Isolde singt Tristan (Sonett)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]Isolde singt Tristan


Ich öffnete die Augen weit
So weit bis keiner mich mehr sah
Ein unsichtbares großes Ja
Umschaut den Raum. Bist du bereit?

Ich öffnete mein Ohr ganz weit
So weit bis niemand mich vernahm
Ein großes Schweigen überkam
Die Hörenden. Ich bin bereit

Ich schließe meine Augen jetzt
Du wirst mich sehn in deiner Nacht
Ein Punkt von Licht: Welt-Innensicht

Und hören wirst du mich zuletzt
Wenn mein Gehör dich singt und sacht
In dir erwacht: Du mein Gedicht
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
machts gut und Danke für den Fisch

Dies ist mein Vorletztes. ("Das Letzte" bringe ich im "Experimentellen" unter.)
Den Sonettlesern, -sängern und vor allem den formbewußten Sonettschreibern (wir sind eine Minderheit in der Lupa, gemessen an den Zugriffszahlen und der allgemeinen Kommentarlosigkeit) alles Gute -
grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Isoldes Liebestod

Isolde singt (selbst sterbend) über den im Tod sich verklärenden Tristan:

"Mild und leise
wie er lächelt
Wie das Auge
hold er öffnet
Seht ihr's, Freunde,
Seht ihr's nicht? ..."

Link: 12koerbe.de/lapsitexillis/tristan3.htm#Liebestod
 

Walther

Mitglied
hi mondnein,

das mit der kommentier- ist wie mit der blasenschwäche: sie kommt mit der zeit. weil man das genervte belfern der kritisierten nicht mehr ertragen kann.

du hast ein schönes vierhebiges sonett geschrieben, das in s1 und s2 die beiden umarmenden reime wiederholt. dadurch wird das dialogische element verstärkt.

gerne gelesen.

lg w.
 
F

Fettauge

Gast
Isolde singt Tristan

Lieber Mondnein,

wie immer habe ich bei deinen Texten Schwierigkeiten mit dem, was du uns eigentlich erzählen willst. Nun bin ich kein Wagner-Fan, würde mir sein geräuschvolles Werk nicht antun wollen, aber ich kenne ganz gut die Geschichte von Tristan und Isolde, von der ich in deinem Text noch nicht mal einen Rest wiederfinde. Es ist ein Gedicht über das Ohr (wessen eigentlich? Tristans oder Isoldes?) geworden, das sogar singen kann. Nun gut, jeder findet sein Thema, ich habe auch schon ein Sonett über eine Knollennase mit Heuschnupfen gelesen.

Du schreibst ein Sonett und verzichtest auf die klassische Form (noch ein Sonett-"Erfinder", stelle ich fest, Rilke, Rilke über alles). Auffällig, dass du den Schwerpunkt eher auf Reim und Metrik legst, als vielmehr auf den Sinn des Bedichteten.

Technisch habe ich insoweit keine Einwände, doch erlaube mir die Bemerkung: Technik allein macht noch kein Sonett.

Liebe Grüße, Fettauge
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Metamorphosen

Liebe Fettauge!
Mag sein, daß Musik eine Teilmenge der Welt der Geräusche ist, aber es ist dennoch despektierlich, Wagners Tristan als "Geräusch" zu bezeichnen. Das Lied bezieht sich auf das Ende des Werks, und der angegebene link führt zu dem entsprechenden Text, aus dem hervorgeht: 1. Daß Isolde die Verklärung des gestorbenen Tristan singt, 2. daß sie sich in dieser Betrachtung und im Mitvollzug dieser Verklärung selbst in Musik verwandelt.
grusz, hansz
 



 
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