Irrtum, oder Annäherung an das Feuer

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Elfi

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Ich vergehe vor Sehnsucht nach ihr, und heute ist es wieder extrem schlimm; dabei hatte ich gemeint, ich würde mich nie mehr nach ihr sehnen, nachdem ich sie das letzte Mal traf...
Ein gutes, halbes Jahr ist seitdem vergangen, und ich erinnere mich nur ungern an jenen Abend, den ich im Vorfeld so herbeigesehnt hatte. Mit meinem Freund, dessen Freundin, und einer Bekannten von ihr, mit denen die zwei mich verkuppeln wollten, fuhren wir zum Konzert, und dort sah ich Lynn wieder; fast so, wie ich es vorher vermutet hatte. Ich träumte davon, dass sie zu mir käme, um mir zu sagen, dass sie mich lieben würde...
Reinfall! Die reinste Katastophe! Zu mir gekommen ist sie nicht... Ich starrte sie aus der Entfernung nur an, doch selbst der Anblick war ein Debakel, da sie neben einem Mann saß. Ihr Freund, ahnte ich, und somit war ich für die nächsten Monate kuriert...
Sie würde sowieso fremdgehen...
Nun bin ich halbwegs fest in einer Beziehung, aber dennoch sehne ich mich nach ihr! Wenn sie heute auf dem Dorffest sein wird, werde ich schon dort sein. Sie wird mich finden, um zu mir zu kommen. Ich habe einen genialen Plan: wenn sie mir auf dem Konzert eins Auswischen wollte, wird sie gleich gehen, weil sie mich hasst; doch ich vermute, weil sie damals scharf auf mich war, wird sie mich nicht hassen, und
warum sollte ich nicht einmal mit ihr ins Bett steigen, wo sie jeden nimmt?
Einsam warte ich an diesem lauen Sommertag mit einem Glas Alster am Bierstand zwischen den noch spärlich anwesenden Besuchern, und ich fühle ihre Anwesenheit. Hat sie noch immer ihre langen, braunen Haare, lächelt sie noch so wie früher, mit Sternenglanz in ihren braunen Augen?
Plötzlich ist es soweit, Lynn steht neben mir; nur flüchtig werfe ich ihr einen Blick zu.
"Hallo Tom, wie geht es dir?", fragt sie, und nach einer kleinen Pause antworte ich nur gedehnt: "Es geht.", schließlich will ich ihr demomnstrieren, wie sehr sie mich vor einem halben Jahr verletzt hat!
Lynn weicht nicht von der Stelle; hasst sie mich doch nicht?
"Und wie geht es dir?", will ich wissen.
"Danke, ich kann nicht klagen.", flötet sie, ehe ich mich abermals schweigend meinem Alster zuwende. Lynn steht kaum einen halben Meter neben mir und geht nicht. Ich löse mich von meinem Glas und wage es, sie anzusehen: ihre langen Haare sind zu einem Zopf nach hinten gebunden, und ich bleibe an ihren Augen kleben: Sternenglanz. Sie lächelt dazu; mein Plan geht auf: sie will.
"Wohnst du noch immer auf dem Bruchweg?", will ich von ihr wissen, und sehe sie verliebt an.
"Nein, schon seit... lass mich überlegen...", beginnt sie, und fällt alsdann in Schweigen. Ich sehe gebannt zu ihren Augen; der Sternenglanz hat sich schneller verflüchtigt, als sie ihre Erklärung fortsetzt: "... seit knapp einem Jahr wohne ich in Sowieso."
Lynn sieht mich an, als ob sie meine Gedanklen erraten hat, dann äußert sie: "Tut mir Leid, ich muss jetzt gehen! Bis zum nächsten Mal!", sagt sie, und verschwindet genauso lautlos, wie sie gekommen war. Grübelnd starre ich zu meinem Glas, sortiere noch meine Gedanken und Emotionen... Sie wollte mich nicht... sie geht nicht frend...
Mühsam verkneife ich mir die Tränen... wozu habe ich Lynn damals nur abgelehnt...
 



 
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