Kriminalspaziergang

2,50 Stern(e) 2 Bewertungen

DieZwei

Mitglied
DieZwei stiefelten einsam durch den graublauen Matsch, zuZwein, doch jeder für sich in Gedanken versunken, als sie auf einmal gestört wurden. "Schlechter Empfang!", doch eh sie sichs versahen verwickelten sie sich in nutzlose Gespräche über Generatoren der neuesten Generation. Und so tauschten sie Neuigkeiten wie Sammelbildchen in nie enden wollender Wiederholung. Sie sahen sich an. Zum ersten mal erkannten sie es und es sollte auch das letzte Mal gewesen sein. Das Vergessen ist schnell bei der Hand und Erkenntnis, die als solche nicht erkannt, fließt hinfort wie all die übrigen Nutzlosigkeiten des tristen Alltags.
So trotteten sie, DieZwei, ihren schlammigen Pfad entlang, im Dunkeln tappend und schwer tragend an der Lösung des Falles, der sich jetzt so klar wie nie offenbarte und dennoch so rettungslos verloren dahinschwamm im Meer des Vergessens. Ein Kreischen auf allen Frequenzen. Die Nacht fällt schnell in dieser Jahreszeit und dieser Gegend. Doch spulen wir zurück zum Anfang, als der Fall noch ganz im Dunkeln, der Sinn aber noch nicht so vernebelt war.
Sie erhielten diese Anrufe sechs Wochen lang jeden Tag und jede Stunde in ermüdender Eintönigkeit. Sieben Uhr: das Telefon klingelt, der Anrufbeantworter: "Zur Zeit ist niemand erreichbar..", dann das Stöhnen, immer das gleiche eintönige, eine Stimme zuerst dunkel, männlich: "Und so wird es sein.", ein Knacken, Pause, eine zweite Stimme, weiblich: "Und noch etwas dazu.", Pause, ein Knacken, Ende. Acht Uhr: das Telefon klingelt,... Sechs Wochen. Doch es war kein Scherz. Es war blutiger Ernst, doch die Erkenntnis kommt meist zu spät, die Zeit der Reue war verstrichen, DieZwei hatten sich bereits zu weit vorgewagt und jetzt mußten sie den Weg zu Ende gehen, auch wenn er noch so weit und beschwerlich schien.
Ihr Auftraggeber spukte ihnen seit langem im Kopf herum, doch er war immer auf der Sonnenseite und warf lange Schatten in ihr Gemüt. DieZwei nahmen Rache und der Plan war einfach. Der Lärm schwoll wieder an und die Stimmen kehrten zurück, die Welt dreht sich um uns und um uns herum tobt das Vergessen. Und wir drehen uns im Kreise immerwährend und leise versinken in langen Straudeln verlustig ausgebrandelter Schlaramatzen und verträufeln unsere Gänglialkanonen in eisigen Täufeleien...
Und werden Sehen.
Und Aufstehn.
Immerfort.
DieZwei.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, IhrZwei (oder DieZwei)

herzlich willkommen in der Leselupe.

Es ist ein ungewöhnlicher Text, und er hat mir gefallen, insbesondere wegen der Selbstbezüglichkeit von Autor und Text.

Grüße von Bernd
 
M

Monfou

Gast
Hallo, DieZwei,

mal ein Text, der wirklich ein wenig experimentell anmutet. Schön gemacht. Ich finde auch, Bernd, der Herr über Glockenklänge unter der Fahne des Experiments, hat Recht.
Monfou
DerEine
 



 
Oben Unten