier warten die Toten – Alle sind sie da
Eltern, Schwestern, Tanten, ist meine Zeit schon da?
Ist es Trug oder wahr? Bin ich am Ziel?
Alle Brücken brechen hinter mir, ich fliege
Meinen letzten Flug – Stromschnellen, Nervenbahnen
Überkreisend in die Arme des ewigen Schlafs
Sink ich, lebt wohl, ich geh! – Dunkel ist es für immer
 



 
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