Kurzprosa - Neue Schätze

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Herbstblatt

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Neue Schätze

Verstohlen sieht sie sich um. Die Mutter ist beschäftigt, kontrolliert ihre Zettel, vergleicht das Aufgeschriebene mit dem Bücherstapel vor ihr. Clara wendet sich wieder den Tischen zu, diesen Trägern wundervoller Schätze. Ihr kleiner Zeigefinger ist flink, er verschwindet zwischen den Seiten. Entzückt spürt sie die Glätte der Blätter. Wieder und wieder greift sie in Bücher, kann es einfach nicht lassen, muss dieses seidenweiche Gefühl neu erfahren.
„Clara!“ Scharf weist die Mutter sie zurecht. Sie schaut auf, in ihren Händen ein Erdkundebuch, die Seiten vollkommen, der Duft betörend. Noch einmal neigt sie den Kopf hinein, reicht den wunderbaren Duft nach Druckerschwärze und Wissen.
Dann folgt sie der Mutter, noch immer verzaubert.
Es tut ihr nicht leid, gehen zu müssen. In Mutters Tasche liegen die Schätze für sie und ihre Brüder. Heute Abend wird die Mutter sie in festes, braunes Packpapier einschlagen, unverzichtbar, ein Bollwerk gegen Schmutz und Fett. Und sie, Clara, wird sie beschriften, mit großen runden Buchstaben. Sie hüpft vor der Mutter her und singt. Heute Abend streichen ihre Hände wieder über die Seiten und der Duft der neuen Bücher wird sie in die Träume begleiten. Was kann es Schöneres geben?
 

Herbstblatt

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Neue Schätze

Verstohlen sieht sie sich um. Die Mutter ist beschäftigt, kontrolliert ihre Zettel, vergleicht das Aufgeschriebene mit dem Bücherstapel vor ihr. Clara wendet sich wieder den Tischen zu, diesen Trägern wundervoller Schätze. Ihr kleiner Zeigefinger ist flink, er verschwindet zwischen den Seiten. Entzückt spürt sie die Glätte der Blätter. Wieder und wieder greift sie in Bücher, kann es einfach nicht lassen, muss dieses seidenweiche Gefühl neu erfahren.
„Clara!“ Scharf weist die Mutter sie zurecht. Sie schaut auf, in ihren Händen ein Erdkundebuch, die Seiten vollkommen, der Duft betörend. Noch einmal neigt sie den Kopf hinein, riecht den wunderbaren Duft nach Druckerschwärze und Wissen.
Dann folgt sie der Mutter, noch immer verzaubert.
Es tut ihr nicht leid, gehen zu müssen. In Mutters Tasche liegen die Schätze für sie und ihre Brüder. Heute Abend wird die Mutter sie in festes, braunes Packpapier einschlagen, unverzichtbar, ein Bollwerk gegen Schmutz und Fett. Und sie, Clara, wird sie beschriften, mit großen runden Buchstaben. Sie hüpft vor der Mutter her und singt. Heute Abend streichen ihre Hände wieder über die Seiten und der Duft der neuen Bücher wird sie in die Träume begleiten. Was kann es Schöneres geben?
 
hallo herbstblatt!

also, nach meinem verständnis geht es hier wohl um neue schulbücher für die lieben kleinen. eine schöne idee, dem unverwechselbaren geruch jungfräulicher bücher eine geschichte zu widmen! allerdings finde ich, man könnte den zauber noch ein wenig mehr heraus kitzeln.

dazu ein paar vorschläge:
Verstohlen sieht sie sich [blue]in der Schatzkammer[/blue] um. [strike]Die[/strike] Mutter ist beschäftigt, kontrolliert ihre Zettel, vergleicht das Aufgeschriebene mit dem Bücherstapel vor ihr. Clara wendet sich wieder den Tischen zu, diesen [strike]Trägern[/strike] [blue]Horten[/blue] wundervoller [strike]Schätze[/strike] [blue]Kostbarkeiten[/blue]. Ihr kleiner Zeigefinger ist flink, er verschwindet zwischen den Seiten. Entzückt spürt sie die Glätte de[blue]s[/blue] [strike]Blätter[/strike] [blue]frischen Papiers[/blue]. Wieder und wieder greift sie in [blue]die[/blue] Bücher, kann es einfach nicht lassen, muss dieses seidenweiche Gefühl neu erfahren.
„Clara!“ Scharf weist die Mutter sie zurecht. Sie schaut auf, in ihren Händen ein Erdkundebuch, die Seiten vollkommen, der [strike]Duft[/strike] [blue]Geruch[/blue] betörend. Noch einmal neigt sie den Kopf hinein, [strike]riecht[/strike] [blue]atmet[/blue] den wunderbaren Duft [strike]nach[/strike] von Drucker[strike]schwärze[/strike][blue]tinte[/blue] und Wissen.
Dann folgt sie der Mutter, noch immer verzaubert.
Es tut ihr nicht leid, gehen zu müssen. In Mutters Tasche liegen die Schätze für sie und ihre Brüder. Heute Abend wird die Mutter sie in festes, braunes Packpapier einschlagen, unverzichtbar, ein Bollwerk gegen Schmutz und Fett. Und sie, Clara, wird sie beschriften, mit großen runden Buchstaben. Sie hüpft vor der Mutter her und singt. Heute Abend streiche[blue]l[/blue]n ihre Hände wieder über die Seiten[blue], ganz behutsam,[/blue] und der Duft der neuen Bücher wird sie in die Träume begleiten. Was kann es Schöneres geben?
im letzten abschnitt kommt sehr häufig "mutter" vor. das könntest du vielleicht noch ändern.
auch die passage mit dem packpapier, schmutz und fett überzeugt mich noch nicht ganz.

ich wollte aber nicht allzu sehr in deinem satzgefüge herumfuhrwerken. daher: vielleicht fällt dir ja noch was ein. ;)

lg C.
 

Herbstblatt

Mitglied
Neue Schätze

Sie hat das Gefühl, in einer Schatzkammer zu stehen. Verstohlen sieht sie sich um. Mutter ist beschäftigt, kontrolliert ihre Zettel, vergleicht das Aufgeschriebene mit dem Bücherstapel vor ihr. Clara wendet sich wieder den Tischen zu, diesen Horten wundervoller Kostbarkeiten. Ihr kleiner Zeigefinger ist flink, er verschwindet zwischen den Seiten. Entzückt spürt sie die Glätte des frischen Papiers. Wieder und wieder greift sie in die Bücher, kann es einfach nicht lassen, muss dieses seidenweiche Gefühl neu erfahren.
„Clara!“ Scharf weist die Mutter sie zurecht. Sie schaut auf, in ihren Händen ein Erdkundebuch, die Seiten vollkommen, der Geruch betörend. Noch einmal neigt sie den Kopf hinein, atmet den wunderbaren Duft nach Druckertinte und Wissen.
Noch immer verzaubert, folgt sie der Mutter hinaus.
Es tut ihr nicht leid, gehen zu müssen. In der Tasche liegen die Schätze für sie und ihre Brüder. Am Abend werden sie in festes, braunes Packpapier einschlagen, unverzichtbar, ein Bollwerk gegen Schmutz und Fett. Und sie, Clara, wird sie beschriften, mit großen runden Buchstaben. Sie hüpft vor der Mutter her und singt. Heute Abend werden ihre Hände wieder über die Seiten streichen, ganz behutsam, und der Duft der neuen Bücher wird sie in die Träume begleiten. Was kann es Schöneres geben?
 

Herbstblatt

Mitglied
Lieber Christian,

ich danke dir für deine fruchtbare Kritik! Ich habs ne Weile mit mir herum getragen und nun noch einmal überarbeitet. Viele deiner Anmerkungen sind besser für den Lesefluss, da werde ich das nächste Mal besser aufpassen.

Die "Horte" gefallen mir nicht richtig, obwohl es ja "poetisch korrekt" ist ;), aber besser als "Träger" ist es allemal.

Die Passage mit dem Schmutz ist mir wichtig. Ich habe diese Szene aus meiner Langzeiterinnerung, noch heute höre ich meine Eltern sagen, dass nur das Packpapier den wahren Schutz bietet...
Heute werden die Bücher anders eingeschlagen, das ist wohl wahr. Aber ich lass es so stehen.

Nochmal danke, dass du dich meinem kleinen Text so ausgiebig gewidmet hast! Es hat mir geholfen!!

LG Herbstblatt
 

Ofterdingen

Mitglied
Jemand, der selber schreibt und eine Figur erfindet, die Bücher liebt und nicht bloß den Inhalt, sondern fast mehr noch die Verpackung schätzt - eine hübsche Konstellation, die mir allerdings schon recht oft begegnet ist, zuletzt mit Carlos Ruiz Zafóns "La sombra del viento" (2004).

Dir ist damit nichts wirklich Neues eingefallen, aber Zafón ja auch nicht, also was soll´s! Jedenfalls hast du die Vorlage sehr ansprechend ausgestaltet, dein Text berührt seinen Leser.

Zwei Anmerkungen: Dass das Papier von Buchseiten seidenweich sein soll, verwundert mich schon ein wenig, mag aber hingehen als subjektiver Eindruck des kleinen Mädchens. Zweitens atmet die Protagonistin "den wunderbaren Duft nach Druckertinte und Wissen": "Druckertinte" (statt Druckerschwärze) hört sich unbeholfen wenn nicht falsch an, ebenso die Präposition "nach", die ich durch `von´ ersetzen würde.

Gruß,
Ofterdingen
 

Herbstblatt

Mitglied
Hallo Ofterdingen,

danke für dein aufmerksames Lesen! Ich bin noch nicht mit allen Stellen restlos zufrieden, hatte in der ersten Version z.B. die Druckerschwärze. Das lass ich mal noch sacken.

Ich hab die Clara nur bedingt erfunden, sie lebt schon immer in mir :eek:). Die letzte Ferienwoche mit den neuen Schulbüchern ist eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen. Nun muß ich mir den von dir zitierten Herrn wohl mal anschauen!

Ich selbst empfinde neue Buchseiten übrigens noch immer als seidenweich, vielleicht eine sehr persönliche Empfindung, die mehr audrückt als die Qualität des Papieres?!

LG Herbstblatt
 
S

suzah

Gast
hallo herbstblatt,
ich lese gern deine kleinen geschichten. auch ich mochte als kind neue bücher.
"seidenweich" fühlte sich das papier aber nie an, eher etwas steif und knisternd, und oft klebten seiten noch (ungeschnitten) zusammen.
"druckertinte" ist für tintenstrahldrucker, bei büchern ist es immer noch "druckerschwärze" mit dem typischen geruch.

wahrscheinlicher hätte ich es gefunden, wenn es sich um mädchenbücher oder andere (auch wissens-) geschichten handeln würde und nicht gerade schulbücher, die man nur in ausnahmefällen "liebte".

liebe grüße suzah
 
hallo!

da hier offensichtlich lautstark für "druckerschwärze" plädiert wird, möchte ich noch etwas anmerken:
ich finde den begriff "druckertinte" insofern passender als er eine gewisse farbigkeit impliziert - die in einem bebilderten erdkundebuch durchaus zu erwarten ist. "druckerschwärze" hingegen steht in meinem empfinden allein für schnöde buchstabenkolonnen. auch transportiert das wort "tinte" meines erachtens eine gewisse naive märchenhaftigkeit.
mag aber sein, dass diese begrifflichkeiten anderen kriterien unterliegen und "druckertinte" in anbetracht etwa der produktionsverfahren nicht haltbar ist. dann jedoch plädierte ich für "druckfarbe". ;)

bunte grüße, C.
 

Herbstblatt

Mitglied
Suzah, du wirst es nicht glauben - aber es waren wirklich die Schulbücher. (Meine Jungs erklären mich deshalb für verrückt ;))


Eeenementekel, wahrscheinlich lässt sich darüber lange philosophieren, was nun druckertechnisch korrekt ist. Ich hab jetzt erstmal beschlossen, es so stehen zu lassen.

Dank an euch beide!

LG Herbstblatt
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo Herbstblatt,

"Nun muß ich mir den von dir zitierten Herrn wohl mal anschauen!"

Wundert mich, dass du Zafón nicht kennst. Dessen Bücher und die von Murakami (lohnt sich auch) liegen in Buchhandlungen schon seit langer Zeit meist ganz vorn. Der spanische Titel bedeutet `Der Schatten des Windes´. So oder ähnlich wird wohl auch die deutsche Ausgabe des Romans heißen.

Gruß,
Ofterdingen
 
S

suzah

Gast
hallo herbstblatt und eenemenetekel,

ich hab mir das mit der druckertinte nochmal durch den kopf gehen lassen und bei wikipedia nachgeschaut.

"Eingeteilt werden Druckfarben nach den Druckverfahren, für die sie hergestellt sind (Bogen-, Rollenoffsetfarben; Buch- bzw. Hochdruckfarben; Flexodruckfarben; Tiefdruckfarben usw.), nach ihrer Farbe und dem verwendeten Farbsystem ....,.

Die Toner der elektrostatischen und die Tinten der Tintenstrahl-Druckverfahren sind keine Druckfarben nach der üblichen Definition.Die Bezeichnung Druckerschwärze für (schwarze)Druckfarbe wird fachsprachlich nicht verwendet."

der begriff "druckertinte" wird lediglich in einem wikipedia-artikel über den engl. buchdrucker morris bzw Kelmscott Press benutzt.

also ist "druckerfarbe", wie von eenemenetekel vorgeschlagen, am besten.

liebe grüße suzah
 

Herbstblatt

Mitglied
Hallo Ofterdingen,

ja, ich kannte ihn nicht. Ich hab die Zusammenfassung des Romans "Schatten des Windes" im Netz gefunden und werde es mir mal besorgen. Mag sein, dass es in den Buchhandlungen ausliegt - aber da liegt soviel.... Man muss schon wissen, was man will oder eben besonders angesprochen werden vom Einband oder Klappentext.

LG Herbstblatt
 

Herbstblatt

Mitglied
Danke, Suzah, fürs akribische Suchen! Druckerfarbe also als politisch korrekter Ausdruck. Das muss ich erst ein paar Mal laut lesen, eh ichs ändere! :)
 

Herbstblatt

Mitglied
Lieber Ofterdingen,

habe mir den "Schatten des Windes" zugelegt, duftend wartet er aufs ent-blättern :)

Danke für den Tipp!

LG Herbstblatt
 

domino

Mitglied
Liebes Herbstblatt,
so kann nur eine Bücher-Liebhaberin schreiben! Als ich Kind war in Schleswig-Hostein, herrschte Lernmittelfreiheit, und wir bekamen immer nur alte Bücher mit rauem Papier - so ist es jedenfalls in meiner Erinnerung vermerkt. Aber natürlich wurde zuerst das Lesebuch durchgelesen, nachdem es in Packpapier eingeschlagen worden war...
Hat dir das empfohlene Buch gefallen? Ich kenne es nicht, aber den Murakami kann ich dir ans Herz legen.
Liebe Grüße
domino
 

Herbstblatt

Mitglied
Hallo Antje!

Den "Schatten des Windes" lese ich gerade, ein tolles Buch und eine Geschichte mit Sogwirkung. Kann ich dir empfehlen.
Murakami kenn ich nicht, aber ich google mal (wie unser geschätzter Bluefin gesagt hätte) ;).

Bei uns in der damaligen DDR gabs die Schulbücher meines Wissens auch kostenfrei, aber wir haben sie behalten dürfen. Manche hab ich noch. Einige hatten auch diese rauhe Papier, besonders gegen Ende meiner Schulzeit, das war der Beginn der 80er.
Gerade aber Erdkunde und Literatur (war ein eigenes Fach neben Deutsch!) waren ganz glatt und haben geduftet. Sagt mir die Erinnerung ;) Englisch waren ganz billige Taschenbücher mit rauhem, dunklen Papier. Russisch aber auch :) Also keine Frage des Klassenkampfes!

Naja, und meine Liebe zum Buch stirbt wohl erst mit mir.

LG Herbstblatt
 



 
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