Kurzgeschichte

eiros

Mitglied
So, das ist nun meine erste selbstverfasste Geschichte. Mir ist völlig klar, dass sie noch viele Fehler enthält, inhaltliche und erzähltechnische(zu lang, spannungsarm etc.), und nicht unbedingt so geraten ist, wie ich es wollte -aber jeder fängt mal an ! Es ist mir also klar, dass ich noch ganz am Anfang stehe. Wenn es bereits auf diesen Seiten ähnliche Geschichten geben sollte, war das wirklich keine Absicht von mir! Ich hab die Geschichte so runtergeschrieben, wie sie mir spontan in den Sinn kam und so gut ich konnte.. Ich überlasse es jetzt Euch, sie zu kritisieren. Ich hoffe, mich durch Eure Kritik zu verbessern. Viel Spaß damit!

Irgendwo da Oben

Manuel war heute nicht zur Schule gegangen. Er war aber nicht krank und die Eltern hatten ihn auch nicht für Irgendetwas entschuldigt. Sie dachten aber, daß er jetzt gerade in der Schule wäre.
Aber Manuel war nicht gegangen. Als er auf der langen Straße von seinem Haus zur Schule gelaufen war, hatte er erst noch mit sich gerungen, ob er nun doch gehen sollte oder nicht. Als er aber in die Straße hätte einbiegen müssen, die direkt zur Schule führte, war er einfach in eine andere Straße abgebogen - und damit hatte er sich klar entschieden.
Dabei war Manuel kein typischer Schwänzer. Er war auch kein frecher oder ungezogener Schüler. Gerade er gehörte zu den braven, den unauffälligen und angenehmen Leuten in der Klasse, sagten die Lehrer immer. Niemand würde also den Verdacht haben, daß er schwänzte. Als er aber nun draußen herumschlich, während die anderen Leute normal in der Schule saßen, hatte er das Gefühl, daß er alle Leute enttäuschte, die ihn für besonders brav hielten. Das war irgendwie ein Vertrauensbruch und machte ihm ein unangenehmes Gefühl im Magen und quälte ihn. Trotz des Hochgefühls mal nicht in der Pflicht zu stehen, fühlte er jetzt ganz deutlich, dass er alle verriet und etwas Unerlaubtes tat.
Ein paar Tage vorher hatte er auf dem Pausenhof die älteren Jungs gehört, wie sie darüber redeten, wie es so ist, mal ne'n Tag blau zu machen: "Dann fühlt man richtig frei von allen Pflichten..." sagte einer "...auf den einen Tag kommt es auch nich so an, man braucht das meiste später ja eh nich mehr..." sagte irgendein anderer "wenn ich blaumache, dann kletter ich auf nen Baum, schau von da in die Klassenzimmer in unserer Schule rein und seh', wie die Anderen lernen, während ich..." hörte Manuel noch, da gongte es und die Jungs gingen.
Diese Vorstellung hatte Manuel dann auch am tollsten gefunden und er steigerte sich weiter hinein. In seinen Tagträumen und auch vorm Einschlafen malte er dies Bild weiter aus. Er saß auf dem Baum. Dieser Baum stand auf einer satten, tiefgrünen Wiese, weitab von allen Häusern, wo es ganz still war. Aus der Höhe hätte er einen guten Blick in die Klassenzimmer und über das ganze Tal, so stellte er es sich vor. Da müsste wohl der angenehmste und der sicherste Ort im ganzen Tal sein. Niemand würde ihn hier sehen, während er eben auf alles sehen könnte. Hier würde er sitzen, während die anderen Leute in der Schule lernten oder arbeiten mussten. Er da oben wäre weitab von allen Leuten und Pflichten, fühlte sich erhaben, leicht und zufrieden.
Mit diesem Bild im Kopf war Manuel abgebogen - diesen Ort musste es in der Realität geben! Kurz nachdem er abgebogen war, fiel ihm aber ein, dass es um das Schulhaus herum ja gar keine Bäume gab! -Noch nicht mal Wiesen! Er musste sein Phantasiebild schon in einem Punkt korrigieren. Das war ihm aber jetzt auch egal. Er musste erst weg von der Schule, sich in Sicherheit bringen, dann konnte er noch überlegen, wo so ein Ort zu finden wäre. So rannte er erst mal die Straße, in die er abgebogen war, weiter entlang. Am Ende der Straße fand er eine kleine Nische, in die er sich ungesehen verdrücken konnte. Er war außer Puste, aber er hatte Zeit, kurz zu überlegen. Die ganze Ortschaft war auf dem langen und flachen Abhang eines Hügels gelegen und die Schule war relativ in der Mitte des Ortes, lag eng zwischen Häusern. Um also eine Übersicht über den Ort und aufs Tal zu haben und wenn ihn keiner sehen sollte, musste er ganz rauf auf den Hügel. Von da oben hatte man dann wohl den Überblick über das ganze Tal. Dieser Ort war immer nur undeutlich zu sehen, thronte ruhig über dem ganzen Ort. Manuel dachte schon immer daran genau dahin zu gehen, wenn er sich aus seinen Angelegenheiten hier unten wegträumen wollte. Aus seiner Erinnerung wusste Manuel auch noch vage, dass da viel Wiese war und ein paar Bäume, auf die man klettern konnte. Ganz bestimmt mußte irgendwo da oben der Ort sein, den er sich vorstellte.
Er musste aber erst den halben Ort durchqueren, um da hoch zu kommen. Dabei musste er sein eigenes Haus umrunden, das etwas oberhalb von der Schule lag, dass ihn die Eltern und Nachbarn nicht sahen. Dann durfte er außer den Eltern auch niemand anderem begegnen. Das war sein Hauptrisiko. Entschlossen machte er sich also auf.Also erst im Dauerlauf durch das Reihenhausviertel, wo er sich befand. Er lief an ein paar Leuten vorbei, ohne stehenzubleiben, denn vielleicht kannte er wen. Immer wieder musste er in einen Hof oder eine Nische abtauchen, wenn ein Auto kam oder ein paar anderen Schüler vorbeiliefen, das kostete Zeit. Es musste seiner Schätzung nach schon Schule aus, oder später sein, als er endlich auf die Bundesstraße stieß, die parallel neben dem Ort entlang führte. Wenn er der Straße folgte, konnte er den Ort ganz umrunden und sie würde zwangsläufig an die obere Grenze des Ortes führen. Es gab keinen Fußweg neben der Straße; er ging durch den angrenzenden Wald, manchmal musste er sogar im Straßengraben laufen. Er musste lange laufen, sein Ort zog sich länger hin als er gedacht hatte, aber endlich hörten die Häuser fast abprupt auf. Er wusste im Moment nicht, wo er genau war, er war noch nie hier gewesen. Die Häuser hörten hier einfach auf. Nach einer zeile von Häusern waren nur noch Felder- dies musste die obere Grenze des Ortes sein. Aber eine Landstraße führte weiter in die Höhe, sie war lang, schlecht gepflastert. An den Lehmkruste konnte er sehen, daß die Straße nur selten benutzt wurde und die eingedrückten Reifenabdrücke verrieten, dass hier wohl nur Trecker fuhren. Hier oben war es ganz still. Von der Straße hörte er noch das Rauschen des Verkehrs. Manuel ging die Straße weiter entlang und entfernte sich von den Häusern. Wenn er auf einen festgetrockneten Lehmbrocken auf der Straße trat, knirschte es. Ansonsten war es aber still. Eigentlich hatte er es sich seinen Phantasieort so still vorgestellt, er musste nur noch einen dazu passenden Baum finden, aber irgendwie hatte er die Lust und den Antrieb dazu verloren. Der Ort hier, sein ganzer Plan missfiel ihm jetzt. Hier hoch hatte er viel zu lang gebraucht, der Weg war ein anstrengendes Versteckspiel gewesen und an diesem einsamen Ort wurde ihm auch ein wenig Angst. Das flaue Gefühl von heute morgen breitete sich nun in seinem ganzen Körper sogar im Kopf aus- er konnte kaum etwas anderes fühlen!. Der Weg ging nun in einen Feldweg über. - Und hatte seine Mutter ihn nicht gewarnt, er solle nicht an so einsame Orte gehen? Diese einsame Atmosphäre machte ihm immer größere Angst. Er war wirklich der einzige Mensch hier oben! Außerdem begann es, dunkel zu werden; der Himmel bekam einen schwarzblauen, abendlichen Ton! Manuel blieb nun stehen. Ein Baum wie in seiner Phantasie war nirgends zu sehen, nur ausgedehnte Wiesen mit ungemähtem, nassen und matschigem Gras. Nein, es hatte keinen Sinn mehr weiterzusuchen. Einen Ort wie in seiner Phantasie gab es nicht! Er hatte den Tag vergeudet, war vergeblich hier hoch gekommen. Seine ganzes Unternehmen war sinnlos gewesen! Er fühlte sich ungeheuer leer und verlassen. Was würden jetzt die Leute und alle sagen, deren Vertrauen er missbraucht hatte- spontan und kopflos rannte er los - schnell weg von hier und in Sicherheit! So schnell er konnte, rannte er den Weg den Hügel hinab bis er wieder auf Häuser stieß, und weiter in den Ort hinein. Er spürte nicht einmal, wie seine Füße den Boden berührte, er flog fast. Und er rannte dabei völlig mechanisch, wie ein Automat, meisterte alle Unebenheiten; die steilste Straße rannte er mit seiner schnellsten Geschwindigkeit hinunter. Während er nach Hause hetzte, hörte er im Takt seiner Schritte sein Herz pochen. Seine Angst legte sich je weiter er in den Ort kam, aber die Angst vor den Reaktionen der Anderen wuchs immer stärker. Während er rannte, einfach kopflos und mechanisch rannte, malte er sich die Reaktionen der anderen aus.
 

Charima

Mitglied
Hallo, Eiros!

Leider bin ich eben erst durch "Zufall" (oder Schicksal?) auf diesen wunderbaren Text von Dir gestoßen!

Von wegen, der Text enthalte kaum Spannung und sei inhaltlich und erzähltechnisch nicht besonders gelungen! Mir jedenfalls gefällt er phantastisch; ich konnte gar nicht aufhören zu lesen und habe richtig mit Deinem jungen Helden "mitgefiebert". Besonders ins Auge gesprungen ist mir Deine bildhalfte Sprache mit den abwechslungsreichen (und keineswegs stereotypen!) Verben und Adjektiven. Ein richtig "bunter" Text ist Dir damit gelungen, der neben den visuellen Aspekten gelegentlich auch andere Wahnehmungskanäle wie das Hören anspricht.

Diesen Zweig könntest Du meiner Ansicht nach noch ausbauen, aber für einen "ersten" Text ist er wirklich extrem gelungen - ich bin gespannt, wie wohl weitere Werke von Dir aussehen werden! Auch das Ende gefällt mir, da es mir als Leserin die Entscheidungsfreiheit überläßt...

Liebe Grüße, :)

Charima
 

eiros

Mitglied
Charima!
Freut mich, dass Du den Text gelesen hast und er gefallen hat! Ist ja schon ne' Weile her. Es überrascht mich posotiv, dass Du ihn bildhaft, "bunt" fandest,-ich fand ihn fast ein bisschen konstruiert und blutleer. Schön auch dass Du das offene ende bemerkt hast. Ich habe das Ende,bzw., das weitere Schicksal des Helden bewußt den Vorstellungen der Anderen überlassen. Weitere Geschichten...nunja, meine zweite Geschichte gefällt mir selbst nicht so gut, aber schau' mal rein, wenn Du willst, ich jedenfalls werde nun auf Deine Geschichten hier achten, Charima.
CU,
eiros
 



 
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