Kalt Lippenfleisch

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Kalt Lippenfleisch



Ein See lag zwischen uns
mit erstem Frostmorgeneis
das noch keinen Vogel trägt
mit Wimpernschlingen fingst Du mich
so konnten wir darauf tanzen
haben Wasserstoff umarmt

nun küsse ich einen Stein
spüre kaltes Lippenfleisch
Fühlen gefriert
zerspringt in deinem
abwesenden Blick
solang der Gesternschal noch wärmt
mache ich den ersten Schritt
und geh...



Johanna Pless
3.2008



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Hallo Joh,

ich lese deine Werke sehr gern, aber manchmal trägst du mir einfach zu "dick" auf.


Ein See lag zwischen uns
mit erstem Frostmorgeneis[blue](hier vielleicht: Morgenfrost)[/blue]
das noch keinen Vogel trägt [blue](trug, da oben auch diese Zeitform)[/blue]
mit Wimpernschlingen [blue](diese Wortschöpfung auch, finde aber gerade nichts)[/blue]fingst Du ([blue]lieber du[/blue])mich
so konnten wir darauf tanzen
haben Wasserstoff [blue]( kommt mir zu sehr aus der Chemie, ist für mich nicht lyrisch)[/blue]umarmt

nun küsse ich einen Stein
spüre kaltes Lippenfleisch ([blue] auch zu unlyrisc[/blue]h)
Fühlen gefriert
zerspringt in deinem
abwesenden Blick
[blue](diese drei Zeilen sind sehr schön)[/blue]
solang der Gesternschal noch wärmt [blue](auch hier, aber Gesternschal ist für mich wieder eine Überfrachtung, warum nicht das Gestern?)[/blue]
mache ich den ersten Schritt
und geh...
[blue](gefällt mir wieder sehr gut[/blue])

Okay, ist nur mein Eindruck, bin ja eine der ersten Leserinnen.

Lieben Gruß
Franka

PS: Auch über den Titel vielleicht noch ein wenig grübeln, ist mir nicht wirklich passend und eben nicht lyrisch. Entschuldigung.

Hallo Franke,

erst einmal Danke für das intensive Beschäftigen mit meinem Gedicht, und es freut mich natürlich, daß du mich gern liest.
Das mit den Überfrachtungen gehört zu meiner Art zu schreiben, da lasse ich gern ab und zu dem Gefühl die Oberhand. Für mich ist es dann stimmig. Z.B. der Gesternschal klingt für dich zu viel, ich finde hingegen, nur so wärmt die Erinnerung an schöne Augenblicke der Beziehung. Genauso geht es mir mit dem Frostmorgeneis,dieses Wort malt in mir ein ganzes Bild, das ich nur ungern beschneiden würde.

Deine anderen Vorschläge nehme ich gern an, doch bei den Bildern würde ich gern noch andere Meinungen hören, das wirst du sicher verstehen.

Auch an Dich ein lieber Gruß, Johanna

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Kalt Lippenfleisch



Ein See lag zwischen uns
mit erstem Frostmorgeneis
das noch keinen Vogel trug
mit Wimpernschlingen fingst du mich
so konnten wir darauf tanzen
haben Wasserstoff umarmt

nun küsse ich einen Stein
spüre kaltes Lippenfleisch
Fühlen gefriert
zerspringt in deinem
abwesenden Blick
solang der Gesternschal noch wärmt
mache ich den ersten Schritt
und geh...



Johanna Pless
3.2008



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Liebe Johanna,

ich würde auch auf weitere Meinungen warten und Vorschläge abwägen, jeder hat nun mal seinen Stil und der sollte schon erhalten bleiben.

Lieben Gruß
Franka

hi joh,

eine weitere meinung. für mich funktioniert der text. gerade aus dem überbordend lyrischen und der klinischen kälte entsteht ein reizvoller gegensatz, der das thema gut wieder spiegelt.

nun küsse ich einen Stein
spüre kaltes Lippenfleisch

scheint mir irgendwie doppelt. vielleicht lippenfleisch weglassen, da ja titel oder symbiose aus beidem lippenstein, steinlippen, wasweißich.

das zarte eis in strofe 1 nimmst du gelungen in strofe 2 wieder auf.
wimpernschlingen mag ich . frostmorgeneis geht auch. vielleicht das eis schon zum see sortieren und nur frostmorgen? dann auch zeile 1 und 2 tauschen?

die letzten beiden bzw. letzte zeile würde ich absetzen.

aber genug davon, ist (gut) so wie es ist.

hoffentlich löse ich keine verwirrung aus.

liebe grüße
nofrank

Hallo Nofrank,

fein, daß Dir Einiges an meinem Gedicht gefällt. Es sind vor Allem die Formulierungen und sprachlichen Wendungen, an denen mir viel liegt.

Verwirren lasse ich mich so schnell nicht, aber verbessern kann man ja immer, ein bißchen was nehme ich also gern von Dir an.

LG, Johanna

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Kalt Lippenfleisch



Ein See lag zwischen uns
mit erstem Frostmorgeneis
das noch keinen Vogel trug
mit Wimpernschlingen fingst du mich
so konnten wir darauf tanzen
haben Wasserstoff umarmt

nun küsse ich einen Stein
spüre kalte Lippen
Fühlen gefriert
zerspringt in deinem
abwesenden Blick
solang der Gesternschal noch wärmt

mache ich den ersten Schritt
und geh...



Johanna Pless
3.2008



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Liebe Joh,
dein Text gefällt mir ausgezeichnet.
Ich wollte dir mindestens eine 8 geben. Ich las die bemerkungen zu den noten durch und habe versehentlich geklickt, statt weggeklickt. Es tut mir leid!
Ich bin froh, dass du den Gesternschal behalten hast, es ist ein tolles Bild.
Liebe Grüße, Olinn

Hallo Johanna,

ich bin nicht so der Fan von Substantivketten.
Aber einiges hat hier schon seinen Reiz.

"Kalt Lippenfleisch"
ein sehr gelunger Titel

"Frostmorgeneis"
schlimmes Wort, weder optisch schön noch gut zu sprechen

"mit Wimpernschlingen fingst Du mich
so konnten wir darauf tanzen
haben Wasserstoff umarmt"
die Wimpernschlingen würden in dieser Strophe reichen, letztlich wird das Bild nicht deutlicher, wenn das Eis von einem Frostmorgen stammt.

"solang der Gesternschal"
spannend wäre es, wenn es Dir gelänge die doppelte Bedeutung von Schal einzubauen, es würde zum Text passen.

cu
lap

Hallo Lapismont,

erst einmal danke für das Lesen, Deinen ausfühlichen Kommentar und Dein schönes Lob.

erstes Frostmorgeneis mag ein langes Wortstück sein, doch es ist im Zusammenhang für mich wichtig, weil es in dieser Szenerie für die erste zarte Annäherung steht, ähnlich wie der erste Eis des beginnenden Winters noch nicht betreten werden kann. Zuerst schüchtern, konnte das LyrI sich auf den anderen einlassen, dann die ersten tiefen Augen-Blicke.

Das Doppelspiel des Gesternschals wäre sicher interessant, doch nicht für diese Frau, die sich ja bewußt dafür entscheidet zu gehen, bevor die schönen Erinnerungen schal werden, damit diese sie noch wärmen/erfreuen können.

Du verstehst jetzt vielleicht, daß ich mir diese Substantivketten nicht abringen lassen möchte .

einnachtgrußandich, Johanna

hallo joh,

der tanz auf dünnem eis ist zwar kein ganz neues bild in der liebeslyrik, aber du hast es noch mal neu und durchaus gelungen verpackt (speziell durch den sehr lyrischen zusatz: das noch keinen vogel trug“. das ist für mich das highlight des gedichts).

was das forstmorgeneis, die wimpernschlingen und den gesternschal betrifft, muss ich meinen vorrednern leider ohne einschränkung zustimmen. ich finde aus dem gedicht könntest du ohne diese wortschöpfungen wesentlich mehr herausholen.

der titel gefällt mir im gegensatz zu lapismont überhaupt nicht. kalt lippenfleisch wirkt auf mich irgendwie (sorry, dass ich’s so dirket sage) eklig. kanibalisch. leichenschänderisch.

die ganze story die erzählt wird, ist eigentlich eine altbekannte. macht aber nichts, weil sie ewig aktuell bleibt. ich fänd’s interessanter wenn du rauskürzen würdest was sowieso jeder kennt. deshalb nur mal zur anschauung(!), (weil ich ja weiß wie jeder autor an seinen sorgsam gewählten worten hängt... geht mir übrigens auch so ;-)) :



Einmalige Chance

Ein See lag zwischen uns
auf erstem (Frost )Morgeneis
das noch keinen Vogel trug
ergriff ich deine Hand

nun küss ich lippen kalt wie stein
und wage ich den ersten schritt
ich geh

solang das gestern mich noch wärmt




meine bewertung, joh, ist die sechs, die gleichbedeutend ist mit : “der text hat was- da ist aber noch mehr rauszuholen.“ (denn so empfinde ich das)

herzliche grüße
mirami

Hallo Mirami,

erst einmal Danke für die Beschäftigung mit meinem Gedicht und Deine Mühe. Es gibt ja zwei Parteien von Meinungen zu meinem Text, Du findest ihn zu überfrachtet. Fein, daß Dir trotzdem was gefallen hat.
Ich finde auch, daß man über die meisten Themen immer wieder schreiben kann, was wirklich Neues gibt es ja eigentlich auch kaum, es sei denn in der Form oder Formulierung, ganz neue Gedankengänge sind selten.

Mit Deiner Version kann ich mich allerdings nicht so anfreunden, weil sie mir nicht genug von der Situation enthält, die ich eigentlich beschrieben habe. Aber es ist schon reizvoll zu lesen, was die einzelnen Autoren daraus machen, jeder hat einen ganz eigenen Stil.

ein lieber Gruß an Dich, Johanna

hallo johanna,

du hast natürlich recht. wie eintönig wäre es, wenn alle vögel die gleichen lieder in der gleichen tonlage singen würden.

herzliche grüße
mirami