Kulinarisches auf dem Lande

Kulinarisches auf dem Lande

Das „Haus Germania“ ist der einzige Gasthof im Dorf und seit dem Bau und der Eröffnung im Jahr 1739 in ununterbrochener männlicher Erbfolge im Besitz der Familie Bremes.

Die derzeitigen Besitzer Alois Bremes und Frau Vera Bremes, geborene Karge, sind 48 bzw. 40 Jahre alt und sie sind kinderlos.

Im zweiten Jahr ihrer Ehe war Vera Bremes schwanger geworden. Nach einer eigentlich problemlosen Schwangerschaft verstarb das Kind im Mutterleib wenige Tage vor dem errechneten Geburtstermin. Unter großen Schmerzen brachte Vera Bremes auf natürlichem Wege einen toten Jungen zur Welt. Der behandelnde Arzt riet dem Ehepaar Bremes zunächst von einer weiteren Schwangerschaft ab.

Alois und Vera Bremes hielten sich an diesen Rat. Einige Jahre lang gelang es den beiden, die Gedanken an die Erbfolge zu verdrängen. Die Führung des „Hauses Germania und notwendig werdende Renovierungen füllten die Jahre aus. Es blieb nicht viel Zeit für Grübeleien und Zukunftsgedanken.

Aber verdrängte Gedanken führen ein Eigenleben.. Sie nisten sich im Unterbewusstsein in einem versteckten Winkel ein. Plötzlich erscheinen sie wieder an der Oberfläche. Meistens haben sie dann auch noch an Gewicht und Größe zugenommen. So auch bei Alois und Vera Bremes. Zum ersten Mal kommt bei ihnen die Angst auf, die traditionelle Erbfolge der Familie könnte mit Alois Bremes ein Ende nehmen.

An einem Abend, die letzten Gäste hatten das „Haus Germania“ verlassen und das Aufräumen und Spülen der Gläser war beendet, setzten sich die beiden noch zu einem Gläschen Wein zusammen. Man sprach, wie üblich, noch über die Ereignisse des zu Ende gehenden Tages.


Dann war es Vera, die das jahrelange Schweigen brach. Alois und sie fanden die Kraft zu einer Entscheidung. Sie einigten sich, ihren Arzt um einen Gesprächstermin zu bitten. Sie wollten mit ihm die Möglichkeit und die Risiken einer neuen Schwangerschaft besprechen. Bereits am nächsten freien Dienstag im „Haus Germania“ bekamen sie einen Termin. Einem längeren Gespräch schlossen sich sehr eingehende Untersuchungen von Alois und Vera Bremes an. Untersuchungskriterien, die bei der ersten Schwangerschaft noch nicht bekannt waren, ergaben ein positives Bild. Eine Schwangerschaft im Alter von 43 Jahren sei zwar nicht problemlos, erklärte der Arzt in seinem Abschlussgespräch mit Alois und Vera Bremes. Aber das Risiko sei auch nicht größer, als bei einer Schwangerschaft in jüngerem Alter. Wichtig sei, bei einer eintretenden Schwangerschaft, sich voll auf diese zu konzentrieren. Wenn möglich, sollten größere körperliche Anstrengungen vermieden werden.

Alois und Vera erwogen in langen Gesprächen das Für und Wider und entschieden sich dann, eine weitere Schwangerschaft von Vera zu wagen.

Einige Wochen vergingen. Eines Abends, wieder bei einem Gläschen Wein zum Feierabend, sagt Vera Alois, dass sie wieder schwanger ist. Die Freude ist groß und wird von allen im „Haus Germania“ geteilt. Nachdem der Arzt nach der ersten Untersuchung die Schwangerschaft bestätigt, gibt Vera auf Bitten von Alois das tägliche Geschäft auf und man stellt zur Unterstützung befristet eine Angestellte ein. Vera konzentriert sich ganz auf ihre Schwangerschaft und folgt den Anregungen und Anweisungen des Arztes. Als der Arzt bei einer der nächsten Untersuchungen feststellt, dass Vera Zwillinge, und zwar ein Mädchen und einen Jungen, in sich trägt, verstärkt sich die Freude, nach einem ersten, schnell überwundenen Schreck, noch weiter.

Die Schwangerschaft ist nicht unproblematisch und kostet viel Kraft, aber Vera Bremes bringt nach neun Monaten eine gesunde Tochter und einen gesunden Sohn zur Welt. Die Geburt erweist sich als sehr schwierig. Der Arzt wird später Vera bei einer Nachuntersuchung sagen, dass eine nochmalige Schwangerschaft aus ärztlicher Sicht definitiv unmöglich ist. Die beiden Kinder werden auf die Namen Franz und Franziska getauft.

Die Zwillinge gedeihen prächtig, körperlich wie geistig. Allerdings konzentriert sich im Hause Bremes alles auf Franz, den Jungen, der jetzt die jahrhunderte alte Tradition der Bremes als Besitzer des „Hauses Germania“ fortführen kann. Ganz langsam, aber sehr intensiv, entwickelt sich bei Franziska eine tiefe Eifersucht auf ihren Bruder. Ihm wird einfach jeder Wunsch erfüllt. Franziska muss jedoch auch nur um die kleinste Anerkennung sehr kämpfen.

Es konnte niemals geklärt werden, wie es zu dem Unfall kam, bei dem Franz zu Tode kam. Franz und Franziska waren allein losgezogen, um die nähere Umgebung zu erkunden. Das Unglück passierte im nahe gelegenen Steinbruch. Dort fand Alois Bremes, der sich wegen des langen Fortbleibens der beiden Sorgen machte, Franziska wie versteinert am oberen Rand des Steinbruchs stehen. Franz, offensichtlich vom Rand abgestürzt, lag am Fuße des Steinbruchs. Ein Blick auf den blutüberströmten Körper genügte Alois Bremes, zu erkennen, dass für Franz jede Hilfe zu spät kam.

Er nahm seinen toten Sohn auf den Arm. Seine Tochter Franziska, die inzwischen vom Rand des Steinbruchs herabgestiegen war, nahm er an die Hand und ging zurück zum Gasthof. Niemand begegnete ihm unterwegs. Vera Bremes erlitt beim Anblick von Franz einen Schock und musste sich hinlegen. Alois schien sehr gefasst zu sein. Er hängte ein Schild mit der Aufschrift: „Wegen einer familiären Angelegenheit heute geschlossen“ an die Eingangstür und schloss diese ab.
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Franz legte er in sein Zimmer in sein Bettchen und deckte ihn sorgfältig zu. Dann nahm er Franziska an der Hand und ging mit ihr auf ihr Zimmer. Er schloss die Tür hinter sich und seiner Tochter. Sie blieben etwa eine halbe Stunde dort. Alois informierte nur Vera über den Inhalt des Gespräches mit Franziska. Niemand sonst hat je erfahren, was damals auf Franziskas Zimmer besprochen wurde.

Am nächsten Tag waren die bei einem Todesfall üblichen Formalitäten zu erledigen. Diese wichen nur in einem Punkt von den üblichen Formalitäten ab: Alois und Vera Bremes baten darum, ihre tiefe Trauer zu akzeptieren und ihnen zu gestatten, die Reinigung, Ankleidung und Aufbahrung von Franziska selbst zu übernehmen. Außerdem wolle man den Anblick des von dem tiefen Sturz entstellten Mädchens niemanden zumuten.

Den Totenschein, der den Tod von Franziska durch einen Sturz im Steinbruch ohne Fremdeinwirkung bescheinigte, erstellte der Hausarzt. Er war seit langer Zeit ein guter Freund der Familie. Die von Alois Bremes vorgetragene Bitte konnte er nicht abschlagen. Dieser hatte ihn, beiläufig, an ein Ereignis erinnert, dass weit zurück im Dunkel der Vergangenheit lag und dessen Geheimnis sie beide, und auch der Pfarrer und der Bestatter, seit vielen Jahren teilten.

So wurde die von Alois und Vera Bremes gesäuberte, in ein schlichtes, weißes Kleid gekleidete Franziska in der Auferstehungskapelle des Dorfes aufgebahrt. Alois und Vera Bremes hatten einen einfachen, schwarz lackierten Sarg gewählt, der in einem wunderschönen Kontrast zu dem weißen Kleid und der Leichenblässe von Franziska stand. Der kleine Sarg versank fast in einem Meer von Kerzen und Maiglöckchen.

Am nächsten Tag wurde in einer schlichten Todesanzeige in der lokalen Tageszeitung und durch Totenbriefe den Gästen, Freunden und Bekannten der plötzliche, sinnlose und tief erschütternde Tod von Franziska bekannt gegeben. Drei Tage später wurde Franziska, nach einer ergreifenden Totenmesse, unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in der Familiengruft der Familie Bremes beigesetzt. Franz hatte man den schweren Abschied von seiner Schwester erspart und ihn für die Zeit der Beisetzung unter Obhut einer Pflegerin zu Hause zurückgelassen.

Es heißt, Zeit heilt Wunden, und so gingen auch die Jahre im Hause Bremes weiter. Für Franz wurde einige Zeit nach der Beerdigung seiner Schwester ein Hauslehrer bestellt. In Abstimmung mit der Schulbehörde übernahm dieser die schulische Ausbildung von Franz. Seine Eltern gaben als Begründung an, der Tod seiner Schwester habe Franz psychisch so schwer getroffen, dass er nicht in der Lage sei, seine Schulausbildung zusammen mit anderen Kindern an der öffentlichen Schule des Ortes fortzusetzen.

Franz wurde nur selten im Dorf gesehen. Er nahm an den üblichen dörflichen Feiern nicht teil. Viel Zeit verbrachte er allein auf seinem Zimmer. Alois und Vera Bremes hegten und pflegten ihren Sohn aufopfernd und gaben ihm stets alles, was er benötigte. Nach dem erfolgreichen Schulabschluss verließ Franz das Dorf. Es hieß, dass er zur Fortsetzung seiner Ausbildung in der Gastronomie in einer abgeschiedenen Gegend irgendwo im Süden in einem sehr gut renommierten Haus untergekommen sei.

Jahre gingen ins Land. Das Grab von Franziska war in jeder Jahreszeit mit frischen Blumen geschmückt; besonders das von Franz angepflanzte Knabenkraut zierte das Grab von Mai bis Juli. Das „Haus Germania“ erfreute und verwöhnte seine Gäste weiter, wie in all den Jahrhunderten vorher. Gäste kamen, süchtig nach Erholung, verbrachten herrliche Tage im Haus und fuhren gut erholt nach Hause, mit dem Versprechen, unbedingt wiederzukommen.

Aber die Zeit forderte auch von Alois und Vera Bremes ihren Tribut. Sie konnten zwar weiter mit arbeiten, aber es war doch eine jüngere Hilfe im Hause erforderlich. So kehrte nach Jahren der Abwesenheit Franz zurück in das „Haus Germania“. Im Speiseraum aufgehängte Zertifikate bescheinigten eine mit Auszeichnung absolvierte Ausbildung, die zur Führung eines so traditionsreichen Hauses befähigte. Besonders als Koch hatte Franz sich große Talente angeeignet. Schon bald war seine Speisekarte über den Ort und den Kreis hinaus bekannt und beliebt. Franz verbrachte die meiste Zeit in seiner Küche, während Alois und Vera Bremes, mit Unterstützung einiger Bediensteten, den normalen Gasthofbetrieb meisterten. Das „Haus Germania“ wurde zu einer „ersten Adresse“ unter Gästen, die Wert auf kulinarische Kostbarkeiten, familiäre Umgebung und gepflegte Atmosphäre legten.

Einmal im Jahr schließt das „Haus Germania“ für drei Wochen. Dann werden erforderliche Renovierungen durchgeführt und man erholt sich von den Strapazen der Führung eines so großen Hauses. Franz fährt in diesen Wochen immer zurück an den Ort, an dem er seine Ausbildung absolviert hat. Wer ihn sieht, wenn er zurückkommt, kann erkennen, wie gut ihm diese drei Wochen immer bekommen.

Einige Wochen nach Rückkehr von einem dieser Jahresurlaube wird im Hause Remes wieder ein, sagen wir, Sechs-Augengespräch zwischen Alois, Vera und Franz erforderlich. Wieder wird über den Inhalt dieses Gespräches nichts nach außen dringen. Möglicherweise ging es um die weitere positive Entwicklung des „Hauses Germania“, denn etwa drei Monate nach seiner Rückkehr aus dem Jahresurlaub geht Franz erneut ins Ausland. Wie Alois und Vera Bremes auf Nachfrage sagen, für eine etwa sechsmonatige Fortbildung, die Franz auf den allerneusten Stand in der Gastronomie bringen soll.

Irgendwann im Juni kommt Franz dann von seiner Fortbildung zurück. Er bringt ein neu geborenes Zwillingspaar (ein Junge und ein Mädchen) mit. Die Geschichte, die er dazu erzählt, ist voller Tragik. In seinem letzten Jahresurlaub hatte Franz, wie er erzählte, eine junge Frau kennen gelernt. Er habe eine wundervolle Sommernacht mit ihr verbracht, dessen nach außen sichtbares Ergebnis das Zwillingspärchen war. Bei der Geburt der Zwillinge sei die junge Frau verstorben. Da sie keine weitere Verwandtschaft habe, habe er sich bereit erklärt, die Kinder mit nach Deutschland zu nehmen und für ihre weitere Zukunft zu sorgen.

Am nächsten freien Tag des „Hauses Germania“ lud Franz Alois und Vera zu einem privaten Essen ein. Wie er sagte, wolle er ihnen seine auf der letzten kulinarischen Reise neu erworbenen Kenntnisse vorführen.

Franz hatte einen großen Tisch mitten in einem Speisesaal des Hauses gedeckt, der fast in einem Meer von Kerzen und Maiglöckchen versank. Nach der Vorsuppe brachte Franz auf einem großen, mit Deckel verschlossenem silbernen Tablett das Hauptgericht herein. Er wünschte seinen Eltern einen guten Appetit und verließ den Raum. Als Alois den Deckel von dem Tablett entfernte und er und Vera sahen, was Franz dort für sie angerichtet hatte, gellte beider entsetztes Schreien durch das Haus und vermischte sich mit dem Knall eines Schusses, der aus der Küche zu kommen schien.

Aus dem Polizeibericht des Polizeihauptmeisters Edgar Brauer:

Am gestrigen Dienstag, abends um 18.46 h erreichte unser Revier ein Anruf. Der Anrufer nannte seinen Namen und erklärte, er sei Nachbar des „Hauses Germania“. Gerade habe er aus diesem Hause gellende Schreie und einen Knall gehört, der möglicherweise ein Schuss gewesen sein könnte. Anschließend sei alles ruhig gewesen, aber jetzt höre man aus dem Haus auch das Weinen eines kleinen Kindes.

Ich begab mich unverzüglich mit meinem Kollegen, Polizeimeister Clemens Freisen, zum
„Haus Germania“. Wir fanden die Tür unverschlossen. Der vordere Gastraum war leer. Aus einem hinteren Speiseraum fiel Licht unter der Tür her. Wir öffneten die Tür und sahen einen mit vielen Kerzen und Maiglöckchen geschmückten Tisch. Die Inhaber des „Hauses Germania“, Alois und Vera Bremes, die uns bekannt sind, saßen an diesem Tisch. Sie schienen völlig unter Schock zu stehen und starrten wie versteinert auf etwas, das auf einem silbernen Tablett in der Mitte des Tisches angerichtet war.

Auf den ersten Blick sah das, was auf dem Tablett lag, aus wie ein kleines, gebratenes Spanferkel. Bei näherer Inaugenscheinnahme sahen wir jedoch, dass es sich um einen kleinen, männlichen Säugling handelte. Umgeben war der Säugling mit Gemüse- und Salatbeigaben der Saison. Um das kleine Glied des Säuglings war eine Schleife gebunden, wie sie das „Haus Germania“ zur Dekoration für aus dem Haus gehende Speisen benutzte. Die an den Enden mit den Landesfarben schwarz-rot-gold versehene Schleife trug die Aufschrift: „Das Beste aus dem Haus Germania“. Mein Kollege, Polizeimeister Clemens Freisen, verschloss das Silbertablett mit dem auf der Erde liegenden Deckel und führte die unter Schock stehenden Alois und Vera Remes in den leer stehenden Gastraum. Ich bat ihn, bei ihnen zu bleiben und begann mit der Durchsuchung der weiteren Räume des Gasthauses.

In der Küche fand ich, auf dem Boden in einer Blutlache liegend, Franz Remes. Er trug seine Kochbekleidung und hatte sich, allem Anschein nach, mit einer großkalibrigen Waffe in den Kopf geschossen. Ich führte eine sofortige Untersuchung durch. Franz Remes war tot.

In diesem Augenblick setzte wieder das Wimmern eines kleinen Kindes aus einem der Räume im oberen Stock des Gasthauses ein. Ich fand in einem Kinderbett mit großen offenen Augen
einen Säugling, in einem rosafarbenen Schlafsack liegend.

Da offensichtlich ein Gewaltverbrechen vorlag, informierten wir die zuständige Kriminalpolizeibehörde, zwecks weiterer Beweismittelaufnahme. Die unter Schock stehenden Alois und Vera Bremes wurden über Nacht im Altenheim unter Aufsicht gestellt. Wegen des Kindes informierten wir das Jugendamt, das sofort eine Mitarbeiterin schickte, die sich des Kindes annahm und es zunächst in einer Pflegefamilie unterbrachte.

Epilog

Das „Haus Germania“ wurde nach der Beerdigung von Franz und dem Säugling nicht wieder eröffnet. Alois und Vera Bremes hatten den Schock nicht überwunden. Sie wurden nach einiger Zeit in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Die einzige wirklich Überlebende dieser Tragödie, ein kleines hübsches Mädchen, wurde zunächst in die Obhut eines Waisenhauses gegeben.

Als das „Haus Germania“ nach einigen Monaten zum Verkauf angeboten wurde, fand sich zunächst kein Käufer. Im Ort meinte man, dass die schrecklichen Dinge, die im Haus geschehen waren, potentielle Käufer von einem Kauf abhielten. .

Nach Ablauf von etwa einem Jahr kam dann ein italienischer Hotelier und Gastronom mit Namen Vittorio de Luca in das Dorf. Er kaufte das „Haus Germania“ zu einem inzwischen sehr günstigen Preis. Durch einen Gentest konnte er beweisen, dass er der Vater des überlebenden Mädchens und somit auch des verstorbenen Jungen war. Er nahm das Kind, für das er eine Pflegerin und Erzieherin anstellte, zu sich und kümmerte sich sehr liebevoll um seine Tochter, der er den Namen Francesca gab. Die drei Toten in der Gruft der Familie Remes ließ er umbetten an einen schönen Platz auf dem Friedhof. Die Grabsteine trugen jetzt die richtigen Namen. Vittoria de Luca hatte auf jedem Grabstein eine Erklärung anbringen lassen: „Franz Remes, er durfte nicht tot sein“; „Franziska Remes, sie durfte nicht leben“ und „Francesco de Luca, ,er starb, bevor er leben konnte“. Vittorio und später, als sie größer war, auch Francesca, pflegten die Gräber mit viel Liebe und sie verbrachten viel Zeit dort. Alois und Vera Remes, die inzwischen in einem Altenheim lebten, besuchten Vittorio und Francesca nicht.

Das „Haus Germania“ begann schon bald wieder zu florieren. Vittorio konzentrierte sich auf südländisches Ambiente. Seine Küche war bald über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt und beliebt. Irgendwann bekam das Haus dann auch ein neues Äußeres, das dem südländischen Ambiente angeglichen wurde. Das alte, noch aus dem 18. Jahrhundert erhaltene Gasthof-Schild „Haus Germania“ wurde durch ein Schild mit de Aufschrift „Casa Francesca“ ersetzt. Für die Farben des Schildes hatte Vittoria de Luca warme Farben gewählt. Wenn man das Schild ansah, hatte man den Eindruck, selbst in dunkelsten Tagen, die Schrift „Casa Francesca“ würde von der Sonne beschienen.
 



 
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