It's tea time

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HerbertH

Mitglied
Der neue Aufguß

Gefallen, das ist nicht mein erstes Ziel,
Dabei wär's leicht, geschmäcklerisch zu dichten.
Man bräuchte nur von Seelen zu berichten,
Für ihre Qualen gäb' es Beifall, viel!

Stattdessen will ich Zeichen, Malen gleich,
Als Breschen schlagen in erstarrte Mauern,
Die eng und dumpf seit Ewigkeiten dauern,
Damit ein Licht der Einsicht uns erreich'.

Bequem ist's nicht, sich Neues zu erschließen.
Genehm mag's sein, Tee nochmals aufzugießen,
Doch besser schmeckt ein frischer Aufguß.

Ich bitt' Euch, reinigt alle matten Kessel,
Entledigt Euch des Kalks und jeder Fessel
Und gießt die alte Soße in den Ausguß!
 

Walther

Mitglied
It's tea time, Herbert, welch ein Sonett. Da kann man sich ein paar Scheibchen abschneiden, und es wäre immer noch genügend übrig.

In Einem wage ich zu widersprechen. Manchem täte der Aufguß eines Werks großer Autoren gut; er wäre meilenweit besser, als das, was er jetzt in diesem Forum absondert.

Aber da rede ich gegen Wände. Hier hat man bereits nach dem Sitzen an der Isar erkannt, daß Treibholz fließt. Dabei tut's die Isar (oder vielleicht eher die Loisach?). So weit den Fluß rauf ist der Kerl aber gar nicht gekommen. Er wußte ja schon bei der Einmündung derselben in die Donau, daß Holz fließt (vielleicht als Pellett oder Staub, sonst schwimmt's und zwar meistens oben).

So ist das mit der Dichtung, Herbert. Was gut ist, bleibt oft unerkannt. Was daher schwadroniert aber geht als große Lyrik durch.

Prost, Herbert, it's team time. Ich habe ein wenig Klüntjes und Rum reingetan. Dann schmeckt sogar der Aufguß.

Lieber Gruß W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Da kann ich Walther nur zustimmen: Nichts geht über Ostfriesentee, mit Kluntjes und Rum!

Wenig auch über dieses wirklich gut gelungene Sonett, mit sinnreichem Inhalt, gleichwohl die Gefahren des Moralisierens elegant umschiffend ...

Vortrefflich!
Liebe Grüße
Heidrun
 
B

bluefin

Gast
hallo @walther - es ehrt mich, dass du mich auch dort einführst, wo ich eigentlich gar nicht aufscheinen wollte - offensichtlich hast du eine schwäche für walfische!

an @herberts gedicht stört mich außer dem unreim "aufguss-ausguss" eigentlich nur der zeigefinger, der wie immer jede poesie zuverlässig ersticht.

übrigens, @walther - falls du mal in die nähe von isar oder loisach kommen solltest - rühr dich! dann zeig ich dir, wie sich das treibholz, das sich über ein paar tage im stauwasser eines triebwerkes angesammelt hat, schlagartig ins unterwasser ergießt, wenn die schützen gezogen werden. ein grandios donnerndes schauspiel, ähnlich einem bergsturz oder einer lawine!

vielleicht ist dann noch ein bisschen zeit für eine mass bier beim brückenwirt, und wir könnten uns darüber unterhalten, ob schilf-, drossel- und zwergrohrsänger wirklich regenwürmer fressen oder (lebensraumbedingt) doch was ganz anderes.

liebe grüße aus den voralpen

bluefin
 

Walther

Mitglied
Ach, du lieber bluefin,

in der Tat kenne ich die Loisach gut, weil ich dort immer wieder - mich verwandtschaftsbesuchsmäßig aufhaltend - mich wandernd am treibenden Treibholz delektiere. Nachdem sich in meinem Garten sogar der seltene Eistaucher zeigt, um sich an den Fischen meines Teiches zu laben, solltest Du mir lieber keine Vorlesung zu Vögeln halten, die vielleicht in Deinem Hirn ihre kleinen Meisen aufziehen.

Sollte das Holz über das Wehr stürzen, so tut es das, ergießen tut sich das Wasser darunter. Laß es, um Himmels Willen, die deutsche Sprache beginnt schon zu wimmern, wenn Du ihr nur nahe kommst!

Kurz: Laß Dampf ab, spreize Dich nicht, es steckt einfach nix dahinter, da kannst Du Dich hier selbst aufführen, wie Du magst. Wo nixen is, werd nixen, wie das mein oberbayerischer Schwager das immer treffend beschreibt.

Im Übrigen darf sogar der Dichter eine Moral haben und gelegentlich diese kundtun. Und letztens: Der Reim ist perfekt und das Metrum auch. Damit dem Werk noch Genüge getan wird, um das es hier doch geht, nicht wahr?

Grüßend W.
 
B

bluefin

Gast
lieber @walter,

wahrscheinlich meinst du mit "eistaucher" ein profanes eisvogerl. freundschaftlicher rat: blättere doch in einschlägigem oder frag deinen schwager, bevor du dich weiter auf's ornithologische glatteis begibst. ein eistaucher räumt dir nämlich deinen gartentümpel binnen minutenfrist komplett aus; notfalls frisst er sogar kois bis zu einem dreiviertel pfund.

on topic: zwischen poesie und gereimtem traktat ist ein unterschied wie zwischen auwald und xylotop.

liebe grüße aus münchen, auch an deinen schwager!

bluefin
 

Walther

Mitglied
Ach Du lieber bluefin,

es war in der Tat ein -vogel, der da eistauchte. Habe mich verschrieben, und dann ging hier leider nixen mehr mit das Korrektur.

Erzähle mir nix vom Ornithologie. Erzähl mir am besten von gar nixen mehr was, sonst erzähle ich noch meinem Schwager, welche Vögel in Minga hausen. Dann kommt er zum Aufräumen und dichtet Dich ab. Nach allen Regeln der Dichtkunst, glaub's mir.

Schaden tät's nicht, weil's dann weniger flüssig zuginge bei dem, was Du so treibst. Er ist nämlich der einziger Dichter hier (als Klempner). Danach hält jedes Rohr dicht.

Oder, wie er so schön sagt: Manches ist nicht ganz dicht, und mancher nicht ganz Dichter. Das ist ein gute Einstellung. Da kann man von lernen.

Gruß W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Herbert,

vom Teetrunk kommt man natürlich schnell auf Lebensmittel allgemein, beispielsweise auf Fischgerichte, die gern einmal in edlen Restaurants gereicht werden. Zuvor müsste natürlich ein entsprechender Fang erfolgen, der zwiefach nützlich wäre, denn:

[blue]
Der Herbert hat schon fahle Wangen,
wie gern würd er jetzt Wale fangen.
[/blue]

Frische Luft ist immer wertvoll und dient der Durchblutung des Poetenhirns.

Deines hat es vielleicht nicht so nötig, weil ihm dieses wundervolle Sonett entfallen ist, metrisch perfekt und gar nicht hoch genug zu loben.

Deshalb schreibe ich dir nochmals. ;)

Heidrun
 
T

Traube

Gast
da kann man aber auch ausflippen........
und ich nehme dabei jeden in Schutz, der sich für andere in die Bresche schmeißt.


Aber......der Autor verfasst hier gar ein wundervolles Teekränzchen.........Meisterlich .


lg
traube
 

HerbertH

Mitglied
Hallo lieber Walther, liebe Heidrun,

vielen Dank für die tolle Kritik.

Was danach abging, kann ich leider nicht mehr lesen, da es ausgeblendet wurde.

Ich hoffe, mir ist nichts Wesentliches entgangen ;)

Liebe Grüße

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Traube,

vielen Dank auch Dir für die lobenden Worte für mein Sonett. Worum es sonst so ging, kann ich im Augenblick leider nicht wissen, da es ausgeblendet wurde.

Liebe Grüße

Herbert
 

ENachtigall

Mitglied
Lieber Herbert,

die stimmige Tee-Metapher am Ende finde ich hervorragend herausgearbeitet, jedoch am Anfang wünschte ich mir den Vorgeschmack etwas abgerundeter; will sagen, die Einleitung

...
Man bräuchte nur von Seelen zu berichten,
Für ihre Qualen gäb' es Beifall, viel!

Stattdessen will ich Zeichen, Malen gleich,
Als Breschen schlagen in erstarrte Mauern,
...
ist mit ihren Bildern recht ausholend und bedient sich ganz anderer Kulissen. Das nimmt dem sonst so feinen Gedicht von seiner Konzentration.

Einen guten Jahresausklang wünscht dir,

Elke
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Elke,

hab Dank für den Kommentar. Mit der Umsetzung tue ich mich schwer, weil ich darin die eigentliche Aussage sehe. Ich werde mir die Sache aber noch mal durch den Kopf gehen lassen.

Guten Rutsch und liebe Grüße

Herbert
 



 
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