Kleiner Ratgeber zur Veröffentlichung bei Verlagen

HansSchnier

Mitglied
Da ich in einigen Posts gesehen habe, dass viele Autoren ein wenig hilflos der Verlagswelt gegenüberstehen, versuche ich in diesem Post ein paar einfache Tipps zusammenzufassen.

Das Manuskript:

Schaut Euch das Programm der Verlage an, und überlegt Euch, ob Euer Manuskript in dieses Schema passt.
Beispiel: Wenn ein Verlag noch nie Lyrik herausgegeben hat, oder dies nur sehr selten, bei prominenten Autoren tut, solltet Ihr eure Gedichtsammlung dort nicht hinschicken.

Bevor Ihr ein Manuskript zu einem Verlag schickt, schaut auf der Homepage des Verlages, welche Form das Manuskript haben soll.
Einige Verlage verlangen explizit nur Leseproben (20 Seiten) + Exposé (Bsp. Kiepenheuer & Witsch), andere lassen es den Autoren offen, ob sie direkt den ganzen Text schicken möchten.
Bei der Vielzahl der in den Verlagen eingehenden Manuskripte, wäre es blöd, sich durch so einen Formfehler direkt zu disqualifizieren. Deshalb informiert Euch vorher, was in welcher Form verlangt wird!

Rechnet nicht mit einer schnellen Antwort. Die Lektoren ertrinken in Zusendungen und müssen sich zusätzlich mit den Büchern befassen, die tatsächlich veröffentlicht werden sollen. Eine Ablehnung kann sich im schlimmsten Fall bis zu einem Jahr hinziehen.
Es ist immer ein Vorteil den Lektor zu kennen, das garantiert, schneller bearbeitet zu werden. Manche Lektoren geben Kurse im kreativen Schreiben, sind bei Lesungen zu treffen oder sonstigen Veranstaltungen im Literaturbetrieb. Wer wirklich ernsthaft Autor werden will, sollte versuchen, ein paar Netzwerke zu spannen. Ich weiß, dass ist schwierig.

Weil eine Antwort so lange auf sich warten lassen kann, setzt nicht nur auf einen Verlag. Sendet Euer Manuskript gleichzeitig an mehrere. Wenn Ihr immer erst die Antwort eines Verlages abwartet, kann sich das ganze Jahre hinziehen. Und im Idealfall wollen gleich mehrere Verlage Euren Text, und ihr habt eine Verhandlungsgrundlage.

Ihr solltet Euch immer bewusst sein, dass die Chance sehr gering ist, in einem Verlag veröffentlich zu werden. Die Anzahl der Bücher pro Saison (Frühjahr und Herbst) ist beschränkt. Geht davon aus, dass der Großteil des Raumes von bereits veröffentlichen Autoren und Übersetzungen von ausländischen Bestsellern eingenommen wird. Als Debütant hat man es schwer gegen diese Konkurrenz.

Jugend hilft! Ist man als Debütant unter 30 Jahren alt, sind die Chancen größer veröffentlich zu werden, als wenn man über 30 ist. Der "Jugend" werden gewisse Schwächen verziehen, die älteren Semestern negativ ausgelegt werden.

Veröffentlichung:

Ihr solltet nie Geld bezahlen. Jeder seriöse Verlag bezahlt Euch und nicht umgekehrt.
Diese Bezahlung ist zumeist der Vorschuss. Vorschuss bedeutet, dass der Verlag Euch eine Summe x bezahlt, von der er ausgeht, dass sie der Autor durch die Verkäufe eh erzielen würde.
Ein Autor erhält ungefähr 10 Prozent der Einnahmen (Mittelwert, der für Hardcover gilt), die mit seinem Buch erzielt werden. Bei 20 Euro Verkaufspreis also 2 Euro. Ist der Verlag sicher, dass 10 000 Exemplare garantiert verkauft werden, zahlt er also im Voraus 20 000 Euro (was schon relativ viel ist). Bis diese 10 000 Exemplare verkauft sind, erhält der Autor keinen weiteren Cent aus den Verkäufen. Geld fließt dann erst wieder, wenn die Marke durchbrochen ist.
Verkauft der Autor weniger, als der Vorschuss gebracht hat, wird das Geld allerdings nicht zurückgefordert. Das ist Verlags-Risiko.
Weitere lukrative Einnahmequellen sind Rechteverkauf (Taschenbuch, Übersetzungen - kümmert sich in der Regel der Verlag drum, außer ihr habt eine Agentur) und Lesungen (kann mehrere Hundert Euro pro Abend bringen).
Die Verträge sind in der Regel Standardverträge, zumindest bei seriösen Verlagen.


Abschließend: Die Chance reich zu werden, ist als Autor verschwindend gering - aber darum geht es ja nicht.

Ich hoffe, ich konnte allen interessierten Laien (Profis werden nichts Neues erfahren haben) ein paar nützliche Tipps geben. Es wäre wünschenswert, wenn der Post von anderen Teilnehmern noch ergänzt würde.

Grüße

HansSchnier
 
E

Elisabeth Merey-Kastner

Gast
Veröffentlichung bei Verlagen

Danke Hans. Das hast du sehr schön gesagt. 10 und setzen.

Da ich ein alter Hase bin, weiß ich das alles schon, aber so schön und kurz zusammengefasst las ich es noch nie.

10 und einen schönen Tag
Elisabeth
 



 
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