Kind ist mit dem Wahnsinn seiner Mutter konfrontiert

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Diana Toman

Mitglied
Mama am Klavier

Der Abend legt sich übers Tal und Nebel steigen durch den stillen Wald. Ein Träumen wiegt sich wachsam weich und erste Flocken taumelm trunken nieder.
Ein weißer Kuss verklärt das Land und innen leuchten Lichter durch der Räume Wärme.
Wundersam und wuchtig ist des Abends Heiligkeit.
Stimmen schweigen, warten angespannt. Mamas schöne Hände gleiten über Tasten schwarz wie weiß, ein Lied entsteht auf ihren blassen Lippen, das uns sanft das Herz zerreißt.
Immer tiefer dringt die Stimme, die von ihrem eignen Zauber bebt, und andere Stimmen tasten zögernd wie in Andacht nach.
Immer höher in die Tiefe steigt das Lied bis ihr schöner Mund an einer Silbe schrill zerschellt.
Das Lied, zertrümmert, vor den Christbaum fällt. Kerzenlichter zittern und haltlos in den tränennassen Kinderaugen stürzen Lichter irrend durch den Raum.
Mamas schöne Hände halten inne, ihre Augen starren auf Gestalten, die nicht diesseits aber in gebrochenen Räumen existieren, die ergreifend und doch unbegreiflich sind.
Das Kind hebt den Blick mit flehendem Verlangen und folgt in Mamas fremde Welt hinein, wo sich Silben nie zu Worte fügen und Worte Irrsinn dienen, wo Tag und Nacht nicht aufeinander folgen, doch in Dämmerung untergehen und alle Wege sich im Kreise drehen. Im Kreise, der sich wütend in sich wendet und alles, alles in sich zieht bis hin zur Mitte in dem sich Schönheit eng an Wahnsinn schmiegt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Diana Toman, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von Franka

Redakteur in diesem Forum
 

Diana Toman

Mitglied
Lieber Gernot:
Vielen Dank für den Hinweis -- ich werde es versuchen!

Übrigens, deine Kurzprosa spricht von etwas 'wunderschön' traurigem, aber oft vernachlässigtem, in dem ich häufig einen uralten und doch immer gegenwärtigen Schmerz wiederfinde, der durch deine Worte hallt und dieser Widerhall ist ein gewisses Erkennen, eine Spur von einem nicht-mehr-ganz-so-einsam Sein.
Danke!

Diana
 

anbas

Mitglied
Hallo Diana,

zunächst auch von mir ein herzliches Willkommen in der Leselupe!

Dein Text gefällt mir sehr gut - ein wahres Kleinod, wie ich finde, das bisher viel zu wenig Beachtung erhalten hat.

Mir gefällt die Sprache und der Aufbau. Es gelingt Dir, Stimmung zu erzeugen. Ja, es ist ein wirklich guter Text.

Zwei Kleinigkeiten hätte ich aber auch, die aus meiner Sicht geändert werden sollten:

Zum einen ersetze bitte dieses (aus meiner Sicht unsägliche) "Überschriftsmonster" - also "Kind ist mit dem Wahnsinn seiner Mutter konfrontiert" durch das kurze "Mama am Klavier" oder eine andere Überschrift (um dies zu ändern müsstest Du Dich per Mail direkt an einen der Redakteure wenden).

Zum anderen stört mich diese Stelle ein wenig:
(...) Ein Träumen wiegt sich wachsam weich und erste Flocken taumelm trunken nieder.
Ein weißer Kuss verklärt das Land und innen leuchten Lichter durch der Räume Wärme.
da Du hier zwei direkt hintereinanderfolgende Sätze mit dem selben Wort beginnst. Das ist eine Kleinigkeit - aber es ginge besser, denke ich ;).

Ich hoffe, dass ich hier bald mehr von Dir lesen kann!


Liebe Grüße

Andreas
 



 
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