Intensivstation

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MarenS

Mitglied
Intensivstation


Sekunden schleichen,
Minuten werden zur zähen Masse,
Stunden zu Ewigkeiten
- was sind Tage?

Automaten zählen Tropfen,
Tropfen wie Tränen,
Die Pulsfrequenz leuchtet grellgrün,
Ich denke im Takt des Beatmungsgerätes.

Wie kann das sein?
Heute Morgen warst du noch gesund,
Frohgemut hast du das Haus verlassen
Und jetzt — nur noch verzweifeltes Hoffen.

Ich will dich nicht hergeben
- doch welches Recht habe ich
Dich zu besitzen - zu klagen?
Ich hatte dich doch 19 Jahre mein Kind!

Und trotzdem - oder deshalb
Werde ich hoffen
Bis zum Ende
Oder bis zu einem neuen Beginn.

März 99
MarenS
 

Arezoo

Mitglied
Liebe Maren,

mir gefällt dein Gedicht. Du hast in den ersten zwei Strophen eine Stimmung eingefangen, einen Moment. Sehr intensiv.
Das hat mich sehr angesprochen und berührt.

Danach flacht das Gedicht etwas ab. Zu gängig die Formulierungen. Zu oft schon gelesen in anderen Texten, Gedichten.

Vielleicht wäre es eine Überlegung alle Satzzeichen zu entfernen? Nur so eine Idee...

Liebe Grüße,
Arezoo
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo Maren,

wenn du möchtest kann ich den Text ins Tagebuch verschieben.
Ich würde die dritte Strophe und die letzten vier Zeilen löschen; der Text ist ohne diese Aussagen treffend (genug).

Viele Grüße, Zeder
 

MarenS

Mitglied
Hab Dank für deinen Kommentar, Arezoo, ich muss sagen du hast sicher recht mit deiner Kritik...lächel. Normalerweise schreibe ich so etwas nicht nur hin...sondern bemühe mich auch umgehend darum, mein Gedicht zu überarbeiten...dieses kann ich nicht ändern.
Ich schrieb ich das, was aus mir heraussprudelte, als ich in der Intensiv am Bett meines Sohnes stand, nicht wissend, ob er überleben würde...entschuldige, ich fürchte es wird so bleiben müssen, mit seinen Fehlern. Trotzdem finde ich es wichtig, das Gedicht zu setzen, denn auch dieses gehört eben zu "meinen Gedichten" zu meinem Leben.

Grüße von Maren
 

MarenS

Mitglied
Zeder...sorry, wenn ich das Gedicht an der falschen Stelle gesetzt haben sollte, wenn es hier weg MUSS, ok. Ansonsten würde ich es gerne hier belassen.
Nein..man kann nicht einfach etwas...weglassen...wirklich nicht, dann nehme ich es lieber ganz heraus....das ist dann besser.

Grüße von Maren
 

Arezoo

Mitglied
Liebe Maren,

nimm das Gedicht nicht raus!
Ich kann sehr gut verstehen, dass manchmal etwas fließt. Ein Prozeß, der nicht aufzuhalten ist. Ein Gedicht entsteht mit Gedanken und Gefühlen, die raus müssen.

Ich kann auch verstehen, dass du es lassen möchtest, wie es ist. Es sind nur Vorschläge. Manchmal ist kommentieren schwerer, als etwas eigenes zu schreiben...

So, wie es ist, ist es für dich gut.
Das ist das Wichtigste.

Liebe Grüße,
Arezoo
 

Stern

Mitglied
Liebe Maren,

so ein Gedicht...

beWundere immer mal wieder hier
die Fähigkeit
in solchen Fällen
die Vorschläge
zu sinnvollen Kürzungen

hoffe nur
es ist nun
6 Jahre älter
das Kind

Grüße von Stern *
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
Hallo Maren,
ich glaube das Problem dieses Textes liegt in seiner großen Bedeutung für dich. Es ist ein sehr persönlicher und bestimmt auch immens wichtiger Text für dich.
Ihn in ein Literaturforum zu stellen bedeutet aber auch den Text aus seinem persönlichen Kontext zu nehmen und ihn der qualitativen Begutachtung der Leser auszusetzen.
Zeders Vorschlag ihn ins Tagebuch zu verschieben fand ich auch nicht schlecht, aber es ändert nichts an der eigentlichen Problematik.
So groß, und tragisch und schicksalhaft die ihm zugrunde liegende Geschichte auch ist, dein Gedicht ist einfach stark überarbeitungsbedürftig.
Die Formulierungen sind wenig originell, Stunden die zu Ewigkeiten werden gab es in der Literatur schon genug.
Zwischendurch sind sogar echt gute Bilder drin, etwa ich denke im Takt des Beatmungsgerätes, oder die Automaten, die Tropfen zählen... aber das wird alles durch diesen erdrückenden Pathos zunichte gemacht. Gerade deshalb war der Vorschlag die dritte Strophe nebst den letzen vier Zeilen zu streichen schon sehr vernünftig, weil dadurch dieser Pathos etwas abgemildert wird.
Es ist dein gutes Recht den Text nicht ändern zu wollen. Es ist dein Baby (und ich weiß selbst nur zu gut, wie sehr man oft an seinen Texten und Formulierungen hängt), allerdings frage ich mich dann nach deiner Motivation ihn hier ins Forum zu stellen.
Als Tagebucheintrag für dich hat er seinen Wert, literarisch hat er große Schwächen.
Gruß
Mirko
 

MarenS

Mitglied
...als erstes möchte ich euch für euer Verständnis danken..das ist schlichtweg lieb.

@ Arezoo
Dir einen Dank für die lieben Worte...
@ stern
Ja..lächel es/er ist jetzt 6 Jahre älter, danke für diese Frage...deshalb mag mein Gefühlsleben bezüglich dieser Sache durchaus ein wenig belächelbar sein. Es ist etwas, dass man erst vollkommen nachvollziehen kann, wenn man diese Situation erlebt hat...stellte ich im nachherein fest...ich arbeite noch dran...lächel
@ Mirko
Auch dir sei für deine offenherzige Kritik gedankt. Ich werde es hier stehen lassen...lasst mir ein wenig Zeit...denn ich denke, instinktiv habe ich es aus genau diesem Grunde hier gesetzt...es ist noch nie kritisiert worden und ich weiß, das es Schwächen hat, hatte aber selber nie den Mut an diesen Text Hand anzulegen....die Psyche ist ein eigenwillig` Ding...lächel

Grüße von Maren
 

MarenS

Mitglied
Intensivstation (neue Version)

Sekunden schleichen,
Minuten werden zur zähen Masse,
Stunden scheinen zu erstarren
- was sind Tage?

Automaten zählen Tropfen,
Tropfen wie Tränen,
Die Pulsfrequenz leuchtet grellgrün,
Ich denke im Takt des Beatmungsgerätes.

Ich will dich nicht hergeben
- doch welches Recht habe ich?
So hoffe ich auf mehr als 19 Jahre.


März 99 überarbeitet Juli 2008
MarenS





Intensivstation (alte Version)

Sekunden schleichen,
Minuten werden zur zähen Masse,
Stunden zu Ewigkeiten
- was sind Tage?

Automaten zählen Tropfen,
Tropfen wie Tränen,
Die Pulsfrequenz leuchtet grellgrün,
Ich denke im Takt des Beatmungsgerätes.

Wie kann das sein?
Heute Morgen warst du noch gesund,
Frohgemut hast du das Haus verlassen
Und jetzt — nur noch verzweifeltes Hoffen.

Ich will dich nicht hergeben
- doch welches Recht habe ich
Dich zu besitzen - zu klagen?
Ich hatte dich doch 19 Jahre mein Kind!

Und trotzdem - oder deshalb
Werde ich hoffen
Bis zum Ende
Oder bis zu einem neuen Beginn.

März 99
MarenS
 

Leise Wege

Mitglied
Überaus tiefgreifend berührend.
Soviel was da noch zwischen den Zeilen liegt und schmerzt.
Auch nach dieser Zeit, wird es immer noch genauso Erinnerung sein.
Lieben Gruß
Moni
 

Leise Wege

Mitglied
Hallo, hab mir mal paar Gedanken gemacht,
meine man kann den Leser ruhig mitnehmen in
das glatte Kalte, kann ihn noch mehr mitfühlen lassen.
Veränderungen zb in dieser Art:


Sekunden schleichen,
Minuten zäh wie Masse.
Stunden erstarren..
- was sind Tage?

Automaten zählen Tropfen,
rinnen wie Tränen;
Puls grellgrünes Leuchten
ich denke im gleichen Takt,
wie das Beatmungsgerät
meine Gedanken zerreißt.

Ich will Dich nicht hergeben,
doch welches Recht habe ich?
Das des verzweifelten Hoffens,
mein Kind,
auf mehr als 19 Jahre mit Dir


kommen mir in den Sinn.
Vielleicht sagt Dir ja was davon zu.
Lieben Gruß
Moni
 

MarenS

Mitglied
Intensivstation (neue Version)

Sekunden kriechen vorbei,
Minuten werden zur zähen Masse,
Stunden scheinen zu erstarren
- was sind Tage?

Automaten zählen Tropfen,
Die Pulsfrequenz leuchtet grellgrün,
Ich denke im Takt des Beatmungsgerätes.

Ich will dich nicht hergeben,
doch welches Recht habe ich?
Trotzdem hoffe ich auf mehr
als 19 Jahre mit dir, mein Kind.


März 99 überarbeitet Juli 2008
MarenS





Intensivstation (alte Version)

Sekunden schleichen,
Minuten werden zur zähen Masse,
Stunden zu Ewigkeiten
- was sind Tage?

Automaten zählen Tropfen,
Tropfen wie Tränen,
Die Pulsfrequenz leuchtet grellgrün,
Ich denke im Takt des Beatmungsgerätes.

Wie kann das sein?
Heute Morgen warst du noch gesund,
Frohgemut hast du das Haus verlassen
Und jetzt — nur noch verzweifeltes Hoffen.

Ich will dich nicht hergeben
- doch welches Recht habe ich
Dich zu besitzen - zu klagen?
Ich hatte dich doch 19 Jahre mein Kind!

Und trotzdem - oder deshalb
Werde ich hoffen
Bis zum Ende
Oder bis zu einem neuen Beginn.

März 99
MarenS
 

MarenS

Mitglied
Danke an dich Moni,
ich habe das Ende noch einmal geändert und ein bißchen von dir übernommen, vor allem das "mein Kind".
Ein Recht habe ich nicht, das wollte ich auch in den letzten zeilen darstellen. Man bekommt und man gibt ab. So ist das nun einmal.
Über die anderen Passagen muss ich noch nachdenken...mal sehen.
Ich hoffe, dass es noch weitere Kommentare gibt.

Grüße von Maren
 

R. Herder

Mitglied
Ich weiß aus den Kommentaren, der Text ist dir aus persönlichen Gründen wichtig; für Kritik seist du mittlerweile bereit.
Also versuch ichs mal kurz: du schreibst zuviel. Du hast offenbar versucht, das Unaussprechliche zu verschriftlichen - und bist daran in Teilen gescheitert -- was ja immer geschieht, wenn man nicht entsprechenden Abstand zum jeweiligen Gegenstand hat.
Vielleicht sollte das Gedicht, indirekt, diese Schwierigkeit der nicht- oder kaummöglichen Verarbeitung und ergo Verschriftlichung beinhalten.
Eben dadurch, dass du kein Wort zuviel verlierst.



Intensivstation

Was sind Tage?

Wenn Automaten Tropfen zählen
und ich im Takt des Beatmungsgerätes
denke. Grellgrün die Pulsfrequenz.

Was sind Jahre,
mein Kind?

Es scheint recht radikal, gleichzeitig jedoch nach meinem Empfinden der Thematik angemessener. Es ist nur ein seinerseits ebenfalls nicht ganz ausgereifter Vorschlag zu Verdeutlichung dessen, was ich oben meinte.


Grüße,
René.
 

strolch

Mitglied
rene, das ist gut gemeint, aber nimmt die seele des gedichtes weg, auch diese angst und gleichzeitig diese hilflosigkeit. es wirkt jetzt nicht mehr persönlich- in meinem beruf würde man sagen: es ist steril und dass sollte so ein gedicht nicht sein.

lg brigitte
 

strolch

Mitglied
[blue]hallo moni,

ich finde, dass gedicht sollte nicht in tagebuch, es passt schon hier rein. wie ichmit bekommen habe, sind 6jahre vergangen und doch hast du immer noch alles vor augen, kannst es nicht verfremden. ich kann das nochvollziehen, es gibt erlebnisse, die wühlen einen immer auf, man sieht es immer wieder vor sich.

trotzdem denke ich, dass gerade auch solche gedichte wichtig sind. für einen selbst,weil mit nach außen geht, drüber spricht und für andere, die sehen auch andere durchlebten es.

ich habe mich mal einwenig dran versucht, aber entscheiden, mußt immer du selbst,wieviel du über nehmen möchtest.

lieben gruß brigitte[/blue]

Sekunden schleichen,
Minuten zäh wie Masse.
Stunden erstarren..
[strike]- was sind Tage?[/strike]
[blue]
weil, der leser, hier den freiraum hat, sich dies selber denkt[/blue]

Automaten zählen Tropfen,
rinnen wie Tränen;
Puls grellgrünes Leuchten
ich denke im gleichen Takt,
wie das Beatmungsgerät
meine Gedanken zerreißt.

Ich will Dich nicht hergeben,
[strike]doch welches Recht habe ich?[/strike]
[blue]
das recht der mutter und das du ihn nicht hergeben willst, weiß der leser auch so, dies ist eine unnötige erklärung, für dich und dem leser[/blue].

Das des verzweifelten Hoffens,
mein Kind,
auf mehr als 19 Jahre mit Dir


[strike]kommen mir in den Sinn.
Vielleicht sagt Dir ja was davon zu.
Lieben Gruß
Moni[/strike]
[blue]
da widerholung ist ein stilmittel, aber hier nicht, denn du erklärst wieder, was der leser spürt und spüren will, lass ihn den freiraum.[/blue]
 

MarenS

Mitglied
Danke dir Brigitte,

von deinen Gedanken mag ich die Streichung in der ersten Strophe übernehmen...du hast da wohl absolut recht.

Grüße von Maren
 



 
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