Jogging

farbe

Mitglied
J o g g i n g

Regen
feuchte Erde
sinnliche Düfte im geliebten Park
tiefes Atmen
schierer Unglaube über diese Herrlichkeiten

1. Runde
Ich beginne mit dem Kreisen
Wo die Bäume die dunkelste Ecke gestalten
von dort kommen Klänge
fremde Klänge
doch mir bekannte
aus weiter Zeit
zurück
Orient
Ostanatolien
und hier
jetzt
wie ein Engel aus fremder Zeit
diese Musik
für mich
es ist niemand sonst auf meinem Weg
Mit jedem meiner Schritte
kommen die Töne näher und klarer
nein, ich träume nicht
Hinter dem dicken Baum
am Rande des Parks
spielt ein Mann
auf diesem eigentümlichen Instrument
geigenähnlich
Fremde Töne
hier im Rotbuchenpark

2. Runde
Ich genieße die andere Zeit
drehe weiter meine Runde
die Töne werden leiser
und beim nächsten Näherkommen
ist er noch da
ich strahle
innen und außen
Er singt
diesen für meine Ohren
so seltsam tönenden Singsang
klagend, lockend, traurig

3. Runde
Er kennt mich scho,
scheint zu wissen
von meinem stillen
distanzieren Genießen
die Töne klingen lauter
werden selbstverständlicher
er traut sich
Ich atme tief die würzige Erdenluft
fühle mich beschenkt
ver-rückt
zwischen meiner und dieser anderen Welt
die hier im Park ihre Lücke sucht

4. Runde
Sein Lied wird stärker
klingt wehleidig
klagt an
Sein Bogenstriche werden leidenschaftlicher
Heimweh?

Nach der letzten Runde
werde ich mich etwas entfernt
auf eine Bank legen
weiterlauschen
nachsinnen
Er wird nichts dagegen haben
wissend um meine Bejahung
Ich will es auskosten
dieses Andere
Traumzeit

Er ist nicht mehr da.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Trotz der Annäherung (Runde für Runde) scheint in deinem Werk immer eine räumliche Distanz. In mir kommt keine gefühlsbezogene Nähe auf. Bist wie ein Beobachter......

Liebe Grüße Otto
 

farbe

Mitglied
Danke, lieber Otto!
hast recht, war auch so; hab gehört, beobachtet, sinniert, traute mich nicht ran, erst zum Schluss, und dann war der "Traum" geplatzt (so richtig wie im Leben).
Grüße aus der Stadt der Türme
 



 
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