Knigge für Kids?

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Katjuscha

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Knigge für Kids

Knigge für Kids?
Erwachsene finden Kinder zu unhöflich

Weggeschmissene Wurstbrote auf dem Schulhof, Zugspätkommen im Unterricht, kein freundliches „Guten Tag“ zum Nachbarn, Hände in den Hosentaschen, keine Essmanieren, Rülpsen, Furzen, Nägelkauen: Die deutschen Schüler haben kein Benehmen mehr. Darüber sind sich die Erwachsenen einig.
Doch es reicht nicht, dass die Großen endlich mal einer Meinung sind, sondern sie streiten gleich weiter: Wer soll den Kindern denn gutes Benehmen beibringen? Das ARD machte eine Umfrage dazu. 77% der Befragten meinen, dass Tischsitten, Grußrituale und Höflichkeit in der Schule gelernt werden sollen. So diskutieren die Politiker beispielsweise in Bremen und im Saarland darüber „Benimm-Unterricht“ einzuführen, der in alle Fächer einfließen soll und nicht benotet wird. In Nordrhein-Westfalen soll es dagegen Erziehungsverträge geben, in denen Lehrer, Eltern und Schüler gemeinsam überlegen, wie man gute Manieren lernt. Die Schulministerin von Nordrhein-Westfalen ist nämlich der Meinung, dass die Eltern ihren Kinder Benehmen beibringen sollen und die Lehrer ihnen dabei nur helfen.
Es wird auch darüber gestritten, warum denn die Kinder oft so rüpelhaft sind. Die einen sagen, das liege daran, dass die Kinder von ihren Eltern heute so erzogen werden, dass sie den Erwachsenen auch mal ihre Meinung sagen und nicht mehr alles wortlos hinnehmen, wenn sie mal ungerecht behandelt werden. Viele denken, dass die Kinder das ausnutzen und dann frech werden. Andere sagen, dass die Erwachsenen selbst ein schlechtes Vorbild für gutes Benehmen sind. Wenn zum Beispiel ein Fußballtrainer im Fernsehen die wildesten Flüche ausstößt und die Leute darüber lachen oder wenn die Kinder merken, dass man manchmal durch lautes und aggressives Verhalten mehr Respekt bekommt als wenn man höflich seine Meinung sagt. So können die Kinder und Jugendlichen gar nicht verstehen, warum ausgerechnet sie sich benehmen sollen. Wer nun recht hat, ist schwer zu sagen. Klar ist, dass gutes Benehmen wieder hoch im Kurs steht.
Solche Sätze wie „Sprich nicht mit vollem Mund!“, „Iss deinen Teller leer!“ oder „Steh gerade!“ nerven euch sicherlich. Und ihr fragt euch immer öfter, was diese ganzen „netten“ Ermahnungen sollen. Und eins ist sonnenklar: Auch eure Eltern haben sich als Kinder über solche nervigen Sätze aufgeregt – und trotzdem wenden sie diese bei euch wieder an. Sind denn alle Eltern mit diesen Sprüchen verhext? Marc Gellmann behauptet in seinem Buch „Trag immer ´ne saubere Unterhose“ (moses-Verlag, 12,95 €), dies alles seien Übersetzungen für „Ich hab dich lieb!“. Zu jedem dieser Elternsprüche, die er in einer langen Liste gesammelt hat, gibt er eine Erklärung, wie eure Eltern diesen Spruch meinen könnten. Ob es tatsächlich so ist oder ob er nur eine Ausrede für alle meckernden Eltern sucht, solltet ihr selbst entscheiden. Dieses Büchlein ist für alle gestressten Kinder, die endlich mal wissen wollen, warum man die Schuhe nicht aufs Sofa tut oder immer ins Bett muss, wenn es einem gerade nicht passt. Vielleicht zeigt ihr das Buch euren Eltern, damit sie einmal nachdenken, was sie euch ständig für Vorwürfe machen und ob sie sich selbst an ihre eigenen Regeln halten. Oder ihr versteckt das Büchlein lieber, damit sie nicht noch einen ihrer Lieblingssprüche klopfen, nämlich: „Ich habe es ja gleich gesagt!“.
 



 
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