Kindererziehung

MargaLie

Mitglied
Die Schleife oder Kindererziehung ist Glückssache

Die Schleife oder Erziehung ist Glückssache


Mein Sohn ist ein freundliches, aufgewecktes und unkompliziertes Kind. Probleme bereitet mir nur sein ausgeprägter Eigensinn.
Schnell habe ich gelernt, dass mütterliche Autorität meist versagt und bessere Erfolge mit Überzeugung und Einsicht erreicht werden.
Mein Sohn liebt es, wenn ich ihm am Abend Geschichten vorlese. Was liegt also näher, als mir eigene Geschichten auszudenken, die genau die von mir angestrebte Überzeugung zum Ziel haben?

So trat Heiner in unser Leben.

Eine von Heiners Aufgaben sollte es sein, den Ehrgeiz meines Sohnes soweit anzustacheln, dass er endlich dazu bereit war, sich selbstständig eine Schleife zu binden. Bisher waren alle Übungsversuche meines Sohnes ergebnislos verlaufen. Schließlich gibt es Schuhe mit Klettverschluss und es war doch meine Schuld, wenn ich welche mit Bändern kaufte, meinte mein Sohn.

Heiner musste ran. Heiner war 6 Jahre alt und somit genauso alt wie mein Sohn und konnte eine phantastische Schleife binden. Aber erleben musste er auch etwas. Sonst wäre es ja keine Geschichte.
Heiner bindet seine Schleife, stampft unzählige Maulwurfshügel auf der Wiese platt, und stürzt bei dem Versuch, den Bach über einen schmalen Steg zu überqueren, fast ins Wasser. In letzter Sekunde wird er gerettet.

Mein Sohn hörte begeistert zu.

Am nächsten Tag, mein Mann arbeitet im Garten, schritt unser Sohn zielstrebig und selbstbewusst an seinem Papa vorbei und marschierte über die Wiese in Richtung Bach.
„Halt, bleib stehen, wo willst Du denn hin“ rief mein Mann, aber meinen Sohn bekümmerte das nicht.
Unaufhaltsam stampfte er weiter in Richtung Bach, dabei jeden Maulwurfshügel platt tretend, der ihm begegnete.

Meinem Mann wurde die Sache ungeheuer und er lief hinter her.

Er konnte nur noch zusehen, wie unser Sohn über die ca. 2 m lange und nur 20 cm breite Bohle balancierte, die von einer Bachseite zur anderen reichte.
Genauso geschickt balancierte er zurück. Die Empörung seines Vaters und den Klaps auf den Po nahm er ungerührt hin.

Stolz lief er an der Hand seines Papas zurück zum Haus.

Als ich am Abend nach Haus kam, erwarteten mich meine beiden Männer. Ehe Papa über den Ungehorsam unseres Sohnes berichten konnte, ergriff unser Sohn mit vor Ehrgeiz funkelnden Augen das Wort: „Der Heiner kann wohl eine Schleife binden, aber ich kann über den Bach balancieren ohne in das Wasser zu fallen.“
 
H

Haki

Gast
Hallo MargaLie,

Dein Text ist nett geschrieben und ihm ist es gelungen am Ende ein Schmunzeln in mein Gesicht zu zaubern. Das freut mich. Vielleicht solltest du die Szene, in der der Sohn des Ich-Erzählers übder den Bach balanciert, etwas ausarbeiten, um vielleicht mehr Spannung und dadurch auch mehr Interesse beim Leser zu wecken. Ansonsten ist dir die Pointe sehr gut gelungen.
Und das mit "Ergeiz" sollte unbedingt geändert werden, weil es sofort ins Auge springt.

Gruß,
Haki
 



 
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