Walter Walehn
Mitglied
Kurz vor Hamburg
Er war ein Kapitän der Landstraße und das mit Leib und Seele. Er liebte seinen tonnenschweren Diesel, war immer bereit, Tag für Tag, Stunde um Stunde. An einem verregneten Novembertag, um vier Uhr in der Früh, startete er seinen riesigen Lastzug und fuhr in Richtung Hamburg davon.
Der Regen hämmerte gegen die Frontscheibe des Lasters. Es war bereits sieben Uhr am Morgen und die Wischer kamen nicht zur Ruhe. Er blinzelte verkrampft durch die regennasse Scheibe in die Dunkelheit. Er war müde, gähnte, seine Hände klammerten sich ans Steuer. Monoton tuckerte der schwere Diesel und trieb den 30-Tonner über die nasse Autobahn. Einhundertsechsundsiebzig Kilometer bis Hamburg hatte er noch vor der Brust und er war schon wieder viel zu spät. Zu gerne hätte er eine Raststätte angefahren und einen Kaffee getrunken, oder noch besser, ein kleines Nickerchen gemacht, doch der Disponent sorgte stets dafür, dass er nicht einmal Zeit zum Pinkeln hatte.
Lichter kamen entgegen, vermehrten sich, flossen ineinander, huschten vorbei. Er griff nach der Zigarettenpackung, zündete eine Kippe an. Die wievielte heute schon? Er wusste es nicht. Verbissen kämpfte er gegen die Müdigkeit an. Pause - daran war nicht zu denken. Er hatte Terminware geladen und der Alte würde ihn rausschmeißen, wenn er das wagen würde. Das mit der Verspätung war schon schlimm, würde noch genug Ärger bringen.
So machte er Kilometer um Kilometer. Städte, hell erleuchtet, strichen vorbei, dann wieder große Fabriken, dunkle Wälder, Flüsse und Brücken. Er fuhr und fuhr, wusste zeitweise überhaupt nicht mehr, wo er sich gerade befand. Aus dem Radio ertönte ein Schlager nach dem anderen, und wenn die Müdigkeit ihn zu übermannen drohte, sang er die Texte lauthals mit.
Noch sechsundachzig Kilometer bis Hamburg. Immer häufiger sackte das Kinn für Bruchteile von Sekunden gegen seine Brust, um ihn im selben Augenblick erschreckt zusammen fahren zu lassen. Er hatte trotz des starken Regens das Seitenfenster geöffnet, in der Hoffnung, dass die Novemberkälte ihn ein wenig aufmuntern würde. Er drehte das Radio lauter, dachte an zu Hause, seine Frau und die beiden Kinder, die in ihren Betten lagen und friedlich schliefen. Ein Lächeln glitt über sein müdes Gesicht
Wieder zuckte er zusammen, umklammerte das Lenkrad. Eine Baustelle, vernahm sein Unterbewußtsein. Er brauchte einige Augenblicke, um sich zu orientieren. Dann trat er auf die Bremse, stärker und stärker. Gerade noch vor der Einfahrt in die Baustelle schaffte er es, die Geschwindigkeit des Lasters soweit zu drosseln, dass er die Fahrspur halten konnte.
"Verdammte Scheiße!" fluchte er, holte tief Luft, griff nach der Zigarettenpackung und klemmte sich eine zwischen seine trockenen Lippen.
Monoton tuckerte der schwere Diesel weiter. Er nahm ein paar tiefe Züge und starrte noch angestrengter als zuvor durch die Frontscheibe auf die verregnete Bahn.
Das gleichmäßige Motorengeräusch fing ihn wieder ein. Ein Gefühl der Leichtigkeit überkam ihn, gab die langersehnte Ruhe. Die Zigarette entglitt seinen Fingern und fiel zu Boden. Er nahm es nicht mehr wahr, ebenso wie alles andere, was mit ihm geschah.
Er wunderte sich nur für den Bruchteil eines Augenblickes, dass urplötzlich, an einem regnerischen Novembertag, kurz vor Hamburg die Sonne explodierte.
Er war ein Kapitän der Landstraße und das mit Leib und Seele. Er liebte seinen tonnenschweren Diesel, war immer bereit, Tag für Tag, Stunde um Stunde. An einem verregneten Novembertag, um vier Uhr in der Früh, startete er seinen riesigen Lastzug und fuhr in Richtung Hamburg davon.
Der Regen hämmerte gegen die Frontscheibe des Lasters. Es war bereits sieben Uhr am Morgen und die Wischer kamen nicht zur Ruhe. Er blinzelte verkrampft durch die regennasse Scheibe in die Dunkelheit. Er war müde, gähnte, seine Hände klammerten sich ans Steuer. Monoton tuckerte der schwere Diesel und trieb den 30-Tonner über die nasse Autobahn. Einhundertsechsundsiebzig Kilometer bis Hamburg hatte er noch vor der Brust und er war schon wieder viel zu spät. Zu gerne hätte er eine Raststätte angefahren und einen Kaffee getrunken, oder noch besser, ein kleines Nickerchen gemacht, doch der Disponent sorgte stets dafür, dass er nicht einmal Zeit zum Pinkeln hatte.
Lichter kamen entgegen, vermehrten sich, flossen ineinander, huschten vorbei. Er griff nach der Zigarettenpackung, zündete eine Kippe an. Die wievielte heute schon? Er wusste es nicht. Verbissen kämpfte er gegen die Müdigkeit an. Pause - daran war nicht zu denken. Er hatte Terminware geladen und der Alte würde ihn rausschmeißen, wenn er das wagen würde. Das mit der Verspätung war schon schlimm, würde noch genug Ärger bringen.
So machte er Kilometer um Kilometer. Städte, hell erleuchtet, strichen vorbei, dann wieder große Fabriken, dunkle Wälder, Flüsse und Brücken. Er fuhr und fuhr, wusste zeitweise überhaupt nicht mehr, wo er sich gerade befand. Aus dem Radio ertönte ein Schlager nach dem anderen, und wenn die Müdigkeit ihn zu übermannen drohte, sang er die Texte lauthals mit.
Noch sechsundachzig Kilometer bis Hamburg. Immer häufiger sackte das Kinn für Bruchteile von Sekunden gegen seine Brust, um ihn im selben Augenblick erschreckt zusammen fahren zu lassen. Er hatte trotz des starken Regens das Seitenfenster geöffnet, in der Hoffnung, dass die Novemberkälte ihn ein wenig aufmuntern würde. Er drehte das Radio lauter, dachte an zu Hause, seine Frau und die beiden Kinder, die in ihren Betten lagen und friedlich schliefen. Ein Lächeln glitt über sein müdes Gesicht
Wieder zuckte er zusammen, umklammerte das Lenkrad. Eine Baustelle, vernahm sein Unterbewußtsein. Er brauchte einige Augenblicke, um sich zu orientieren. Dann trat er auf die Bremse, stärker und stärker. Gerade noch vor der Einfahrt in die Baustelle schaffte er es, die Geschwindigkeit des Lasters soweit zu drosseln, dass er die Fahrspur halten konnte.
"Verdammte Scheiße!" fluchte er, holte tief Luft, griff nach der Zigarettenpackung und klemmte sich eine zwischen seine trockenen Lippen.
Monoton tuckerte der schwere Diesel weiter. Er nahm ein paar tiefe Züge und starrte noch angestrengter als zuvor durch die Frontscheibe auf die verregnete Bahn.
Das gleichmäßige Motorengeräusch fing ihn wieder ein. Ein Gefühl der Leichtigkeit überkam ihn, gab die langersehnte Ruhe. Die Zigarette entglitt seinen Fingern und fiel zu Boden. Er nahm es nicht mehr wahr, ebenso wie alles andere, was mit ihm geschah.
Er wunderte sich nur für den Bruchteil eines Augenblickes, dass urplötzlich, an einem regnerischen Novembertag, kurz vor Hamburg die Sonne explodierte.