Kassiber

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Walther

Mitglied
Kassiber


Der Weg ist lang, der Geist ist bang, und doch
Steht eine Rose dort am Hang in Blüte:
Das Dunkelrot - wie Blut! -, das sie bemühte,
In Frost und Nebel, fast schon Winter, noch

Zeigt sich die Sonne, wo die Hitze glühte,
Wo’s gestern nach dem Duft der Jugend roch:
Der gute Mut, fiel er nicht in ein Loch
Aus Grau und faden Schwaden? Es verblühte,

Was Farbe schenkt: Wir gehen diesen Weg,
Weil man ihn gehen muss. Der geht ihn lieber,
Der nicht in Einsamkeit versinkt, den Steg,

Der über Täler voller Schwärze führt:
Das Rosenrot erscheint als ein Kassiber,
Der – heimlich übersandt – das Herz berührt.
 

Walther

Mitglied
Kassiber


Der Weg ist lang, der Herz ist bang, und doch
Steht eine Rose dort am Hang in Blüte:
Das Dunkelrot - wie Blut! -, das sie bemühte,
In Frost und Nebel, fast schon Winter, noch

Zeigt sich die Sonne, wo die Hitze glühte,
Wo’s gestern nach dem Duft der Jugend roch:
Der gute Mut, fiel er nicht in ein Loch
Aus Grau und faden Schwaden? Es verblühte,

Was Farbe schenkt: Wir gehen diesen Weg,
Weil man ihn gehen muss. Der geht ihn lieber,
Der nicht in Einsamkeit versinkt, den Steg,

Der über Täler voller Schwärze führt:
Das Rosenrot erscheint so als Kassiber,
Der – heimlich übersandt – das Herz berührt.
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Walther,

ich glaube, mir sind der Reime dann doch zu viele.

Binnen- und Endreime in einem Sonett. Aber das ist wohl Geschmackssache.

Der Weg ist lang, der Herz ist bang, und doch
der Herz?
In Frost und Nebel, fast schon Winter, noch
Warum setzt du nach Winter keinen Punkt? Der Satz wird sonst so elend lang.

Aber schön sind sie, die letzten Farbtupfer dieser roten Köpfe, die der Kälte trotzen. Sie haben ein Gedicht verdient.

lg,
kalei
 

Walther

Mitglied
Kassiber


Der Weg ist lang, das Herz ist bang, und doch
Steht eine Rose dort am Hang in Blüte:
Das Dunkelrot - wie Blut! -, das sie bemühte,
In Frost und Nebel, fast schon Winter, noch

Zeigt sich die Sonne, wo die Hitze glühte,
Wo’s gestern nach dem Duft der Jugend roch:
Der gute Mut, fiel er nicht in ein Loch
Aus Grau und faden Schwaden? Es verblühte,

Was Farbe schenkt: Wir gehen diesen Weg,
Weil man ihn gehen muss. Der geht ihn lieber,
Der nicht in Einsamkeit versinkt, den Steg,

Der über Täler voller Schwärze führt:
Das Rosenrot erscheint so als Kassiber,
Der – heimlich übersandt – das Herz berührt.
 

Walther

Mitglied
Lieber kalei,

danke für Deinen Eintrag, den Fehler, der von einer Umformulierung stehen blieb, ist beseitigt.

Die Binnenreime haben hier eine Funktion, weil sie im 2. Vers nochmals aufgegriffen werden. Das Intro soll einen Kinderreim evozieren. Wenn Du das Gedicht zu Ende gelesen und durchdacht hast, ist, so meine ich, erkennbar, warum dieser Kunstkniff seinen Sinn hat.

Der Satz soll so lang sein, da der Gedanke erst am Ende "fertig" ist.

LG W.
 

Vera-Lena

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Lieber Walther,

inhaltlich hat das Werk etwas Anrührendes. Da geht Einer und er vermutet, dass es Vielen ähnlich ergeht wie ihm, eingeschlossen in das Gefängnis seines herannahenden Alters und dann dieser Paukenschlag:

Die Methapher der dunkelroten Rose kann für Vieles stehen und es bleibt der Phantasie des Lesers überlassen, wie er sie sich übersetzen möchte. Ich hätte für mich selbst da eine ganze Liste parat, denn mein Leben ist immer noch so bunt wie in der Jugend, trotz allerlei physischer Einschränkungen.

Der Kassiber ist in diesem Zusammenhang ein starkes Wort und gefällt mir gut. Die Heimlichkeit, die darin mit enthalten ist, assoziiert dann auch noch so Allerlei.

Es ist auf diese Weise ein sehr positives Gedicht über das Älterwerden geworden, denn eine solche Rose wird schon immer mal wieder auftauchen, egal über welchen scharzen Steg man gerade zu gehen hat.

Übrigens wollte ich, bevor ich den Kommentar von kalei gelesen hatte Dir ein Semikolon nach "Winter" vorschlagen.
Mich stört die Satzlänge nicht, denn sie erfährt ja erst zum Schluss inhaltlich eine Auflösung; und deshalb finde ich es gut, dass man sich, genauso wie das Lyri, durch dieses dunkle Tal hindurchschlängeln muss, bis einen der Kassiber erreicht. Für mich stimmen hier Form und Inhalt überein.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
Lb. Vera-Lena,

danke für Deine einfühlsame Besprechung. Du hast gut erkannt, daß das Gedicht selbst der Kassiber ist, von dem es spricht.

Natürlich bewegt es sich um die Grundfragen: Leben, Tod, Liebe. Hoffnung. Ich habe gehofft, die alten Bilder neu zusammengestellt zu haben, und bin dankbar, daß Du bestätigt hast, daß das wenigstens bei Dir wie geplant funktioniert hat.

Experimente dieser Art leben von der fachlichen Rückkopplung. Nur sie bringt den Autor weiter. Wertungen alleine sind hilfreiche Hinweise, aber begründete Kritik ist immer die bessere Wahl.

Vielen lieben Dank dafür!

LG W.
 



 
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