Judas

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rosste

Mitglied
Judas

ich verrate meinen
zwölffingerdarm
an dreizehn
meiner besten freunde

und wundere mich
über bauchschmerzen

jetzt bloβ nicht durchhängen
es wird aufgegessen

weiter
warte ich täglich
dass elf
meiner wichtigsten probleme
sich in luft auflösen

die sonne geht unter
die sonne geht auf

es wird schon alles gut werden

heute habe ich ihm geantwortet
dem krähenden hahn:

du klingst schrecklich da drauβen
da oben
da drüben

du sagst
was dir fehlt
ohne hemmung

der seltsame dialog
wird zum ersten
einfachen lied

moll und dur
judas und ich

wir haben einander gefunden
 

annes

Mitglied
warum nimmst du die biblische geschichte als thema? was reizt an desem ausgereitztem thema? ist es nicht aufgabe der pastoren und pfarre sonntags zu sagen, inwiefern geschichten aus der bibel etwas mt unserem leben zu tun haben. warum schreibst du nicht deine bloße eigene empfindung, denn die ist ja interessant, was in der bibel steht wissen wir doch.
schö finde ich aber den klang und denrythmus des gedichts.

gruß annes
 

rosste

Mitglied
Hallo annes,

Judas ist ein Teil von mir. Er taucht auf wie ein Seeungeheuer im sonst so friedlichen Meer.
Das Duodenum (der Zwölffingerdarm) ist auch ein Teil von mir. - Manchmal muss er (will er) einiges "schlucken", was ihm gar nicht so gut tut.
Auch um "Etikette" einzuhalten, esse ich auf, oder benutze ein "ausgereitztes Thema".
Den Pfarrern und Pastoren will ich es nicht allein überlassen, sich über biblische Themen zu äuβern - die sehen manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Schön, dass dir der Klang und Rhythmus gefallen.

LG
 
D

Denschie

Gast
hallo rosste,
ich lese dein gedicht nicht unbedingt als theologische
auseinandersetzung. die geschichte um judas,
petrus und den krähenden hahn etc. ist allgemein
bekannt genug, um sie als bild in einem gedicht
zu verwenden, ohne als "pastor" daher zu kommen.
(das nur wegen annes interpretation, die ich nicht
ganz teile.)
besonders gefällt mir die idee mit dem zwölf-
fingerdarm. die ersten vier strophen klingen super!
im zweiten teil, wenn du zum "du" wechselst,
kam ich anfangs nicht ganz mit, verstehe es aber nun
als ansprache an "den judas in dir", mit dem es letzt-
endlich zu einer art inneren versöhnung kommt.
hier fehlt mir dann leider der zwölffingerdarm aus
dem ersten teil. oder entgeht mir da eine verbindung?
lg, denschie
 

rosste

Mitglied
hallo denschie,

ich beneide den krähenden hahn. der läuft oder sitzt herum und sagt die wahrheit, zum beispiel: stephan, du hast gestern zu viel rotwein getrunken.
erst mag ich diesen aufpasser nicht, dann lerne ich von ihm.

"du sagst
was dir fehlt" ist das gleiche wie
"du sagst
was dich stört"


zum besseren verständnis habe ich einen doppelpunkt hinter den krähenden hahn gesetzt.

lg
 
D

Denschie

Gast
ach so, der krähende hahn wird direkt angesprochen.
ich war inhaltlich noch bei judas und bin deshalb
durcheinander gekommen.
so ist es auf jeden fall deutlicher.
jeder hat wohl so seine aufpasser. ich reagiere
körperlich immer sehr schnell, wenn mir was nicht
passt, oder ich mich sonstwie übernehme. das ist zwar
manchmal lästig, aber letztendlich besser, als mit
fünfzig an einem herzinfarkt zu sterben, weil man
die bremse nicht getreten hat.
lg, denschie
 



 
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