Kurzprosa

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Alo Isius

Mitglied
2008-03-17
Kurzprosa? Was ist das? Ist nicht, was der einen zu kurz ist, dem anderen schon lang genug?
Ist Kurzprosa die kürzeste Wegstrecke zwischen zwei weit von einander entfernten Gedanken, die ein Anfangsgedanke auf seinem Weg zu den zwei anderen zu finden hat?
Anton und Emma hatten, seit langem wieder einmal, den gleichen Gedanken: zu verreisen.
Aber, kann etwa Anton von Buxtehute direkt nach Celle und anschließend nach Dortmund fahren, wenn Emma meint, über Frankfurt, Giesen und Hameln wär’s auch nicht viel länger? Könnte Anton, dem sowieso schon alles zu lang ist, nicht zu Recht ironisch einwenden, dass man dann die paar Käffer des restlichen Alphabetes (etwa von Idaroberstein bis Zipfelsbrunn) auch gleich noch mit abklappern könnte? Fühlt sich Emma, der sowieso alles zu kurz ist, da etwa nicht verschaukelt?
Scheitert an solchen – oder ähnlichen – Kleinigkeiten nicht schon im heitersten Ansatz die Kurzprosa? Und drum lass ich die beiden lieber gar nicht erst fahren. Das erspart mir das Risiko, zu lange Kurzprosa zu schreiben und mich bei Leselupenier/Innen unbeliebt zu machen. Ist das nicht inter nett von mir?
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo alo isius,

zuförderst doch noch ein willkommen von mir, da wir uns noch nicht gelesen haben und deine kurze verweilspanne in diesen virtuellen hallen einen morgendlichen gruß noch rechtfertigen.

der text macht mir spaß, ich lese den schalk aus jeder zeile und nebenbei habe ich auch noch etwas über reisepläne gelernt. sprachlich ist das fein verpackt. man mag einwenden, das seien zuviele fragen, aber gleichviel, der text funktioniert.

mit dem ausdruck "inter nett" kann ich als nordlicht nix anfangen, den lupianerbezug würde ich ersatzlos streichen: schon klar, dass wir die vordergründige zielgruppe sind. das datum würde ich aus lesersicht eher ans ende setzen, so wird es über gebühr wahrgenommen, schließlich ist es für den text als solches nicht wesentlich.

und die abschließende frage zum scheitern der kurzprosa führt der text auf wundersame weise selbst ad absurdum.

insofern höchst gelungen. ich glaube ich sollte mich mal auf den weg ins im humorforum machen. vielleicht kommt ja außerfahrplanmäßig eine Bimmelbahn vorbei.

liebe grüße
nofrank
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
ich nochmal,

ich lass auch mal 'ne wertung da. dazu nur kurz folgendes: die ist nicht notwendigerweise mit der damit formulierten handlungsoption zu verstehen. ich ordne das gelesene nur in meinen geistigen kontext ein. der ist auch nicht lupenintern.

lg
nofrank
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
und nochmal,

inter nett hab ich inzwischen geblickt, das war zu offensichtlich und musste förmlich überlesen werden. ;)

nofrank
 

Alo Isius

Mitglied
Hallo nofrank

Alo Isius sagt Dank
dafür, dass Du Deine Nase einmal über über meine "Kurz- und/oder Langprosa" gehalten hast und mich teilhaben ließest an Deinem ...hm... 'Genuss'.
AI spiele schon mit dem Ausgangsgedanken, Dich zu einem meiner wenigen LieblingsLeser und -Schreiber zu befördern. Kenne nur die Reise-Route dorthin noch nicht.
Bei einem Schalk las ich einmal:

"Honorieren wir all die erfüllten Wünsche unseres Daseins in dieser wunderbar absurden Welt, wie sie’s verdienen, mit gleicher Münze:
Nasredin von Buchara bat einmal den Wirt einer Hammelbraterei, dass er seinem Brot etwas von dem wunderbaren Duft des Bratens verleihen dürfe, indem er’s über dessen Braten hielte. Er durfte und genoss sein Brot mit köstlichem Hammelbratenduft. Doch als er gehen wollte, verlangte der Wirt Bezahlung. Nasredin nahm ein paar Münzen in beide Hände und klimperte damit vor den Ohren des Wirtes herum: „Wohlan: Ich habe den Duft Deines Bratens genossen, so genieße nun Du den Klang meines Geldes.“"

... und nehm's als Empfehlung.

Mit besten Grüßen
AI

PS: I'll never pay with wooden nickels, if one sells his soul.
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hi alo isius,

hab dank für die weisheit. lieblingsleser wäre der ehre zuviel, zumal im angesicht derer, die gewisslich noch kommen werden.

grüße
nofrank
 

maerchenhexe

Mitglied
Hallo Alo Isius,

eine feine Gedanken-Kurzprosa-Reise, die ich da miterlebe. Humor und Augenzwinkern erreichen mich auf jeder Station. Du scheinst ein guter Handwerksmeister der Sprache zu sein. Im Übrigen gefallen mir gerade die Fragen, wegen ihrer auflockernden Wirkung. Sie transportieren den Anreiz, weiterzulesen.

ganz lieber Gruß
maerchenhexe
 



 
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