Invalid

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Alpha

Mitglied
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Guten Tag, mein Name ist Missgeburt.
Nein, kein Witz. Ich scherze doch nicht bei so einer ernsten Sache. Ich habe zwei Herzen.

Die ersten Jahre meines Lebens verliefen völlig normal, sprich, unbeschwert. Das kam alleine davon, dass ich von meiner Behinderung noch nichts wusste. Ich hielt mich für normal. Meine Eltern und Freunde auch. Sogar mein Arzt ...
Später dann, sehr viel später, wurde mir bewusst, dass ich anders war.
Ich fühlte mich recht oft auseinander gerissen, zerstückelt, getrennt. Ich fühlte mich schwermütig bedrückt und einsam. Ich beschuldigte die Sonne der Heuchelei, begann die Blätter von Bäumen zu zählen und glaubte, wenn dabei eine ungerade Zahl heraus kam, würde mir das Glück bringen.
Ich habe versucht, mit Atem Bilder an die Wände zu malen und Blutsbrüderschaften mit Gegenständen zu schließen, nur weil ich glaubte, das sich spiegelnde Kerzenlicht sei ihr Lachen gewesen.
Es ging sogar so weit, dass ich in meinem 200 x 90 Bett nur auf den linken 40 Zentimetern schlafe.

Ich weiß jetzt, dass meine Behinderung irreversibel ist und ich lernen muss, mit ihr zu leben. Aber wie sage ich das meinem Herzen?
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Hallo Alpha,

der Text enthält eine ganze Reihe interessanter Formulierungen. Das geht schon mit dem Satz los: "Guten Tag, mein Name..." usw.
"Ich beschuldigte die Sonne der Heuchelei." Ich erinnere mich, in einem gewissen Alter ähnliche Gedanken gehabt zu haben.
Insgesamt spiegelt der Text zwar eine depressive Grundstimmung wieder, aber ich denke - erste Möglichkeit -, wer zu solchen Formulierungen fähig ist, besitzt auch die Kraft, darüber hinwegzukommen. Zweite: ein gekonntes Spiel mit Seinszuständen...

Wie auch immer: ein lesenswerter Text.

Eine Frage zu folgendem Satz:

Es ging sogar so weit, dass ich in meinem 200 x 90 Bett nur auf den linken 40 Zentimetern schlafe.

Sind die Zeiten bewußt unterschiedlich gesetzt?

LG

P.
 



 
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