Kurzurlaub, simuliert

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HerrSommer

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Während er auf’s Wasser blickte und der leichte Wind sanft um sein Gesicht strich, dachte er plötzlich, wie bemerkenswert es doch war, keine Gedanken zu haben. Die letzten Stunden hatte er so verbracht, am Wasser sitzend, und er hatte an nichts gedacht. Langsam wurde es kühl, die Sonne war hinter den Hügeln verschwunden und eine klare, azurblaue Nacht zog herauf. Ein bisschen würde er noch sitzen bleiben, dann hatte er genügend Kraft gesammelt, wieder in sein alltägliches Leben einzutauchen.
Er hatte nichts gegen Alltägliches und manchmal wunderte es ihn auch, warum so viele Menschen scheinbar aus ihrem Alltag auszubrechen versuchten, wo sie ihn sich doch selbst geschaffen hatten. Wie ein Architekt, so dachte er immer, hatten sie sich Stück für Stück ihr eigenes Lebenshaus aufgebaut, hatten es mit Erinnerungen vollgestopft, mit Schein und Status verziert. Manche mehr, andere weniger.
Manchmal wurde es den Menschen zu eng in ihren Häusern – dann bauten sie sie um oder sie rissen sie ein und liefen in den Städten und Straßen umher, vollbepackt mit Nötigem und Überflüssigem. Im Laufe seines Lebens war er einigen solcher Menschen begegnet, hatte sie an sich vorbei ziehen lassen oder sich gewünscht, sie mögen sich bei ihm aufnehmen lassen.
Er selbst wusste nur zu gut, wie es war, sich aufnehmen zu lassen, gemeinsame Erinnerungen zu sammeln, um dann letztendlich wieder auseinander zu gehen. In seinem Leben hatte er so etwas schon mehrere Male mitgemacht, war in die Lebenshäuser anderer Menschen eingezogen, hatte ein paar Umbaumaßnahmen vorgenommen und nach einer Weile war er wieder hinausgegangen. Jedes Mal hatte er ein Stück von sich selbst zurück gelassen.
Aber er war zufrieden. Mit sich und seinem Leben, so wie es verlief. Glücklich war er nicht, das hatte mit seiner Schwester in ihren zahlreichen Gesprächen oft festgestellt - jedenfalls im Gegensatz zu ihr. Aber dazu hatte er auch zuviel mitgemacht. Er konnte froh sein, daß sein vernarbtes Herz immer noch dazu fähig war, einen Anflug von Liebe zu empfinden. Das reichte ihm, um eine Art von Glück, wie er es nannte, zu erleben.
Er stand auf und klopfte sich den Sand von der Hose. Bevor er ging, schaute er nochmal auf das ruhig dahinfließende Wasser des Flusses und bemerkte, wie erstaunlich schnell die Gedanken zu ihm zurück gekehrt waren.
 

Rainer

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hallo herr sommer,

so langsam gefällt mir deine schreibe; den text finde ich gut.
um mich vollständig zufriedenzustellen müßtest du dich nur noch entscheiden, ob du in einem solchermaßen kurzen text umgangssprachlich bleibst, oder die linie des schriftdeutschen durchziehst. eine melange aus beidem zerreißt den text.

viele grüße

rainer
 
Ursprünglich veröffentlicht von HerrSommer
Glücklich war er nicht, das hatte mit seiner Schwester in ihren zahlreichen Gesprächen oft festgestellt - jedenfalls im Gegensatz zu ihr.
Hallo Herr Sommer,

den Satz habe ich nicht verstanden. Und die Intention des Textes auch nicht. Ging es nur darum, sein Inneleben darzustellen?

Bis bald,
Michael
 

HerrSommer

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Danke für Euer Feedback - es wird mir helfen, ein Stück zu wachsen und ich freue mich darauf, Anregungen in meine zukünftigen Werke einfließen zu lassen.
 



 
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