Konvolute, gebrabbelt

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Walther

Mitglied
Konvolute, gebrabbelt


Man sagt von mir, der hat es mit der Sprache:
Das mag schon sein, doch wer hat dieses nicht.
OK, nicht jeder baut sich ein Gedicht,
Wenn er sich wirklich sorgt, um seine Sache.

Ich denke eben, es ist meine Pflicht,
Mich stets zu kümmern; welche wüste Brache
So manches Werk ist; und, wenn ich’s nicht mache,
Wer würd‘ sich echauffieren, brächte Licht

Ins wortgefüllte Dunkel, das sich Text
Und Lyrik schimpft, just, bis sich einer wehrt?
Die Sprachkunst wird nicht schnell herbei gehext,

In Konvolute brabbelnd ausgeleert:
Sie ist es, hört mir zu, die nur dort wächst,
Wo man sie hegt und pflegt und tief verehrt!
 
Lieber Walter,
ich frage mich, warum jemand, der die Sprache so sehr liebt, seinem Gedicht den Titel ''Konvulate, gebrabbelt'' gibt.

Fragende Grüße von
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Lb. Marie-Luise,

danke für Deinen Eintrag. Dies ist in der Tat ein durch und durch despektierliches Gedicht, beim Titel angefangen. Ich gebe gerne zu, daß ich mich gewaltig über das Eine oder Andere geärgert habe, was mir in letzter Zeit als "Sprachkunst" auf den Tisch kam.

Du wirst zugeben, daß das Bild begrifflich http://de.wiktionary.org/wiki/Konvolut durchaus treffend ist. Ich habe eine Internetfundstelle hinterlegt. Auch der zweite Begriff http://www.perlentaucher.de/artikel/5835.html ist bereits an anderer Stelle ähnlich verwandt worden, zur gleichen Diagnose. Man könnte auch inkontinentes Gelabere sagen, das wäre noch despektierlicher und ähnlich treffend. :D

Also paßt der Titel durchaus.

Nun mag man streiten, ob man ein solches "Werk", wie ich es schrieb, überhaupt schreiben und veröffentlichen sollte. Dem will ich nicht wirklich wehren. :)

Nur eines ist dieses Gedicht: Kein Gebrabbel. Und das ist der kleine, aber feine Unterschied zum beschriebenen Zustand, der hier diagnostiziert wird. Denn ein lupenreines Sonett dieser Bauart, das muß der eine oder die andere erst noch hinbekommen. ;)

LG W., wieder mal arrogant, überheblich und unbescheiden
 

Walther

Mitglied
Hallo Marie-Luise,

Gedichte und ihre Titel sind, neben der formal-sprachlichen Seite, immer Geschmacksache. Daher ist (und bleibt) es das gute Recht jeden Lesers, sein Mißfallen in Form von Wort (= Kommentar) und Tat (= hier Wertung, sonst Buhrufe) auszudrücken. :)

Der Autor hat danach das Recht zu grummeln. ;)

Also: Kein Grund für eine Entschuldigung und damit keiner, etwas zu entschuldigen oder zu verzeihen. Frage: Wann bekommen wir wieder ein Werk von Dir zu lesen? ;)

Danke und Grüße

W.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

ein schönes Sonett! Aber Du kennst mich ja, ich bin ein alter Nörgler ;) ... :D


In

Wenn er sich wirklich sorgt, um seine Sache.

würde ich das erste Komma herausnehmen :) und in

Und Lyrik schimpft, just, bis sich einer wehrt?
das zweite.

Statt

Das mag schon sein, doch wer hat dieses nicht.
würde ich

Das mag [blue]ja[/blue] sein, doch wer hat dieses nicht.
schreiben, weil schon vom langen O her als betont empfunden wird und somit gegen den Jambus arbeitet.

Ansonsten ist der Titel ein Alleinstellungsmerkmal, das bitterbös genau trifft (vielleicht auch manche Werter ? :D ? ).


lG

Herbert
 

Walther

Mitglied
Konvolute, gebrabbelt


Man sagt von mir, der hat es mit der Sprache:
Das mag ja sein, doch wer hat dieses nicht.
OK, nicht jeder baut sich ein Gedicht,
Wenn er sich wirklich sorgt, um seine Sache.

Ich denke eben, es ist meine Pflicht,
Mich stets zu kümmern; welche wüste Brache
So manches Werk ist; und, wenn ich’s nicht mache,
Wer würd‘ sich echauffieren, brächte Licht

Ins wortgefüllte Dunkel, das sich Text
Und Lyrik schimpft, just, bis sich einer wehrt?
Die Sprachkunst wird nicht schnell herbei gehext,

In Konvolute brabbelnd ausgeleert:
Sie ist es, hört mir zu, die nur dort wächst,
Wo man sie hegt und pflegt und tief verehrt!
 

Walther

Mitglied
Lb. Herbert,

von Deinen Vorschlägen habe ich den 3. umgesetzt. Deine Anmerkung zur Sprachmelodie hat Einiges für sich.

Die beiden Kommata habe ich gelassen, weil sie in beiden Fällen als Hervorhebungsmarkierung gedacht sind. Ich schreibe Gedichte immer für den lauten Vortrag. Daher erlaube ich mir solche Spirenzien. ;)

Der Titel ist mir eingefallen, als das gesamte Gedicht schon fertig war, weil ich diesen immer als Letztes "erfinde". Ich denke, er ist sicher selbst schon etwas "interessant". :D

Nun kann man meine Publikumsbeschimpfung, und das ist der Text wohl und wurde wertend auch so verstanden, durchaus in einige Richtungen weisend interpretieren. Und, ich stehe dazu, jede einzelne von ihnen, auch die Deine, ist richtig und aus vollem Herzen hier aufgespießt!

Und nun warte ich auf weitere Wertungen, die die Aussage (und nicht die Ausführung) treffen sollen. Oder aber auf die Größe der Leserschar, das eine vom anderen sachlich und fachlich zu unterscheiden. :)

LG W.
 



 
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