Jetzendorfer Jagdvereinsjubiläum

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Wittgenstein

Mitglied
Jetzendorfer Jagdvereinsjubiläum


In Reih und Glied stramm aufgestellt,
in laubfroschgrünen Jacken,
das Haupthaar glatt bis stark gewellt,
mit stolz geschwellter Brust,

so blasen und so schmettern sie
aus aufgeblähten Backen
ins Jagdhorn, wirklich gut wie nie,
doch's Publikum schiebt Frust.

Denn "gut wie nie" ist relativ,
es lauert manche Tücke,
das ganze Halali tönt schief.
Ein klanglich schräges Bild.

Das Hornquartett entscheidet nun:
"Wir spielen noch zwei Stücke!"
Das Publikum beneidet nun
das frisch erlegte Wild.
 

Ohrenschützer

Mitglied
Lieber Ludwig,

sehr schön. Schwierige Reimform, elegant gelöst. Halali!
Vielleicht braucht es das s in "Doch's Publikum" gar nicht - überleg('s) mal..

Amüsierte Grüße,
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Wittgenstein

Da kann ich mich nur anschliessen; feine Sache, Dein Gedicht.
Ich habe mich ein klein wenig am Laubfroschgrün gestört, denn das Bild ist zwar drollig aber das Grün wäre einfach viel zu gelblich. Vorschlag: Mach doch einfach 'nen Grassfrosch draus.

Das Haupthaar wäre, schütter bis gewellt, auch noch eine Spur flotter... Das sind aber wirklich nur Kleinigkeiten und ich habe mich beim Lesen bestens amüsiert.

VG Jürgen
 

Wittgenstein

Mitglied
Hallo Ohrenschützer, hallo JoteS

Vielen Dank für die Tipps und die Rückmeldungen.

Was die Problematik "Laubfroschgrün/Grasfroschgrün" anbelangt, bin ich sofort bei Google unter beiden Begriffen und der Suchoption Bilder auf Erkundung gegangen und zu dem Ergebnis gekommen, dass die Laubfrösche in ihrer Mehrzahl tatsächlich grün sind, während bei Grasfröschen gelb überwiegt. Insofern würde ich es mal so belassen, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hmmm... so können Fotos täuschen. Tatsächlich variiert das Grün des Grasfrosches beträchtlich, geht aber meist mehr ins Bräunliche denn ins Gelbliche, während der Laubfrosch, im Gegensatz zu dem, was die Google-Bilder suggerieren IMMER ein leuchtendes Gelbgrün hat.

Wie wäre es denn mit Krötengrün?! (Erdkröte)
Ist zwar farblich nicht viel besser, unterstreicht aber das Wesen der prächtigen Waidmänner! :D
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Das doppel "nun" in der letzten Strophe ist eigentlich einziger Kritikpunkt, weil - macht man nicht.
"Das Publikum beneidet stumm"
wäre zwar reimtechnisch unkorrekt, fällt m.E. aber nicht auf.
Mir würde es so jedenfalls besser gefallen.
Außerdem habe ich zu Jägergedichten eine ganz persönliche Beziehung... ;)

Viele Grüße

Thomas
 

huwawa

Mitglied
Hallo Wittgenstein

Das Gedicht ist dir gut gelungen. Aber gerade deshalb stören mich die zwei "nun" besonders. Das trübt einfach den guten Eindruck.
Wie wäre es mit: "Das Hornquartett will noch nicht ruh´n?

Gruß
huwawa
 

Wittgenstein

Mitglied
Hallo Sta.tor, hallo huwawa,

Die Problematik mit dem doppelten "nun" war mir schon klar, ich habe gerade deshalb ganz bewusst den Reim auf das zweitletzte Wort vorverlagert.

also: nei det nun
und: schei det nun

Wenn es sich hier jeweils um ein einziges Wort handeln würde, nämlich: "neidetnun" und "scheidetnun", würde niemand ein Problem sehen, bei verschiedenen Wörtern offensichtlich schon, obwohl zwischen beiden Wörtern beim Sprechen definitiv kein zeilticher Abstand gelassen wird.

Mag sein, dass meine Vorgehensweise nicht lege artis ist, aber ich dichte gerne aus dem Bauch heraus und empfand die Lösung als unorthodox, aber klanglich einwandfrei.

Vielleicht gehe ich hier zu naiv ans Werk, halte aber eine zu starke formale Einengung aufgrund "allgemeingültiger Regeln" für oft nicht förderlich.

Letztendlich ist aber der Grund, warum ich meine Texte hier einstelle, genau der, dass ich Tipps und Hinweise wie von Euch (ich trau mich mal das Du) und inzwischen auch schon von einigen anderen erhalte, die mich erkennen lassen, wo Bedenken angebracht sein könnten.

Summa summarum: Herzlichen Dank für Eure Rückmeldungen.
 

Wittgenstein

Mitglied
Jetzendorfer Jagdvereinsjubiläum


In Reih und Glied stramm aufgestellt
in laubfroschgrünen Jacken,
das Haupthaar glatt bis stark gewellt
mit stolz geschwellter Brust,

so blasen und so schmettern sie
aus aufgeblähten Backen
ins Jagdhorn, wirklich, gut wie nie,
doch's Publikum schiebt Frust.

Denn "gut wie nie" ist relativ,
es lauert manche Tücke,
das ganze Halali tönt schief.
Ein klanglich schräges Bild.

Das Hornquartett entscheidet nun:
"Wir spielen noch zwei Stücke!"
Das Publikum beneidet nun
das frisch erlegte Wild.
 



 
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