Joshua Harris und Roger Pew

AlexT

Mitglied
Zwei "Frösche", beide gleich an Rang und Würde,
Davon ein jeder christlich supertoll,
Die nehmen in der Welt fast jede Hürde
Uns zu erzählen, was dem Herren wohl.

Wie man begegnet jenem Druck im Bauch
Und wie man dann verfährt beim ersten Kuss
Was wahre Liebe ist, was Schall und Rauch
Und wann man soll gefälligst machen Schluss.

Denn wir sind Toren. Sie allein sind weise
Und sie sind gut, und wir doch arm und schlecht,
Und aus der Welt verkehrtesten Geleisen
Sie wollen alle Christen leiten recht.

Wollt ihr geduldig euer Ohr dem leihen,
So wirds von allen Übeln euch befreien.
 

Walther

Mitglied
Hallo AlexT,

heldenhaft an das Sonett gewagt! Wunderbar, daß Du das tust, im Ernst. Es ist schließlich mit die Königsdisziplin im Reimgedicht.
Wie man begegnet Schmetterlingen [blue]im[/blue] Bauch
Und wie man dann verfährt beim ersten Kuss
Was wahre Liebe ist, was Schall und Rauch
Und wann man soll gefälligst machen Schluss.
Diese Strophe hat allerdings im ersten Vers eine Silbe zuviel für den gewählten fünfhebigen Jambus. Es ist die blau unterlegte.

So würde es aufgehen:
Wie man begegnet [blue]jenem Druck im[/blue] Bauch
Und wie man dann verfährt beim ersten Kuss
Was wahre Liebe ist, was Schall und Rauch,
Und wann man soll gefälligst machen Schluss.
Der letzte Vers ist der inhaltlich am wenigsten "ausgereifte", hier ist Arbeit nötig, weil gereimt wird um des Reimes willen und deshalb auch das Bild nicht wirklich überzeugt.

Ebenso Strophe 1:
Zwei "Frösche", beide gleich an Rang und Würde,
Davon ein jeder christlich supertoll,
Die nehmen in der Welt fast jede Hürde
Uns zu erzählen, was der Herr [blue]gewollt[/blue].
Hier ist ein unreiner Reim, der in diese streng komponierte Gedichtform nicht so recht passen will. Selbst meine Alternative
Zwei "Frösche", beide gleich an Rang und Würde,
Davon ein jeder christlich supertoll,
Die nehmen in der Welt fast jede Hürde
Uns zu erzählen, was [blue]dem Herren wohl[/blue].
überzeugt nicht ganz, ist aber in jedem Falle der jetzigen Formulierung vorzuziehen. In der ersten Strophe stört auch, weil mit dem Wort "supertoll" irgendwie der getragene Sprachduktus durchbrochen wird, ohne daß damit etwas ausgesagt würde, es ist wohl des sonst nicht erreichbaren Reimes wegen.

Nicht ganz erschlíeßt sich mir, was das Thema "Christ" hier zu suchen hat, wenn man die "Moral von der Geschicht", die doch eher platt ausfällt und deren ironischer Zwischensinn nicht eigentlich überzeugt, nicht auf dieses sehr eng ausgelegte "Christentum" (Vaterunser) bezieht. Die "Frösche" sind wohl eher schwarzgewandete Kirchenführer aus einer Glaubensrichtung, deren Chef in Rom angesiedelt ist, spekuliere ich einmal ins Grüne (der Frösche wegen). Es nag allerdings sein, daß ich die beiden literarischen Gestalten, denen das Werk gewidmet ist, im Augenblick nicht richtig zuordnen kann.

Nichts für ungut: Ich ziehe alle Hüte vor dem formal schon sehr gut gelungenen Sonettversuch. Allerdings verführt diese Form des Lehrgedichts gerne dazu, die Form über den Inhalt zu stellen, und das ist meist nicht von Erfolg gekrönt. Ein Hinweis übrigens, den auch ich mir sicher immer wieder vorhalten lassen muß. Aber auch wenn er wohlfeil ist, hier ist er dennoch angebracht.

Liebe Grüße vom Sonetter zu Sonetter

W.
 

AlexT

Mitglied
Hallo Walther,

erstmal danke für die Anerkennung. Auch wenn Sonette in Wahrheit mit die ersten Werke bzw. Versuche sind, die es von mir hier auf LL zu sehen gibt. Nur so - wenn Du in meinem Profil stöberst, wird, glaub ich, ein Sonett chronologisch als Erstes kommen, und nicht nur eins. Es war halt die erste spezielle Gedichtform, die ich verstanden habe und die mich fasziniert hat. Zumal wir das dauernd in der Schule besprachen - Barock, Shakespeare, Expressionismus...

Dieses ganze Werk ist eine Satire, wie Du richtig erkannt hast. Die "Frösche" sind eine Anspielung auf den Buchtitel "Ungeküsst und doch kein Frosch" von Joshua HArris, den es in jedem christlichen Buchladen vor Ort geben dürfte. Er und die andere Titelgestalt sind zwei christliche Liebesberater aus den USA, die per Buch und/oder Vortrag ihre spezielle Sichtweise zum Thema NUmmer eins populär machen und sich dabei mehr oder weniger wie Träger absoluter Wahrheit benehmen. Das "supertoll" war absichtlich so "herablassend" eingebaut, denn es zeigt ganz gut, wie diese wohlmeinendnen aber beschränkten Menschen für ihr Publikum das Image total toller Christen genießen (hoffentlich nicht ganz so willig, grenzt manchmal an Götzendienst!)und das Motto "ICh bin gut, du bist schlecht" unweigerlich irgendwie durchsickern lassen. ZUmindest der eine "ungeküsste Frosch" da, der Joshua - er bemüht sich zwar, das zu vermeiden, aber es klappt nicht anders. Der andere war zu einem Vortrag an unserer Schule eingeladen, wo ich natürlcih nicht hingegangen, schon ungefähr wissend, in welchem Gesit sich solche Bücher, Foren(!), Vorträge et cetera bewegen,und nach den ZEugnissen der Schulkollegen waren die INhalte dem "Ungeküsst und doch kein Frosch" in der Tat ähnlcih. Diese "merkwürdigen" Sachen, die höchstens für ewig Pubertierende und anderweitig Engstirnige - erfahrungsgemäß die Mehrheit - gut sind, waren schon ein nerviges KApitel in meienm Geistesleben.

Deine Anmerkungen werde ich mir zu Herzennehmen. Ich glaube, die Änderugnen werd eich gleich einbauen und die Reihenfloge der Verse 2 und 3 ändern, dass es logishcer wird. Nochmal vielen Dank.

Dein Kollege
Alex
 



 
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