Hihi - das ist nun wirklich keine Kindergeschichte, sondern eine kindisch erzählte, dürftige Nummer, in der nix passiert, die keinen Witz hat und wo man deutlich spürt, dass der Autor alles mögliche ist, jedenfalls aber keiner, der wüsste, wo man bei den Kleinen auf den Knopf drücken muss, damit sie zu quietschen beginnen.
Die Text knarzt wie fast alles, was aus dieser Ecke immer so gewalthig daherkommen möchte: Konstrukte, nicht mit fühlsamer Hand geformt, sondern mit nichts als Zeigefingern in die Luft gestochen. Fantasielos, ohne Inspiration, ohne Anmut. Um im Genre zu bleiben: Es rumpelt und pumpelt.
Es gibt den kleinen Muck und es gibt den Kasperl. Beide sind nach wie vor feste Größen in der Kinderwelt und etwas ganz anderes als ein Zirkus-, Krankenhaus- oder Kindergartenclown. Ein Kasperl ist immer der Kasperl; ein Kasperl namens Muck, der eine Pappnase trägt, ist Blödsinn.
Wer Kindergartenkinder beglücken möchte, o @Walther, braucht deren Vorstellungsvermögen. Er darf ihnen nicht mit einer profanen Kulisse daherkommen wie der deinen (sieht's bei dir zu Hause tastsächlich so aus? Ist ja schrecklich!), er darf ihnen nicht mit der Psychosomatik eines verkrampften Harzvierlers ankommen und, vor allem: Er darf ihnen nicht dauernd die Erwachsenenwelt erklären wollen. Darauf haben die Kleinen nämlich keinen Bock - es sind Kinder, keine Objekte für Schreibübungen. Und blöd sind sie auch nicht - die kennen den Unterschied zwischen einem Gruselclown und dem Kasperl ganz genau. Du offenbar aber "ganz total" nicht, o @Walther.
Der "Kasperl" in seiner heutigen Form ist etwas ziemlich Bayerisches; die Theater, in denen er auftritt und mit der Materie kämpft, stehen immer noch auf den Jahrmärkten; in München hat er gar ein festes Gebäude.
Der Kasperl weiß, wovor sich die Kleinen fürchten, und er räumt ihnen das Böse aus der Welt - aber nicht mit dem stinkend langweiligen Zeigfinger und lahmen Erklärungen, sondern sehr, sehr hangreiflich; je umständlicher er es dabei angehen lässt und dabei Gefahr läuft, selbst Schaden zu nehmen (wenn das Krokodil, der Räuber oder der Teufel und seine Großmutter daherkommen), desto mehr schlagen sich die kleinen Racker auf seine Seite, schreien aus vollem Hals, um ihn zu warnen und toben vor Begeisterung, wenn er dem Guten am Ende zum Sieg verhilft. Am Schluss jeder Kasperlgeschichte kommt es zur Revelation: die Kinder glühen, sind aber zutiefst erleichtert.
So. Und jetzt denk dir eine richtige Kasperlgeschichte aus. Sie muss kurz, fantasievoll und spannend sein, muss den Charakter des Kasperls abbilden (der ziemlich faul, verfressen und unbekümmert bis zu Schusseligkeit ist, der gerne Leute neckt und Blödsinn treibt, aber keinem damit weh tut); sie muss einen Anfang, einen Hauptteil und einen Schluss haben. Dein Kasperlstück hat nichts von alledem.
TTip: Geh doch mal ins Münchner Marionettentheater in der Blumenstraße! Von Mittwoch bis einschließlich Sonntag sind dort nachmittags um 15.00 die Kindervorstellungen. Tri-tra-trullala! Wirst sehen, es lohnt sich!
Mit heiterem Lächeln
aligaga