Klavierpsychologie

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Antaris

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Klavierpsychologie

Das Mädchen war sich nicht sicher, ob es ein Klavier wirklich haben wollte, es dachte, dass Klavierspielen zum Wachsen gehörte wie Fahrrad fahren oder zur Schule gehen. Nun, als es da war, fand es das Klavier wunderschön. Groß und aufrecht stand es im Esszimmer, es war so stark und schwer, dass die Männer der Klavierfirma kräftig fluchten, obwohl sie jeden Tag Klaviere schleppten. Fein geschnitzte Blumengirlanden zierten den samtschwarz lackierten Leib, der bestimmt hundert Jahre alt war, aber das Schönste waren die glänzenden, verschwenderisch kühn geschwungenen Kerzenhalter, die das Mädchen liebend gerne berührt hätte. „Messing, mein kleines Mädchen, das ist Messing,“ sagte der Vater, der Ingenieur, der es wissen musste, aber vielleicht waren sie doch aus echtem Gold. Schließlich mochte es der Vater auch nicht, wenn Wohlstand zu offen gezeigt wurde. „Das Instrument stammt aus Frankreich, es ist von Grund auf überholt worden, und wurde uns als ideales Lerninstrument angepriesen. Die Mechanik ist ganz neu,“ berichtete die Mutter der Freundin, und dann schloss sie zum ersten Mal den Deckel auf.
Die Töne, die Mutters Hände auf den Elfenbeintasten hervorbrachten, klangen fremd, fand das Mädchen. „Ich habe das meiste vergessen,“ gestand die Mutter der Freundin, „außerdem muss das gute Stück noch gestimmt werden.“
Das erledigte wenige Tage später ein kleiner, alter Mann. Er öffnete den Bauch des Klaviers, und das Mädchen hatte Angst, dass er in den Bauch des Klaviers kroch und etwas zerstörte, aber als er ging stand das Klavier wieder genauso da wie vorher.
Bald kam die Klavierlehrerin regelmäßig ins Haus. Sie erklärte dem Mädchen, was es längst vermutet hatte, dass alle Kinder Klavier spielen lernen, aber in Wirklichkeit interessierte sie sich nicht so sehr für alte Klaviere und kleine Mädchen.
Jeden Tag an dem die Klavierlehrerin nicht kam übte das Mädchen zur festgelegten Stunde, dann blieben die Tasten verschlossen bis zum nächsten Tag. Wenn niemand zuschaute schwang es dann vorsichtig die glänzenden Kerzenhalter in ihren Scharnieren hin und her. Manchmal hätte das Mädchen gerne zwischendurch die Tasten einfach ausprobiert, aber bald bemerkte das Mädchen selbst, dass es nicht recht voran kam mit den aufgegebenen Übungsstücken, und dann regte sich ein schlimmer Verdacht. Was war, wenn es sich mit dem Klavierspielen genauso verhielt wie mit dem Radfahren? Die Eltern hatten das schönste Kinderfahrrad weit und breit aufgetrieben, der Vater selbst hatte das Mädchen fest gehalten, bis es selbst genug Balance hatte, ungelenke Kreise im Hof zu ziehen, aber draußen war das Radfahren verboten. Dabei durften sogar jüngere Kinder mit ihren Rädern überall in der Stadt herum brettern!
Deswegen war das Mädchen eher wütend als überrascht, als eines Nachmittags das Klavier den Flohwalzer einfach von selbst weiter spielte! Zum ersten Mal waren es die Kinderhände selbst, die den Deckel über die Tasten schlossen, und zwar mit Karacho. An den folgenden Nachmittagen kam es immer wieder vor, dass das Klavier den Flohwalzer selbst zu Ende spielte, und manchmal sogar ein oder zwei Mal wiederholte. Dann lernte das Klavier auch noch ‚Fahre kleines Schiffchen’ selbst zu spielen. Die Großen haben mich ja gründlich herein gelegt, dachte das Mädchen nun, bestimmt haben sie auch noch extra viel Geld auf den Tisch gelegt für diesen Trick, aber da mache ich nicht länger mit! Sollten sie das Klavier an jemand anders geben, wie sie Kleidungsstücke, aus denen das Mädchen herausgewachsen war, an die Kinder der Hauswirtschafterin weitergaben.
„Ich brauche ein anderes Klavier. Dieses lässt mich nicht mehr vernünftig üben,“ forderte das Mädchen abends, die Arme in die Hüften gestemmt, wie es die Erwachsenen manchmal tun wenn sie etwas sehr ernst meinen. „Mein kleines Mädchen, du bist viel zu verwöhnt,“ sagte der Vater.
Bald fand das Mädchen heraus, dass sich die Eltern nicht wirklich für Klaviere interessierten, und die Eltern bemerken die argwöhnischen Blicke, mit denen das Mädchen das Klavier betrachtete, und die Unlust, mit der es darauf übte, was die Mutter auf einen Mangel an pädagogischem Geschick seitens der Klavierlehrerin schob.
Die neue Klavierlehrerin hielten alle für einen Glückstreffer. Sie war noch sehr jung und strahlte jenen ansteckenden Optimismus aus, mit dem junge talentierte Künstler Bühnen erobern. Die Eltern waren ganz angetan von den guten Noten, mit denen die Musikpädagogin ihr Studium abgeschlossen hatte, das Mädchen fand es spannend, jemanden kennenzulernen, der im Chor der städtischen Oper mitsang, und die Klavierlehrerin freute sich über das Geld, dass sie in zusätzliche Gesangsstunden bei einer berühmten Lehrerin investieren wollte. Allerdings hörte das Mädchen lieber die Singstimme der Lehrerinnen und Geschichten aus der Oper, statt Klavier zu spielen, und in dem Mädchen wuchs der Wunsch zu singen. Singen schien viel einfacher als Klavierspielen, und das Mädchen machte sich mit einem Feuereifer daran, dem Klavier gerade so viel beizubringen, dass es spielen konnte während das Mädchen dazu sang, freilich nur in den Übungsstunden, wenn niemand so genau hinschaute und hinhörte. Dann improvisierte das Mädchen notfalls jeden Tag eine andere La-La Melodie.
Vater und Mutter freuten sich zunächst über den Übungseifer der Tochter. Sie lächelten noch, als das Mädchen sich Monate später Gesangsunterricht wünschte. „Ach, Mädchen, du hast noch die Ballettstunden, den Ponyhof, die Schachgruppe, und die Naturschutzjugend. Das reicht,“ sagten sie, „lerne lieber richtig Klavier spielen.“
Auf stetiges Drängeln nahmen sie das Mädchen mit in die Oper, aber nicht zu oft, denn die Plätze im Parkett fand der Vater zu teuer, und andere wollte die Mutter nicht. Der Berufswunsch ihrer Tochter stand inzwischen felsenfest. Sie wollte Sängerin werden.
Der Vater lächelte zuerst, aber ein paar Monate später wandte er sich ungewohnt ernst an seine Tochter. „Um Sängerin zu werden ist vor allem viel, viel Talent notwendig, viel mehr als wir alle zusammen haben,“ erklärte er. „In unserer Familie gibt es keine Künstler, wir sind alle ganz normale Leute, und du bist groß genug, um das zu verstehen, oder?“
Ich bin wirklich groß geworden, dachte das Mädchen, ich weiß längst, dass es keine Klaviere mit Kerzenhaltern aus Gold gibt, ich weiß auch, dass nicht alle Kinder Klavier spielen, und ich verstehe, dass ich nicht wirklich Talent habe. Abends vor dem Einschlafen schämte es sich ein wenig, wenn es daran dachte, dass es das Klavier früher am liebsten weg gegeben hätte.
Der Vater sah sich klammheimlich bei Ponyzüchtern um, und die Mutter sah sich sicherheitshalber nach einer anderen Klavierlehrerin um, aber das Problem löste sich schneller als erwartet als die singende Klavierlehrerin zu einem größeren Opernhaus in eine weit entfernte Stadt zog.
Die nächste Klavierlehrerin weigerte sich nach wenigen Wochen einen Fuß in das Haus zu setzen, nachdem sie dem Geheimnis des Klaviers entdeckt hatte. Dann kam eine pummelige Japanerin, die sich mit beunruhigender Akribie bemühte, mit ihren kurzen, rundlichen Fingern den Tasten zu folgen, wenn sich das Klavier selbständig machte. Sie verlor kein Wort über das Klavier, sie lächelte nur verlegen. Ich lerne vielleicht nicht viel Musik, aber ich lerne viel über Menschen, folgerte das Mädchen.
Die Naturschutzjugendgruppe brach langsam auseinander als die Kinder größer wurden, die Schachpartien wurden mit der Zeit langweilig weil die anderen meistens gewannen, und die Ballettstunden gab das Mädchen auf nachdem der Vater auf einer Eliteauktion ein Turnierpony kaufte. Bestimmt hätte das Mädchen nur gelacht, wenn es jemand daran erinnert hätte, dass es einmal vor dem Klavierstimmer gefürchtet hatte. Es drängte selbst darauf, dass der Klavierstimmer jedes Jahr einmal kam um das Instrument in Schuss zu halten, und als der kleine, alte Mann nicht mehr kam, war es zunächst enttäuscht.
Erstaunt blieb der junge Klavierstimmer, der den Kundenstamm übernommen hatte, im Türrahmen zum Esszimmer stehen. „Dass es diesen alten Kasten noch gibt,“ entfuhr ihm halblaut.
„Haben Sie an diesem Instrument schon einmal gearbeitet?“ Das Mädchen versuchte, möglichst erwachsen zu klingen.
„Das kann man wohl sagen,“ grinste der Klavierstimmer. „Wir hatten jede Menge Spaß miteinander.“ Versonnen streichelte er über den mattschwarzen Lack ehe er das Instrument öffnete. Mit beneidenswerter Leichtigkeit spielte er irgendein atonales Stück, welches das Klavier offensichtlich nicht kannte, aber das Funkeln in seinen Augen verriet, dass der Klavierstimmer wusste, welches Geheimnis das Klavier barg.
„Wo haben Sie das Instrument kennen gelernt,“ fragte das Mädchen kühl.
„Musikhochschule, junge Frau,“ schmunzelte der Klavierstimmer. „Eines Tages hatte irgendein Witzbold den Kasten in die Kompositionsklasse geschoben.“
„Ach, Sie sind ein Komponist...“ Die Stimme des Mädchens zitterte kaum merklich. Normalerweise sagte niemand ‚junge Frau’. Es stimmte, die kindlichen Körperkonturen hatte das Mädchen langsam verloren, aber das schien niemand sonst bemerkt zu haben. Verstohlen betrachtete das Mädchen den Klavierstimmer. Er wirkte eher schlaksig als schlank, seine Haare waren etwas strähnig, und seine Augen blickten unangemessen ernst. Aber er hat etwas Verwegenes, fand das Mädchen, vielleicht hat er es deswegen geschafft, erwachsen zu werden und Musik zu machen.
„Eigentlich bin ich Klavierpsychologe.“ Der Klavierstimmer tat geheimnisvoll, rollte das Klavier ein wenig zur Seite und öffnete die Rückseite. Ich durchschaue dich, dachte das Mädchen. Ich bin Klavierpsychologe klingt besser als ich habe mein Studium abgebrochen.
„Sie glauben nicht, dass ich ein Klavierpsychologe bin?“ hakte der Klavierstimmer nach. „Ich sage Ihnen, was das Klavier mir verraten hat. Es geht mir ziemlich gut, sagt das Klavier, ich werde gut behandelt, habe regelmäßig zu tun und...“
„Wie viele selbst spielende Klaviere gibt es,“ fiel ihm das Mädchen ins Wort.
Der Klavierstimmer hielt inne. „Nicht so arg viele, aber übereifrige Klaviere kommen immer wieder mal vor. Normalerweise wird nicht gerne darüber gesprochen. Ist immer ärgerlich wenn irgendetwas nicht nach Schema F funktioniert. Berlioz muss eins gehabt haben, und vor ein paar Wochen stand was in der Zeitung von einem Flügel in Taiwan, der den Chinesen auf den Wecker ging weil er gar nicht aufhören wollte zu spielen.“
„Was Sie nicht sagen!“
„Der Kasten hier ist ziemlich gutmütig. Ich zeige Ihnen mal was.“ Der Klavierstimmer setzte sich auf den Klavierstuhl, begann zu spielen, und schon nach wenigen Noten spielte das Klavier selbständig bis zum Ende.
„Waldsteinsonate,“ kommentierte das Mädchen.
„Genau,“ grinste der Klavierstimmer. „Aus irgendwelchen Gründen lernen die Kästen das Stück besonders gerne, aber das gute Stück hier hat richtig Talent, und repertoiremäßig ungewöhnlich viel zu bieten.“
„Ich weiß, es lernt sehr schnell.“
„Noten lesen kann natürlich kein Instrument, aber je mehr darauf gespielt wird, desto eifriger wird das Klavier,“ ergänzte der Klavierstimmer. „Der Nachteil ist, dass sich die Aktivitäten mit der Zeit auf die Mechanik schlagen. Da muss demnächst was passieren.“
„Aber das Klavier ist komplett neu überholt worden ehe meine Eltern es kauften.“
„Der übliche Beschiss,“ meinte der Klavierstimmer ungerührt. „Hier wurde höchstens der Filz an den Hämmern ein bisschen glattgeraspelt, ansonsten steht das Teil noch genau so da wie es in der Oper gestanden hat.“
Das Klavier kam tatsächlich aus der Oper! Plötzlich fühlte das Mädchen ein merkwürdiges Kribbeln in der Magengrube. Das musste an dem Klavier liegen, oder?
„Gell, da staunen Sie,“ schmunzelte der Klavierstimmer. „Der Klimperkasten kennt alle gängigen Klavierauszüge, was für Korrepetitoren natürlich eine feine Sache ist. Dann kam irgendwer auf die Schnapsidee, Wozzek zu inszenieren. Der hölzerne Kollege hätte es vielleicht geschafft, aber der größte Teil des Ensembles war mit der Aufgabe wohl ein bisschen überfordert. Bald lagen überall die Nerven blank, und irgendwann begann das Klavier, sich – vorsichtig ausgedrückt – ziemlich unkooperativ zu verhalten. Da gibt es normalerweise nur eine Lösung.“ Der Klavierstimmer machte eine viel sagende Handbewegung. „Und die heißt Hauklotz. In Zeiten chronisch leerer Kassen wollten sich die Verantwortlichen darauf aber nicht einlassen, und der Kasten kam in ein schalldichtes Kabuff bis er sich einigermaßen beruhigt hatte. Wie alle Künstler braucht auch so ein talentiertes Klavier nämlich sein Publikum, sonst ist die Motivation schnell dahin. Monate später wollte die Musikhochschule ein schrottreifes Teil los werden und ließ sich auf den faulen Handel ein. Dort wanderte unser Klavier erst einmal von Abteilung zu Abteilung, und schauen Sie, was es da als erstes gelernt hat!“
Der Klavierstimmer schlug gerade so viele Tasten an dass das Mädchen das Finale aus Rachmaninovs drittem Klavierkonzert erkannte, und das Klavier spielte den Satz zu Ende. Allerdings bemerkte das Mädchen, dass das Klavier einen anderen Anschlag als der Klavierstimmer hatte, und dass der Klavierstimmer gelegentlich leicht zusammen zuckte, wenn das Klavier offensichtlich nicht ganz richtig spielte.
„Können Sie dieses Stück spielen?“ Das Mädchen versuchte nicht, seine Verwunderung zu verbergen.
„Jetzt ist es natürlich zu spät, ein Virtuose zu werden,“ erklärte der Klavierstimmer resigniert. „Es klingt komisch, aber erst durch mein Kompositionsstudium habe ich Rachmaninov, und ein paar andere Sachen so richtig lieben gelernt. Verbote, nichts als Verbote bis alles ins Schema des Professors passt, so habe ich mir das mit er Komposition nicht vorgestellt. Junge Frau, vielleicht können Sie sich vorstellen, was für einen dicken Hals so ein Prof, der die schöpferische Freiheit für sich gepachtet hat, jedes Mal gekriegt hat wenn dieses gute Stück seiner Meinung nach äußerst unpassend dazwischenklimpern musste! Das Ding versuchte sogar zu improvisieren, war aber nicht besonders gut.“
„Erzählen Sie mir mehr von der Musikhochschule, bitte,“ bettelte das Mädchen.
Das tat der Klavierstimmer ausführlich, er erzählte viele Geschichten aus der Künstlerwelt, und zwischendurch entlockte er dem Klavier immer neue Stücke. „Halten Sie den Kasten beschäftigt, aber überlegen Sie sich bis zum nächsten Mal was mit der Mechanik werden soll,“ riet der Klavierstimmer ehe er ging.
Es ist nicht schlimm wenn ich selbst nichts zuwege bringe. Das Klavier hat wahrscheinlich auch nicht genug Talent. Es gibt genug besser klingende Klaviere, bei schweren Stücken spielt es manchmal falsch, es hat einen härteren Anschlag als der Klavierstimmer, und nicht einmal der hat es geschafft, Künstler zu werden, überlegte das Mädchen mit glühenden Wangen als es in den folgenden Nächten nicht schlafen konnte. Ich muss den Klavierstimmer heiraten!
Die Eltern zeigten ihren Unmut nicht als sie die zweieinhalb in Rechnung gestellten Arbeitstage zahlten, nahmen sich aber vor, zukünftig einen anderen Klavierstimmer zu bestellen. Darüber hinaus suchte die Mutter nach einer neuen Klavierlehrerin, denn die heuchlerische Japanerin war plötzlich nach Tokio zurückgekehrt.
Die neue Lehrerin war eine in jeder Hinsicht grundsolide Mittvierzigerin die nie ohne Metronom ins Haus kam. „Wenn sich ein Talent zeigt muss es nach allen Regeln der Kunst zurecht gestutzt werden damit es überhaupt in die Welt passt. Dies ist meine ehrenvollste Aufgabe,“ verkündete sie feierlich. Routiniert zwang sie das Klavier in ihren Rhythmus ohne ein Wort über widerspenstige Klaviere zu verlieren, und tatsächlich legte sich der Eifer des Klaviers allmählich in den nächsten Monaten. Gelegentlich spielte es noch den ‚Liebestraum’ wenn die Klavierlehrerin nicht da war, aber enttäuschend uninspiriert, wie das Mädchen fand, und schließlich blieb das Instrument stumm wenn keine Hand die Tasten anschlug.
Inzwischen legte das Mädchen gesteigerten Wert darauf, als Frau angesehen zu werden, und wenn die über das Klavierspielen nachdachte, kam sie zu dem Schluss, dass sie nur noch wegen dem Klavierstimmer durchhielt. Nachdem im folgenden Jahr ein Fremder das Klavier stimmte fielen ihre täglichen Übungseinheiten immer öfter aus. Die Klavierlehrerin kam nur noch vierzehntägig und schließlich gar nicht mehr. Das Klavier wurde ins Kaminzimmer geschoben.
Wenn sie den Klavierstimmer schon nicht haben konnte, dann wenigstens den Bassgitarrist der Schulhofband in seinem klapperigen Ford Granada. Hinterher blutete sie wie verrückt, nahm sich vor, nie zu heiraten, und bei Männerbekanntschaften Musiker von vornherein zu meiden. Nach der Schule überzeugten ihre Eltern sie, dass sie nicht zu studieren brauchte, also wurde sie erst einmal Springreiterin und erledigte nebenher die Buchhaltung in väterlichen Büro bis sie einen französischen Betriebswirt heiratete . Den verließ sie bald ehe er alle Knochen in ihrem Leib zerschlug, aber nachdem sie ein paar Jahre später einen netten jungen Angestellten aus Vaters Büro heiratete ging alles seinen gewöhnlichen Gang. Sie blieb zuhause, bekam zwei Kinder, die glücklicherweise groß wurden ohne sich für Musik zu interessieren, der Mann kaufte das Ingenieurbüro, der Vater setzte sich zur Ruhe und starb früh, der Mann holte sich eine Jüngere ins Haus und die besseren Rechtsanwälte.
„Ich habe schon ein paar Mal daran gedacht, das Klavier wegzugeben. Du spielst ja doch nicht mehr darauf,“ sagte ihre Mutter, nachdem sie wieder im Elternhaus lebte, vorübergehend, wie sie sich selbst gegenüber versicherte. Altertümlich und ein wenig schäbig kam ihr das Klavier in seinem stumpfen schwarzen Lack vor, wie ein nutzloses Andenken an eine längst vergangene Zeit. Scheinbar gleichgültig legte sich ihre linke Hand an die Tastatur und die Finger schlugen ein paar unzusammenhängende Töne an. „Arg verstimmt,“ urteilte sie.
„Natürlich,“ bestätigte die Mutter. „Weißt du noch, wir haben damals die Mechanik erneuern lassen und dann hast du ein paar Monate später aufgehört zu spielen?“
Natürlich, dachte die Frau, und sie hätte das Klavier nicht zu öffnen brauchen, um zu wissen, dass es damals tatsächlich ein fabrikneues Innenleben bekommen hatte.
„Seither haben wir es noch zwei oder dreimal stimmen lassen, aber die Zeiten, in denen wir uns überflüssige Geldausgaben erlauben konnten sind vorbei,“ fügte die Mutter hinzu.
Damit kann ich leben, sagte sich die Tochter insgeheim, wenigstens bezeichnen mich die Leute nicht mehr hinter vorgehaltener Hand als hauptberufliche Tochter. „Keine Sorge, sagte sie, „ich lasse das Klavier stimmen.“ Das Kaminzimmer wurde nie häufig genutzt, aber wenn sie hindurch ging und das Klavier betrachtete war es so, als fühlte sie ein Loch in ihrem Bauch. Nach und nach suchte sie sich die alten Notenhefte zusammen, unbeholfen versuchte sie zu spielen, aber es wollte ihr nicht gelingen, die Noten zu wirklich lebendiger Musik zusammenfließen zu lassen, und ohne ihre Hände blieb das Klavier stumm. Von sich aus spielte es keine einzige Note mehr.
Vielleicht hat es die falsche Mechanik eingesetzt bekommen, überlegte die Frau, vielleicht brauche ich einen Klavierpsychologen.
Der einzige Klavierpsychologe, den sie kannte stand allerdings nicht mehr im Branchenfernsprechbuch, aber es gab eine große Werbeagentur, deren Geschäftsführer den gleichen Namen hatte. Sie ließ sich die Durchwahl geben, und als sie anrief erkannte sie gleich die Stimme, die sie einst so sehr geliebt hatte. „Ich brauche einen Klavierpsychologen,“ sagte sie, und schlug einen Termin vor.
„Aha, die junge Dame mit dem talentierten Klavier,“ bemerkte er mit einem aufgesetzten Lächeln. Fett war er geworden, seine Haare schütter und glanzlos, und die Augen funkelten zynisch, aber das weiße Hemd und der teuere Anzug standen ihm gut. Die Sekretärin servierte Kaffee.
„Richtig,“ bekräftigte die Frau, „es spielt nicht mehr, jedenfalls nicht mehr von selbst. Kann es daran liegen, dass die falsche Mechanik eingebaut wurde? Sie verstehen doch etwas von Klavierpsychologie.“
Er schüttelte den Kopf. „Klavierpsychologie,“ wiederholte er mit einem sarkastischen Zucken um die Mundwinkel und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Das schwarze Kunstleder knirschte. „Was habe ich meinen Kunden damals nicht alles erzählt! Im Grunde genommen erzähle ich meinen Kunden heute auch nichts anderes als Geschichten, die sie hören wollen, nur auf einem viel höheren Niveau, auch finanziell. Die Musik und das Klavierstimmen habe ich drangegeben. Hat sich nicht gelohnt. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.“
Eilig verabschiedete sie sich. Als sie das Bürogebäude verließ wischte sie sich die Feuchtigkeit aus den Augenwinkeln. Es gibt keine Träume mehr, gestand sie sich, es gibt schon lange keine Träume mehr. Die Erkenntnis mag die eine oder andere Träne wert sein, die erste seit vielen Jahren, aber die braucht die Welt nicht zu sehen. Es gibt keine Träume mehr, wiederholte sie zuhause, kein Talent, und erst recht keine von selbst spielenden Klaviere mehr. Nicht einmal meine ehemalige Klavierlehrerin hat es geschafft, jawohl, sie hatte die kurze Meldung, die von dem Bühnenabschied der Sängerin, die über fünfundzwanzig Jahre im Staatsopernchor gesungen hatte, aus dem Hochglanzmagazin ausgeschnitten und aufbewahrt. Es gibt kein Talent, es ist alles gelogen, wie die Vorliebe für Gartenarbeit, die Mutter entwickelt hat seit kein Geld mehr für den Gärtner da ist.
Nicht einmal nachts schienen die Träume zu ihr zu finden. Die Frau schlief so fest, dass sie morgens nach dem Erwachen schwören könnte, überhaupt nicht zu träumen. Kein einziges Mal setzte sie sich in den folgenden Monaten an das Klavier, sie mied das Kaminzimmer, was nicht weiter auffiel, da es noch nie häufig benutzt wurde.
Wie lebt es sich ohne Talent, wenn jemand ein Leben lang an das eigene Talent geglaubt hat? Lange grübelte sie ehe sie ihre frühere Klavierlehrerin anrief.
„Ah, das Mädchen mit dem französischen Klavier!“ Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang unverfänglich fröhlich, aber sie traf die Frau so schmerzhaft wie sie es nie vermutet hätte. Seit ewigen Zeiten hatte sie niemand mehr Mächen genannt, und offensichtlich nahm diese unverschämte Person von einer gescheiterten Künstlerin sie überhaupt nicht ernst. „Übrigens, ich male jetzt viel. Mädchen, magst du einmal kommen und dir die Bilder anschauen?“
Wie eine Barockfürstin schwebte die Klavierlehrerin, die nun Malerin war durch die mit Möbeln, Leinwänden, und allem möglichen Krimskrasms vollgestopften Räumen der ehemaligen Bauerkate, und während die Frau ihr folgte, musste sie aufpassen, dass sie nicht über irgendwelche Dinge auf dem Fußboden stolperte. „Nur keine falsche Scheu,“ sprach die Lehrerin, eine Spur zu laut und zu jovial, und kramte einige bunt bemalte Leinwände hervor. Die Jahre an der Oper hatten nicht nur ihre Stimme abgenutzt, sie hatten sich auch unvorteilhaft auf den Hüften der ehemaligen Lehrerin niedergeschlagen, stellte die Frau insgeheim fest. Das Makeup war auch ein wenig zu grell geraten. „Na,“ sprach die Lehrerin optimistisch, und hielt ein besonders buntes Bild vor sich.
Das ist nie und nimmer Kunst, hätte die Frau am liebsten gesagt. Tanzende Kühe, Nachtgeistwolken, und dieses ganze gegenständliche Zeugs ist meilenweit davon entfernt, die Kunstgeschichte zu bereichern, hätte sie am liebsten geantwortet, aber sie beließ es bei dem einen oder anderen höflichen Kommentar zu den Bildern.
„Gib dir keine Mühe,“ sprach die Lehrerin plötzlich und stemmte ihre starken Arme in die Hüften. „Ich weiß, was du wirklich denkst, aber sag mal, was ist eigentlich aus deiner Klavierspielerei geworden?“
„Ich spiele schon lange nicht mehr, es lohnt nicht wenn zuwenig Talent da ist, “ antwortete die Frau.
„Ich habe schon so etwas kommen sehen mit dir,“ meinte die Lehrerin, „und ich verrate dir ein ganz gemeines Geheimnis: Du hattest von vornherein keine Chance, Mädchen, und das hat nicht am Talent gelegen, sondern an den Menschen, denen du dein Talent anvertraut hast. Jetzt glaubst du, du hast ein bisschen Kunstverstand ausgeliehen, aber du hast viel zu viel Schiss vor einer Blamage, um auch nur den Versuch zu machen, selbst etwas zustande zu bringen.“ Mit ausladender Geste zeigte sie auf die Leinwände. „Ich weiß, dass ich kein Genie bin, aber dies sind meine Bilder, und wenn sie nicht gut genug für dich oder andere sind, so sind sie gut genug für mich. Gerade bekomme ich Lust, ein neues zu malen, also entschuldige mich bitte,“ fügte sie hinzu.
Sie hat mich tatsächlich rausgeschmissen! Wütend wie schon lange nicht mehr klemmte sich die Frau hinter das Steuer, und dachte gar nicht mehr daran, dass sie vergessen hatte, über das Klavier zu reden.
Ich habe auf der Welt nichts bewegt, aber dies ist mein Klavier, sagte sie sich als sie das Instrument am nächsten Morgen wieder ins Esszimmer schob. Ich werde darauf spielen so gut ich kann egal wie trivial die Stücke sein mögen, und sebstverständlich werde ich alle Stücke, die das Klavier vergessen hat zu Ende spielen.
Auch wenn ihre Finger unbeweglicher geworden waren setzte sie sich tagtäglich mit dem gleichen Ernst wie damals, als sie von einer Karriere als Sängerin geträumt hatte, an ihre Übungen, und bald kehrten auch nachts die Träume zurück. Allerdings waren es verwirrende, bedrückende Szenen, die sie manchmal aus dem Schlaf rissen, wie der Traum von ihrem eigenen Klavier, das plötzlich überhaupt keinen Ton mehr von sich gab egal weliche Tasten sie anschlug. Es hat Bauchweh vor Angst, diagnostizierte ein echter Pychologieprofessor, der eine so exorbitant hohe Rechnung ausstellte, dass der Gerichtsvollzieher nicht nur das Haus sondern auch das bisschen Talent pfänden musste, ehe sie erwachte.
So ein Quatsch! Sie strich sich den kalten Schweiß aus der Stirn, setzte sich auf aber ließ das Licht aus. Wegen einem alten Kasten aus Holz und Metall lohnt es nicht, sich aufzuregen, und mehr ist das Ding nicht. Sie seufzte und legte sich wieder hin. War da nicht ein Geräusch, nein? Sei vernünftig, du bist eine lebenserfahrene Frau!
Unten im Eszimmer spielte das Klavier derweil den Flohwalzer, aber so leise und vorsichtig, dass kein Mensch ihn hören sollte.
 
Bravo, Antaris,

das ist ja toll! Du hast es also tatsaechlich in die Tat umgesetzt. Dies scheint mir in mancher Hinsicht ein weibliches Gegenstueck zu meiner etwas kargen und anti-sentimentalen Satire. Besonders gut gefaellt mir die Beschreibung des antiken franzoesischen Klaviers (bei Berlioz war's ein Erard). Es erinnert mich sofort an die Zeit meiner Kindheit - ich spielte im "Laufstall" - und meine Mutter trug Mozarts Sonata facile auf dem (noch nicht verschimmelten) Schimmel Klavier vor, mit brennenden Kerzen in den Kerzenhaltern. Noch heute denke ich an Kerzen, wenn ich Mozart hoere.

Ich habe uebrigens noch einmal die Berliozsche Erzaehlung ("Der verrueckte Fluegel") gesucht. Sie steht doch nicht in den "Memoiren", wie ich faelschlicherweise angenommen hatte. Hier eine Kurzfassung:
"Eine herrliche Tonfülle, noch nie gehörte Gewalt der Bässe, kurz: ein außergewöhnliches Instrument. Nur die Tasten gingen ein bißchen schwer..."
[Aber das ändert sich. Siebenundzwanzigmal hintereinander das selbe Konzertstück, immer leichter gehen die Tasten, bei der 28.Kandidatin, einer besonders flinkfingrigen Person, scheint sich die Klaviatur schon zu bewegen, wenn man sie nur anhaucht, bei Kandidat 29 bewegen sich die Tasten wie von selbst und bei Kandidat 30 ist es dann soweit:]
"Nach dem letzten Akkord, wie er eben aufsteht, fängt da nicht der Flügel das Konzert ganz allein wieder von vorne an?! Der arme junge Mensch lief davon, so schnell er nur konnte. Der Flügel aber, dessen Ton von Minute zu Minute stärker anschwillt, läßt sich nicht stören und spielt seine Tonleitern, Triller und Arpeggien herunter. Er hat sich an das Mendelssohnsche Konzert gewöhnt und trägt es ganz allein vor. Wir suchten nach Herrn Erard. Währenddessen wurde dieser niederträchtige Flügel mit seinem Konzert fertig und fing es wieder von vorne an, attacca, ohne eine Minute zu verlieren, immerfort mit größerem Lärm, als wären es vier dutzend Klaviere im Unisono; Läufe, Tremolos, Passagen in Sexten und Terzen mit verdoppelter Oktave, zehnstimmige Akkorde, dreifache Triller, ein Platzregen von Tönen, das Pedal, der Teufel und seine Großmutter."
[Der verrückt-gewordene Flügel von Hector Berlioz landete auf dem Müll, in Stücke geschlagen, und spielt dort immer noch weiter und weiter, vermutlich bis auf den heutigen Tag.]

Aber Dein Klavier spielt sogar Rach.3, (an dem Schinken habe ich 6 Monate geuebt), es muss ja ein Mordsgedaechtnis haben, alle Achtung! Und es lebt auch noch, unzerhackt...

Liebe Gruesse,
Rolf-Peter
 

Antaris

Mitglied
Genie und Wahnsinn

Hallo Rolf-Peter,

danke für Dein Expertenurteil und Deine Recherchen. Nachdem Du netterweise sogar ein Teil von dem Originaltext zitierst bin ich mir sicher, dass ich die Geschichte vor langer, langer Zeit einmal gelesen habe, und zwar in einem Märchenbuch in der Schulbücherei. Ich fand sie damals schon doof ( auf Erwachsenendeutsch: vom Schluss her unbefriedigend) und hatte sie schnell wieder vergessen. Nun will ich aber mal versuchen, den Originaltext irgendwo aufzutreiben.

Eine Bekannte, sie ist Tänzerein, hat so ein großes, altes Klavier mit Messingkerzenhaltern. Es klingt zwar nicht toll, irgendwie nach Kneipe, aber sowas ähnliches müsste es schon sein für die Geschichte, habe ich mir gedacht.

Als klavierpsychologischer Laie vermute ich mal, dass ein gutes Gedächnis das Allerwichtigste für ein selbst spielendes Klavier ist. So bald es seine Mechanik unter Kontrolle hat braucht es sich nicht mehr mit den Unzulänglichkeiten menschlicher Feinmotorik herumzuärgern. Es braucht nicht viel über Menschen nachzudenken, es verliebt sich nicht in seinen Klavierstimmer, es wird vermutlich seine ganze Energie darauf konzentrieren, die Stücke, die es mag, auswendig zu lernen. Das ist sein Leben.

Mit seinem Riesengedächnis soll mein Klavier ein echtes Ausnahmetalent unter den selbst spielenden Klavieren sein *stolz ummichblickend*. Es ist auch schlauer als die meisten Klaviere seiner Art, es spielt normalerweise nicht zu oft dasselbe und es arrangiert sich mit den Korrepetiotern. Zeitweise waren die Bedingungen für das Klavier wirklich ideal. In der Musikhochschule brachten ihm viele ehrgeizige Hände mehr bei als ein einziger Mensch spielen könnte, und es ist alt. Nicht einmal der Klavierstimmer weiß, wo es überall herumgekommen ist. Nun steht es allerdings verschüchtert in seinem Zimmer und traut sich kaum noch an Kinderlieder. Manche Talente müssen eben im Verborgenen blühen.

Rachmaninovs Klavierkonzerte scheinen wirklich nur was für ganz Verwegene zu sein. Wir hatten mal eine in unserer WG die sich mit jenem notorischen Dritten Klavierkonzert abgeochst hat, aber wir mussten sie ziemlich bald rausschmeißen weil sie ständig vergaß, Wasserhähne zu schließen oder Herdplatten auszustellen. Ungefähr ein Jahr später kam dann der Film "Shine" in die Kinos...was es nicht alles gibt!

Das Gedächnis des Klaviers ist ausgezeichnet, aber nicht perfekt. Vielleicht sollte ich das besser ausarbeiten, und ein paar sprachliche Macken fallen mir auch noch auf. Wenn Dir was auffällt, sag ruhig was.

LG

Antaris
 

GabiSils

Mitglied
Liebe Antaris,

"außerdem muss das Klavier noch nicht gestimmt" ist mir aufgefallen <s>

Kommt noch eine veränderte Fassung? So lange Texte sind schwer zu lektorieren, und wenn du's selber tust, um so besser.

Sehr schöne Geschichte! Ein wenig feilen und Fehlerchen ausbessern, dann hat sie ein "perfekt" verdient.

Gruß,
Gabi
 

Antaris

Mitglied
Feinarbeit

Hi Gabi,

klar schreibe ich noch mindestens eine verfeinerte Fassung! Ich schreibe meine Texte erst einmal runter, dann versuche ich nach und nach die Macken auszumerzen. Meist fallen mir die Fehler erst beim lauten Lesen auf, und deswegen bin ich Dir für jeden Redigierfehler den Du findest sehr dankbar.

Freut mich, dass auch Dir die Geschichte gefällt. Ich hatte schon Bedenken, die Protagonistin kommt mir nicht sehr sympathisch vor.

LG Antaris
 



 
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