Janni und seine Freunde, und das Geheimnis der alten Kate Teil2

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Janni und seine Freunde, und das Geheimnis der alten Kate, Teil 2

Am nächsten Abend stürmte es fürchterlich. Die klapprigen Fensterläden der alten Kate schlugen hin und her. Das Windlicht auf dem Tisch stand immer kurz vor dem Verlöschen, weil der Wind heulend durch die Ritzen pfiff. Draußen im Garten rauften sich zwei Kater mit lautem Geschrei, und in der mächtigen Eiche neben dem Haus rief ein Käuzchen. Irgendwie hatten die Freunde das Gefühl, dass die ganze Situation etwas gespenstisches hatte.

"Und," fragte Lotte, "was sollen wir tun?"
"Gute Frage," meinte Janni, "hat sich jemand von euch in der Zwischenzeit darüber Gedanken gemacht? Wer möchte einen Vorschlag machen?"
Noch ehe einer von ihnen antworten konnte, setzte sich der lange Sven plötzlich kerzengerade auf. "Habt ihr das auch gehört?" Flüsterte er. Sie erstarrten.
"Was?" Flüsterten sie zurück.
"Na, dieses Geräusch über uns."
"Da ist nur der Dachboden," wisperte Lotte, da kommt doch keiner drauf, das Schloss war auch fest zu an der Türe."
"Bist du sicher?" Fragte Edwin leise. Sie starrten zur Decke und tatsächlich, nun hörten sie es auch. Es schlich jemand, oder etwas da oben herum. Sie holten kaum Luft.
Rainer sagte mit gedämpfter Stimme: "Leute, das ist sicher irgendein Tier, wie bei den letzten beiden Malen. Bestimmt haben wir wieder vergessen, das Dachfenster zu schließen." Doch sehr überzeugend klang das nicht.

"Kommt, lasst uns nachsehen," meinte der lange Sven. "hat einer von euch eine Taschenlampe mit dabei?"
"Ja, ich," sagte Janni kaum hörbar, "ich habe immer eine bei mir."
Allen war ein wenig unwohl bei dem Gedanken, jetzt dort hinauf zu gehen. Wer weiß, was sie erwartete. Was, wenn es kein Tier, sondern. Oh man, bloß nicht den Gedanken weiterspinnen!
Gerade an der Treppe angekommen, öffnete sich zum Schrecken der Freunde die Dachbodentür, und flog mit einem lauten Knall gegen die Wand. Eine Gestalt mit Hut und langem Mantel stürmte die Treppe hinunter an ihnen vorbei, riss die Haustür auf und verschwand.

"Na, das war aber kein Tier," bemerkte Edwin trocken.
"Das war Er wieder," hauchte Lotte mit versagender Stimme, und ihre Knie schlotterten.
"Ja genau, das war Er," bemerkte auch Rainer, weil ihm nichts besseres einfiel, und seine Ohren wackelten. Das taten sie immer, wenn er besonders aufgeregt war.
Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatten, schlossen sie die immer noch offenstehende Tür, und setzten sich wieder um den Tisch.
"Was will der denn bloß?" Fragte Sven.
"Wenn wir das nur wüssten," antwortete Janni, "es muss irgendwie mit diesem Haus zu tun haben. Er hat sicher etwas Bestimmtes auf dem Boden gesucht. Wir sollten uns in den nächsten Tagen den Krempel da oben mal genauer ansehen, vielleicht finden wir ja einen Hinweis."

"Da oben gehe ich so schnell nicht mehr rauf," brüllte Lotte.
Die anderen starrten sie entgeistert an.
"Bitte," flehte sie etwas leiser werdend, "könnten wir uns beim nächsten Mal nicht wieder am Weiher treffen?"
Sie versuchten ihre Freundin zu beruhigen.
"Na gut Lotte," sagte Janni, "wenn die anderen auch damit einverstanden sind," und er sah sich im Kreise um. Die anderen Freunde nickten. Lotte hatte schon wirklich oft starke Nerven bewiesen, und sie wussten, dass sie sich jederzeit auf sie verlassen konnten, doch dieses hier hatte sie offenbar überfordert. Sicher würde sie sich bald gefaßt haben, und dann über ihre Ängstlichkeit lachen. So war sie eben. In der alten Kate konnten sie sich ja noch oft genug treffen.

Als sie das Haus verließen, wütete der Sturm immer noch. Wolkenfetzen jagten über den dunklen Himmel, und der Mond war kaum zu sehen. In den Bäumen und Sträuchern sauste und brauste es, und aus der Ferne hörte man bereits Donnergrollen. Jetzt aber nichts als nach Hause. Sie verabschiedeten sich von Sven, der zum Erstaunen aller fragte: "Darf ich auch zum Weiher kommen?"
"Na klar," sagte Janni, "wir treffen uns morgen wieder dort, denn nun ist Eile geboten. Schließlich spaziert der Kerl schon im Haus herum."
Als Sven sich von ihnen entfernte, sahen sie ihm noch eine ganze Weile hinterher. Eigentlich war er ein ganz netter Junge.

Die Verabredung wäre beinahe buchstäblich ins Wasser gefallen, denn nach dem Sturm am Tag vorher, regnete es nun schon seit den frühen Morgenstunden in Strömen. Als es Abend wurde, beruhigte sich das Wetter allmählich. Langsam wurde es still am Weiher. Das Prasseln des Regens wurde leiser, bis es schließlich ganz aufhörte. Im Schilf hörte man noch ein paar Enten schnattern, und in den Zweigen der alten Bäume, stimmte bereits eine Nachtigall ihr Abendlied an. Frösche quakten, und die ersten Fledermäuse jagten lautlos nach Insekten.

Nach und nach waren die Freunde eingetroffen. Auch der lange Sven kam, er war sogar eine der Ersten.
Sie unterhielten sich sehr leise, da vom anderen Ufer zu hören war, wie zwei Männer miteinander redeten. Sicher waren es Angler, die sich ihr Abendbrot fischten. Ab und zu flogen Wortfetzen zu ihnen herüber, jedoch konnte man sie nicht sehen, weil das hohe Schilf sie vor ihren Blicken verbarg.
Plötzlich wurden die Stimmen lauter. "Habe ich dir noch nicht genug gezahlt? Es wird langsam Zeit, dass ich auch mal etwas für mein Geld bekomme," hörten die Freunde den einen aufgebracht reden.
Gereizt antwortete der andere: "Ach, du hast also noch keine Gegenleistung bekommen für deine paar Kröten? Schließlich habe ich den Alten ausfindig gemacht und ihn aus dem Verkehr gezogen damit du freie Bahn hast,falls du das vergessen haben solltest. Kann ich etwa was dafür das die Gören die jetzt die alte Kate besetzt haben, dich fast erwischt hätten, und du nicht mehr in Ruhe suchen kannst?"

Den Freunden stockte der Atem. Hatten sie richtig gehört? War es der Fremde der sich mit einem anderen stritt?
"Dann tu gefälligst was dagegen Mensch," der andere schrie fast, "meine Geduld ist am Ende, lange genug habe ich darauf gewartet mir das zu holen, was mir zusteht. Sieh zu, dass du uns diese Gören vom Leib hältst, egal wie."
"Und wie stellst du dir das vor?" Fragte sein Kumpel ihn jetzt auch lauter werdend.
"Das ist deine Sache, dafür bezahle ich dich schließlich," kam es wütend zurück, "bin ich erst am Ziel, so soll es dein Schaden nicht sein."
"Ich glaube, du würdest über Leichen gehen, um deinen Willen zu bekommen," bekam er zur Antwort, "du bist genau wie dein Vater. Nie hätte ich mich auf dieses faule Ding einlassen sollen."
"So?" Schrie der andere, "die Einsicht kommt aber ziemlich spät. Du steckst jetzt mitten drin und das Geld hast du auch gerne genommen. Du bist doch sonst nicht so zimperlich. Halte also dein Jammermaul, und tu gefälligst was ich von dir verlange!"

Als irgendwo ein Ast knackte, hielten die beiden für eine Augenblick inne, und wurden wieder leise. "Komm, lass uns hier abhauen, nicht das uns noch einer hört bei deinem Gebrüll," sagte das Jammermaul, "ich werde tun was ich kann, aber nach dieser Geschichte hier, trennen sich unsere Wege. Ich würde vorschlagen, dass wir uns in drei Tagen wieder hier um die gleiche Zeit treffen. Vielleicht ist ja dann alles ausgestanden, und du hast die Schatulle gefunden. Ich bin froh, wenn es vorbei ist. Bisher ist mir niemand auf die Schliche gekommen,aber das kann sich manchmal scnell ändern. Man soll es mit dem Glück nicht übertreiben. Du glaubst doch wohl, dass ich geliefert bin wenn sie mich erwischen."

Es raschelte gegenüber im Schilf. Die Freunde, die sich inzwischen leise in ein Gebüsch zurückgezogen hatten sahen, wie die beiden Männer den Weiher verließen. Zu ihrem Schrecken, war einer davon der unheimliche Kerl. Mittlerweile war es zwar fast dunkel, doch sie sahen deutlich den Hut und den langen Mantel. Den anderen, der ein ganzes Stück kleiner war und ziemlich dick, kannten sie nicht.
Die beiden entfernten sich mit schnellen Schritten, und ihnen fiel auf, dass der Kleinere einen Watschelgang hatte.
Noch ganz unter dem Eindruck des gerade gehörten, kamen sie aus ihrem Versteck.
"Was läuft denn hier nur ab? Und was hat es mit der Schatulle auf sich, die sie so fieberhaft suchen?" Fragte Sven, "sollten wir nicht langsam mal die Polizei einshalten? Wer weiß, was sie mit dem alten Mann gemacht haben, und uns wollen sie auch an den Kragen."
Nachdenklich schauten sie sich an und überlegten. Wenigstens wussten sie jetzt, wonach diese finsteren Gestalten so fieberhaft suchten, und das war ja immerhin schon was.
 



 
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