Kann doch nur blond gewesen sein...

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Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
"Kräftige Beine scheinst Du ja zu haben." Er war jetzt hinter ihr.

Sie biss sich auf die Lippen. Es würde ihn wohl kaum interessieren, dass ihre strammen Oberschenkel vom täglichen Reittraining rührten. Dicke Stampfer sind nun mal dicke Stampfer. Obwohl - es hatte anerkennend geklungen. Vielleicht stand er ja darauf. Wenn er nur die Orangenhaut nicht sah. Gott sei Dank stand der Mond schon ziemlich tief. Ein leichter Wind strich vom See herüber und sie fühlte ihre Nippel erhärten. Ein bisschen auch, weil er jetzt neben ihr stand und ihr Profil betrachtete. Sie hätte gerne die Arme um den Leib geschlungen und sich zusammen gerollt.

Noch lieber würde sie sich wieder anziehen.

Er hatte es ihr erklärt. Sie verstand natürlich, dass ein Mann in seiner Position die Braut nicht im Friesennerz kaufen konnte. Also blieb sie nackt und aufrecht. Wie eine Statue auf ihrem Marmorsockel. Hastig schluckte sie das Kichern runter und schielte zur Seite, er schien es nicht bemerkt zu haben.

Etwas mehr Romantik hätte sie sich gewünscht, wäre gerne nach dem Kuss in seinen Armen aufgewacht. Stattdessen hatte er den Filmriss ausgenutzt, um ihre Taschen zu durchsuchen und stand mit ihrem Ausweis in der Hand über ihr als sie die Augen aufschlug. Eine Bürgerliche, hatte er enttäuscht gemurmelt, glaubte sie wohl noch bewusstlos, aber sie hatte es genau verstanden. Hatte er gedacht, heutzutage liefen die Prinzessinnen scharenweise an sumpfigen Weihern rum? Sie streckte den Rücken weiter durch. Sie würde sich ihren Rang schon verdienen. Sylvia von Schweden hat auch als Messehostess angefangen.

Ob Sylvia sich auch vorher zur Bemusterung ausziehen musste?

Ein Adonis war er nicht gerade. Wie er jetzt so vor ihr stand, wirkte er ein wenig... gedrungen. Einen markanten Kopf hatte er. Aber kaum Hals. Schultern und Brust waren ganz passabel. Manchmal war sie ausgesprochen anlehnungsbedürftig, sie konnte sich gut vorstellen, dann ihren Kopf daran zu lehnen. Allerdings müsste sie dafür auf die Knie gehen. Im Sitzen ginge auch. Sie verlagerte das Gewicht auf den anderen Fuß.

"Bleib noch so." Eine angenehme Stimme hatte er auch, sicher rauchfrei bei seiner Vergangenheit.

Schade, dass sein kleiner Mann nicht zu erkennen war. Aber den hielt er gut versteckt unter der üppigen Bauchwölbung. Dass Fliegen und Mückenlarven so nahrhaft waren! Aber das würde sie schon hinbekommen. Wozu kannte Frau sich mit Diäten aus?

Er begann eine neue Runde.

Fußballerbeine waren Spargel gegen diese Muskelpakete. Wenn er erst den Ballast los war, würde sie sich bedenkenlos ihrer Kraft anvertrauen können, wenn ihr Prinz sie auf Händen trug. Der Gang war eigenartig. Wahrscheinlich war er aus der Übung.

"Breite Hüften. Nicht schlecht." Der Nachsatz hielt sie gerade noch zurück. Sie begnügte sich damit, nach dem unförmigen Schatten auf dem Steg zu schielen, der ihr Kleiderhaufen sein musste. Sie schloss die Augen.

"Würdest Du Dich liebenswürdigerweise ein klein wenig vorbeugen?"

Er war ausgesprochen höflich. Sicher noch alte Schule. Höfische Etikette und so. Meine Güte, da würde sie bestimmt auch noch eine Menge lernen müssen. Hofknicks zum Beispiel. Ihre Großtante hatte immer darauf bestanden, mit einem Knicks begrüßt zu werden. Aber die war längst gestorben und vermodert. Musste sie als Königin überhaupt knicksen? Sie war ja dann Oberhaupt. Ob sie ein wenig mit dem Hintern wackeln sollte? Besser, sie wartete ab, ob er sie dazu aufforderte. Die Krönungszeremonie! Sie war wirklich manchmal zu dämlich, sie würde doch bei der Zeremonie vor ihrem König knien müssen!

Der Anprall ließ sie nach vorne stolpern. Sie keuchte unter seinem Gewicht, doch es gelang ihr auf den Beinen zu bleiben. Mit leichtem Schenkeldruck dirigierte er sie vom Steg. "Nur eine halbe Stunde Weges, dann sind wir an meinem Weiherreich! Da wollen wir uns noch heute verloben!"
Und gab ihr die Fersen.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

an den froschkönig habe ich auch gedacht, konnte aber keine verbindung herstellen. eh ich nicht weiß, worum es sich in dieser geschichte hundelt, kann ich sie auch nicht werten. so, wie ich sie lese, gefällt sie mir gar nicht.
lg
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Seufz.
Was soll ich erklären?
Junge Frau aus bürgerlichen Verhältnissen sucht den gesellschaftlichen Aufstieg.
Zu diesem Behufe lauert sie verzauberten Fröschen auf.
Wehe ihr, dass sie bekam, wonach sie gierte!

Rabenschwarz und parabolisch.

Wollte das Dunkel lichten, doch es verschluckte ihn
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Ich weiß nicht, was es hier nicht zu verstehen gibt. Die Geschichte ist klar strukturiert, liest sich flüssig, hat allerhand Überraschungsmomente, verfügt über ein erhebliches Humorpotential in der Farbe schwarz und feinglänzende Perlen der Ironie, und entbehrt auch nicht eines aktuellen Bezuges.

LG

P.
 
Hallo!

Ja, ich schließe mich der Meinung an, dass man verstehen kann, um was es in diesem Märchen geht.

Zumindest bis zum letzten Absatz. Den habe ich (Blond wie ich bin :) zwar verstanden, aber fand ihn nicht gut.
(Was allerdings hauptsächlich daran liegt, dass ich gerne weiter gelesen hätte...und da mit mehr schwarzem Humor und einer riesigen Endpointe gerechnet hatte. Aber: Tja, man kann halt nicht alles haben.)

Liebe Grüße,
Jenni
 



 
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