Komm und Lies

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gareth

Mitglied
Für S.

Nun bist Du uns voraus. Es ist entschieden.

Es hat der Wille nicht, das Wünschen nicht geholfen,
Wie´s in den alten Zeiten noch gewesen ist.

Jetzt fehlt Dein sanftes Lachen, Deine Nähe,
Dein Mut und Deine Wärme als ein Trost,
Dein Wissen, Deine Haltung als ein Maß.

Das Leben lastet nun noch etwas schwerer,
Doch sind wir nicht dieselben mehr nach Dir.
So viel von Dir ist nah und unvergessen.

Nun bist Du uns voraus. Wir werden folgen.
Sei es ins Nichts, in dem wir blind vergehen,
sei´s eine Welt, in der wir sind und sehen

Dies ist für Dich.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo gareth,
dies ist ein wunderschönes Gedicht, aus dem sich
" du bist uns voraus " als Bild hervorhebt

und es hällt für mich in aller Bitterkeit
die Waage die das Leben ist hoch

sehr beeindruckt

ralf

P.S.

" Dies ist für dich" ließe ich weg, weil es eindeutig ist.
 
H

Heidrun D.

Gast
Mir gefällt das auch sehr, Gareth,
und ich freue mich, nach so langer Zeit wieder ein Gedicht von dir zu lesen. :)

Ich finde nicht, dass etwas zuviel ist. - Gerade der Schlussvers bringt in meinen Augen noch eine besondere (abgeklärte) Art der Trauer ein ...

Herzliche Grüße
Heidrun
 

gareth

Mitglied
Danke Ralf Langer und und Heidrun D. für eure Kommentare.

Die Auseinandersetzung mit dem Sterben ist immer schwierig, da wir ja alle Betroffene sind. Um so schöner, dass ihr die gewählte Form bejaht.

Die Schlusszeile, Ralf, muss man mit dem Titel zusammen sehen. Wir sind am Ende hilflos gegen Krankheit und Tod. Deshalb habe ich zwei kindliche Motive verwendet.

Komm und lies ist eine Aufforderung aber auch ein Wunsch. "Komm und lies!" hieß meine erste Lesefibel. Zuerst wollte ich diese Worte am Ende wiederholen, habe mich dann aber für einen einfachen Satz entschieden, der auch eine Aufforderung ist, das Geschriebene zu lesen.

Mit den Worten: In den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat beginnt die Urfassung des Märchens vom Froschkönig.

Darauf beziehe ich mich am Anfang. So wollte ich den Kreis zum kindlichen Wunsch und Willen schließen, der unserem erwachsenen Denken, so glaube ich, im Umgang mit dem Tod in nichts nachsteht.

Grüße
gareth
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber gareth,

das "Komm und Lies"

kann ich inhaltlich gut nachvollziehen. Jetzt erst mal zum Formalen. Warum steht es nicht direkt über dem Text, das würde es dem Leser erleichtern, es inhaltlich einzubeziehen und warum hast Du es so geschrieben, wie es da steht?

Komm und lies wäre das Übliche, Komm Und Lies ebenfalls.

Ja, das wünscht man sich natürlich, dass derjenige, der gegangen ist, die Gedanken, die man an ihn hat oder gar die Worte, die man zu finden endlich wieder imstande ist, wahrnehmen kann.

Auch die Kindlichkeit in Deinem Text vor dem Erlebnis des Todes, in dem wir so hilflos sind, überzeugt mich.

Gut finde ich auch diesen durchgehenden Faden, dass da Menschen einander folgen in welche Reiche nun auch immer, aber sie wissen sich gehen auf einem Weg. Bei aller Vielfältigkeit auf der Erde in den Wegen, die Menschen zu gehen haben, führt doch der Weg in ein Jenseits letztendlich auf dieselben Bahnen.

Und ist der Hoffnungsschimmer nach einer Wiederbegegnung in diesem Text auch schwach, so ist er aber doch vorhanden. Das tröstet mich jetzt beim Lesen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

gareth

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

danke für Deinen Kommentar.
Es ist mir immer wichtig, Deine Gedanken zu erfahren.

Zu Deinen beiden Fragen nach dem Formalen gibt es nur zu sagen: Die Schreibweise: Komm und Lies hat keine grammatikalische Rechtfertigung. Ich habe einfach die beiden wichtigen Worte groß geschrieben.

Und ich war der Meinung, dass der Satz Komm und Lies als Überschrift eben die übergeordnete und sinngebende Stelle einnehmen würde, den ich ihm zugedacht habe.

Wenn ich es jetzt betrachte, verstehe ich aber was Du meinst. Es ist vielleicht eher ein Darstellungsproblem der Leselupengedichte allgemein, dass der Titel so stark vom Text separiert und dadurch schon zu wenig beachtet ist!? Man kann ihn auch nicht sehen, während man einen Kommentar schreibt.

Tatsächlich hatte ich zunächst überlegt, Für S. als Überschrift zu nehmen und Komm und Lies direkt in den Text zu integrieren. Dann wollte ich es aber formal einfach noch einmal so machen, wie in dem (zugehörigen) ersten Für S. - Gedicht Unterwegs von 2006.

Es ist schön, dass Du meine Überlegungen zum Inhaltlichen und zum Aufbau nachvollziehen kannst.

Grüße
gareth
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Gareth,

Du könntest Komm und Lies in Fettschrift über den Text hängen, dann wird der Überschriftscharakter deutlich und dennoch wäre Für S. als Widmung sichtbar.

dies und lies enden auf S. - diese Assoziation kam mir beim lesen.

cu
lap
 

gareth

Mitglied
Komm und lies
Für S.

Nun bist Du uns voraus. Es ist entschieden.

Es hat der Wille nicht, das Wünschen nicht geholfen,
Wie´s in den alten Zeiten noch gewesen ist.

Jetzt fehlt Dein sanftes Lachen, Deine Nähe,
Dein Mut und Deine Wärme als ein Trost,
Dein Wissen, Deine Haltung als ein Maß.

Das Leben lastet nun noch etwas schwerer,
Doch sind wir nicht dieselben mehr nach Dir.
So viel von Dir ist nah und unvergessen.

Nun bist Du uns voraus. Wir werden folgen.
Sei es ins Nichts, in dem wir blind vergehen,
sei´s eine Welt, in der wir sind und sehen

Dies ist für Dich.
 



 
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