Jahr für Jahr

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Während Timmi auf seine Mutter wartete, lutschte er am seinem Daumen. Neben ihm auf der Bank saß ein Mann, der
in der linken Hand einen Apfel hielt. Die eine Hälfte
des Apfels hatte er bereits verspeist, so dass Timmi
das Fruchtfleisch sehen konnte, dass im Sonnenlicht
glänzte.
Timmi zog sein Baseball – Cap tiefer in sein Gesicht, damit die Sonne ihn nicht blenden konnte. Auf der Vorderseite der Mütze war das Logo von Alemania Aachen abgebildet. Vor zwei Wochen war er mit seinem Vater das erste Mal im Stadion gewesen. Das Spiel mit dem Ball hatte ihn fasziniert, aber der Lärm in der Fankurve hatte ihm Angst eingejagt, daher waren sie auch schon nach etwa 60 Minuten gegangen. Trotzdem war Timmi nun Fan des
Vereins.
Der Park, in dem er saß, war sehr klein. In der Mitte sprudelte ein Brunnen, links und rechtes davon spross Gras aus der Erde. Auf der von Timmi aus gesehen anderen Seite des Brunnens war ein kleines Café. Dort war seine Mutter gerade, wie er wusste, denn sie hatte ihm versprochen, mit einem Eis zurück zu kommen. Ihre baldige Rückkehr mit dem versprochenen Gut beruhigte, ja erfreute ihn. Außerdem genoss er eh jede Minute, die er nicht auf seinem Zimmer verbringen musste.
Auf dem Rasen spielten Kinder Fußball. Ein Junge mit kurzem blonden Haar und einem Fußballtrikot zielte auf das durch zwei Dosen markierte Tor, doch sein Schuss ging daneben, und so rollte der Ball auf Timmi zu. Er zögerte. Die Kinder auf der Wiese sahen in seine Richtung, doch keiner sagte etwas. Schließlich rutschte Timmi von der Bank und trat gegen den Ball, der eine Kurve flog und in der Mitte des Rasens landete. Das Spiel konnte weitergehen. Für einen Moment sah Timmi den spielenden Kindern zu. Inzwischen hatte er sich damit abgefunden, dass sie ihn nie fragten, ob er mitspielen wolle. Seine Freunde hatten für Ballspiele nichts übrig, und in den letzten Monaten hatten sie ihn immer seltener besucht. Timmi senkte den Kopf. Als er ihn in die andere Richtung drehte, sah er seine Mutter auf sich zukommen. Sie lächelte und hielt einen Becher Eis in der Hand. Weil sich Timmi so sehr freute, rannte er auf sie zu und sprang ihr in die Arme, doch da er mittlerweile zu schwer für sie war, stand er einen Moment später wieder auf seinen eigenen Füßen. Ein älteres Ehepaar ging an ihnen vorbei. Die Frau sah ihn ernst an, wendete dann den Blick von ihm ab und schüttelte den Kopf. Hinter ihnen trottete ein Mädchen und starrte ihn an. Timmi wendete seinen Blick ab. Dann nahm der das Eis - den Becher in die Linke, den Plastiklöffel in die rechte Hand, und schaufelte es mit einem Strahlen in den Augen in seinen Mund. Seine Mutter hatte sich auf die Bank gesetzt und schwieg. Timmi hatte seine Geschwister schon seit einer Weile nicht mehr hier gesehen. Er vermisste sie und fragte sich, ob es ihnen wohl ähnlich erginge.
Nach einer Weile sah seine Mutter auf die Uhr. Timmi wusste, was jetzt kam. Die Zeit war um, sie mussten gehen. Er reichte seiner Mama die Hand. Es waren nur noch sehr wenige Menschen im Park unterwegs, als sie auf die Türe des kirchenhohen Gebäudes zugingen. Seine Mutter öffnete sie und folgte Timmi die Treppe zur Station hinauf. Sie klingelten, und ein Mann mit einer an seiner Hose befestigten Schlüsselkette öffnete die Türe. Er lächelte Timmis Mutter an, doch als Timmi an ihm vorbei in sein Zimmer huschen wollte, versperrte er ihm den Weg. Er nickte in Richtung von Timmis Mutter, und als Timmi sich ihr zuwandte, hielt sie ihm ein mit einer Schleife umwickeltes Packet hin. Er nahm es entgegen und betrachtete es wie einen Schatz. Seine Mutter drehte sich um und ging die Treppe hinab. Timmi sah ihr nach, bis die Türe ins Schloss fiel.
Der Mann mit dem Schlüssel ging über den langen Korridor und verschwand in einem Zimmer auf der linken Seite. Mit dem Packet in der Hand rannte Timmi in sein Zimmer, wo eine weitere Überraschung auf ihn wartete. Auf seinem Bett in der Ecke des Zimmers trohnte ein grosser Kuchen mit Zuckerguß. Unter dem Tablett, auf dem der Kuchen stand , lag ein Zettel. Timmi zog ihn vorsichtig hervor. Jemand hatte mit Kugelschreiber eine Nachricht auf den Zettel gekritzelt:
Alles Gute zu deinem 24. Geburtstag, gute Besserung und toi, toi, toi, daß du deinen nächsten Geburtstag nicht hier verbringen musst. Deine Mitpatienten.
 



 
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