Kurzgeschichten

Ankurei

Mitglied
(Auszug aus "Der Hobbykiller)


Vorwort


Darf ich mich kurz vorstellen? Ich bin der Bogumil, genannt „Bogi“, ein Papageienherr, der Rasse Amazonen entstammend. Bevor ich mir über die Farbe meines späteren Federkleides schlüssig wurde, befragte ich renommierte Designer und Fummelhersteller, tendierte von pink über anthrazit, entschied mich letztendlich jedoch für ein frisches apfelgrün. Als besonderen Farbtupfer habe ich mir eine gelbe Haube bestellt, die ich voller Stolz auf meinem Haupte trage.

Gezeugt wurde ich in einem Beamtenhaushalt, behütet vom Züchter meines Vertrauens, verscherbelt an Leute mit einem gewissen Know-how, jedoch ohne auch nur den geringsten Schimmer davon, wie man mit Papageien umgeht. Na klar, es hätte alles noch viel katastrophaler kommen können, zumal es sogar Krummschnäbel geben soll, die in Käfigen „gehalten“ werden, doch hätte ich mir mein späteres zu Hause selbst aussuchen können, wäre ich mit Sicherheit bei Menschen eingezogen, die zumindest ein Schloß ihr eigen nennen und über Horden von Dienstpersonal verfügen.

Ich schlüpfte im Jahr 1992 und feiere in Kürze mein zehntes Wiegenfest, wozu ich schon jetzt herzlich einlade. Zu meinem Familienstand gebe ich freiwillig an: „verheiratet“, denn mit der Wahrheit fährt man bekanntlich noch immer am besten. Meine Frau, die ich mit „Pyka“ anrede, ist ein wenig jünger, so wie das bei Herren meines Schlages an der Tagesordnung zu sein scheint. Auch wenn ich der Ansicht bin, daß Hennen lediglich dazu bestimmt sind, Eier zu legen sowie sich um die Federpflege ihrer Hähne zu kümmern, muß ich eingestehen, nach neun Jahren noch immer kinderlos zu sein. An mir liegt’s natürlich nicht, daß sich kein Kükensegen einstellen will – versteht sich ja wohl von selbst.

Pyka ist Hessin, während ich meinen Geburtsort Berlin auch als Wohnort beibehielt. Wir leben in einem Mehrfamilienhaus inmitten des üblichen Großstadtlärms, trotzdem umgeben von viel Grün, so daß ich nicht auf graue Fassaden starren muß, wenn ich meine Blicke auf das Treiben in den Straßen richte.

Unsere Unterkunft soll aus einem ehemaligen Wintergarten entstanden sein, um den meine selbsternannte Chefin noch immer trauert, zumal sie behauptet, ausgerechnet in diesem Winkel der Wohnung ihr Glück gefunden zu haben. Nun ist es aber zu spät dafür. Die Sache ist sozusagen „gegessen“, denn nun verfügen Pyka und ich über die Wohnfläche und atmen manchmal direkt auf, wenn die Schiebetür hinter uns geschlossen wird. Ab und zu braucht auch ein Vogel mal sein Privatleben ohne die ständige Anwesenheit des Personals.

Vorgestellt habe ich mich – spontan fallen mir in diesem Zusammenhang auch keine gravierenden Einzelheiten mehr ein.

Auf den folgenden Seiten könnt ihr gleich lesen, womit sich ein vielbeschäftigter Papagei so alles herumschlagen muß. Heißt es nicht „lerne klagen, ohne zu leiden“ oder habe ich da was durcheinander gebracht?
 
S

Sirod

Gast
Papageien

Liebe Ankurei,

ich habe selbst auch Papageien und lebe ebenfalls in Berlin (Mitte). Gern würde ich Sie einladen, meine (braven) Vögel zu besuchen.

Über ein Mail würde ich mich sehr freuen,
m.f.G.,
Sirod
 



 
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