Ist Saddam auf dem Mond gelandet?

LuMen

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Ist Saddam auf dem Mond gelandet?


Ist es Ihnen, verehrte Leser, noch nicht aufgefallen, daß niemand mehr von Saddam spricht? Und das, obwohl der ganze Schlamassel mit ihm, von der höheren globalen Warte gesehen, erst höchstens einige Weltminuten zurückliegt. Merken Sie nicht, daß George Dabbelju Bush sich plötzlich scheut, diesen Namen in den Mund zu nehmen? Und auch die Presse, hinauf oder hinunter bis zum geilsten sensationsgierigen Boulevard-Blatt, scheint den "Schlächter von Bagdad" plötzlich zu tolerieren und hüllt sich, ganz ungewohnt solidarisch, in rücksichtsvolles höfliches Schweigen. Es ist nicht zu glauben, aber ist Saddam mit seiner vielköpfigen Familie, die nur zahlenmäßig um ein paar Nenner geringer als die saudischen Prinzen aus tausendundeiner Nacht einzuschätzen ist, einfach vom Erdboden verschluckt worden? Wer das n i c h t glauben mag, ist meilenweit von der Wirklichkeit entfernt! Wie das? Jetzt plaudere ich aus dem Nähkästchen der Geheimdienste, in deren Schatten ich schon intolerantere Regime als die von Saddam oder Bush überlebt habe. Ich mache meinen Mund auch nur deshalb ungestraft auf, weil meine Geschichte so phantastisch ist, daß sie eh keiner glaubt – nicht mal der Chefredakteur von "Bild".
Zunächst ist klar, wenn ein wüstengewohnter Texaner wie George Dabbelju Bush solches in mühevoller Schaufelarbeit eruiert hat, dann stimmt das: Natürlich hatte Saddam Massenvernichtungsmittel und jede Menge an kurzlebigen, aber weitreichenden Raketen! Und die CIA behielt sie immer im kriegerischen Weitblick. Weil man dann aber einige Zeitlang zu stark mit der Umdisponierung der in den irakischen Museen vor sich hindämmernden Kunstschätze beschäftigt war, achtete man ein paar Augenblicke nicht auf den ohnehin nicht kunstsinnigen Saddam, und dieser verkroch sich angeschlagen in einer seiner monumentalen Sandburgen. In diesem Versteck ruhte auch ganz zuunterst, so daß die Amerikaner sie wirklich nicht finden konnten, Saddams Superrakete SMS 2000 mit der größten je konzipierten Reichweite. Sie war noch so neu, daß man sie noch gar nicht ausprobiert hatte und auf die Schätzungen internationaler Wissenschaftler angewiesen war, die zwischen Strecken von 10000 km und interpoliert bis zum Vierzigfachen schwankten. Da Saddam sich etwas in Zeitnot befand und seine Wissenschaftler sich in weit entfernten unterirdischen Forschungsstätten mit wichtigen Projekten weltumspannender Extinction befaßten, entschloß er sich, diese Rakete selbst zu testen, und wählte als nächstgelegenes interplanetarisches Zielobjekt den Mond. Seine Söhne wurden zur Mitfahrt zwangsverpflichtet, die übrige Familie hatte ohnehin nichts zu sagen und mußte sogar die Behälter mit den Mikroben, Bakterien und Viren zur menschlichen Massenvernichtung eigenhändig transportieren und im Hochsicherheitstrakt der Raumkapsel verstauen. Auf der anderen Seite bemühte sich eine kleine Schar noch Getreuer unter Führung von – na wem wohl?- dem unverwüstlichen "Mo" (Mohammed Said el-Sahhaf), Saddams berühmt gewordenem Informationsminister und erfolgreichstem Kriegsteilnehmer, um die ordnungsgemäße Verladung von Tarnkappen und anderen Utensilien aus dem Überlebensprogramm. "Mo" selbst besorgte dann die erfolgreiche Zündung der Rakete von der schon in den Tiefen der Erdschicht des Jung-Tertiärs (Pliozän) gelegenen unterirdischen Abschußrampe. Der Feuerstrahl der Rakete fiel in den Blitzen des amerikanischen Bombenhagels auf Bagdad nicht weiter auf, und die Landung auf dem Mond ist, wie Saddam seinem Informationsminister über sein rotes Telefon mit Weltraumton mtigeteilt haben soll, "butterweich" verlaufen.
Für dieses wahrhaft unglaubliche Geschehen habe ich sogar einen Gewährsmann: Ex-Minister "Mo" persönlich! Er gilt zwar ebenfalls als verschollen oder gar tot. Das ist aber eine der üblichen gezielten Fehlinformationen. Es gelang mir, ein Geheim-Essen mit ihm zu vereinbaren, das in Moskau in einem Séparé des Kreml stattfand. Dabei konnte ich ihm unter dem Tisch eine Vorab-Ausfertigung des Adolf-Grimme- Preises des deutschen Fernsehens für den besten Infotainer des Jahres 2003 zu überreichen, die er in einem übergroßen Hosensack verschwinden ließ, ohne eine Miene zu verziehen. Dann erzählte er mir die ganze Geschichte mit der Überzeugungskraft eines morgenländischen Propheten; ich habe nichts hinzugefügt und nichts weggelassen. Aber was nützt es? Und da wären wir wieder beim Thema: Warum niemand mehr von Saddam redet. Hat man nicht vor einiger Zeit auch Amerikaner auf den Mond geschossen? Wer spricht heute noch davon? Der Mann im Mond interessiert nicht einmal mehr die Kinder an ihren Computern.
 



 
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