Kaltgestellt

3,00 Stern(e) 1 Stimme
Als ich vom Duschen zurück ins Zimmer kam, hörte ich leise im Hintergrund den Fernseher. Ich hockte mich mit hängenden Schultern davor und sah für einen Moment zu; ich bemühte mich, meine ganze Aufmerksamkeit auf das laufende Gespräch zu lenken. Manchmal flimmerte Kai-Uwes Gesicht kurz auf. Nein, ich wollte nicht an ihn denken.
Das Wasser trocknete allmählich auf meiner Haut. Bilder von Kai-Uwe stiegen auf, wie er an der Bushaltestelle stand, an die Wand des Schutzhäuschens gelehnt. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich fröstelnd auf den Fernseher.
Als die Werbung eingeblendet wurde, stand ich auf und holte noch ein paar kleine Fläschchen aus der Minibar. Die Bilder der vergangenen Tage und Wochen drängten sich erneut auf. Ich versuchte mich zu beherrschen, um nicht wieder unter die Dusche zu steigen. Inzwischen lag die zweite Garnitur Handtücher durchnässt im Badezimmer.

Mich schauderte, als die Moderatorin das Wort „Eifersucht“ benutzte; und da waren die Erinnerungen der letzten Zeit von neuem. Nur am Anfang ist Eifersucht harmlos. Am Anfang nach unserer Trennung hatte ich auf Kai-Uwes Nachstellungen vielleicht sogar geschmeichelt reagiert. Später war ich genervt, als ich überall sein Gesicht sah, und bald danach versuchte ich ihm auszuweichen. Ich verabredete sogar Klingelzeichen mit meinen Freunden, damit ich nicht jedes Mal mit ihm sprechen musste, wenn er anrief.
Kai-Uwe nahm es nicht gelassen, als ich die Beziehung beendetet hatte. Er suchte nach mir, lauerte mir an meiner Arbeitsstelle auf, weil er angeblich nur mit mir reden wollte. Dann erklärte er, dass er kein Problem damit habe, dass ich ausgezogen sei, aber er würde gern noch immer mit mir schlafen wollen. Und er fragte mich, wo denn das Problem wäre. Eingeengt wie ein wildes Tier suchte ich nach einer Fluchtmöglichkeit. Anfangs vermied ich, meine neue Wohnung zu verlassen. Später aber entdeckte ich, dass ich nachts spazieren gehen konnte.

Ich sah auf die Uhr, ein Uhr morgens. Duschen. Ich hielt es nicht aus. Duschen oder Schnaps. Ich ging wieder unter die Dusche. Der Wasserstrahl brachte mich immer wieder in die Gegenwart zurück.

In einer dieser Nächte allerdings war ich an den See im Park gegangen, die Enten hatten bereits ihre Köpfe ins Gefieder gesteckt. Ich fühlte mich frei wie ein Vogel. In dem kühlen Wasser badete ich, als Kai-Uwe plötzlich am Ufer stand. Dort, wo ich zuvor meine Sachen abgelegt hatte.
„So. Hier nackt baden kannst du, du Hure!“
„Kai-Uwe, bitte nicht!“, flüsterte ich schwach.
„Kai-Uwe, bitte nicht“, höhnte er, dann trampelte er wie irrsinnig auf meinen Kleidern herum, „Kai-Uwe will aber!“ klang es wie aus einem Kindermund. „Du hast mir mein Leben zerstört, Anke. Und ich will es wiederhaben. Ich will dich wiederhaben! Du musst zurückkommen.“
„Nein, es ist vorbei.“ Obwohl ich es nicht wollte, klang meine Stimme belegt, „Kai-Uwe, versteh doch. Es ist vorbei! Wir können Freunde …!“
„Freunde bleiben? Nein. Niemals, Anke. Komm raus!“, seine Stimme schwoll an, „Komm. Und ich werde dir nichts tun!“
„Geh. Bitte.“
„Nun, wie du willst. Dann werde ich dich nach hause holen“, schnell zog er sich die Kordhose, das Hemd und seine Unterhose aus und kam ins Wasser. Ich wehrte mich so gut ich konnte. Mit seinem Handrücken schlug er mir mehrfach ins Gesicht, meine Wangen brannten. Er schüttelte mich fest und schlug erneut zu. Mir wurde schwindelig.
„Wieso tust du mir das an?“, fragte er mich immer wieder nahezu hysterisch, „Wieso tust du das?“
Ich fürchtete um mein Leben und versprach ihm, alles werde wieder gut. Dann nahm er meinen Kopf fest an seine Brust und begann zu weinen, seine Brusthaare verklebten mit meinem Blut. Zwischen den Zehen spürte ich den Schlamm durchglitschen, mir fröstelte.
„Komm! Ich brauche dich!“, sagte Kai-Uwe und hielt mich fest gepackt. Ich wurde zur unbelebten Puppe in seiner Unklammerung. Kai-Uwe roch an meinem Hals und stöhnte auf.
„Ich habe dich so vermisst. Sag, dass du mich auch vermisst hast. Sag es!“
„Ich habe dich vermisst!“, sagte ich mechanisch, mein Gesicht schmerzte noch immer.
„Ich habe dich so sehr vermisst, Anke!“ Stöhnend zog er mich zum kalten glitschigen Boden, hielt mir mit einer Hand beide Hände über dem Kopf fest und schob sich ächzend und stöhnend zwischen meine Beine. „Sag mir noch mal, dass du mich vermisst hast!“ forderte er mich auf.
Mein Körper lag da in dem Matsch, meine Füße hingen im Wasser und die Enten hatten ihre Köpfe wieder ins Gefieder gesteckt. Sie ignorierten, was hier geschah. Ich zählte irgendwas. Und es dauerte nicht lange, dann war Kai-Uwe mit mir fertig. Zum ersten Mal. Sein Samen lief mir zwischen den Schenkeln entlang. Eine dünne Eisschicht überzog mich innerlich. Ich fühlte mich wie kaltgestellt.
„Und nun ziehst du wieder bei mir ein!“
„Ich muss vorher aber noch ein paar Sachen holen!“, sagte ich.
„Ich komme mit! Ich helfe dir packen.“
„Willst du auch morgen mit zur Arbeit kommen?“, fragte ich lakonisch.
„Natürlich nicht! Du bist krank“, er lachte, „Wir werden heiraten! Und dann adoptieren wir ein kleines Mädchen!“
„Später vielleicht!“
„Du heiratest mich?“, und als ich zögerte, fügte er an, „Ich glaube dir nicht! Ich brauche Beweise. Du hast mich einmal verlassen, vergiss das nicht. Du hast mich verlassen und mich sehr lange hinter dir herlaufen lassen! Jetzt gehen wir zu dir, und anschließend fahren wir zu mir. Du kannst dich morgen krank melden!“ er zog mich auf die Beine und schüttelte den Kopf. „Du bist ganz voller Schlamm. Schwimm mal noch ne Runde im Wasser und dann zieh dich an!“
Kai-Uwe bewachte jede Minute meine Handlungen. Er ging mit in die Wohnung, er suchte die Kleider aus, die ihm am besten gefielen und er brachte mich in seine Wohnung.
„Ja, du wirst lernen, dass man geschenktes Vertrauen nicht so schnell verspielen sollte“, sagte er auf der Fahrt zu seiner Wohnung, und es klang, als sei in ihm ein Gedanke gereift.
Als wir in seiner Wohnung angekommen waren, knipste er das Licht an. Der Gestank von verbrauchter und verpesteter Luft verschlug mir den Atem. Was ich sah, war unbeschreiblich. Ein Bild an der Wand, das ich besonders gemocht hatte, war mit schwarzem Edding verunstaltet worden. Überall lagen zerrissene, beschmierte und bemalte Fotos. Ein großes Foto von mir hing nur noch zerfetzt mit Wurfpfeilen durchlöchert an der Wand. Überall lagen leere Weinflaschen, leere Bierdosen und Essensreste, dreckige Wäsche, zerschnitten Unterwäsche, die scheinbar mir gehört hatte und die ich hier vergessen hatte.
„Das ist alles deine Schuld!“, sagte er ungerührt. Er weidete sich an meinem Entsetzen. Offensichtlich fühlte er sich im Recht.
„Hast Du noch was von dem Wein da?“, versuchte ich möglichst gelassen zu reagieren und zeigte auf die leeren Flaschen.
„Du räumst hier auf. Schließlich ist es deine Schuld, dass es hier so aussieht. Und, es wird hier nicht wieder so aussehen.“
Das alles konnte nur ein Scherz sein. Ich fragte mich, wie lange er das alles aufrecht halten wollte. Sie würden mich doch suchen, meine Eltern, meine Freunde.
„Kann ich mir erstmal die Wunden versorgen?“
„Nein!“, sagte er bestimmt.
„Aber, dann werden es Narben! Ich muss sie reinigen!“ Zum ersten Mal schrie ich. Sofort schlug er mir ins Gesicht, aber auch das entsprang einer Selbstverständlichkeit. Es lag darin keine Raserei, kein Zorn, nichts. Das machte mir Angst.
„Du schreist mich nicht wieder an. Ich habe verstanden, wie ich mit dir umgehen muss!“, seine Stimme klang bedrohlich. „Und nun räume auf. Es stört mich nicht, wenn du Narben im Gesicht bekommst.“
Die häufigen Schläge in der folgenden Zeit hatten neue und alte tiefe Wunden nicht mehr richtig verheilen lassen. Mein Gesicht glich der verdörrten und lebensfeindlichen Marslandschaft. Während ich die Wohnung reinigte und aufräumte, was ich sehr gründlich tat, um Zeit zu gewinnen, kramte Kai-Uwe ein Hanfseil aus seiner Arbeitskiste hervor. Er legte mir das Seil um die Beine, es kratzte und schürfte die Beine auf.
„Sei nicht albern, ich lauf dir nicht weg!“, versuchte ich einen scherzhaften Ton.
Er richtete sich auf und schlug mir wieder ins Gesicht.
„Das war respektlos. Respekt vor mir werde ich dich lehren!“, und er fügte kurze Zeit später wie ein Lehrer hinzu: „Und sprich nur noch, wenn ich es dir erlaube, oder wenn ich eine Antwort von dir will.“ Er war zufrieden, als ich stumm wieder an die Arbeit ging und sinnierte: „Weißt du, ich habe immer gedacht, dass ich jene Männer nicht verstehen könnte, die mit ihren Frauen brutal umspringen. Sie haben aber Recht“, er machte eine kleine Pause, „Und ich habe auch gedacht, dass ich nicht so brutal sein könnte, weil es dir ja weh tun könnte, und weil du weinen würdest. Aber ich muss dir sagen, es macht mir sogar richtig Spaß, inzwischen. Es macht mir richtig Spaß, deine Tränen, deine Angst, deine mickrigen Versuche, mein Mitleid zu erheischen. Es macht mir wirklich Spaß. Und du lernst Gehorsam“, er lachte und versetzte mir verspielt einen festen Klaps auf den Hintern. In diesem Moment erst verstand ich das ganze hoffnungslose Ausmaß meiner Folter.
Sobald ich in den nächsten Tagen versuchte mich zu reinigen, peinigte er mich mit einer kleinen Gerte, die er mir über die Finger zog. Er benutzte mich, wie und wann er es wollte. Wenn ich kochte und er gerade Lust hatte, dann kam er rüber und bestieg mich wie eine Stute. Als ich nicht sofort spurte, holte er seine Gerte und zwang mich seinen Schwanz zu nehmen, bis er kam. Wenn das Essen deswegen verbrannte, schlug er mich, ließ mich den Dreck beseitigen und zwang mich, erneut zu kochen oder zum Sex. Bald schlug er mich überall hin. Am liebsten trat er in meinen Bauch und freute sich, wenn ich mich übergeben musste. Ich bettelte ihn an, dass ich mich für ihn zurechtmachen dürfte. Ich erzählte ihm von dem Wunsch, dass ich für ihn schön sein wollte. Nichts half. Irgendwann resignierte ich. Er hatte gewonnen, und ich war verloren.
Wenn er zum Einkaufen oder mit Freunden ausging, kettete er mich mit den Handschellen an das Heizungsrohr direkt auf der Toilette und steckte mir seine Socke in den Mund. Wenn meine Schlafenszeit kam, kettete er mich so ans Bett, dass er mich benutzen konnte, wenn er das wollte. Manchmal tastete ich mein Gesicht im Dunkeln heimlich ab, die Glätte von Früher war verschwunden. Meine Hände waren rissig vom Putzen. Blaue Flecken hatte ich am Bauch und das Atmen machte mir durch die gebrochene linke Rippe Schwierigkeiten. An den Armen, auf dem Rücken und an den Händen hatte ich auch feine Risse von der Gerte.
Essen gab es für mich selten, nur Abfälle, denn ich sollte Demut lernen. Wein, Bier und Schnaps durfte ich haben. Und das nahm ich zu mir, so viel ich konnte. Dafür war ich ihm wirklich dankbar, damit konnte ich mich bewusstlos saufen. Ihm war es egal, ob ich wach war oder nicht, wenn er mich benutzte.
Weil ich mich nach vier Monaten absolut gefügig zeigte und mich bewusstlos soff, wenn ich konnte, wurde er nachlässiger mit den Handschellen für die Nacht. Schließlich, nach einem weiteren Monat, soff er mit. Ich beobachtete seine Nachlässigkeit und gab mir Mühe, weniger zu saufen - unbemerkt weniger.
Tatsächlich hatte ich keine Vorstellung davon gehabt, wie ich aus dieser Hölle rauskommen könnte. Eines Nachts jedoch hatte er so viel gesoffen, dass er die Handschellen vergaß. Ich lag neben ihm in gewohnter Haltung und wartete, bis sein Schwanz nass aus mir rausrutschte, er selbst schlief fast direkt nach dem Akt ein. Schwer viel es mir trotz des Korns wach zu bleiben. Nach einer Ewigkeit versuchte ich mich zu bewegen. Kai-Uwe reagierte nicht. Ich griff vorsichtig nach den Handschellen, die bereits am Bett vormontiert waren. Kai-Uwe reagierte nicht. Er schnarchte tief. Ich öffnete die Handschelle langsam und horchte wieder. Dann schloss ich sie um sein rechtes Handgelenk. Stolpernd und taumelnd sprang ich hoch, der Korn lag schwer in meinen Gliedern; die Nachttischlampe fiel scheppernd runter. Kai-Uwe reagierte nicht. Ich beeilte mich, die Fußfessel am Bettgestell ebenfalls schnell zu schließen. Mit dem Hanfseil fesselte ich seine zweite Hand an dem Bettpfosten. Jetzt konnte er mir nichts mehr tun. Mein erster Gedanke war die sofortige Flucht. Aber dann kam die Wut, die Pein und die Angst der vergangenen Zeit hoch. Endlich konnte ich mich meiner Haut wehren.
Ich ging ins Badezimmer, betrachtete zum ersten Mal seit wenigstens zwei Monaten mein Gesicht und erkannte, wieso das Brennen nicht nachließ. Einige Schnittwunden waren entzündet und eiterten bereits. Ich reinigte mein Gesicht so gut es ging und versorgte notdürftig meine Wunden. Meine Haare waren lang und verfilzt, schmutzig grau und fettig. Ich suchte nach einer Schere und schnitt mein Haar auf 5 cm Länge ab und duschte ausgiebig. Und Kai-Uwe? Wie sollte es nun weiter gehen? Innerlich fühlte ich mich eingeschlossen von einer dicken kalten Eisschicht.
Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, lag Kai-Uwe lächelnd vor mir. Keine Spur von Angst.
„Nun, hast du Oberwasser? Ich werde dich finden und dann hol ich dich wieder hier her!“
„Wirst du nicht, Arschloch!“
„Wieso nicht? Die Polizei tut nichts. Und du wirst dich nicht ewig verstecken können! Also denk daran: Gehorsam und Respekt.“
„Ich habe mich in dir getäuscht. Ich hätte dir nie zugetraut, was du mir angetan hast, du Stück Dreck!“
„Was willst du eigentlich? Du hast gekriegt, was du verdient hast.“
„Du tust mir nichts mehr, Du nicht!“ Ich drehte mich um und holte ein großes Fleischermesser aus der Küche. Damit ritzte ich ihm unter dem Fuß als erstes die Haut tief auf.
„Lass das!“, er wurde ärgerlich und trat mit dem freien Fuß nach mir, als sei ich eine lästige Fliege.
Adrenalin klopfte kräftig gegen meine Schläfen und ich spürte, wie mich das für einen Moment erleichterte. Blind vor Hass stopfte ich ihm seine eigene Unterhose in den Mund und band ein Tuch um seinen Kopf. Ich wollte ihm wehtun und ihm Schmerzen bereiten, die ihn Jederzeit an mich erinnerten. Automatisch zerschnitt ich ihm die Bänder an den Kniescheiben. Kai-Uwe stöhnte auf.
„Du wirst mich nicht verfolgen. Du wirst mich nicht verfolgen“, schrie ich und handelte wie im Rausch. Beflügelt durch den Korn im Blut schlug ich auf ihn ein. Wie hysterisch brach ich dann am Bett flennend zusammen: „Du machst alles kaputt! Alles!“ Tränen liefen ihm stumm über das Gesicht. Ich trommelte schreiend auf seiner Brust rum. Langsam kam ich zu mir, betrachtete den blutenden und gefesselten Kai-Uwe. Plötzlich ich hatte es eilig, ich wollte nur noch raus aus der Wohnung. Weg, egal wohin. Ich packte meine Tasche und rannte fort.
Ich suchte ein Hotel, wo ich für diese Nacht bleiben konnte. Angekommen in dem Zimmer ging ich duschen. Das Bild des gefesselten Kai-Uwes hatte ich noch immer vor Augen.
Er würde vermutlich bald wieder aus dem Krankenhaus kommen und er würde mir vermutlich wieder nachstellen. Und in diesem Moment tastete ich zum ersten Mal nach dem Gedanken, irgendwo auf dieser Welt mit einer neuen Vergangenheit eine neue Zukunft zu beginnen.

Zum vierten Mal nun drehte ich die Dusche ab. Ich fror. Die Sommerdecke trocknete meine Haut. Bevor ich einschlief, dachte ich daran, wie Kai-Uwe auf seinem Bett lag, gefesselt, blutend und außer Gefecht gesetzt. Wieso hatte er mich kalt gestellt? „Kaltgestellt“ hallte es in mir.
 

JuDschey

Mitglied
Hallo ScarletMirro,

obwohl Deine Story kein 300 Seiten Roman war, kam sie mir unendlich lang vor.
Ich hatte den Eindruck Du erzählst die Geschichte in der Art, wie eine Katze um den heißen Brei herumläuft. Warum? Das übergeordnete Thema der Geschichte ist Gewalt in der Beziehung. Davon hat wohl jeder Leser schon mal etwas in der einen oder anderen Form gehört, gelesen oder gesehen. Frau und Mann kommen zusammen, sie lieben sich, haben Pläne, dann entpuppt sich der Kerl als Arschloch. Sie macht Schluß, er stellt ihr nach und demütigt, schlägt und vergewaltigt die Frau. Sie hat irgendwann das Glück, dieser perversen Hölle zu entkommen.und fragt sich, wieso hat er das getan (mich kaltgestellt). Dieses Muster ist so bekannt, wie der Kölner Dom. Und genau deshalb würde Deiner Geschichte mehr Tempo, Kompaktheit und Originalität gut tun. Nicht soviel breit und umständlich erklären, sondern das Wichtige in kompakten, spannenden und originellen (noch nie dagewesenen) Szenen zeigen. Dabei den Leser glauben machen, er könne sich das Ende denken, das dann überrachend ganz anders kommt. Das wäre Unterhaltung, wie sie der Leser wünscht. Ein fesselnder Film mit Worten ohne ermüdende Beschreibungen und einem nicht unmittelbar vorhersehbaren Ende.
Ich weiß, in diesem Fall ist es besonders schwer, den Leser am Ende zu überraschen, weil es einfach schon ein alter Hut ist, dass die gegeisselte Frau irgendwann den Spieß umdreht, den Sadist ein wenig spüren läßt, was er ihr angetan hat oder ihn sogar umbringt. Vielleicht wäre es besser, die Frau am Ende an Alkoholvergiftung sterben zu lassen, statt ihr (wie man hofft) eine Gelegenheit zu geben, der Hölle zu entkommen. Rechnet man eigenlich nicht mit und wäre deswegen überraschend, aber man hätte damit die Wünsche und Hoffnungen der Leser enttäuscht, was aber nicht unbedingt ein Fehler sein muß.
Ich bin überzeugt, in der Geschichte ist noch ein dicker, fetter Nugget verborgen. Es liegt an Dir, das Gold zu finden und zu bergen.

Dabei wünsche ich Dir viel Spaß und Erfolg!
JuDschey
 
HAllo JuDschey,

danke für deinen KOmmentar, der zumindest am Ende einen Funken hoffnung sah!

Nun, wie die Geschichte ausgeht ist bereits am Anfang schon keine Überraschung, denn die Geschichte beginnt mit dem Danach!!! Sicher ist dir das beim überfliegen entgangen.

Auch denke ich, dass sicherlich jedes Buch einfach nur von so ganz banalen Schicksalen sprechen, alles schon mal da gewesen! Kann sein. Weißt du, jeden Tag geschieht hier im Haus Gewalt, jeden tag lieben sich zwei Menschen hier im Haus und jeden Tag wird hier Wäsche gewaschen, essen gekocht und bla ... Ich habe nicht den Anspruch über etwas shreiben zu können über das noch nie geschrieben würde - das geht nämlich nicht... :/
Ich persönlich binnicht der Meinung, dass sie noch kompakter sein müsste - klar hab ich dich verstanden, man kann die Gewaltszenen ansprechen statt ausschmücken, man kann die Vergewaltigung ansprechen statt darzustellen. Nun, es ist nicht nur ein Kraftakt es zu lesen, sondern auch ein Kraftakt es zu schreiben... Nein, mir hat die Herausforderung sowas auch klar und deutlich zu schreiben viel Mühe gekostet. U ich möchte, dass das dann so langatmig bleibt --- wobei ich denke, dass nicht langatmig gemeint ist, sondern Brutalität, die weh tut! Meine ich jetzt mal bloß. Um diese Geschichte gab es in einem anderen Forum eine heiße Diskussion, die sich nämlich auch am Punkt der Brutaltiät stieß.

Oh ja, ich hatte überlegt, ob sie sterben soll, aber nicht an Alkoholvergiftung - wie platt! Und bitte, am Anfang ist klar, dass sie ihm entkommt! Ja, manchmal klappts nicht mit dem Überraschen --- Man muss auch nicht um jeden Preis überraschen!

Gut, dich habe ich damit nicht unterhalten, viele andere schon ... und die fühlten sich nicht gerade besser danach, aber unterhalten! Für einen schönen Text, unkompliziert und spannend emphel ich dir mal die Blaue Birke unter schwarzem Quadrat --- ihr fehlt so jede "überflüssige Länge"! :)

Grüsse
Scarlett
 

JuDschey

Mitglied
Hallo Scarlett,

schön dass Du auch die Möglickkeit ins Auge gefasst hast, die Frau am Ende sterben zu lassen. Aber warum sollte mein Vorschlag des Alkoholtodes platt sein? Wenn sich ein Mensch tot säuft ist das nicht platt, sondern eine Tragödie. Nur hier, wäre diese Tragödie nicht ganz so schlimm, weil der Frau durch den Alkoholtod weitere Schikanen des Sadisten erspart bleiben würden. Eine Ironie des Schicksals.

Worüber Du auch nachdenken könntest wäre, ob Du die Frau nach langer Misshandlung wirklich vom Opfer zu einem Täter machst.
Solange sie nur daran denkt, sich für den Sadismus zu revanchieren, wäre das okay, das kann man gut nachempfinden. Aber sie dann wirklich mit dem Messer auf den Sadisten gehen zu lassen, erfordert eine neue Gerechtigkeit. Tod der Frau wäre vielleicht übertrieben, wie wäre es mit einer Gerichtsverhandlung wegen Körperverletzung oder auch ein Unfall bei der Flucht aus ihrer Hölle, der sie ins Krankenhaus bringt, wäre vorstellbar.
Wenn Du das so stehen lässt, dass die gepeinigt Frau sich auf die Stufe des Sadisten begibt, sind beide Verbrecher und man würde das Mitleid gegenüber der Frau vergessen, dass Du eigentlich lange und - ich sage mal ausschweifend - vorbereitet hast. Ist das wirklich in Deinem Sinn, die Frau auch zum Verbrecher zu machen, oder wolltest Du eigentlich etwas anderes?

Ja, über etwas zu schreiben, was noch nie dagewesen ist, ist sicher eine ziemlich aussichtslose Lage, da hast Du wohl recht. Und gerade weil man nur noch über Dinge schreiben kann, die in der einen oder anderen Form schon mal dagewesen sind, muß man die Sache wirklich gut machen, damit sie ankommt. Und das geht in der Regel nur durch unerwartete Wendungen und Überraschungen. Zu behaupten eine Story braucht nicht unbedingt eine Überraschung, klingt ziemlich dumm. Gerade die Überraschungen sind es doch, die Spannung erzeugen und den Leser fesseln. Wenn es einfach nur so dahinerzählt ist ohne Höhen, Tiefen und Wendungen, wäre es wie eine Leinwand mit nur einer Farbe. Das sieht ziemlich uninteressant aus, oder?
Was in den Lehrbüchern steht, wie man dem Leser eine interessante Story liefert, habe ich Dir in meiner ersten Kritik erläutert.
Klar hast Du schrifstellerische Freiheit und brauchst nicht so zu schreiben, wie im Lehrbuch geraten wird. Jeder kann schreiben was und wie er will. Aber ob das dann auch ankommt, ist die Frage.
Stephen King zum Beispiel schreibt auch über horrormäßige Sachen. Aber bei ihm habe ich mich noch nie gelangweilt. Ich finde, er vesteht es, wie kaum ein anderer, den Leser durch unerwartete Wendungen und Überraschungen zu fesseln. Er macht die Sache spannend bis zu Letzt.

An der Brutalität in Deiner Story nehme ich keinen Anstoß. Da ist man aus den Medien und vor allem dem Kino übleres gewöhnt. Bei dem Kultfilm "Kill Bill", von Quentin Tarantino mit Uma Thurman in der Hauptrolle, spritzte das Blut nur so aus den Menschen, denen der Kopf abgeschlagen wurde. Aber warum sollte man darüber schockiert sein? Ich fand es eher faszinierend, weil man sowas nicht alle Tage sieht.

Nimm mir meine Kritik nicht übel. Ich denke, jeder der hier veröffentlicht, tut das aus gutem Grund. Er möchte wissen, was andere Leser von der eigenen Story halten und was sie möglicherweise für Ideen haben, um die Story zu verbessern.

Viele Grüße
JuDschey
 
Danke für deine Mühe, mir das zu erklären. ;)

Ja, hab bei James N Frey auch gelesen, dass man seine Kritiker nicht belehren soll u sich auch nicht für seinen Text rechtfertigen soll, sondern sich einfach mal anhört, was der zusagen hat.

Ich habe es nochmals gelesen und werde darüber nachdenken. :)

LG
Scarlett
 

MDSpinoza

Mitglied
Hmmm, wenn einer einen anderen Menschen lange genug quält und der dann irgendwann zurückschlägt ist das eher eine Art Berufsrisiko für den Quälenden. Eine direkte Folge seiner Handlungen.
 

JuDschey

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von MDSpinoza
Hmmm, wenn einer einen anderen Menschen lange genug quält und der dann irgendwann zurückschlägt ist das eher eine Art Berufsrisiko für den Quälenden. Eine direkte Folge seiner Handlungen.
Ja natürlich. Es ist die alte Geschichte "Wie du mir, so ich dir."
Hans haut Fritz in die Fresse. Fritz ist sickig und haut Hans in die Fresse. Hans kann das nicht auf sich sitzen lassen und schlägt zurück. Und immer so weiter. Ein sinnloser Kreis der Gewalt.
In dieser Situation bekommen Fritz und Hans jeweils unmittelbar die Konsequenz ihres Tuns zu spüren und zwar immer von dem, der gerade Opfer war.

In Scarlets Geschichte dagegen kann der Sadist, der mit Handschellen am Bett gefesselt war, aber nicht zurückschlagen, nachdem sie ihn mit dem Messer bearbeitet hatte. Das frühere Opfer wurde zum Täter und machte sich vom Acker. Weil jede Tat ihre Konsequenzen hat, muss der Frau, um der Gerechtigkeit Willen, noch irgendetwas widerfahren, bevor die Geschichte zu Ende ist.
Gut. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass sie den Sadisten mit dem Messer attackierte war ihr gutes Recht. Schließlich hatte sie vorher ja auch ordentlich von dem Schwein einstecken müssen. Unter der Hand könnte man das so akzeptieren, aber ganz offiziell wird es kein Gericht mit machen.
Scarlet hätte die Frau auch nicht unbedingt zum Täter machen brauchen. Das Opfer hätte sich ja im letzten Moment darauf besinnen können, dass sie in dem Moment, in dem sie den Sadisten mit dem Messer verletzt, nicht besser ist als er.

Viele Grüße
JuDschey
 

MDSpinoza

Mitglied
LOL das hätte sich der Sadist halt vorher überlegen müssen. IMHO ist die Frau dadurch nicht zur "Täterin" geworden. Sie gibt nur zurück, was ihr aufgezwungen wurde.
 

JuDschey

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von MDSpinoza
LOL das hätte sich der Sadist halt vorher überlegen müssen. IMHO ist die Frau dadurch nicht zur "Täterin" geworden. Sie gibt nur zurück, was ihr aufgezwungen wurde.
Ich denke, die Frau wäre dann auch ein Täter.
Hatte ich gesagt: "Hans haut Fritz in die Fresse."
Fritz haut zurück.
Folge: Beide müssen nachsitzen.
Sagt Fritz: "Hans hat angefangen."
Sagt der Lehrer: "Ist mir egal, du hättest ja nicht zurückschlagen brauchen. Ihr habt euch geschlagen, also gibts Nachsitzen. Für euch Beide."

So ähnlich würde der Richter das auch bei der mißhandelten Frau sehen, die ihren Sadisten mit dem Messer gepiesackt hat.
Ottonormalmann würde ihr das verzeihen und sagen: "Gut, der Sauhund hat das verdient."
Aber Gerichtsmann sagt: "Du bist böse Frau. Du hast ihn mit dem Messer verletzt. Du bist genauso Täter wie der Sadist. Also Strafe für Beide."

Viele Grüße
JuDschey
 

MDSpinoza

Mitglied
... und das ist der Unterschied zwischen Recht und Gesetz. Besser hätte man das nicht erklären können. Wer Gewalt initiiert muß die Folgen tragen, wenn sich die Opfer zur Wehr setzen. Pech für den, der anfängt.
 
Ja hallo ihr zwei,

möchte mich noch mal äußern. Ich versteh schon, worauf du, JuDschey, hinaus willst --- poetische Gerichtigkeit ist wohl ein Stichwort. Ehrlich gesagt, mag es so sein, dass sie zum Täter wird, aber Na und? Ich denke, sie hält sich massiv zurück. In meiner ersten Variante hat sie ihn zerstückelt bis zum Tod. HIer will sie ja sogar noch einen Rettungswagen schicken. U er hat ihr versprochen, sie zu finden ... Also schützt sie im Grunde nur ihr Leben, wenn sie ihn tötet.
Und noch, ich habe die Säulen der Erde gelesen (Ken Follett), und der Bösewicht stirbt letztlich alt am Strang ... ich habe schon zwischendurch bei all seinen Greultäten gewünscht u herbeigesehnt, dass er getötet wird u war schwer enttäuscht das er erst als Opa und dann nur gehängt wurde!!! :)

Will damit sagen, sie quält ihn am Schluß, aber sie könnte bei weitem mehr tun, oder Spinoza!? Sie tut es nciht, bewahrt sich noch einen Rest Anstand oder so was und flüchtet, als sie wieder zu Sinnen kommt!!! Hallo, sie hat ja ihre eigenen Raserei nicht mitbekommen... also davon wird sie wach u dann flüchtet sie und ... sie soll deiner Meinugn nach noch was abbekommen, JuDschey? Was denn noch? Sie ist fertig --- schon gemerkt? Die Gegenwart erzählt, dass sie sich permanent duscht und das sie säuft --- sie ist kaputt und fertig ... Vielleicht sollte ihr jetzt ein Unfall passieren, oder sie sollte sich das Leben nehmen ... oder so was ... aber ich denke, es genügt fürs erste ... :/

Bin ein bisserl ratlos ob deines Beharrens auf ihre böse böse böse Täterschaft ... Also die linke Wange hinhalten, finde ich ja noch irgendwo denkbar, aber gleich den Kopf???

Danke dir Spinoza für deine kurzen und knappen und vor allem erfrischenden Kommentare !!! :) Schön.

staunende Grüsse
Scarlett
 

JuDschey

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von ScarlettMirro
Ja hallo ihr zwei,


[blue]Will damit sagen, sie quält ihn am Schluß, aber sie könnte bei weitem mehr tun, oder Spinoza!? Sie tut es nciht, bewahrt sich noch einen Rest Anstand oder so was und flüchtet, als sie wieder zu Sinnen kommt[/blue]

Ja eben, dass ist es ja gerade. Sie quält ihn am Schluß. Dass sie ihn nicht zerstückelt spricht natürlich für sie. Jeder Leser kann das auch gut nachempfinden, dass sie ihn quält. Aber einen anderen Menschen zu quälen und zu misshandeln ist einfach der falsche Weg. Völlig egal, was der andere für ein Sadist, Idiot oder Drecksack ist. Was die Frau getan hat ist Selbstjustiz und das ist nun mal nicht erlaubt.

[blue]sie soll deiner Meinugn nach noch was abbekommen, JuDschey? Was denn noch? Sie ist fertig --- schon gemerkt? [/blue]
[blue]Bin ein bisserl ratlos ob deines Beharrens auf ihre böse böse böse Täterschaft ... Also die linke Wange hinhalten, finde ich ja noch irgendwo denkbar, aber gleich den Kopf???[/blue]

Klar ist sie fertig, völlig fertig. Aber wie schon gesagt, für ihre Selbstjustiz müsste sie streng genommen noch zur Rechenschaft gezogen werden. Natürlich ist der Sadist der üblere Bursche, der größere Verbrecher, aber sie hat auch einen Fehler gemacht. Selbstverteidigung ist okay, aber eben keine Selbstjustiz. Den Sadisten zum Selbstschutz mit Handschellen ans Bett fesseln ist okay. Aber ihn dann mit dem Messer bearbeiten, das ist einfach zuviel.
Niemand braucht den Kopf hinhalten, das verlangt niemand und so habe ich das auch nicht gesagt. Man darf sich verteidigen, aber wenn der Angreifer oder Sadist k.o. oder gefesselt ist, darf man ihm nicht noch eins auswischen und ihn sinnlos aus purer Rachsucht verletzen. Das ist unmoralisch und gegen das Gesetz. Und in diesem Sinne hat die Frau eben auch Schuld auf sich geladen und ist ebenfalls zu einem Täter geworden.
Außerdem finde ich, dass die Frau als Opfer später nicht auf dieselbe miese Stufe wie der Sadist hinab sinken, sondern moralisch gefestigt über ihm stehen sollte. Sonst wäre es einfach nur eine "Wie du mir, so ich dir"-Geschichte. Das kann und darf sie natürlich sein, kommt halt nur darauf an, was Du mit Deiner Geschichte beabsichtigst. Willst Du einfach nur den Effekt darstellen oder willst Du zeigen, dass es auch anders geht, als nur auf Misshandlungen mit Misshandlungen zu reagieren?


Viele Grüße
JuDschey

 
hallo JuDschey,

du solltest Jurist werden ... das wäre der richtige Weg für dich! :)

mach was du meinst mit der geschichte --- ich denke du hast dich da an einem Kritikpunkt festgebissen ... schliesslcih kriegt man so auch jeden Spass am geschriebenen Text kaputt, gell :)

Mach nur, jeder wie er mag! Sorry, aber deine Haltung ist für mich unbegreiflich engstirnig! Natürlich bin ich kein gewaltverherrlichender Mensch und natürlich hätte ich anders gehandelt, denn ich bin ja auch nicht meine Figuren (um diesen Irrtum mal klarzustellen, aber die Geschichte spitzte sich bis zu diesem Befreiungsakt zu!

noch eines, du hast ja so recht (werde ein bisserl zynisch, denn ich habe einen anderen Blick auf die Dinge und Menschen), dass man als Opfer schön opfer bleiben sollte, dann wird man nur unbewußt und gegen dritte zum Täter --- das aus der gerechten realen Welt!

grüsse
Scarlett
 
Niemand braucht den Kopf hinhalten, das verlangt niemand und so habe ich das auch nicht gesagt. Man darf sich verteidigen, aber wenn der Angreifer oder Sadist k.o. oder gefesselt ist, darf man ihm nicht noch eins auswischen und ihn sinnlos aus purer Rachsucht verletzen. Das ist unmoralisch und gegen das Gesetz. Und in diesem Sinne hat die Frau eben auch Schuld auf sich geladen und ist ebenfalls zu einem Täter geworden.
Noch mal ... er droht ihr sie zu finden u da soll er nur ausser gefecht gesetzt werden mit handschellen? Also sie darf ihn ihm fairen zwikampf töten aber sonst sich nicht "wehren"? Du bist also streng genommen auch der Ansicht, dass die Frauen, die ihre schlafenden Männer töten schlimmer sind als jene Männer, die ihre Frau nur ein bisserl zu fest verprügeln und deswegen leider nicht mehr aufstehen beim letzten Mal? Das die Frau dem Mann physisch unterlegen ist, ist aber nicht bloß ein Gerücht!

Und noch ein letztes: Kennst du deutsche Rechtsprechung bei Stalking und Co? Ein Drama, ein Trauerspiel eine hoffnungslose angelegenheit... Erst wenn ernsthaft schaden genommen wurde, dann passiert was --- aber auch nur vielleicht viel vielleicht! In der Regel nicht mal dann ... Im Rahmen eines Romans setze ich mich nämlich mit dem Thema auseinander und kann dir sagen, es gibt seit diesem Jahr ein Gesetz, das mehr als nur ne Unterlassungsklage erlaubt ... aber man muss ja nem Stalker auch das stalken noch beweisen ... gelle... Also mal ehrlich, das alles und mein Vertrauen liegt nicht in der JUSTIZ ...
Und Gerechtigkeit? Was ist das denn? Kann man sich selten kaufen und kriegt man ebenso selten geschenkt!
Schließe mich Spinoza an, wer Gewalt sät, darf sich nicht wundern, wenn er selbst Gewalt erfährt!

Grüsse
Scarlett
 

JuDschey

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von ScarlettMirro
Schließe mich Spinoza an, wer Gewalt sät, darf sich nicht wundern, wenn er selbst Gewalt erfährt!
Ja. Da bin ich auch für.
Allerdings sollte die Gewalt gegen Leute, die Gewalt säen vom Staat ausgehen. Oder es schlägt die schon erwähnte philosophische Gerechtigkeit zu.

Das ein Opfer sich gewalttätig an seinem Täter rächt ist auf jeden Fall verkehrt und eine Straftat. Von moralischem Versagen ganz zu schweigen.
Und weil die Frau in deiner Geschichte druchgedreht ist und durch ihre Tat auf dieselbe abscheuliche Stufe wie ihr Sadist hinabgestiegen ist, fand ich deine Geschichte nicht zu Ende erzählt. Der Täter hatte durch die Frau sein Fett weg bekommen. Gut, das kann man ja so erzählen. Aber was bekommt die Frau für ihr sadistisches Ausflippen??? Wo bleibt da die Gerechtigkeit??

Und nochmal: Ein Mensch, der Opfer von einem irren Verbrecher geworden ist, hat einfach nicht das Recht dazu, diesen Irren zu misshandeln oder zu verletzen. Wenn sich das Opfer aber aus seinem subjektiven Rechtsgefühl dazu hinreißen lässt und wiederum seinen Peiniger misshandelt, ist das Opfer ebenfalls ein Verbrecher, dem eine passende Strafe zu Teil werden muss.

Und das sollte eigentlich jedem Menschen klar sein, deswegen muss man nicht gleich Jurist sein oder werden. Nur ein Gericht darf einen Täter gemäß den Gesetzen verurteilen und eine Strafe verhängen, aber nicht das Opfer. Wo kämen wir denn hin, wenn es anders wäre??
Deswegen kommt es mir seltsam vor, dass du darauf bestehen bleibst, die Frau ungeschoren davon kommen zu lassen. Warum?
Lass doch beide sterben, dann hat deine Geschichte wenigstens eine Moral.
Wenn die Geschichte ohne Konsequenzen für die Frau endet, sieht es jedenfalls so aus, als würdest du ihr Verbrechen gut heißen bzw. als würdest du versuchen, die Leser dahin zu manipulieren, dass sie persönliche Gewalt von Opfern gegen Täter billigen sollen.
So wie deine Geschichte da steht, finde ich sie jedenfalls äußerst bedenklich. Genau wie MDSpinozas kurze Kommentare. Sprechen sie doch Bände über seine Einstellung.

Ach so, noch etwas zu deiner Frage:
Zitat: "Und Gerechtigkeit? Was ist das denn? Kann man sich selten kaufen und kriegt man ebenso selten geschenkt!" Zitat Ende
Gerechtigkeit kann man sich nicht kaufen und kriegt man auch nicht geschenkt, das ist wohl war.
Was ist Gerechtigkeit?
Nun, ich denke, Gerechtigkeit ist das, was man auf Grund seiner Taten letztendlich als Konsequenz erhält. Bei positiven Taten gibts irgendwann positive Konsequenzen und bei negativen Taten eben entsprechend negative Konsequenzen.
Die Frau in deiner Geschichte wurde misshandelt. Folge: der Täter muss büßen. Nur leider hat die Frau - der Täter ist eben auch nur ein (böser, sündhafter) Mensch - einen Menschen verletzt. Das darf man nicht. Gewissen, Religion und Gerichte haben ganz schwer etwas dagegen. Folge: die Frau muss dafür noch bezahlen.
Wie? Das ist eigentlich egal. Ob sie sich irgendwann vor einem Gericht verantworten muss oder wegen Alkoholsucht in einer Klapsmühle landet oder beim Duschen ausrutscht und sich was bricht oder ob ihr sonst was geschieht soll deiner Fantasie überlassen bleiben.

Ich wünsche ich dir und auch Spinoza weiterhin viel Spaß beim Schreiben und einen großen Sack voller toller Ideen.
Ich habe heute eine neue Geschichte reingehängt. Würde mich über eure Meinung freuen.

Viele Grüße
JuDschey
 
Hallo JuDschey,

ehrlich gesagt, ich finde ja deine ganze Gesetzesgläubigkeit ehrenwert, zumindest dem moranlischem Ansatz nach, aber letztlich ist es doch so gleich, wer verteilt!
Ich möchte das mal so sagen. Nur weil ich selbst nicht den Mörder meiner Kinder umbringe, sondern dass durch den Staat erledigen lassen (Todesstrafe), ist doch das gleiche geschehen. In beiden Fällen (ob nun ich oder Staat tötet) handelt es sich um Mord und das ist in beiden Fällen sehr fragwürdig. wie Spinoza schon sagte, Recht und Gesetz sind zwei dinge!!! Unsere Gesetze sind so menschlich wie wir, ungerecht, egoistisch und unfair. Sie versuchen natürlich für alle zu gelten, versuchen gerecht zu sein ... aber Justizia ist blind für die Vernunft --- ... gerne hol ich mir hier ein paar Experten zu ins Boot (Kant mal als Beispiel), aber muss das sein? Ich bitte dich, bist du wirklich der Meinung der Henker ist besser als der Mörder, ein Soldat besser als ein anderer, der tötet? Oh natürlich muss das nicht alles immer so weit gehen. Wir können uns die geschmierten Bullen ansehen, die durchgedrehten Typen, die einen "Zeugen" in die Zange nehmen, die Einschüchterer u u u ... ehrlich, du verblüffst mich wirklich. Bis du denn echt so rechtsgläubig?

Im Ernst, das hat hier schon lange nichts mehr mit meiner Geschichte zu tun, sondern du hängst dich an einen "unwichtigen" Punkt auf und knüpftst daran deinen Unmut...
Dir muss die Gescihcte ja auch nicht gefallen ... :)
U da ich brutal der Autor und somit Urheber bin kann ich dir sagen, sie reagiert brutal u überlebt das. Jetzt weiß ich das ganz genau... danke dafür

Grüsse
Scarlett
 

JuDschey

Mitglied
Hallo Scarlett,

is ja´n Ding. Das geht einfach immer weiter hier.
Also gut, dann fang ich noch mal an:
Wieso soll das hier nichts mit Deiner Geschichte zu tun haben?
Es geht um Gewalt in und nach der Beziehung. Und es geht darum, dass das Opfer sich aus seinem subjektiven Rechtsempfinden dazu hinreißen lässt, sich am Täter für seine Taten zu rächen. Dem Sadisten widerfährt keine Gerechtigkeit sondern die Rache eines Opfers.
Und meiner Meinung nach fehlt in deiner Geschichte noch, was für eine Konsequenz die Frau für ihre Selbstjustiz erwartet und was letztendlich mit dem Sadisten geschieht.
Das ist nun mal der Punkt, an dem sich entscheidet, was man von der ganzen Geschichte halten soll.
Soll es eine simple "Wie du mir, so ich dir"-Geschichte sein, die man nach dem letzten Punkt schon wieder vergessen hat oder soll mehr dahinter stecken?

Deine Frage, ob ich soo rechtsgläubig bin, habe ich eigentlich schon beantwortet, als ich Dir gesagt habe, was ich unter Gerechtigkeit verstehe.
Ich bin überzeugt, dass jede Tat ihre Konsequenz hat. Ob die Konsequenz nun von der himmlischen Gerechtigkeit, vom Schicksal kommt oder von einem irdischen Gericht ist im Prinzip egal.
Der eine wird auf Grund seines Tuns ein Verlierer, wird verachtet, hat keine Freunde, landet im Kittchen, hat einen Unfall, wird krank oder kommt sogar um sein Leben. Während der andere Mensch wegen seiner Taten ein Gewinner wird, vielleicht ein Millionär, der sich bester Gesundheit erfreut und Glück ohne Ende hat.
Oder: Der Raucher verreckt frühzeitig elendig an Lungenkrebs, der Wellness- und Fittness-Fan stellt sich auch noch mit 95 Jahren auf den Kopf.
Das wären jetzt die Extrem-Formen von guten bzw. schlechten Taten und ihren entsprechenden Konsequenzen.
Da der Durchschnittsmensch weder absolut schlechte Taten, noch absolut gute Taten vollbringt, fallen die entsprechenden Konsequenzen natürlich auch nur mittelmäßig bzw. schwach aus. Er kriegt höchstens ein Protokoll wegen Falschparken, vielleicht läuft ihm oder ihr der Partner weg oder er bekommt ein paar Euro Lohnerhöhung oder er gewinnt mal eine Reise im Preisausschreiben. Keine besonderen Konsequenzen, weil er nix Besonderes getan hat.
Das wär jetzt mein Plan von Gerechtigkeit, von Taten und ihren Konsequenzen.
Ist meine Theorie und die vieler anderer Leute. Ob das in der Praxis tatsächlich immer so der Fall ist und ob man damit jedes Schicksal erklären kann, müßte wissenschaftlich untersucht werden. Vielleicht steckt hinter ´nem Beinbruch ja auch nur der Wunsch nach Zuwendung und er ist nicht die Konsequenz einer schlechten Tat.
Obwohl jede Tat eine Konsequenz erzeugt, werde ich mich davor hüten, die Sache umzukehren und jedes Schicksal als Konsequenz einer vorausgeganen Tat deuten. Bei manchem Schicksal mag es zu treffen, bei anderem nicht. Zum Beispiel: Nicht jeder Übergewichtige futtert zu viel, es kann an den Genen liegen, an Medikamenten, die Ursache ist nicht immer nur in einem Fehlverhalten zu suchen.
Fakt ist: Eine Tat (Ursache) hat eine Konsequenz (Wirkung).
Von der Wirkung auf eine mögliche Ursache zu schließen ist auf dem Gebiet von menschlichen Schicksalen eine heikle Angelegenheit.
"Du sitzt im Knast, also hast du was verbrochen." Selbst das kann ein Fehlschluß sein. Die Type kann ja auch einem Justizirrtum zum Opfer gefallen sein und völlig unschuldig im Knast sitzen.
Bleibt die Frage: Welches Schicksal, welche Konsequenzen, die ein Mensch für seine Taten bekommt sind gerecht?
Und da sind wir wieder bei den (von Menschen gemachten) Gesetzen und bei dem, was der Himmel von den Taten hält.
Was gerecht ist darüber kann nur ein Richter oder der Liebe Gott (wenn es ihn denn gibt) urteilen. In einer Geschichte muss der Autor die Rolle des Richters und die Rolle von Gott übernehmen und seinen Figuren gerechte Konsequenzen zuteil werden lassen. Und da denke ich, liegt der Hund in Deiner Geschichte begraben.
Soweit die Sache mit der Gerechtigkeit.

Jetzt weiter zu Deiner Geschichte:
Dass nun aber ein Opfer meint, es hätte nach seiner Misshandlung das Recht sich beim Täter zu rächen, finde ich nicht richtig. Dafür ist die Zivilisation einfach zu weit fortgeschritten, dass jetzt noch jeder Mensch nach dem Motto "Auge um Auge, Zahn um Zahn" handelt.
Da die Frau in Deiner Geschichte das Glück hatte ihren Peiniger mit Handschellen ans Bett zu fesseln, frage ich mich deshalb, warum ist sie nicht augenblicklich zur Polizei gegangen?
Das wäre, wie ich meine, die einzig richtige Reaktion des Opfers gewesen.
Warum hatte die Frau das nicht getan? War ihr Gewissen nicht sonderlich ausgeprägt, war sie nicht sonderlich intelligent? War sie eine schwache Person ohne Selbstbewusstsein? Hatte sie überhaupt keine Moral? Hatte sie kein Vertrauen in die Polizei? Wie kam es dazu, dass ihre Rachsucht größer war als ihr Verstand? Gab es überhaupt einen inneren Kampf in der Frau zwischen Gewissen und dem niederen Verlangen nach Rache?
Was war die Frau überhaupt für ein Mensch?
Wie hatte sie reagiert, wenn jemand einen Scherz mit ihr gemacht hat? War sie da jähzornig, leicht ausfallend, hat sie sich geärgert oder hat sie drüber gelacht?
Wie hatte sie überhaupt bei einem noramlen Streit reagiert? Hatte sie wild um sich geschlagen, wurde sie beleidigend, hatte sie mit guten Argumenten Kontra gegeben, hatte sie geschwiegen, hatte sie sich Hilfe gesucht oder sich in ihr Schneckenhaus verkrochen?
Es gibt viele Dinge, die Du hättest erzählen können, um ihre Entscheidung für die Rache plausibler zu machen. Sie hatte in Deiner Geschichte nur ordentlich eingesteckt und bei Gelegenheit ungehemmt draufgeschlagen, einfach nur Schwarz - Dunkelgrau. Wo ist Weiß und wo sind die Farben?

Ach so, die Sache mit dem Soldaten und dem Henker.
Ja. Also da denke ich, dass wir in Deutschland ein bisschen weiter sind, als die Länder in denen die Todesstrafe noch praktiziert wird. Nachdem ich den Film "Das Leben des David Gayle" gesehen habe, war mir nur noch klarer, dass die Todesstrafe nicht der Weg zur Gerechtigkeit sein kann.
Ein Henker ist nicht besser als sein Mörder und ein Soldat nicht besser als ein anderer. Verstehe nicht, wieso du glaubst, dass ich was anderes denke. Habe ich nicht gesagt, Gewalt ist immer verkehrt und einen Menschen - egal was für ein Arsch er ist - zu ermorden bzw. aus primitiver Rachsucht zu verletzen ist nicht der Weg?
Mit "wer Gewalt sät, den soll die Staatsgewalt treffen" meinte ich nicht, dass Henker oder Sodaten diese Täter umbringen sollen. Wenn die philosophische oder himmlische Gerechtigkeit das macht, wäre es mir egal.
Aber wenn Menschen, als Repräsentanten der Staatsgewalt oder Menschen, die das Pech hatten Opfer zu werden, glauben, es wäre ihr gutes Recht andere Menschen, die so dumm waren Täter zu werden, umzubringen oder sinnlos zu verletzen, dann ist das meiner Meinung nach keine anständige Sache.
Ein Gewalt-Täter ist immer auch ein hilfebedrüftiger Mensch, der braucht vierundzwanzig Stunden am Tag Therapie. Vielleicht sogar ein Leben lang in einer geschlossenen Anstalt, zum Schutz der Mitmenschen und vor sich selbst.
So eine arme Socke kann man doch nicht einfach mit dem Messer attackieren oder umbringen, wenn er schon längst gefesselt ist und keine Lebensgefahr mehr für das einstige Opfer besteht .
Wenn ein Opfer so handelt, siegen primitive Rachegefühle über den Verstand, also braucht das Opfer eben auch Therapie oder Schicksals-Konsequenz. Meine Meinung.
Zum besseren Verständnis: Wenn man einer Katze blöd kommt, dann kratzt sie. Das ist ihr gutes Recht. Aber ein Mensch ist keine Katze, er hat sich für seine Handlungen an anderen Maßstäben zu orientieren. Und wenn er das nicht tut: Konsequenz. (Nachsitzen, Geldstrafe, Knast, Psychiatrie oder Schicksal). Wo ist die Konsequenz für die Frau in Deiner Story??

Du bist nun offensichtlich ganz anderer Meinung und findest es okay, wenn nach dem Motto "Wie du mir, so ich dir" gehandelt wird.
Gut, nicht an Gerechtigkeit glauben und denken, das Heil eines Opfers läge in der Selbstjustiz ist eine Sache.
Aber in einer Geschichte erwartet man als Leser schon irgendwie, dass alle Taten der Figuren am Ende mit gerechten Konsequenzen bedacht werden. Aschenputtel soll ihren Prinzen bekommen, den Mörder soll der Teufel holen, das Opfer soll heil und unschuldig aus der Sache rauskommen usw.
Meine Idee dazu wäre, am Ende eine Gerichtsverhandlung und ein verständiger Richter, der ihr mildernde Umstände einräumt. Der Täter verbringt den Rest seines Lebens in einer geschlossenen Anstalt. Und Ende.

Andernfalls steht man als Leser im Dunkeln und weiß am Ende genau so viel wie vorher.
Ruft die Frau den Krankenwagen oder nicht?
Was geschieht mit dem Täter? Verreckt er elendig oder wird sein mieses Leben gerettet und wenn ja, auf welche Weise wiederfährt ihm irdische Gerechtigkeit?
Was ist mit der Frau? Stirbt sie eines Tages am Suff? Überwindet sie ihre Alkoholsucht und die traumatischen Erlebnisse? Was sagt ein Gericht oder der Himmel zu ihrer Messer-Attacke?
Wird sie der Täter, der dummerweise von Kindern befreit werden könnte, wieder attakieren?
Wie geht es nach dem Knall und ihrem Entkommen aus der Hölle weiter?
Gibt es eine Fortsetzung, die alle offenen Fragen beantwortet?
Oder war´s das jetzt, kann man die Geschichte unter "Macht keinen Sinn" abhaken und vergessen?

Wie Du siehst, laß ich nicht so leicht locker, wenn ich denke, dass aus einer Geschichte noch wesentlich mehr herauszuholen ist.
Mit Deiner Geschichte "Blaue Birke unter schwarzem Quadrat" hast Du schon gezeigt, dass Du runde Geschichten schreiben kannst. (Mehr habe ich noch nicht von Dir gelesen).
Mach doch hier bei "kaltgestellt" auch noch das offene Ende zu, beantworte was der Leser wissen will, beschreibe die Frau als einen Menschen, dem seine Gefühle mehr bedeuten als sein Verstand bzw. sein Gewissen (damit man ihr Ausflippen besser versteht), sag was zur Konsequenz ihrer Tat und sag, was mit dem Sadisten weiter geschieht ( er hat ja nur die Rache der Frau zu spüren bekommen, aber welche gerechte Strafe bekommt er wirklich ) und die Geschichte wird auch noch zu einer runden Sache.
Soweit meine Meinung und mein Vorschlag wie die Geschichte optimiert werden könnte.

Mit freundlichen Grüßen
JuDschey
 
JuDschey, du bist ein echter optimist, scheint mir ...

Mein Ende bleibt so, mag der Leser das beschließen wie er mag, so wie du oder anders...

Ich bleibe dabei, dass jede Form der Gesetzgebung nur eine Abgabe der "Selbstjustiz" ist, was mit Gerechtigkeit nichts zu tun hat.
Natürlich natürlcih natürlich Schicksal ...

Ich bin es müd, drum interpretier ich dir das, scheinbar ist es für dich wichtig:
Da ist ein perverser durchgeknallter Mann, der ein Frau wochenlang quält, dann hat sie die Chance zur Flucht und ihr brennen die Sicherungen durch bis sie ihn selbst fast getötet hat und dann verschwindet sie aus seinem Leben, befindet sich ohnedies auf der Flucht ... u nun? Was meinst du denn bloß, ist wohl noch von ihrem Leben wie sie es kannte u gelebt hatte übrig? NIchts... Sie ist in irgendeinem Hotel auf dem Weg nach NIrgendwo und duscht sich permanenten und besäuft sich ... dem Leser dürfte klar sein, dass das Leben dieser Frau zwar nicht ausgelöscht doch aber zerstört ist und das sie sich nicht wieder davon erholen wird. Ähm, und jetzt meinst du, da fehlt was? Ähm? So was wie der böse Arm von Gott, der jetzt einen Blitz in ihren Körper fahren läßt? Ähm? Ich bin sprachlos. Ich bin echt sprachlos! Gefühlsäußerungen? Zu Gefühlen ist sie gar nicht mehr fähig, die sind abgetötet... alles was noch da ist, ist Ekel und Angst ... ist dir das denn wirklich nciht klar?

Ein spektakuleres Ende willst du noch?

Erinnerst du dich, dass ich dein Ende für zu bombastisch hielt? Ich hielte alles weitere hier für aufgesetzt und unnötig, denn dann würde der Fokus verschoben... So wie das bei deiner Geschichte ja passiert ist. Bei deiner geschichte hätte es ausgereicht, er wäre wach geworden und seine Frau wäre einfach vorher gegangen ... oder noch besser, sie sei noch da und alles wäre gut, weil er sie liebt... damit rechnet der Leser dann nämlich nicht... aber gut, ich denke das gehört gar nicht hier her... Ich wollte nur daran erinnern, dass ich - obwohl ich sicher auch Probleme mit dem begrenzen habe - versuche nur eine geschichte zu erzählen, wenn es denn eine Kurzgeschichte sein soll! :)
Und diese ist erzählt, zerpflügt und interpretiert!

Gruss
Scarlett
 

JuDschey

Mitglied
Hallo Scarlett,

Danke für den Optimisten, ist doch ein positives Kompliment.
Auch wenn es Dir nur so scheint, dass ich ein Optimist bin.

Kennst Du den Unterschied zwischen "scheinbar" und "offenbar" bzw. "offensichtlich"?
Scheinbar bedeutet, etwas erscheint als Tatsache, ist aber in Wahrheit nicht so.
Vielleicht hattest Du etwas anderes gemeint: "offenbar" oder "offensichtlich", d.h. nämlich: klar ersichtlich, offen zu Tage treten bzw. klar sein, deutlich sein.
Das nur am Rande.

Wieso sagst Du, der Leser hätte beschlossen?
Ich habe Garnichts beschlossen, ich habe Deine Geschichte mehrmals gelesen, mir eine Meinung gebildet und Dir Vorschläge gemacht wie man sie, meiner meiner Meinung nach, optimieren kann.
Das ist kein Beschluss, das ist kein Befehl und keine Vorschrift. Ich verlange nicht von Dir an Deiner Geschichte etwas zu ändern.
Eine Meinung und eine Idee sind kein Beschluss.
Ich kann nicht beschliessen, dass Du Deine Geschichte änderst, ich kann es Dir nur vorschlagen. Beschliessen was mit Deiner Geschichte passiert, kannst nur Du.
Sind die Klarheiten bezüglich Beschluss und Vorschlag nun beseitigt?? :)

Wenn Du Dich nun also dazu entschlossen hast, nix an Deiner Geschichte zu ändern, ist das doch auch völlig okay so.
Aber war doch gut, dass wir mal drüber geredet haben, oder?

So. The next one.
Du meinst, jede Form der Gesetzgebung ist nix anderes als eine Abgabe der Selbstjustiz an den Staat, die Gesetzgebung, Gerichte und Richter und die Rechtsprechung hätte nix mit Gerechtigkeit zu tun.
Da kann ich erstmal nur zurück fragen:
Wie kommst Du denn zu dieser Auffassung??
Oder anders: Findest Du es nicht gerecht, wenn ein alkoholisierter Autofaher eine Weile auf seinen Führerschein verzichten muß?
In welcher Form meinst Du, wäre hier die Selbstjustiz an den Richter weiter gegeben worden??
Sähe hier die Selbstjustiz nicht eher so aus, dass man diesem besoffenen Autofahrer sein Auto abfackelt??

Weiter.
Ich hatte Dir für das Ende Deiner Geschichte vorgeschlagen, es könnte eine Gerichtsverhandlung geben und der Richter würde ihr für ihr Ausflippen mildernde Umstände geben. Der Sadist wird weggesperrt.
Was soll daran jetzt bombastisch sein?
Bombastisch wäre es, wenn das Hotel in dem die Frau ist, durch eine Gasexplosion in die Luft fliegt und ganz zufällig auch noch der Blitz dort einschlägt, wo der Sadist am Bett gefesselt ist. Das wäre bombastisch. Ein tolle, bombastischer Effekt im Kino. Aber das habe ich nicht vorgeschlagen.

Meine Geschichte gehört nun wirklich nicht hier her. Außerdem habe ich auch da nicht verstanden, wieso Du von einem bombastischen Ende geredet hast.
"bombastisch" ist ein abwertendes Adjektiv und bedeutet: übertrieben viel Aufwand aufweisend, schwülstig; pompös.
Meine Geschichte hatte nur ein dramatisches Ende, mein Vorschlag zu Deiner Geschicht war auch nur die logische Konsequenz der Taten Deiner Figuren. Hatte also überhaupt nix mit "bombastisch" zu tun.

Deine Geschichte hättest Du mir nicht interpretieren brauchen.
Aber Danke.
Und trotz Deiner Interpretation verstehe ich die Reaktion der Frau nicht wirklich.
Der Sadist ist der abgrundtief Böse, den soll der Teufel holen, das ist klar. Aber was geschieht nun mit ihm? Verreckt er oder wird er auf ewig weggesperrt? Da fehlt das Ende, dass die Spannung und Ungewissheit auflöst.
Jetzt nochmal zu der Frau:
Auf Grund der Misshandlungen war die Frau fertig. Trotzdem war es ihr gelungen völlig schockiert und traumatisiert ihren Peiniger mit Handschellen ans Bett zu fesseln.
Das wäre jetzt das letzte Aufbäumen des Selbstertaltungstriebs. Kann ich gut verstehen.
Dass sie voller Ekel ist, ist auch klar. Warum hatte sie deswegen nicht einfach nur auf den Kerl gespuckt und wäre abgehauen und hätte am nächsten Tag die Polizei alarmiert?
Dass die Frau ihren gefesselten Peiniger statt dessen noch mit dem Messer bearbeiten mußte, kann ich so ohne weiteres nicht nachvollziehen.
Die Frau stand unter Schock. Da wäre sie wie gelähmt, zu keiner Handlung fähig. Vielleicht könnte sie sich noch von dem Ort entfernen, mit letzter Kraft, aber zu mehr wäre die Frau - vermute ich - gar nicht in der Lage gewesen.
Andernfalls hättest Du ihr Ausflippen als logische Konsequenz ihres Charakters darstellen müssen. Ich meine, wenn eine Frau mit einem Messer auf einen Mann losgeht - egal, was er ihr angetan hat - dann ist sie auch vorher schon eine kleine Hexe.
Eine normale Frau wäre in dieser Situation abgehauen und hätte sich Hilfe von der Polizei geholt, statt sich selbst zum Verbrecher zu machen.
Ja. Wer heute eine reine kriegt, der schlägt nicht mehr zurück wie früher einmal, der macht eine Anzeige oder läßt es gut sein, weil er auf den ganzen Anwalts- und Gerichtszirkus keinen Bock hat.
So ist es, in Deiner Stroy, nur ein, Er haut drauf und dann haut Sie drauf. Und dann fragt man sich: Was soll das jetzt sein, eine Propaganda-Geschichte für Selbstjustiz, gegen Moral, Recht und Gesetz und gegen Gerechtigkeit oder soll das eine Tragödie menschlicher Verirrungen sein?

Aber Du findest, die Geschichte ist so in Ordnung wie sie da steht. Und alle Fragen und Ungereimtheiten, die sich daraus ergeben, soll sich der Leser selbst beantworten bzw. erklären.
Gut. Dann muß ich das jetzt so akzepieren und werde da auch weiter nix mehr zu sagen.
Jedenfalls fand ich es gut, dass Du immer wieder etwas zu meinen Beiträgen gesagt hast, auch wenn wir auf keinen gemeinsamen Nenner kommen konnten.
Vielleicht denkst Du ja in ein paar Monaten anders darüber. (Sprach der Optimist :)

Wenn Du noch auf Fragezeichen - in diesem Beitrag - eingehen möchtest, nur zu.
Ich würde mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen
JuDschey
 
Es ist eine Ausführung des Justizorgans, wenn ein XY eine Strafe wegen X erfährt -- in dem Fall dein alkoholisierter fahrer...
BEVOR es aber ein Gesetz gab, gab es Menschen, die sich darum gedanken machten, ob ein GESETZ notwendig ist. UND das, was ich hier ins FELDE führe ist ein philosophischer Ansatz !!! Ich meine, dass man auch die Rechtsprechung an sich als solche durchaus hinterfragen kann; und ich halte es für eine INSTITUTION, die dem XY abnimmt, sich selbst um das was ihm widerfahren ist zu kümmern... Also früher hatte jeder ne Waffe, und nu ist das derboten, denn jetzt tragen einige Polizisten diese Waffe für dich! Verstanden?
Ich will hier nicht 100 Einzelfälle studieren und mit dir überlegen, ob da die Rechtsprechung recht hatte oder nicht ... denn das hat sie entweder oder hat sie nicht. U ich denke, das selten irgendeine Verbesserung nach der Rechtsprechung geschehen ist ... u nun verschone mich bitte mit den MIllionen Massenmördern ... Die sind nicht sonderlich repräsentativ. Aber irgendwie kann eine Rechtsprechung nur fragwürdig sein, wenn Kohl Steuern hinterziehen kann u u u; während ein Nobody für ein geklautes Mountainbike zwei Jahre Gefägnis bekommt... :) Last but not least --- dat war schon im Mittelalter so, dass die Reichen keinen Schaden zu erwarten hatte.
Das nun zur Selbstjustiz und Rechtsprechung!

Grüsse
Scarlett
 



 
Oben Unten