Julimond in Hessen

knychen

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Julimond in Hessen

Mitte Juli fuhr ich abends in Berlin los mit Ziel Neu Isenburg bei Offenbach. Es wurde dunkel und ein herrlicher Neumond ging auf.
Neumond im Juli, das heisst: eine tiefschwarze Nacht, ein strahlender Sternenhimmel, tropische Temperaturen, überall verliebte Paare und Singles, die Ersteres werden wollen, Gekicher in den Parkanlagen usw.
Ungefähr um 02.30 Uhr würde ich in Neu Isenburg sein, sollte dort meine gesetzlich vorgeschriebenen neun Stunden Pause machen und dann vier grosse Betonfertigteile auf einer Baustelle entladen. Ein Kollege hatte mir erzählt, dass es mit Parkplätzen in direkter Nähe der Baustelle schlecht aussehe, also blieb mir als letzte Möglichkeit für eine ungestörte Pause nur ein kleiner Parkplatz auf der A661 kurz vor dem Offenbacher Kreuz.
Nun ist es in Kraftfahrerkreisen kein Geheimnis, dass dort ein regional bekannter Schwulentreffpunkt ist, aber ich dachte mir, wenn ich um halbdrei in der Nacht ankomme, die Gardine zuschiebe und mich ins Bett lege, habe ich meine Ruhe, aber es war ja Neumond im Juli.
Schon als ich auf den Platz einbog, pünktlich um 02.30 Uhr, fielen mir die vielen Autos,
überwiegend mit Kennzeichen aus der Umgebung, auf.
DA, F, OF, WI und Ähnliches war vertreten.
Einzelne Männer, meist mittleren Alters, standen herum, redeten miteinander, musterten sich, flirteten, rauchten und ab und an verschwanden Einzelne oder Paare durch ein fehlendes Zaunfeld im Dunkel der Büsche.
Als Lkw-Fahrer mit derselben sexuellen Ausrichtung wie diese Herren hätte ich mich wahrscheinlich dazugesellt und damit wäre die Situation klargewesen, aber ich bin nun Mal hetero, also drehte ich den Schlüssel, zog die Gardine gut zu, vergewisserte mich, dass kein Spanner auch nur die geringste Chance hätte, verriegelte die Türen, aß noch etwas und legte mich ins Bett und las die fantastische Geschichte: „Das Haar aus dem Barte Mohammeds“ von Dimiter Peew.
Ganz kurz überdachte ich noch das Deflorationsrisiko im Falle nächtlichen Urinierens und kam zu dem Schluss, dass es angesichts dieses Swingerclubs dort draußen besser wäre, mit Blasendruck zu schlafen und am kommenden Vormittag im Schutze der Helligkeit zu pinkeln.
Nun ist die Fläche auf diesem Parkplatz ziemlich begrenzt und ein Lkw-Fahrer, der ohne Ambitionen auf ein amouröses Abenteuer seinen sechzehneinhalb Meter langen Sattelzug dort abstellt, tja, der ist sozusagen der Liebestöter für mindestens fünf Pkw-Fahrer.
Aber ich fühlte mich im Recht, ist ja schließlich öffentlicher Parkraum.
Ich las noch ungefähr eine Stunde und hatte gerade die nötige Bettschwere erreicht, als es plötzlich polterte.
Das Fahrerhaus schwankte und an der Frontscheibe hörte ich seltsame Geräusche. Zuerst dachte ich, dass vielleicht jemand beim Einparken gegen mein Auto getippt hätte, aber als ich den Vorhang beiseite schob, traute ich meinen Augen kaum.
Ein schwarzhaariger Schnauzbart-Typ mit Kurzhaarfrisur stand, wahrscheinlich auf einen Helfer gestützt, vom Lederhosenbund an sichtbar mit ausgebreiteten Armen an der Frontscheibe. Über den ansonsten nackten und muskulösen Oberkörper spannten sich sternförmig angeordnete schwarze Lederriemen, die über dem Brustbein mittels eines Metallringes zusammengehalten wurden.
Dieser Police-Academy-Blue-Oyster-Bar-Leder-Typ klebte also wie Spiderman am Lkw und,
man glaubt es kaum, mit einem Mal fing er an, mir die eingetrockneten Insekten von der Scheibe zu lecken.
„Halleluja“ dachte ich „wer zu so was imstande ist, der knackt auch ohne Skrupel Lkw-Türen, wenn so richtig Not am Manne ist und dann, mein lieber Ronald, solltest du unter allen Umständen mit dem Arsch an der Wand bleiben.“
Ich bekam Panik.
Im Slip, so wie ich war, sprang ich ans Lenkrad, drehte den Schlüssel, zog die Gardine ganz beiseite und verließ diesen Ort des Grauens.
Der Typ war bereits beim Anlassen des Motors runtergesprungen und stand mit zwei Anderen lachend rechts neben dem Auto.
Ich fuhr die Viertelstunde bis Neu Isenburg und stellte mich in eine Industriestrasse, die am Tage sehr belebt ist. Dass ich nun nicht mehr bis Mittag würde schlafen können, war mir klar und dass ich in der nächsten Polizeikontrolle wegen der Bewegung auf meiner Tachoscheibe
mitten in meiner Ruhepause Erklärungsnotstand hätte, war mir noch klarer, aber ich wollte nur meinen Hintern retten.
Im Nachhinein bin ich schon sehr erstaunt darüber, zu welchen Mitteln manche Leute greifen, um ihr Revier zu verteidigen und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es bei der Aktion mit dem Scheibeablecken geblieben wäre, aber als ich mit aufheulendem Motor von dem Parkplatz fuhr, war mir doch ganz schön flau im Magen und auch etwas tiefer.
 

Omar Chajjam

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Was sagt der Text aus:

1. Ein Trucker ist eine arme Sau.
2. Homos sind immer gut drauf.
3. Neu Isenburg ist ein großer Sumpf.
4. Hessen sollte man weiträumig umfahren.

Daraus läßt sich schon mal ein Film machen, fehlt nur noch ne geile Frau.

Gruß
Omar
 

knychen

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hallo omar,
wie kommst du auf das schmale brett, ein lkw-fahrer wär 'ne arme sau?
zu 2.-ob gut drauf oder gut drunter ist eine frage des standpunktes
zu 3.-neu isenburg liegt ja erst auf der anderen seite des offenbacher kreuzes und solche parkplätze gibt es überall in europa (kann ich im wortsinne aus erfahrung bezeugen)
zu 4.-hessen kann man nicht umfahren, wenn man im innerdeutschen fernverkehr tätig ist
trotzdem danke für die aufmerksamkeit
knychen
 

knychen

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hallo jorunn,
der ärger mit den grünen kann morgen nachgelesen werden, ist übrigens auch in hessen passiert.
bis dann sagt knychen
 



 
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