Lancaster

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Hagen

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Lancaster

Manchmal muss ich noch an die Zeit zurückdenken, in der ich Flugzeuge überführt hatte.
War interessant, damals, von einer Skyhawk auf eine GA Airvan, einfach so, und ich war manchmal wochenlang nicht zuhause. Das wurde von meiner damaligen Freundin nicht sonderlich gerne gesehen und sie verlies mich auch bald. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die Geschichte, die ich erzählen möchte, hat sich wirklich so abgespielt, ich habe mich bisher gehütet, sie zu offenbaren, sie hätte mir ohnehin keiner geglaubt.
Als ich eine alte, ach, was sage ich, historische Bf 110 überführen sollte, war ich natürlich Feuer und Flamme.
Die ‘110‘ hatte in England in einem Museum vor sich hingedämmert, aber man hat sie wieder flugklar gemacht, nach über vierzig Jahren, weil sie in einem Film gebraucht wurde. Alles wurde nur notdürftig zusammengeflickt, ich durfte nicht über bewohntes Gebiet fliegen und die rote Landeleuchte und noch einige Kleinigkeiten fehlten auch.
Aus diesem Grund erhielt ich ein Begleitflugzeug, eine Beechcraft Baron mit zwei Mann Besatzung. Mit den beiden Männern hätte ich eigentlich mal ein Bier trinken wollen, aber die Gelegenheit hatte sich nicht ergeben.
Es musste alles schnell gehen, der Drehplan verlangte es, und nach einer kurzen Einweisung hatte ich mit dem Vogel klarzukommen.
Kurz nach dem Start in England fiel der Repeator Kompass meiner guten, alten Bf 110 aus. Ich klopfte und schnipste mit dem Finger dagegen, aber er blieb hängen. Das war nicht so schlimm, ich hatte ja noch den anderen, an der rechten Seite in der Kanzel. Der sah aus, als hätte man ihn nachträglich eingebaut, wo gerade noch Platz war.
Na gut, sollte so sein, schließlich hatte ich für alle Fälle mein Begleitflugzeug. Es flog leicht in der Höhe versetzt schräg unter mir, damit der zweite Mann darin mich ständig beobachten konnte, aber wahrscheinlich las der Zeitung.
Im Funk war auch nichts los, nur die Überlagerungen dicht über dem Rauschen, von irgendeinem Spaßvogel, die mich mit „Herr Hauptmann“ ansprach und meinte, ich sollte doch auf sechstausend Meter gehen, da wären irgendwelche ‚Möbelwagen‘. Ich ignorierte die Stimme geflissentlich und sang das ‚Fliegerlied‘ vor mich hin:
„Flieger, grüß mir die Sonne,
grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond.
Dein Leben, das ist ein Schweben
durch die Ferne, die keiner bewohnt!
Such' dir die schönste Sternenschnuppe aus
und bring sie deinem Mädel mit nach Haus!
Flieger, grüß mir die Sonne,
grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond!
Hoch oben im Äther, da sind wir meist zu Haus!
Bei fünftausend Meter sieht alles anders aus.“
Ich sollte meiner Freundin wirklich eine schöne Sternschnuppe mitbringen und sie bitten, bei mir zu bleiben, trotz meiner langen Abwesenheiten. Schließlich lebten wir im Hier und Heute und die Zeiten waren hart. Das Leben konnte aber schön sein, und die Widersehen waren immer sehr intensiv. Was würde sie wohl sagen, wenn ich ihr anstatt Blumen eine Sternschnuppe mitbrächte, zum Wiedersehen?
„Schneller und immer schneller
rast der Propeller, wie dir's grad gilt!
Piloten ist nichts verboten,
wenn es sein muss drum gib Vollgas
und flieg um die Welt!
Da gibt's keine Grenzen!
Da gibt's keinen Pass!
Der Flieger fliegt und fragt nicht: Wie und was?
Flieger grüß mir die Sonne!
Vom Nordpol zum Südpol ist nur ein Katzensprung.
Wir fliegen die Strecke bei jeder Witterung.
Wir warten nicht, wir starten!
Was immer auch geschieht,
durch Wind und Wetter klingt das Fliegerlied.“
Über dem Kanal empfing mich aber Nebel. Dicker, englischer Nebel, wie sich das gehört und in guten, Englischen Geschichten stets vorkommt. Dabei hatte der Wetterbericht strahlenden Sonnenschein vorausgesagt, wie in den Filmen von Rosamunde Pilcher.
Das konnte ja heiter werden, zumal mein Begleitflugzeug ab und zu von Nebelfetzen verschluckt wurde.
„Hallo, ihr! Könnt ihr ein wenig aufschließen? Der Nebel nimmt mir hin und wieder die Sicht auf euch.“
Noch klang meine Stimme ruhig.
„Wir sind schon innerhalb des Sicherheitsabstands! Flieg‘ einfach nur geradeaus weiter, wir sind auf Kurs! Der Nebel wird sich gleich wieder lichten.“
„Na, da bin ich ja beruhigt. – Hört ihr auch diese komische Stimme im Funk?“
„Nein. Da sind überhaupt keine Stimmen. Alles ruhig.“
„Herr Hauptmann, ein Zacken, dicht voraus, ganz dicht …“, die Stimme war etwas klarer, deutlich zu verstehen.
Was meinte der Witzbold bloß damit?
Ich konnte mir nur vorstellen, dass die Stimme aus Frankreich kam, von dem winzigen Flugplatz, auf dem wir zwischenlanden wollten um zu tanken. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung wo der war und wie der aussah, aber dazu hatte ich mein Begleitflugzeug.
Ich ignorierte die Stimme weiterhin, dass sie aus der Bordsprechanlage kam, fiel mir nicht ein, zumal ich andere Probleme bekam. Der andere Kompass fiel auch aus und ich bekam Panik!
In Panik tut man alles, was man tut, schneller, hektischer, irgendwann macht man was falsch, das Flugzeug geht dann unweigerlich nach unten…
Mein Begleitflugzeug war plötzlich im Nebel verschwunden, einfach weg.
Funk war auch nicht mehr, obwohl ich ganz verzweifelt nach meinem Begleitflugzeug rief, aber was hätten die auch tun sollen?
Es bestand höchstens die Gefahr, dass wir uns rammten, so dicht wie wir schon zusammen flogen.
Hing da nicht schon die rechte Tragfläche?
Flog ich schon eine leichte Rechtskurve?
Noch lag die Maschine gerade, nach den Instrumenten, aber trotzdem, ich vertraute ihnen plötzlich nicht mehr.
Als ich schon mal durch ähnlichen Nebel geflogen war, ging es mir genauso, ich vertraute den Instrumenten nicht mehr. In dickem, watteweichen Nebel waren die Instrumente das einzige, dem ich vertrauen musste, wenn nicht diese Panik gewesen wäre, die mich jetzt wie mit nasskalten Tentakeln lähmte.
Aber würde ich nicht über dem Kanal in einer Kurve weiterfliegen?
Immer weiter, in diesem Nebel und ohne Kompass, über dem Wasser, bis mir der Sprit ausging?
Oder ich das Begleitflugzeug rammte?
Ich hatte weder einen Fallschirm noch eine Schwimmweste mit, ich würde irgendwann ins Wasser fallen und ertrinken.
Kein Wunder, dass ich vor lauter Panik in einen Fatalismus verfiel.
„Herr Hauptmann, er ist direkt neben uns! Sie müssen ihn sogar sehen können!“
Die Stimme war plötzlich klar zu verstehen und irgendwas schälte sich an meiner rechten Seite aus dem Nebel.
Ein Riesenflugzeug!
„Mein Gott!“, sagte die Stimme.
So ein Riesending hatte ich noch nie gesehen, jedenfalls nicht so dicht, ich konnte sogar die Männer im Cockpit und den Waffentürmen sehen. Schwarz war das gigantische Flugzeug neben mir, schwarz wie die finsterste Ecke der Hölle, bis auf die britischen Hoheitsabzeichen, die dieses Kriegsflugzeug der Nacht trug. Aber es waren Hoheitsabzeichen wie die britischen Flugzeuge sie im letzten Krieg trugen!
Was wollte die Maschine hier?
Gezogen von vier Motoren flog sie neben mir her, aber das gigantische Flugzeug zeigte sich ausgesprochen friedlich, denn die Maschinengewehre in den Waffenständen im Bug, auf dem Rumpf und hinter dem H-Leitwerk waren nach unten gekippt.
Sie lag ruhig in der Luft, seltsam ruhig, nur die Flieger in den Kanzeln deuteten alle in eine Richtung, etwas nach links.
Meine Panik legte sich etwas. Mit dem Riesenvogel neben mir fühlte ich mich sicher und flog eine leichte Linkskurve.
Die Männer in der Kanzel zeigten mir den erhobenen Daumen.
Alles klar.
Meine Panik legte sich, fiel von mir ab wie ein nasser Sack. Mit dem Riesenvogel neben mir fühlte ich mich sicher. Seltsamerweise, und mein Vertrauen in die Instrumente stieg wieder. Ich glaubte ihnen, glaubte dass sie mir die Wahrheit anzeigten.
„Etwas tiefer, Herr Hauptmann, und ran an ihn, so eine Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder!“
Da waren sie wieder, diese Stimme von irgendwo her, nur wieder etwas verschwommener. Ich ignorierte sie gewissenhaft.
Ich war fasziniert von dem enormen Flugzeug neben mir, und stellte mir hunderte davon vor, wie sie durch den Himmel krochen und irgendwann ihre Bombenlast ausklinkten. Es musste eine Ewigkeit gedauert haben, bis die alle gestartet waren, und wie hatten die sich in der Nacht, bei absoluter Funkstille gefunden und zu einer Phalanx formiert?
Überhaupt muss es ein Scheißgefühl gewesen sein, im letzten Flugzeug der Formation gesessen zu haben, denn die deutschen Nachtjäger kamen damals immer von hinten und schossen die letzten Flugzeuge ab, wenn sie die Bomber überhaupt fanden.
Keine Zeit, mir Gedanken zu machen, denn der Nebel riss auf, langsam aber beständig, und dann konnte ich auch mein Begleitflugzeug wieder sehen.
„Ach, da bist du ja wieder. Wie sieht’s denn aus bei dir? Wir dachten schon, wir hätten dich verloren, weil du überhaupt nicht geantwortet hast.“
„Irgendwas war mit meinem Funk. Liegen wir noch auf Kurs?“
„Aber wir liegen sowas von auf Kurs! Du müsstest den kleinen Flughafen schon sehen. Wir landen gleich.“
Die riesige Maschine neben mir war plötzlich verschwunden, wie in Luft aufgelöst.
Obwohl die Panik von mir abgefallen war, bekam ich einen Kloß im Hals.
„Ladehemmung, Herr Hauptmann?“, die ominöse Stimme war wieder dicht über dem Rauschen, das aus dem Kopfhörer drang.
„Was ist los mit dir? Ist wieder was mit dem Funkgerät?“
„Nein, alles in Ordnung. – Ich habe mich nur über den verdammt kleinen Flugplatz gewundert.“
Es war wirklich einer von den winzigen Flugplätzen wie man sie nur noch in Frankreich findet. Sicher rollte auf ihm eine dralle Dame namens Brijit Benzinfässer direkt ans Flugzeug und rauchte Gauloises dabei.
Na gut. Ich freute mich auf eine echte Gauloise, einen Kaffee und Salami-Käse Croissants wie es sie nur in Frankreich gibt.
Ich fuhr das Fahrwerk aus und gab Klappen.
Irgendwie funktionierten die Kompasse auch wieder, jetzt, wo ich sie nicht mehr brauchte.
Doch als wir auf dem kleinen, französischen Flugplatz landeten, rollte ein unrasierter Kerl das Benzinfass an die Bf 110, spuckte sie an und murmelte irgendwas von „Aléman“, und „Aéroplanie de guerre“.
Ich verzichtete auf einen Croissant und war froh, als wir recht bald wieder starteten, nur eine Packung echte Gauloises besorgte ich mir.



Das Filmgelände unter mir sah fast wie ein Feldflugplatz gegen Ende des zweiten Weltkrieges aus; - einige kohlschwarze Flugzeuge, ein einsamer Fieseler ‘Storch’, etliche Kübelwagen und wie ein Fremdkörper vor einer nachlässig getarnten Kommandobaracke die Schienen für einen Kamerawagen.
Ich flog eine Platzrunde um meinem Begleitflugzeug den Vortritt bei der Landung zu lassen, um den über vierzig Jahre alten Nachtjäger noch eine Winzigkeit länger für mich zu haben, und um die dreitaused PS links und rechts neben mir, die mich von England bis nach Mitteldeutschland gezogen hatten, noch einige wenige Atemzüge länger zu empfinden. Während die Baron, mein Begleitflugzeug, dreimal aufsetzte und schließlich vor die Baracke schaukelte, wackelte ich etwas mit den Tragflächen wie nach einem Luftsieg, kam mit einer sauberen Dreipunktlandung herunter und rollte neben die Baron.
Zwei Männer stiegen dort aus, Männer mit Anzügen und Krawatten. Ich wunderte mich immer wieder, dass die Flugzeuge solche Typen nicht abwarfen wie ungezähmte Pferde parfümierte Reiterinnen. Aber derartige Flugzeuge sind wie Pferde, die in einem Jahrmarktszelt den ganzen Tag im Kreis gingen.
Während ich die Motoren noch ein Weilchen im Leerlauf blubbern ließ, schnallte ich mich los, klappte das Kabinendach auf und atmete tief durch. Die Bf 110 und ich, wir waren wieder daheim. Ich lehnte mich im Sitz zurück, schnallte mich los und legte den Kopf an die Panzerplatte hinter mir. Ich schaltete schließlich die Motoren ab, ließ die Schultern rollen und schickte mich an, auszusteigen.
„Guten Abend, junger Mann! Hatten sie einen angenehmen Flug?“ Zusammen mit diesen Worten fiel ein Schatten auf mich. Ich wandte den Kopf und blickte in stahlblaue Augen. Diese Augen waren so blau, dass ich sie selbst in dem dunklen Gesicht ausmachen konnte.
„Tadellose Landung, die sie da hingelegt haben! Ausgezeichnet! Wo haben sie fliegen gelernt?“
„Ganz normal im Aeroclub. Tja, und dann hatte ich in England Gelegenheit, mich mit dem Vogel hier kurz anzufreunden. – Aber jetzt lassen sie mich bitte mal raus hier.“
„Selbstverständlich, junger Mann. – Sagen sie, würden sie mich auch mal kurz an den Knüppel lassen? Habe im Krieg selbst die BF 110 G-4b/R3 geflogen.“
„Aber sicher“, sagte ich, nahm die Füße aus den Pedalen, stieg aus und auf die linke Tragfläche.
Der Mann vor mir war weißhaarig, von einem Weiß, das früher mal blond gewesen sein musste. Es war auf eine Art gekämmt, wie es von den Ritterkreuzträgern auf den Propagandafotos des dritten Reichs getragen worden war.
„Fliegen sie aber bitte nicht los, ich habe hoch und heilig versprechen müssen, keinen anderen an den Knüppel zu lassen. Wir haben die ‘110’ aus einem Museum.“
Mein Scherz verpuffte, denn diese blauen Augen bekamen einen seltsamen Glanz, und trotz seines hohen Alters ließ der Mann sich behände in den Sitz gleiten. Seine rechte griff zuerst zögernd, dann doch entschlossen nach dem Steuerknüppel, während sich seine linke auf den beiden Leistungshebeln für die Motoren nieder ließ.
„Jaaaa, das ist sie! Meine Lilith“, murmelte der Veteran tonlos. „IHRE Lilith?“ Ich hatte das Gefühl, als erhielte ich einen dumpfen Schlag in den Magen, „Lilith, wie Adams erste Frau? Wie der „Nächtlicher Schutzwind“, ein Luftwesen, die sich nur unbeholfen auf der Erde fortbewegen konnte?“
„Naja, ich hab’ sie für mich so getauft, damals konnte ich den Namen ja nicht dran schreiben.“
Ich kam nicht dazu, mich zu wundern. „He, sie da! Können sie die alte Kiste nicht mal vor die Halle fahren? Wir müssen hier gleich noch drehen!“
Eine Frauenstimme vom Boden riss mich herum. Die Frau dazu trug eine riesige Sonnenbrille, einen weiten Pullover, einen Belichtungsmesser darauf, abgewetzte Jeans und in der Hand ein Klemmbrett mit unendlich vielen Zetteln.
„Das ist keine alte Kiste“, rief ich herunter, „das ist ein historisches Flugzeug, ein Museumsstück und sehr wertvoll! Ein Flugzeug fährt übrigens niemals, ein Flugzeug rollt!“
„Ach du je, noch ein Klugscheisser!“ Die Frau wühlte in ihren Zetteln auf dem Klemmbrett. „Gehe ich recht in der Annahme, dass sie die Requisite ‘Messerschmitt BF 110 G-4b/R3 überbracht haben?“
„Ganz recht! Ich komme sofort runter. Einen kleinen Moment bitte.“
„Bravo, junger Mann“, sagte der Veteran am Steuerknüppel leise, die jungen Leute wissen den Vogel hier nicht zu schätzen! Lassen sie sich nicht von denen unterkriegen, alles Banausen da unten. – Aber ihre Antwort gefiel mir junger Mann.“ „Was ist denn jetzt?“, erscholl die Stimme vom Boden wieder, „das Flugzeug muss hier weg!“
„Na, da komme ich doch besser heraus, bevor sie Ärger kriegen.“
Der Mann glitt förmlich aus dem Flugzeug und stand kurz darauf so gerade vor mir, als hätte er einen Stab von der Dipol-Antenne vom Bug der BF 110 auf den Rücken geklebt gekriegt.
„Also bringen sie das Flugzeug nun vor die Halle, oder nicht? Ich hab’ nicht ewig Zeit!“
„Das ist die Regieassistentin“, sagte der Mann neben mir, „sie heißt Berlingèr.“
„Sofort, Frau Berlingèr“, rief ich, „machen wir sofort!“
„Na, gut! Melden sie sich anschließend bei mir, ich bin dann in der Halle!“ Ohne eine Antwort abzuwarten hastete sie davon.
„Theissing“, sagte der Veteran und streckte mir seine Hand entgegen, „ich bin hier der ‘Berater’. Vermutlich, weil ich im Krieg die ‘110’ geflogen habe, in der Staffel von Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein! – ‘habe aber den Fehler begangen, wirklich zu beraten; - naja, von Dramaturgie verstehe ich wohl nichts. Genau wie damals, der von Sayn-Wittgenstein war vielleicht ein Arsch! Seine Erfolge beruhten auf einer sehr bezeichnenden Taktik: Er blieb bei Feindeinflügen stets so lange am Boden, bis klar war, welche Nachtjagdräume besonders intensiv durchflogen würden. Dann ließ er rücksichtslos die dort bereits jagenden Besatzungen zurückbefehlen, um selbst als deren ‘Ablösung’ zu starten. Ich war mir nicht sicher, ob krankhafter Ehrgeiz oder übersteigertes Selbstbewusstsein der Grund für solches Verhalten war. – Aber egal, man soll über Tote nicht schlecht reden.“
„Eben!“ Der Veteran machte eine abwinkende Handbewegung, „na, lassen wir’s, bringen wir den Vogel vor die Halle, ich hol’ mal eben meinen Wagen.“
Während der Blauäugige seinen Wagen holte, schnallte ich meinen Koffer vom Sitz des Radarbeobachters und sprang von der Tragfläche. Eine Zigarette, die erste, heißersehnte nach dem Flug. Konnte es Zufall sein, dass Herrn Theissing und mir unabhängig voneinander der gleiche Name für das Flugzeug eingefallen war?
Irgendwas war doch mit dem Flugzeug, beziehungsweise dem Radargerät darin. Es war nicht eingeschaltet, sollte es auch nicht. Die Engländer aus dem Museum, aus dem wir die ‘110’ ausgeliehen hatten, hatten es mir sogar verboten. Aber es sollte noch funktionstüchtig sein. Herr Theissing kam mit einem riesigen alten BMW zurück bevor ich weiter denken konnte und ließ es sich nicht nehmen, sein Abschleppseil an das Spornrad zu binden. Ich half dabei.
„Gibt’s hier eigentlich keine Schleppvorrichtung oder sowas?“
„Eigentlich gibt es ja eine Vorrichtung zum Schleppen“, sagte Herr Theissing und deutete auf das eingebaute Rohr hinten im Rumpf der Bf 110, „aber solch ein Schleppgerät haben wir ja nicht. Wissen sie, da gehört eigentlich eine spezielle Stange hinein.“
„Wir sollten das Rohr lieber zuschweißen, damit die Saboteure da nicht wieder Sprengladungen reinstecken.“
Herr Theissing sah mich an: „Woher wissen sie das?“
Ich zuckte die Achseln. „‘fiel mir eben so ganz spontan ein.“
„Sowas wurde im Krieg tatsächlich gemacht, mit einem Höhenzünder gekoppelt. Ich hab’s der Berlingèr mal gesagt – wäre vielleicht ein Detail für den Film gewesen, aber sie hat nur abgewinkt, sie hätten da ihr Skript. – Naja, dann wollen wir mal.“
Herr Theissing zog Lilith vor die Halle und blieb neben ihr stehen, während ich zu der Regieassistentin ging.
In der Halle stand die Attrappe eines englischen ‘Stirling’-Bombers mit nur drei Motoren, die halbe linke Tragfläche mit dem vierten Motor fehlte. Eine halbe Bf 110, nur die Bugsektion und die Kanzel, einschließlich rechter Tragfläche mit dem Motor, stand auf einem beweglichen Gestell neben dem Stirling. Eine riesige Leinwand war hinter den Flugzeugen aufgespannt, und eine gewaltige Windmaschine reckte ihre maschendrahtgesicherten Propellerflügel abwartend in die Richtung der ‘Flugzeuge’. Es war desillusionierend.
„Hallo, hier bin ich.“ Die Regieassistentin löste sich aus einem Haufen Flieger, Bodenpersonal und Wehrmachtshelferinnen, „kommen sie ruhig her.“
Ich ging zu ihr und blieb in ihrer Nähe neben einem improvisierten Gefechtsstand, bestehend aus zwei Benzinfässern, einem Feldtelefon, einer Unzahl von Zetteln mit Reichsadler und Hakenkreuz sowie einer leeren Sektflasche darauf, stehen.
„Verändern sie bitte nichts an dieser Requisite“, sagte sie und streckte mir die Hand hin, „die brauchen wir gleich noch.“
“Klar. Bloß mein Vogel braucht Sprit. Wo kann ich den bekommen?“
„Schmitz!“, schrie die Regieassistentin, und ein junger Mann kam eilfertig wie ein Kellner herbei.
„Schmitz, sorgen sie dafür, dass dieser Mann hier Sprit bekommt! Er fliegt die Stunts mit dem Originalnachtjäger. Erledigen sie das, Schmitz!“
Mit einer kurzen, schnellen Bewegung deutete die Regieassistentin zum Ausgang. „Tja“, sagte sie dann, „heute können wir sowieso nichts mehr mit der alten Kiste machen. Schmitz wird dich sicherlich im ‘Schwarzen Ochsen’ unterbringen, da sehen wir uns sicher heute Abend. Ach so, dein Bart muss ab, und die Haare müssen kürzer, du musst von hinten wie Horst aussehen. Ciao bis dann, ich werde drüben gebraucht.“
Sie war so ruckartig verschwunden, dass ich mich fragte, warum die Luft an der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte, nicht mit einem leisen ‘Plopp’ zusammenschlug.
Ein wenig hilflos ging ich wieder nach draußen, zu ‘meinem’ Nachtjäger. Herr Theissing stand auf der Tragfläche neben dem Platz des Funkers. Er hatte Kopfhörer auf. Ich kletterte zu ihm auf die Tragfläche.
„Na“, sagte ich leichthin, „da kann man schon ganz schön sentimental werden, bei diesem guten Stück deutscher Geschichte, was?“
Der Mann erschrak sichtbar und nahm die Kopfhörer ab: „Wissen sie, junger Mann, es hat mit Sentimentalität nichts zu tun, aber das hier, diese Maschine, das war mal … mein Flugzeug! – Ich bin mit genau dieser Maschine geflogen! Das ist die Bf 110 mit der ich zwei Engländer heruntergeholt habe.“
„Sie haben mich neugierig gemacht, Herr Theissing.“
„Ich zeige ihnen mal was. Sie sind ja auch Flieger, sie werden das verstehen. Sie sind ja nicht so, wie diese Ignoranten hier, die nur ihren lächerlichen Film im Kopf haben.“
„Da bin ich aber gespannt.“
„Sehen sie, hier“, der Blauäugige beugte sich ins Flugzeug und deutete auf das Funkgerät, „auf 41,4 Mhz sind sie noch zu hören, meine beiden Radarbeobachter – hören sie genau hin, junger Mann, ganz genau!“
Herr Theissing drückte mir den Kopfhörer auf. Es knackte, rauschte und knisterte fürchterlich. Ich schob die beiden Muscheln etwas nach vorne.
„Es sind nur Interferenzen zu hören“, sagte ich.
„Sie müssen genau hinhören, ganz genau!“
Ich tat dem alten Mann den Gefallen weil ich ihn nicht verletzen wollte, und ich hörte tatsächlich eine Stimme, verzerrt vom Fading, ganz leise über dem Rauschen: „Herr Hauptmann, ein Zacken! Genau vor uns, Entfernung etwas über fünf Kilometer … kommt näher!“
Es war die Stimme, die ich schon mal gehört hatte - über dem Kanal, im Nebel. Wie ein Brecher setzte das Rauschen verstärkt ein, aber die Stimme blieb: „… Entfernung zwei Kilometer, er muss etwas unter uns sein – können sie ihn sehen? Er wandert nun etwas nach links ab - Halt, so ist gut, er muss genau vor uns sein! Herr Hauptmann, sehen sie ihn? - Sie müssen ihn sehen - jetzt tauchen weitere Zacken auf - danke, Herr Hauptmann, viel Glück ... Herr Hauptmann, ein Zacken, dicht voraus, ganz dicht -“ Die Stimme verschwand, als verhallte sie in der Unendlichkeit.
Ich nahm den Kopfhörer ab, irgendwie müssen sich meine Nackenhaare gesträubt haben, und ich fröstelte. „Glauben sie’s mir nun, junger Mann?“ Ich nickte.
„Haben sie ihn abgeschossen?“
„Nein, ich hatte auf einmal Ladehemmung bei der ‘Schrägen Musik‘. – Ich bin dann neben ihn geflogen, ganz dicht, bis ich die Leute in dem Cockpit sehen konnte. Die haben sich sofort ergeben, dass bedeutet, sie haben die Maschinengewehre in den Waffenständen nach unten gekippt. Was hätte ich tun sollen? Ich konnte sie jedenfalls nicht mehr abschießen - wenn man den Männern ins Gesicht gesehen hat, geht das nicht mehr - es geht einfach nicht - ich konnte es jedenfalls nicht - Naja, vielleicht hätte ich es doch getan, mit meinen der vier nach vorne gerichteten Maschinenkanonen im Bug, aber das Mündungsfeuer blendete mich beim Auslösen so stark, dass ich eine kurze Zeit nach dem Feuern regelrecht nachtblind war. Es wurde daher auf extrem kurze Entfernungen von etwa 50–80 m geschossen und meist jede fünfte Patrone mit Leuchtspurmunition bestückt. So konnte ich die Wirkung abschätzen und nachsteuern, falls dies notwendig war - naja jedenfalls hat mich dieser Sayn-Wittgenstein zurückbefohlen, sonst wäre alles anders gekommen!“
„Das verstehe ich. Ich weiß nicht, ob ich das könnte, abschießen meine ich! – War das ein riesiges, schwarzes Flugzeug?“
„Ja, eine Lancaster, viermotorig und als Nachtbomber natürlich kohlschwarz. Die war gewaltig groß, die Lancaster, ungefähr einunddreißig Meter Flügelspannweite, vier Rolls-Royce Merlin XX - Motoren mit je 1.280 PS!“
„Hm. – Sie werden mich jetzt wahrscheinlich für verrückt halten, aber wissen sie, das ich dem Flugzeug begegnet bin - über dem Kanal? Es kam Nebel auf, dicker Nebel…“
Der alte Mann verzog keine Miene zu einem Lächeln oder gar Grinsen, er nickte und ich erzählte, was mir über dem Kanal im Nebel passiert war.
„Wissen sie“, sagte er nachdem ich geendet hatte, „ich habe mir seine Kennung gemerkt und nach dem Krieg recherchiert, was aus der Maschine geworden ist. – Sie ist verschwunden, einfach verschwunden. Sie wird wahrscheinlich gewartet haben über fünfzig Jahre auf sie oder die ‘Lilith‘ gewartet, um ihr wiederum zu helfen - möglicherweise finden die sieben Besatzungsmitglieder nun endlich Ruhe …“
Wenn ich einen Hut oder eine Mütze aufgehabt hätte, ich hätte sie abgenommen. Der alte Mann sicherlich auch, denn er schwieg eine ganze Weile. Die Hektik des Filmteams um uns schien vergessen, bis er schließlich fortfuhr, leise, als vertraue er mir ein Geheimnis an: „Auf den Antennen vorne war danach eine bläuliche Corona – St. Elmsfeuer! Die Seeleute wussten, warum sie behaupteten, dass es Unglück bringt, wenn diese St. Elmsfeuer auftreten - Sie sind aber mit diesem Funkgerät noch zu hören, auf 41,4 Mhz – unsere Frequenz damals – und es sind immer wieder die gleichen Worte – die Worte, mit denen mich der Oberfeldwebel Bauer damals an die Bomber heranführte! – Man kann seine Stimme noch hören – er bedauerte mich wegen der Ladehemmung. – Wir haben diese Maschine dann weit weggeschoben – unter die Bäume des nahen Waldes. Ich bekam eine andere Maschine. – Tja, die Mustangs der Amis haben unseren Platz dann dreimal zur Sau gemacht, alles zusammengeschossen – bis auf dieses Flugzeug hier! Später kamen dann die Tommies und haben alles mitgenommen, was noch heile war – auch diese Maschine! – Und jetzt ist sie wieder da, nach über vierzig Jahren.“
Ich atmete schwer aus und sprang mit weichen Knien von der Tragfläche weil der Tankwagen kam.
 

Hagen

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Manchmal muss ich noch an die Zeit zurückdenken, in der ich Flugzeuge überführt hatte.
War interessant, damals, von einer Skyhawk auf eine GA Airvan, einfach so, und ich war manchmal wochenlang nicht zuhause. Das wurde von meiner damaligen Freundin nicht sonderlich gerne gesehen und sie verlies mich auch bald. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die Geschichte, die ich erzählen möchte, hat sich wirklich so abgespielt, ich habe mich bisher gehütet, sie zu offenbaren, sie hätte mir ohnehin keiner geglaubt.
Als ich eine alte, ach, was sage ich, historische Bf 110 überführen sollte, war ich natürlich Feuer und Flamme.
Die ‘110‘ hatte in England in einem Museum vor sich hingedämmert, aber man hat sie wieder flugklar gemacht, nach über vierzig Jahren, weil sie in einem Film gebraucht wurde. Alles wurde nur notdürftig zusammengeflickt, ich durfte nicht über bewohntes Gebiet fliegen und die rote Landeleuchte und noch einige Kleinigkeiten fehlten auch.
Aus diesem Grund erhielt ich ein Begleitflugzeug, eine Beechcraft Baron mit zwei Mann Besatzung. Mit den beiden Männern hätte ich eigentlich mal ein Bier trinken wollen, aber die Gelegenheit hatte sich nicht ergeben.
Es musste alles schnell gehen, der Drehplan verlangte es, und nach einer kurzen Einweisung hatte ich mit dem Vogel klarzukommen.
Kurz nach dem Start fiel der Repeator Kompass meiner guten, alten Bf 110 aus. Ich klopfte und schnipste mit dem Finger dagegen, aber er kreiselte, der Kurskreisel zeigte Weltuntergang. Das war nicht so schlimm, ich hatte ja noch den anderen Kompass, an der rechten Seite in der Kanzel. Der sah aus, als hätte man ihn nachträglich eingebaut, wo gerade noch Platz war.
Na gut, sollte so sein, schließlich hatte ich für alle Fälle mein Begleitflugzeug. Es flog leicht in der Höhe versetzt schräg unter mir, damit der zweite Mann der mich ständig beobachten konnte, aber wahrscheinlich las der Zeitung. Ich brauchte nur hinterher fliegen, war nicht so schlimm, kein Grund zur Panik. Irgendeine Kleinigkeit, die ich nach der Landung beheben würde, der Vogel war schließlich alt.
Im Funk war auch nichts los, nur die Überlagerungen dicht über dem Rauschen, von irgendeinem Spaßvogel, die mich mit „Herr Hauptmann“ ansprach und meinte, ich sollte doch auf sechstausend Meter gehen, da wären irgendwelche ‚Möbelwagen‘. Ich ignorierte die Stimme geflissentlich und sang das ‚Fliegerlied‘ vor mich hin:
„Flieger, grüß mir die Sonne,
grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond.
Dein Leben, das ist ein Schweben
durch die Ferne, die keiner bewohnt!
Such' dir die schönste Sternenschnuppe aus
und bring sie deinem Mädel mit nach Haus!
Flieger, grüß mir die Sonne,
grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond!
Hoch oben im Äther, da sind wir meist zu Haus!
Bei fünftausend Meter sieht alles anders aus.“
Ich sollte der Kastanienhaarigen wirklich eine schöne Sternschnuppe mitbringen und sie bitten, von diesem Firlefanz mit der Vergewaltigung zu lassen. Schließlich lebten wir im Hier und Heute. Das Leben konnte schön sein, und mit solch einem alten Tinnef sollte man sich nicht mehr belasten.
„Schneller und immer schneller
rast der Propeller, wie dir's grad gilt!
Piloten ist nichts verboten,
wenn es sein muss drum gib Vollgas
und flieg um die Welt!
Da gibt's keine Grenzen!
Da gibt's keinen Pass!
Der Flieger fliegt und fragt nicht: Wie und was?
Flieger grüß mir die Sonne!
Vom Nordpol zum Südpol ist nur ein Katzensprung.
Wir fliegen die Strecke bei jeder Witterung.
Wir warten nicht, wir starten!
Was immer auch geschieht,
durch Wind und Wetter klingt das Fliegerlied.“
Über dem Kanal empfing mich aber Nebel. Dicker, englischer Nebel, wie sich das gehört und in guten, Englischen Geschichten stets vorkommt. Dabei hatte der Wetterbericht strahlenden Sonnenschein vorausgesagt, wie in den Filmen von Rosamunde Pilcher.
Das konnte ja heiter werden, zumal mein Begleitflugzeug ab und zu von Nebelfetzen verschluckt wurde.
„Hallo, ihr! Könnt ihr ein wenig aufschließen? Der Nebel nimmt mir hin und wieder die Sicht auf euch.“
Noch klang meine Stimme ruhig.
„Wir sind schon innerhalb des Sicherheitsabstands! Flieg‘ einfach nur geradeaus weiter, wir sind auf Kurs! Der Nebel wird sich gleich wieder lichten.“
„Na, da bin ich ja beruhigt. – Hört ihr auch diese komische Stimme im Funk?“
„Nein. Da sind überhaupt keine Stimmen. Alles ruhig.“
„Herr Hauptmann, ein Zacken, dicht voraus, ganz dicht …“, die Stimme war etwas klarer, deutlich zu verstehen.
Was meinte der Witzbold bloß damit?
Ich konnte mir nur vorstellen, dass die Stimme aus Frankreich kam, von dem winzigen Flugplatz, auf dem wir zwischenlanden wollten um zu tanken. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung wo der war und wie der aussah, aber dazu hatte ich mein Begleitflugzeug.
Ich ignorierte die Stimme weiterhin, dass sie aus der Bordsprechanlage kamen, fiel mir nicht ein, zumal ich andere Probleme bekam. Der andere Kompass fiel auch aus und ich bekam Panik!
In Panik tut man alles, was man tut, schneller, hektischer, irgendwann macht man was falsch, das Flugzeug geht dann unweigerlich nach unten…
Mein Begleitflugzeug war plötzlich im Nebel verschwunden, einfach weg.
Funk war auch nicht mehr, obwohl ich ganz verzweifelt nach meinem Begleitflugzeug rief, aber was hätten die auch tun sollen?
Es bestand höchstens die Gefahr, dass wir uns rammten, so dicht wie wir schon zusammen flogen.
Hing da nicht schon die rechte Tragfläche?
Flog ich schon eine leichte Rechtskurve?
Hingen Wendezeiger und Kompass eigentlich zusammen?
Dass zwei getrennte Systeme auf einmal ausfielen konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen, und denn noch der andere Kompass?
Irgendwas Mystisches war mit dem Flugzeug los!
Noch lag die Maschine gerade, nach den Instrumenten, der künstliche Horizont behauptete es jedenfalls und der Wendezeiger bestätigte es. Aber trotzdem, ich vertraute ihnen plötzlich nicht mehr, die beiden Kompasse und der Wendezeiger waren ja auch ausgefallen.
Als ich schon mal durch ähnlichen Nebel geflogen war, ging es mir genauso, ich vertraute den Instrumenten nicht mehr. In dickem, watteweichen Nebel waren die Instrumente das einzige, dem ich vertrauen musste, wenn nicht diese Panik gewesen wäre, die mich jetzt wie mit nasskalten Tentakeln lähmte.
Aber würde ich nicht über dem Kanal in einer Kurve weiterfliegen?
Immer weiter, in diesem Nebel und ohne Kompass, ohne Wendezeiger, über dem Wasser, bis mir der Sprit ausging?
Oder ich das Begleitflugzeug rammte?
Ich hatte weder einen Fallschirm noch eine Schwimmweste mit, trug normale Klamotten, bis auf die originale Fliegerhaube, wegen dem Krach im Cockpit. Ich würde irgendwann ins Wasser fallen und ertrinken.
Kein Wunder, dass ich vor lauter Panik in einen Fatalismus verfiel.
„Herr Hauptmann, er ist direkt neben uns! Sie müssen ihn sogar sehen können!“
Die Stimme war plötzlich klar zu verstehen und irgendwas schälte sich an meiner rechten Seite aus dem Nebel.
Ein Riesenflugzeug!
„Mein Gott!“, sagte die Stimme.
So ein Riesending hatte ich noch nie gesehen, jedenfalls nicht so dicht, ich konnte sogar die Männer im Cockpit und den Waffentürmen sehen. Schwarz war das gigantische Flugzeug neben mir, schwarz wie die finsterste Ecke der Hölle, bis auf die britischen Hoheitsabzeichen. Aber es waren Hoheitsabzeichen wie die britischen Flugzeuge sie im letzten Krieg trugen!
Was wollte die Maschine hier?
Gezogen von vier Motoren flog sie neben mir her, aber das gigantische Flugzeug zeigte sich ausgesprochen friedlich, denn die Maschinengewehre in den Waffenständen im Bug, auf dem Rumpf und hinter dem H-Leitwerk waren nach unten gekippt.
Sie lag ruhig in der Luft, seltsam ruhig, nur die Flieger in den Kanzeln deuteten alle in eine Richtung, etwas nach links.
Meine Panik legte sich etwas. Mit dem Riesenvogel neben mir fühlte ich mich sicher und flog eine leichte Linkskurve.
Die Männer in der Kanzel zeigten mir den erhobenen Daumen.
Alles klar.
Meine Panik legte sich, fiel von mir ab wie ein nasser Sack. Mit dem Riesenvogel neben mir fühlte ich mich sicher. Seltsamerweise, und mein Vertrauen in die Instrumente stieg wieder. Ich glaubte ihnen, glaubte dass sie mir die Wahrheit anzeigten.
„Etwas tiefer, Herr Hauptmann, und ran an ihn, so eine Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder!“
Da waren sie wieder, diese Stimme von irgendwo her, nur wieder etwas verschwommener. Ich ignorierte sie gewissenhaft.
Ich war fasziniert von dem enormen Flugzeug neben mir, und stellte mir hunderte davon vor, wie sie durch den Himmel krochen und irgendwann ihre Bombenlast ausklinkten. Es musste eine Ewigkeit gedauert haben, bis die alle gestartet waren, und wie hatten die sich in der Nacht, bei absoluter Funkstille gefunden und zu einer Phalanx formiert?
Überhaupt muss es ein Scheißgefühl gewesen sin, im letzten Flugzeug der Formation gesessen zu haben, denn die deutschen Nachtjäger kamen damals immer von hinten und schossen die letzten Flugzeuge ab, wenn sie die Bomber überhaupt fanden.
Keine Zeit, mir Gedanken zu machen, denn der Nebel riss auf, langsam aber beständig, und dann konnte ich auch mein Begleitflugzeug wieder sehen.
„Ach, da bist du ja wieder. Wie sieht’s denn aus bei dir? Wir dachten schon, wir hätten dich verloren, weil du überhaupt nicht geantwortet hast.“
„Irgendwas war mit meinem Funk. Liegen wir noch auf Kurs?“
„Aber sowas von auf Kurs! Du müsstest den kleinen Flughafen schon sehen. Wir landen gleich.“
Die riesige Maschine neben mir war plötzlich verschwunden, wie in Luft aufgelöst.
Obwohl die Panik von mir abgefallen war, bekam ich einen Kloß im Hals.
„Ladehemmung, Herr Hauptmann?“, die ominöse Stimme war wieder dicht über dem Rauschen, das aus dem Kopfhörer drang.
„Was ist los mit dir? Ist wieder was mit dem Funkgerät?“
„Nein, alles in Ordnung. – Ich habe mich nur über den verdammt kleinen Flugplatz gewundert.“
Es war wirklich einer von den winzigen Flugplätzen wie man sie nur noch in Frankreich findet. Sicher rollte auf ihm eine dralle Dame namens Brijit Benzinfässer direkt ans Flugzeug und rauchte Gauloises dabei.
Na gut. Ich freute mich auf eine echte Gauloise, einen Kaffee und Salami-Käse Croissants wie es sie nur in Frankreich gibt.
Ich fuhr das Fahrwerk aus und gab Klappen, meine linke Hand legte sich ganz ruhig auf die Propellerverstellung.
Und plötzlich gingen die Kompasse wieder und der Wendezeiger auch…


Das Filmgelände unter mir sah fast wie ein Feldflugplatz gegen Ende des zweiten Weltkrieges aus, einige kohlschwarze Flugzeuge, ein einsamer Fieseler ‘Storch’, etliche Kübelwagen und wie ein Fremdkörper vor einer nachlässig getarnten Kommandobaracke die Schienen für einen Kamerawagen.
Ich flog eine Platzrunde um meinem Begleitflugzeug den Vortritt bei der Landung zu lassen, um den über fünfzig Jahre alten Nachtjäger noch eine Winzigkeit länger für mich zu haben, und um die dreitaused PS links und rechts neben mir, die mich von England bis nach Mitteldeutschland gezogen hatten, noch einige wenige Atemzüge länger zu empfinden.
Während die Baron, mein Begleitflugzeug, dreimal aufsetzte und schließlich vor die Baracke schaukelte, wackelte ich etwas mit den Tragflächen wie nach einem Luftsieg, kam mit einer sauberen Dreipunktlandung herunter und rollte neben die Baron. Zwei Männer stiegen dort aus, Männer mit Anzügen und Krawatten. Ich wunderte mich immer wieder, dass die Flugzeuge solche Typen nicht abwarfen wie ungezähmte Pferde parfümierte Reiterinnen. Aber derartige Flugzeuge sind wie Pferde, die in einem Jahrmarktszelt den ganzen Tag im Kreis gingen.
Während ich die Motoren noch ein Weilchen im Leerlauf blubbern ließ, schnallte ich mich los, klappte das Kabinendach auf und atmete tief durch. Die Bf 110 und ich, wir waren wieder daheim.
Ich lehnte mich im Sitz zurück, schnallte mich los und legte den Kopf an die Panzerplatte hinter mir. Linsenförmige Wolken glitten nun durch den Himmel, ich hatte vorhin schon vom Flugzeug aus beobachtet, wie sie sich in etwa fünfzehntausend Fuß Höhe zu verdichten begannen.
Ich schaltete die Motoren ab, ließ die Schultern rollen und schickte mich an, auszusteigen.
„Guten Abend, junger Mann! Hatten sie einen angenehmen Flug?“
Zusammen mit diesen Worten fiel ein Schatten auf mich. Ich wandte den Kopf und blickte in stahlblaue Augen. Diese Augen waren so blau, dass ich sie selbst in dem dunklen Gesicht ausmachen konnte.
„Tadellose Landung, die sie da hingelegt haben! Ausgezeichnet! Wo haben sie fliegen gelernt?“
„Ganz normal im Aeroclub. Tja, und dann hatte ich in England Gelegenheit, mich mit dem Vogel hier kurz anzufreunden. – Aber jetzt lassen sie mich bitte mal raus hier.“
„Selbstverständlich, junger Mann. – Sagen sie, würden sie mich auch mal kurz an den Knüppel lassen? Habe im Krieg selbst die BF 110 G-4b/R3 geflogen.“
„Aber sicher“, sagte ich, nahm die Füße aus den Pedalen, stieg aus und auf die linke Tragfläche.
Der Mann vor mir war weißhaarig, von einem Weiß, das früher mal blond gewesen sein musste. Es war auf eine Art gekämmt, wie es von den Ritterkreuzträgern auf den Propagandafotos des dritten Reichs getragen worden war. „Fliegen sie aber bitte nicht los, ich habe hoch und heilig versprechen müssen, keinen anderen an den Knüppel zu lassen. Wir haben die ‘110’ aus einem Museum.“
Mein Scherz verpuffte, denn diese blauen Augen bekamen einen seltsamen Glanz, und trotz seines hohen Alters ließ der Mann sich behände in den Sitz gleiten. Seine rechte griff zuerst zögernd, dann doch entschlossen nach dem Steuerknüppel, während sich seine linke auf den beiden Leistungshebeln für die Motoren nieder ließ. „Jaaaa, das ist sie! Meine Lilith“, murmelte der Veteran tonlos.
„IHRE Lilith?“ Ich hatte das Gefühl, als erhielte ich einen dumpfen Schlag in den Magen, „Lilith, wie Adams erste Frau? Wie der „Nächtlicher Schutzwind“, ein Luftwesen, die sich nur unbeholfen auf der Erde fortbewegen konnte?“
„Naja, ich hab’ sie für mich so getauft, damals konnte ich den Namen ja nicht dran schreiben.“
Ich kam nicht dazu, mich zu wundern.
„He, sie da! Können sie die alte Kiste nicht mal vor die Halle fahren? Wir müssen hier gleich noch drehen!“
Eine Frauenstimme vom Boden riss mich herum. Die Frau, der diese Stimme gehörte, trug eine riesige Sonnenbrille, einen weiten Pullover, einen Belichtungsmesser darauf, abgewetzte Jeans und in der Hand ein Klemmbrett mit unendlich vielen Zetteln.
„Das ist keine alte Kiste“, rief ich herunter, „das ist ein historisches Flugzeug! Ein Museumsstück und sehr wertvoll! Ein Flugzeug fährt übrigens niemals, ein Flugzeug rollt!“ „Ach du je, noch ein Klugscheisser!“ Sie wühlte in ihren Zetteln auf dem Klemmbrett, „gehe ich recht in der Annahme, dass sie die Requisite ‘Messerschmitt BF 110 G-4b/R3 überbracht haben?“
„Ganz recht! Ich komme sofort runter. Einen kleinen Moment bitte.“
„Bravo, junger Mann“, sagte der Veteran am Steuerknüppel leise, die jungen Leute wissen den Vogel hier nicht zu schätzen! Lassen sie sich nicht von denen unterkriegen, alles Banausen da unten. – Aber ihre Antwort gefiel mir junger Mann.“
„Was ist denn jetzt?“, erscholl die Stimme der Frau wieder vom Boden, „das Flugzeug muss hier weg!“
„Na, da komme ich doch besser heraus, bevor sie Ärger kriegen.“ Der Mann glitt förmlich aus dem Flugzeug und stand kurz darauf so gerade vor mir, als hätte er einen Stab von der Dipol-Antenne vom Bug der BF 110 auf den Rücken geklebt gekriegt.
„Also bringen sie das Flugzeug nun vor die Halle, oder nicht? Ich hab’ nicht ewig Zeit!“
„Das ist die Regieassistentin“, sagte der Mann neben mir, „sie heißt Berlingé.“
„Sofort, Frau Berlingé“, rief ich, „machen wir sofort!“ „Na, gut! Melden sie sich anschließend bei mir, ich bin dann in der Halle!“ Ohne eine Antwort abzuwarten hastete sie davon.
„Theissing“, sagte der Veteran und streckte mir seine Hand entgegen, „ich bin hier der ‘Berater’. Vermutlich, weil ich im Krieg die ‘110’ geflogen habe, in der Staffel von Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein! – ‘habe aber den Fehler begangen, wirklich zu beraten. Naja, von Dramaturgie verstehe ich wohl nichts. Genau wie damals, der von Sayn-Wittgenstein war vielleicht ein Arsch! Seine Erfolge beruhten auf einer sehr bezeichnenden Taktik: Er blieb bei Feindeinflügen stets so lange am Boden, bis klar war, welche Nachtjagdräume besonders intensiv durchflogen würden. Dann ließ er rücksichtslos die dort bereits jagenden Besatzungen zurückbefehlen, um selbst als deren ‘Ablösung’ zu starten. Ich war mir nicht sicher, ob krankhafter Ehrgeiz oder übersteigertes Selbstbewusstsein der Grund für solches Verhalten war. – Aber egal, man soll über Tote nicht schlecht reden.“
„Eben!“
Ich stellte mich auch vor, so richtig mit Vor- und Zunamen. „Sagen sie einfach ‘Hagen’, das sagen alle. Was meinen sie eigentlich mit ‘Fehler begangen’?“
„Naja, sehen sie doch mal die beiden Mädchen da drüben an“, er deutete auf zwei junge Frauen in Wehrmachtsuniformen, „das sollen Blitzmädel sein.“
„Hatten die denn bei Adolf schon Miniröcke?“
„Sehen sie, das fällt sogar ihnen auf. Ich habe die Leute mal drauf aufmerksam gemacht …“ Der Veteran machte eine abwinkende Handbewegung, „na, lassen wir’s, bringen wir den Vogel vor die Halle, ich hol’ mal eben meinen Wagen.“
Während der Blauäugige seinen Wagen holte, schnallte ich meinen Koffer vom Sitz des Radarbeobachters und sprang von der Tragfläche. Eine Zigarette, die erste, heißersehnte nach dem Flug. Konnte es Zufall sein, dass Herrn Theissing und mir unabhängig voneinander der gleiche Name für das Flugzeug eingefallen war?
Herr Theissing kam mit einem riesigen alten BMW zurück bevor ich weiter denken konnte und ließ es sich nicht nehmen, sein Abschleppseil an das Spornrad zu binden. Ich half dabei.
"Gibt’s hier eigentlich keine Schleppvorrichtung oder sowas?“
„Eigentlich gibt es ja eine Vorrichtung zum Schleppen“, sagte Herr Theissing und deutete auf das eingebaute Rohr hinten im Rumpf der Bf 110, „aber solch ein Schleppgerät haben wir ja nicht. Wissen sie, da gehört eigentlich eine spezielle Stange hinein.“
„Wir sollten das Rohr lieber zuschweißen, damit die Saboteure da nicht wieder Sprengladungen reinstecken.“
Herr Theissing sah mich an: „Woher wissen sie das?“
Ich zuckte die Achseln. „‘fiel mir eben so ganz spontan ein.“
Ich trat die Kippe meiner Zigarette in den Rasen.
„Sowas wurde im Krieg tatsächlich gemacht, mit einem Höhenzünder gekoppelt. Ich hab’s der Berlingé mal gesagt, wäre vielleicht ein Detail für den Film gewesen, aber sie hat nur abgewinkt, sie hätten da ihr Drehbuch. – Naja, dann wollen wir mal.“
Herr Theissing zog Lilith vor die Halle und blieb neben ihr stehen, während ich zu der Regieasstentin ging. In der Halle stand die Attrappe eines englischen ‘Stirling’-Bombers mit nur drei Motoren, die halbe linke Tragfläche mit dem vierten Motor fehlte. Eine halbe Bf 110, nur die Bugsektion und die Kanzel, einschließlich rechter Tragfläche mit dem Motor, stand auf einem beweglichen Gestell neben dem Stirling. Eine riesige Leinwand war hinter den Flugzeugen aufgespannt, und eine gewaltige Windmaschine reckte ihre maschendrahtgesicherten Propellerflügel abwartend in die Richtung der ‘Flugzeuge’, es war desillusionierend.
„Hallo, hier bin ich.“ Die Frau löste sich aus einem Haufen Flieger, Bodenpersonal und Wehrmachtshelferinnen, „kommen sie ruhig her.“
Ich ging zu ihr und blieb in ihrer Nähe neben einem improvisierten Gefechtsstand, bestehend aus zwei Benzinfässern, einem Feldtelefon, einer Unzahl von Zetteln mit Reichsadler und Hakenkreuz sowie einer leeren Sektflasche darauf, stehen.
„Verändern sie bitte nichts an dieser Requisite“, sagte sie und streckte mir die Hand hin, „die brauchen wir gleich noch. Hast du das Drehbuch schon gelesen?“
„Ich hab’ noch keins gekriegt.“
„Schmitz!“, schrie die Regieassistentin, und ein junger Mann kam eilfertig wie ein Kellner herbei. „Schmitz, sorgen sie dafür, dass dieser Mann hier ein Drehbuch bekommt! Er fliegt die Stunts mit dem Originalnachtjäger. – Ach, sind sie schon untergebracht?“ Sie sah mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich brauche noch Sprit für das Flugzeug, ohne kann ich nicht so gut fliegen.“
„Erledigen sie das, Schmitz!“ Mit einer kurzen, schnellen Bewegung deutete sie zum Ausgang.
„Tja, heute können wir sowieso nichts mehr mit der alten Kiste machen. Schmitz wird dich sicherlich im ‘Schwarzen Ochsen’ unterbringen, da sehen wir uns sicher heute Abend. Ach so, dein Bart muss ab, und die Haare müssen kürzer, du musst von hinten wie Horst aussehen. Ciao bis dann, ich werde drüben gebraucht.“
Die Regieassistentin war so ruckartig verschwunden, dass ich mich fragte, warum die Luft an der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte, nicht mit einem leisen ‘Plopp’ zusammenschlug.
Ein wenig hilflos ging ich wieder nach draußen, zu ‘meinem’ Nachtjäger. Herr Theissing stand auf der Tragfläche neben dem Platz des Funkers. Er hatte Kopfhörer auf. Ich kletterte zu ihm auf die Tragfläche.
„Na“, sagte ich leichthin, „da kann man schon ganz schön sentimental werden, bei diesem guten Stück deutscher Geschichte, was?“
Der Mann erschrak sichtbar und nahm die Kopfhörer ab.
„Wissen sie, junger Mann, es hat mit Sentimentalität nichts zu tun, aber das hier, diese Maschine, das war mal - mein Flugzeug! – Ich bin mit genau dieser Maschine geflogen! Das ist die Bf 110 mit der ich zwei Engländer heruntergeholt habe. Junger Mann, schalten sie niemals, niemals das Lichtenstein-Radargerät ein!!!“
„Warum sollte ich es einschalten? Das ist doch die Aufgabe des Radarbeobachters, ich komme da vom Pilotensitz auch gar nicht dran. Aber irgendwie haben sie mich neugierig gemacht, Herr Theissing.“
„Ich zeige ihnen mal was. Sie sind ja auch Flieger, sie werden das verstehen. Sie sind ja nicht so, wie diese Ignoranten hier, die nur ihren lächerlichen Film im Kopf haben.“
„Da bin ich aber gespannt.“
„Sehen sie, hier“, der Blauäugige beugte sich ins Flugzeug und deutete auf das Funkgerät, „auf 41,4 Mhz sind sie noch zu hören, meine beiden Radarbeobachter – hören sie genau hin, junger Mann!“
Herr Theissing drückte mir den Kopfhörer auf. Es knackte, rauschte und knisterte fürchterlich. Ich schob die beiden Muscheln etwas nach vorne.
„Es sind nur Interferenzen zu hören“, sagte ich.
„Sie müssen genau hinhören, ganz genau!“
Ich tat dem alten Mann den Gefallen weil ich ihn nicht verletzen wollte, und ich hörte tatsächlich eine Stimme, verzerrt vom Fading, ganz leise über dem Rauschen: „Herr Hauptmann, ein Zacken! Genau vor uns, Entfernung etwas über fünf Kilometer kommt näher“ - Es war die Stimme, die ich schon mal gehört hatte - über dem Kanal, im Nebel. Wie ein Brecher setzte das Rauschen verstärkt ein, aber die Stimme blieb:
„… Entfernung zwei Kilometer, er muss etwas unter uns sein – können sie ihn sehen? Er wandert nun etwas nach links ab … Halt, so ist gut, er muss genau vor uns sein! Herr Hauptmann, sehen sie ihn? … Sie müssen ihn sehen … jetzt tauchen weitere Zacken auf … danke, Herr Hauptmann, viel Glück ... Herr Hauptmann, ein Zacken, dicht voraus, ganz dicht …“
Die Stimme verschwand, als verhallte sie in der Unendlichkeit. Ich nahm den Kopfhörer ab, irgendwie müssen sich meine Nackenhaare gesträubt haben, und ich fröstelte.
„Glauben sie’s mir nun, junger Mann?“
Ich nickte.
„Haben sie ihn abgeschossen?“
„Nein, ich hatte auf einmal Ladehemmung bei der ‘Schrägen Musik‘. – Ich bin dann neben ihn geflogen, ganz dicht, bis ich die Leute in dem, Cockpit sehen konnte. Die haben sich sofort ergeben, dass bedeutet, sie haben die Maschinengewehre in den Waffenständen nach unten gekippt. Was hätte ich tun sollen? Ich konnte sie jedenfalls nicht mehr abschießen - wenn man den Männern ins Gesicht gesehen hat, geht das nicht mehr - es geht einfach nicht - ich konnte es jedenfalls nicht - Naja, vielleicht hätte ich es doch getan, mit meinen der vier nach vorne gerichteten Maschinenkanonen im Bug, aber das Mündungsfeuer blendete mich beim Auslösen so stark, dass ich eine kurze Zeit nach dem Feuern regelrecht nachtblind war. Es wurde daher auf extrem kurze Entfernungen von etwa 50–80 m geschossen und meist jede fünfte Patrone mit Leuchtspurmunition bestückt. So konnte ich die Wirkung abschätzen und nachsteuern, falls dies notwendig war - naja jedenfalls hat mich dieser Sayn-Wittgenstein zurückbefohlen, sonst wäre alles anders gekommen!“
„Das verstehe ich. Ich weiß nicht, ob ich das könnte, dann noch abschießen meine ich! – War das ein riesiges, schwarzes Flugzeug?“
„Ja, eine Lancaster, viermotorig und als Nachtbomber natürlich kohlschwarz. Die war gewaltig groß, die Lancaster, ungefähr einunddreißig Meter Flügelspannweite, vier Rolls-Royce Merlin XX - Motoren mit je 1.280 PS!“
„Hm. – Sie werden mich jetzt wahrscheinlich für verrückt halten, aber wissen sie, das ich dem Flugzeug begegnet bin - über dem Kanal? Es kam Nebel auf, dicker Nebel…“
Der alte Mann verzog keine Miene zu einem Lächeln oder gar Grinsen, er nickte und ich erzählte, was mir über dem Kanal im Nebel passiert war.
„Wissen sie“, sagte er nachdem ich geendet hatte, „ich habe mir seine Kennung gemerkt und nach dem Krieg recherchiert, was aus der Maschine geworden ist. Sie ist verschwunden, einfach verschwunden. Sie wird wahrscheinlich gewartet haben über fünfzig Jahre auf sie oder die ‘Lilith‘ gewartet, um ihr wiederum zu helfen - möglicherweise finden die sieben Besatzungsmitglieder nun endlich Ruhe …“
Wenn ich einen Hut oder eine Mütze aufgehabt hätte, ich hätte sie abgenommen. Der alte Mann sicherlich auch, denn er schwieg eine ganze Weile. Die Hektik des Filmteams um uns schien vergessen, bis er schließlich fortfuhr, leise, als vertraue er mir ein Geheimnis an: „Zweimal sind mir die Beobachter aus der Kanzel verschwunden – aus der Kanzel dieses Flugzeuges, nachdem sie das Radargerät eingeschaltet hatten – ich habe sie noch gehört, nachdem sie längst nicht mehr da waren – sie waren einfach weg – auf den Antennen vorne war eine bläuliche Corona – St. Elmsfeuer! Die Seeleute wussten, warum sie behaupteten, dass es Unglück bringt, wenn diese St. Elmsfeuer auftreten…“
„Aber die Leute können doch nicht einfach verschwinden, das gibt es doch nicht!“
„Doch, das gibt es! Wo die sind, das weiß keiner. Sie sind aber mit diesem Funkgerät noch zu hören, auf 41,4 Mhz – unsere Frequenz damals – und es sind immer wieder die gleichen Worte – die Worte, mit denen mich der Oberfeldwebel Bauer damals an die Bomber heranführte! – Als ich landete, war sein Platz leer – aber ich hörte ihn noch – er bedauerte mich wegen der Ladehemmung…“
„Was hat das denn mit dem Radargerät zu tun?“, fragte ich mit spröder Stimme.
„Es lässt den Mann, der es einschaltet, verschwinden! Nach Bauer wurde mir Beining zugeteilt. Vor dem Start ließ ich die Kanzel von außen versiegeln. Beining war fort, bei der Landung, das Radar eingeschaltet und das Siegel unbeschädigt! – Wir haben diese Maschine dann weit weggeschoben – unter die Bäume des nahen Waldes. Ich bekam eine andere Maschine. – Tja, die Mustangs der Amis haben unseren Platz dann dreimal zur Sau gemacht, alles zusammengeschossen – bis auf dieses Flugzeug hier! Später kamen dann die Tommies und haben alles mitgenommen, was noch heile war – auch diese Maschine! – Und jetzt ist sie wieder da, nach über fünfzig Jahren.“
Ich atmete schwer aus und sprang mit weichen Knien von der Tragfläche weil der Tankwagen kam.
 

Hagen

Mitglied
Lancaster

Manchmal muss ich noch an die Zeit zurückdenken, in der ich Flugzeuge überführt hatte.
War interessant, damals, von einer Skyhawk auf eine GA Airvan, einfach so, und ich war manchmal wochenlang nicht zuhause. Das wurde von meiner damaligen Freundin nicht sonderlich gerne gesehen und sie verlies mich auch bald. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die Geschichte, die ich erzählen möchte, hat sich wirklich so abgespielt, ich habe mich bisher gehütet, sie zu offenbaren, sie hätte mir ohnehin keiner geglaubt.
Als ich eine alte, ach, was sage ich, historische Bf 110 überführen sollte, war ich natürlich Feuer und Flamme.
Die ‘110‘ hatte in England in einem Museum vor sich hingedämmert, aber man hat sie wieder flugklar gemacht, nach über vierzig Jahren, weil sie in einem Film gebraucht wurde. Alles wurde nur notdürftig zusammengeflickt, ich durfte nicht über bewohntes Gebiet fliegen und die rote Landeleuchte und noch einige Kleinigkeiten fehlten auch.
Aus diesem Grund erhielt ich ein Begleitflugzeug, eine Beechcraft Baron mit zwei Mann Besatzung. Mit den beiden Männern hätte ich eigentlich mal ein Bier trinken wollen, aber die Gelegenheit hatte sich nicht ergeben.
Es musste alles schnell gehen, der Drehplan verlangte es, und nach einer kurzen Einweisung hatte ich mit dem Vogel klarzukommen.
Kurz nach dem Start fiel der Repeator Kompass meiner guten, alten Bf 110 aus. Ich klopfte und schnipste mit dem Finger dagegen, aber er kreiselte, der Kurskreisel zeigte Weltuntergang. Das war nicht so schlimm, ich hatte ja noch den anderen Kompass, an der rechten Seite in der Kanzel. Der sah aus, als hätte man ihn nachträglich eingebaut, wo gerade noch Platz war.
Na gut, sollte so sein, schließlich hatte ich für alle Fälle mein Begleitflugzeug. Es flog leicht in der Höhe versetzt schräg unter mir, damit der zweite Mann der mich ständig beobachten konnte, aber wahrscheinlich las der Zeitung. Ich brauchte nur hinterher fliegen, war nicht so schlimm, kein Grund zur Panik. Irgendeine Kleinigkeit, die ich nach der Landung beheben würde, der Vogel war schließlich alt.
Im Funk war auch nichts los, nur die Überlagerungen dicht über dem Rauschen, von irgendeinem Spaßvogel, die mich mit „Herr Hauptmann“ ansprach und meinte, ich sollte doch auf sechstausend Meter gehen, da wären irgendwelche ‚Möbelwagen‘. Ich ignorierte die Stimme geflissentlich und sang das ‚Fliegerlied‘ vor mich hin:
„Flieger, grüß mir die Sonne,
grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond.
Dein Leben, das ist ein Schweben
durch die Ferne, die keiner bewohnt!
Such' dir die schönste Sternenschnuppe aus
und bring sie deinem Mädel mit nach Haus!
Flieger, grüß mir die Sonne,
grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond!
Hoch oben im Äther, da sind wir meist zu Haus!
Bei fünftausend Meter sieht alles anders aus.“
Ich sollte meiner Freundin wirklich eine schöne Sternschnuppe mitbringen und sie bitten, bei mir zu bleiben, trotz meiner langen Abwesenheiten. Schließlich lebten wir im Hier und Heute und die Zeiten waren hart. Das Leben konnte aber schön sein, und die Widersehen waren immer sehr intensiv. Was würde sie wohl sagen, wenn ich ihr anstatt Blumen eine Sternschnuppe mitbrächte, zum Wiedersehen?
„Schneller und immer schneller
rast der Propeller, wie dir's grad gilt!
Piloten ist nichts verboten,
wenn es sein muss drum gib Vollgas
und flieg um die Welt!
Da gibt's keine Grenzen!
Da gibt's keinen Pass!
Der Flieger fliegt und fragt nicht: Wie und was?
Flieger grüß mir die Sonne!
Vom Nordpol zum Südpol ist nur ein Katzensprung.
Wir fliegen die Strecke bei jeder Witterung.
Wir warten nicht, wir starten!
Was immer auch geschieht,
durch Wind und Wetter klingt das Fliegerlied.“
Über dem Kanal empfing mich aber Nebel. Dicker, englischer Nebel, wie sich das gehört und in guten, Englischen Geschichten stets vorkommt. Dabei hatte der Wetterbericht strahlenden Sonnenschein vorausgesagt, wie in den Filmen von Rosamunde Pilcher.
Das konnte ja heiter werden, zumal mein Begleitflugzeug ab und zu von Nebelfetzen verschluckt wurde.
„Hallo, ihr! Könnt ihr ein wenig aufschließen? Der Nebel nimmt mir hin und wieder die Sicht auf euch.“
Noch klang meine Stimme ruhig.
„Wir sind schon innerhalb des Sicherheitsabstands! Flieg‘ einfach nur geradeaus weiter, wir sind auf Kurs! Der Nebel wird sich gleich wieder lichten.“
„Na, da bin ich ja beruhigt. – Hört ihr auch diese komische Stimme im Funk?“
„Nein. Da sind überhaupt keine Stimmen. Alles ruhig.“
„Herr Hauptmann, ein Zacken, dicht voraus, ganz dicht …“, die Stimme war etwas klarer, deutlich zu verstehen.
Was meinte der Witzbold bloß damit?
Ich konnte mir nur vorstellen, dass die Stimme aus Frankreich kam, von dem winzigen Flugplatz, auf dem wir zwischenlanden wollten um zu tanken. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung wo der war und wie der aussah, aber dazu hatte ich mein Begleitflugzeug.
Ich ignorierte die Stimme weiterhin, dass sie aus der Bordsprechanlage kamen, fiel mir nicht ein, zumal ich andere Probleme bekam. Der andere Kompass fiel auch aus und ich bekam Panik!
In Panik tut man alles, was man tut, schneller, hektischer, irgendwann macht man was falsch, das Flugzeug geht dann unweigerlich nach unten…
Mein Begleitflugzeug war plötzlich im Nebel verschwunden, einfach weg.
Funk war auch nicht mehr, obwohl ich ganz verzweifelt nach meinem Begleitflugzeug rief, aber was hätten die auch tun sollen?
Es bestand höchstens die Gefahr, dass wir uns rammten, so dicht wie wir schon zusammen flogen.
Hing da nicht schon die rechte Tragfläche?
Flog ich schon eine leichte Rechtskurve?
Hingen Wendezeiger und Kompass eigentlich zusammen?
Dass zwei getrennte Systeme auf einmal ausfielen konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen, und denn noch der andere Kompass?
Irgendwas Mystisches war mit dem Flugzeug los!
Noch lag die Maschine gerade, nach den Instrumenten, der künstliche Horizont behauptete es jedenfalls und der Wendezeiger bestätigte es. Aber trotzdem, ich vertraute ihnen plötzlich nicht mehr, die beiden Kompasse und der Wendezeiger waren ja auch ausgefallen.
Als ich schon mal durch ähnlichen Nebel geflogen war, ging es mir genauso, ich vertraute den Instrumenten nicht mehr. In dickem, watteweichen Nebel waren die Instrumente das einzige, dem ich vertrauen musste, wenn nicht diese Panik gewesen wäre, die mich jetzt wie mit nasskalten Tentakeln lähmte.
Aber würde ich nicht über dem Kanal in einer Kurve weiterfliegen?
Immer weiter, in diesem Nebel und ohne Kompass, ohne Wendezeiger, über dem Wasser, bis mir der Sprit ausging?
Oder ich das Begleitflugzeug rammte?
Ich hatte weder einen Fallschirm noch eine Schwimmweste mit, trug normale Klamotten, bis auf die originale Fliegerhaube, wegen dem Krach im Cockpit. Ich würde irgendwann ins Wasser fallen und ertrinken.
Kein Wunder, dass ich vor lauter Panik in einen Fatalismus verfiel.
„Herr Hauptmann, er ist direkt neben uns! Sie müssen ihn sogar sehen können!“
Die Stimme war plötzlich klar zu verstehen und irgendwas schälte sich an meiner rechten Seite aus dem Nebel.
Ein Riesenflugzeug!
„Mein Gott!“, sagte die Stimme.
So ein Riesending hatte ich noch nie gesehen, jedenfalls nicht so dicht, ich konnte sogar die Männer im Cockpit und den Waffentürmen sehen. Schwarz war das gigantische Flugzeug neben mir, schwarz wie die finsterste Ecke der Hölle, bis auf die britischen Hoheitsabzeichen. Aber es waren Hoheitsabzeichen wie die britischen Flugzeuge sie im letzten Krieg trugen!
Was wollte die Maschine hier?
Gezogen von vier Motoren flog sie neben mir her, aber das gigantische Flugzeug zeigte sich ausgesprochen friedlich, denn die Maschinengewehre in den Waffenständen im Bug, auf dem Rumpf und hinter dem H-Leitwerk waren nach unten gekippt.
Sie lag ruhig in der Luft, seltsam ruhig, nur die Flieger in den Kanzeln deuteten alle in eine Richtung, etwas nach links.
Meine Panik legte sich etwas. Mit dem Riesenvogel neben mir fühlte ich mich sicher und flog eine leichte Linkskurve.
Die Männer in der Kanzel zeigten mir den erhobenen Daumen.
Alles klar.
Meine Panik legte sich, fiel von mir ab wie ein nasser Sack. Mit dem Riesenvogel neben mir fühlte ich mich sicher. Seltsamerweise, und mein Vertrauen in die Instrumente stieg wieder. Ich glaubte ihnen, glaubte dass sie mir die Wahrheit anzeigten.
„Etwas tiefer, Herr Hauptmann, und ran an ihn, so eine Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder!“
Da waren sie wieder, diese Stimme von irgendwo her, nur wieder etwas verschwommener. Ich ignorierte sie gewissenhaft.
Ich war fasziniert von dem enormen Flugzeug neben mir, und stellte mir hunderte davon vor, wie sie durch den Himmel krochen und irgendwann ihre Bombenlast ausklinkten. Es musste eine Ewigkeit gedauert haben, bis die alle gestartet waren, und wie hatten die sich in der Nacht, bei absoluter Funkstille gefunden und zu einer Phalanx formiert?
Überhaupt muss es ein Scheißgefühl gewesen sin, im letzten Flugzeug der Formation gesessen zu haben, denn die deutschen Nachtjäger kamen damals immer von hinten und schossen die letzten Flugzeuge ab, wenn sie die Bomber überhaupt fanden.
Keine Zeit, mir Gedanken zu machen, denn der Nebel riss auf, langsam aber beständig, und dann konnte ich auch mein Begleitflugzeug wieder sehen.
„Ach, da bist du ja wieder. Wie sieht’s denn aus bei dir? Wir dachten schon, wir hätten dich verloren, weil du überhaupt nicht geantwortet hast.“
„Irgendwas war mit meinem Funk. Liegen wir noch auf Kurs?“
„Aber sowas von auf Kurs! Du müsstest den kleinen Flughafen schon sehen. Wir landen gleich.“
Die riesige Maschine neben mir war plötzlich verschwunden, wie in Luft aufgelöst.
Obwohl die Panik von mir abgefallen war, bekam ich einen Kloß im Hals.
„Ladehemmung, Herr Hauptmann?“, die ominöse Stimme war wieder dicht über dem Rauschen, das aus dem Kopfhörer drang.
„Was ist los mit dir? Ist wieder was mit dem Funkgerät?“
„Nein, alles in Ordnung. – Ich habe mich nur über den verdammt kleinen Flugplatz gewundert.“
Es war wirklich einer von den winzigen Flugplätzen wie man sie nur noch in Frankreich findet. Sicher rollte auf ihm eine dralle Dame namens Brijit Benzinfässer direkt ans Flugzeug und rauchte Gauloises dabei.
Na gut. Ich freute mich auf eine echte Gauloise, einen Kaffee und Salami-Käse Croissants wie es sie nur in Frankreich gibt.
Ich fuhr das Fahrwerk aus und gab Klappen, meine linke Hand legte sich ganz ruhig auf die Propellerverstellung.
Und plötzlich gingen die Kompasse wieder und der Wendezeiger auch…


Das Filmgelände unter mir sah fast wie ein Feldflugplatz gegen Ende des zweiten Weltkrieges aus, einige kohlschwarze Flugzeuge, ein einsamer Fieseler ‘Storch’, etliche Kübelwagen und wie ein Fremdkörper vor einer nachlässig getarnten Kommandobaracke die Schienen für einen Kamerawagen.
Ich flog eine Platzrunde um meinem Begleitflugzeug den Vortritt bei der Landung zu lassen, um den über fünfzig Jahre alten Nachtjäger noch eine Winzigkeit länger für mich zu haben, und um die dreitaused PS links und rechts neben mir, die mich von England bis nach Mitteldeutschland gezogen hatten, noch einige wenige Atemzüge länger zu empfinden.
Während die Baron, mein Begleitflugzeug, dreimal aufsetzte und schließlich vor die Baracke schaukelte, wackelte ich etwas mit den Tragflächen wie nach einem Luftsieg, kam mit einer sauberen Dreipunktlandung herunter und rollte neben die Baron. Zwei Männer stiegen dort aus, Männer mit Anzügen und Krawatten. Ich wunderte mich immer wieder, dass die Flugzeuge solche Typen nicht abwarfen wie ungezähmte Pferde parfümierte Reiterinnen. Aber derartige Flugzeuge sind wie Pferde, die in einem Jahrmarktszelt den ganzen Tag im Kreis gingen.
Während ich die Motoren noch ein Weilchen im Leerlauf blubbern ließ, schnallte ich mich los, klappte das Kabinendach auf und atmete tief durch. Die Bf 110 und ich, wir waren wieder daheim.
Ich lehnte mich im Sitz zurück, schnallte mich los und legte den Kopf an die Panzerplatte hinter mir. Linsenförmige Wolken glitten nun durch den Himmel, ich hatte vorhin schon vom Flugzeug aus beobachtet, wie sie sich in etwa fünfzehntausend Fuß Höhe zu verdichten begannen.
Ich schaltete die Motoren ab, ließ die Schultern rollen und schickte mich an, auszusteigen.
„Guten Abend, junger Mann! Hatten sie einen angenehmen Flug?“
Zusammen mit diesen Worten fiel ein Schatten auf mich. Ich wandte den Kopf und blickte in stahlblaue Augen. Diese Augen waren so blau, dass ich sie selbst in dem dunklen Gesicht ausmachen konnte.
„Tadellose Landung, die sie da hingelegt haben! Ausgezeichnet! Wo haben sie fliegen gelernt?“
„Ganz normal im Aeroclub. Tja, und dann hatte ich in England Gelegenheit, mich mit dem Vogel hier kurz anzufreunden. – Aber jetzt lassen sie mich bitte mal raus hier.“
„Selbstverständlich, junger Mann. – Sagen sie, würden sie mich auch mal kurz an den Knüppel lassen? Habe im Krieg selbst die BF 110 G-4b/R3 geflogen.“
„Aber sicher“, sagte ich, nahm die Füße aus den Pedalen, stieg aus und auf die linke Tragfläche.
Der Mann vor mir war weißhaarig, von einem Weiß, das früher mal blond gewesen sein musste. Es war auf eine Art gekämmt, wie es von den Ritterkreuzträgern auf den Propagandafotos des dritten Reichs getragen worden war. „Fliegen sie aber bitte nicht los, ich habe hoch und heilig versprechen müssen, keinen anderen an den Knüppel zu lassen. Wir haben die ‘110’ aus einem Museum.“
Mein Scherz verpuffte, denn diese blauen Augen bekamen einen seltsamen Glanz, und trotz seines hohen Alters ließ der Mann sich behände in den Sitz gleiten. Seine rechte griff zuerst zögernd, dann doch entschlossen nach dem Steuerknüppel, während sich seine linke auf den beiden Leistungshebeln für die Motoren nieder ließ. „Jaaaa, das ist sie! Meine Lilith“, murmelte der Veteran tonlos.
„IHRE Lilith?“ Ich hatte das Gefühl, als erhielte ich einen dumpfen Schlag in den Magen, „Lilith, wie Adams erste Frau? Wie der „Nächtlicher Schutzwind“, ein Luftwesen, die sich nur unbeholfen auf der Erde fortbewegen konnte?“
„Naja, ich hab’ sie für mich so getauft, damals konnte ich den Namen ja nicht dran schreiben.“
Ich kam nicht dazu, mich zu wundern.
„He, sie da! Können sie die alte Kiste nicht mal vor die Halle fahren? Wir müssen hier gleich noch drehen!“
Eine Frauenstimme vom Boden riss mich herum. Die Frau, der diese Stimme gehörte, trug eine riesige Sonnenbrille, einen weiten Pullover, einen Belichtungsmesser darauf, abgewetzte Jeans und in der Hand ein Klemmbrett mit unendlich vielen Zetteln.
„Das ist keine alte Kiste“, rief ich herunter, „das ist ein historisches Flugzeug! Ein Museumsstück und sehr wertvoll! Ein Flugzeug fährt übrigens niemals, ein Flugzeug rollt!“ „Ach du je, noch ein Klugscheisser!“ Sie wühlte in ihren Zetteln auf dem Klemmbrett, „gehe ich recht in der Annahme, dass sie die Requisite ‘Messerschmitt BF 110 G-4b/R3 überbracht haben?“
„Ganz recht! Ich komme sofort runter. Einen kleinen Moment bitte.“
„Bravo, junger Mann“, sagte der Veteran am Steuerknüppel leise, die jungen Leute wissen den Vogel hier nicht zu schätzen! Lassen sie sich nicht von denen unterkriegen, alles Banausen da unten. – Aber ihre Antwort gefiel mir junger Mann.“
„Was ist denn jetzt?“, erscholl die Stimme der Frau wieder vom Boden, „das Flugzeug muss hier weg!“
„Na, da komme ich doch besser heraus, bevor sie Ärger kriegen.“ Der Mann glitt förmlich aus dem Flugzeug und stand kurz darauf so gerade vor mir, als hätte er einen Stab von der Dipol-Antenne vom Bug der BF 110 auf den Rücken geklebt gekriegt.
„Also bringen sie das Flugzeug nun vor die Halle, oder nicht? Ich hab’ nicht ewig Zeit!“
„Das ist die Regieassistentin“, sagte der Mann neben mir, „sie heißt Berlingé.“
„Sofort, Frau Berlingé“, rief ich, „machen wir sofort!“ „Na, gut! Melden sie sich anschließend bei mir, ich bin dann in der Halle!“ Ohne eine Antwort abzuwarten hastete sie davon.
„Theissing“, sagte der Veteran und streckte mir seine Hand entgegen, „ich bin hier der ‘Berater’. Vermutlich, weil ich im Krieg die ‘110’ geflogen habe, in der Staffel von Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein! – ‘habe aber den Fehler begangen, wirklich zu beraten. Naja, von Dramaturgie verstehe ich wohl nichts. Genau wie damals, der von Sayn-Wittgenstein war vielleicht ein Arsch! Seine Erfolge beruhten auf einer sehr bezeichnenden Taktik: Er blieb bei Feindeinflügen stets so lange am Boden, bis klar war, welche Nachtjagdräume besonders intensiv durchflogen würden. Dann ließ er rücksichtslos die dort bereits jagenden Besatzungen zurückbefehlen, um selbst als deren ‘Ablösung’ zu starten. Ich war mir nicht sicher, ob krankhafter Ehrgeiz oder übersteigertes Selbstbewusstsein der Grund für solches Verhalten war. – Aber egal, man soll über Tote nicht schlecht reden.“
„Eben!“
Ich stellte mich auch vor, so richtig mit Vor- und Zunamen. „Sagen sie einfach ‘Hagen’, das sagen alle. Was meinen sie eigentlich mit ‘Fehler begangen’?“
„Naja, sehen sie doch mal die beiden Mädchen da drüben an“, er deutete auf zwei junge Frauen in Wehrmachtsuniformen, „das sollen Blitzmädel sein.“
„Hatten die denn bei Adolf schon Miniröcke?“
„Sehen sie, das fällt sogar ihnen auf. Ich habe die Leute mal drauf aufmerksam gemacht …“
Der Veteran machte eine abwinkende Handbewegung, „na, lassen wir’s, bringen wir den Vogel vor die Halle, ich hol’ mal eben meinen Wagen.“
Während der Blauäugige seinen Wagen holte, schnallte ich meinen Koffer vom Sitz des Radarbeobachters und sprang von der Tragfläche. Eine Zigarette, die erste, heißersehnte nach dem Flug. Konnte es Zufall sein, dass Herrn Theissing und mir unabhängig voneinander der gleiche Name für das Flugzeug eingefallen war?
Herr Theissing kam mit einem riesigen alten BMW zurück bevor ich weiter denken konnte und ließ es sich nicht nehmen, sein Abschleppseil an das Spornrad zu binden. Ich half dabei.
"Gibt’s hier eigentlich keine Schleppvorrichtung oder sowas?“
„Eigentlich gibt es ja eine Vorrichtung zum Schleppen“, sagte Herr Theissing und deutete auf das eingebaute Rohr hinten im Rumpf der Bf 110, „aber solch ein Schleppgerät haben wir ja nicht. Wissen sie, da gehört eigentlich eine spezielle Stange hinein.“
„Wir sollten das Rohr lieber zuschweißen, damit die Saboteure da nicht wieder Sprengladungen reinstecken.“
Herr Theissing sah mich an: „Woher wissen sie das?“
Ich zuckte die Achseln. „‘fiel mir eben so ganz spontan ein.“
Ich trat die Kippe meiner Zigarette in den Rasen.
„Sowas wurde im Krieg tatsächlich gemacht, mit einem Höhenzünder gekoppelt. Ich hab’s der Berlingé mal gesagt, wäre vielleicht ein Detail für den Film gewesen, aber sie hat nur abgewinkt, sie hätten da ihr Drehbuch. – Naja, dann wollen wir mal.“
Herr Theissing zog Lilith vor die Halle und blieb neben ihr stehen, während ich zu der Regieassistentin ging. In der Halle stand die Attrappe eines englischen ‘Stirling’-Bombers mit nur drei Motoren, die halbe linke Tragfläche mit dem vierten Motor fehlte. Eine halbe Bf 110, nur die Bugsektion und die Kanzel, einschließlich rechter Tragfläche mit dem Motor, stand auf einem beweglichen Gestell neben dem Stirling. Eine riesige Leinwand war hinter den Flugzeugen aufgespannt, und eine gewaltige Windmaschine reckte ihre maschendrahtgesicherten Propellerflügel abwartend in die Richtung der ‘Flugzeuge’, es war desillusionierend.
„Hallo, hier bin ich.“ Die Frau löste sich aus einem Haufen Flieger, Bodenpersonal und Wehrmachtshelferinnen, „kommen sie ruhig her.“
Ich ging zu ihr und blieb in ihrer Nähe neben einem improvisierten Gefechtsstand, bestehend aus zwei Benzinfässern, einem Feldtelefon, einer Unzahl von Zetteln mit Reichsadler und Hakenkreuz sowie einer leeren Sektflasche darauf, stehen.
„Verändern sie bitte nichts an dieser Requisite“, sagte sie und streckte mir die Hand hin, „die brauchen wir gleich noch. Hast du das Drehbuch schon gelesen?“
„Ich hab’ noch keins gekriegt.“
„Schmitz!“, schrie die Regieassistentin, und ein junger Mann kam eilfertig wie ein Kellner herbei.
„Schmitz, sorgen sie dafür, dass dieser Mann hier ein Drehbuch bekommt! Er fliegt die Stunts mit dem Originalnachtjäger. – Ach, sind sie schon untergebracht?“ Sie sah mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich brauche noch Sprit für das Flugzeug, ohne kann ich nicht so gut fliegen.“
„Erledigen sie das, Schmitz!“ Mit einer kurzen, schnellen Bewegung deutete sie zum Ausgang.
„Tja, heute können wir sowieso nichts mehr mit der alten Kiste machen. Schmitz wird dich sicherlich im ‘Schwarzen Ochsen’ unterbringen, da sehen wir uns sicher heute Abend. Ach so, dein Bart muss ab, und die Haare müssen kürzer, du musst von hinten wie Horst aussehen. Ciao bis dann, ich werde drüben gebraucht.“
Die Regieassistentin war so ruckartig verschwunden, dass ich mich fragte, warum die Luft an der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte, nicht mit einem leisen ‘Plopp’ zusammenschlug.
Ein wenig hilflos ging ich wieder nach draußen, zu ‘meinem’ Nachtjäger. Herr Theissing stand auf der Tragfläche neben dem Platz des Funkers. Er hatte Kopfhörer auf. Ich kletterte zu ihm auf die Tragfläche.
„Na“, sagte ich leichthin, „da kann man schon ganz schön sentimental werden, bei diesem guten Stück deutscher Geschichte, was?“
Der Mann erschrak sichtbar und nahm die Kopfhörer ab.
„Wissen sie, junger Mann, es hat mit Sentimentalität nichts zu tun, aber das hier, diese Maschine, das war mal - mein Flugzeug! – Ich bin mit genau dieser Maschine geflogen! Das ist die Bf 110 mit der ich zwei Engländer heruntergeholt habe. Junger Mann, schalten sie niemals, niemals das Lichtenstein-Radargerät ein!!!“
„Warum sollte ich es einschalten? Das ist doch die Aufgabe des Radarbeobachters, ich komme da vom Pilotensitz auch gar nicht dran. Aber irgendwie haben sie mich neugierig gemacht, Herr Theissing.“
„Ich zeige ihnen mal was. Sie sind ja auch Flieger, sie werden das verstehen. Sie sind ja nicht so, wie diese Ignoranten hier, die nur ihren lächerlichen Film im Kopf haben.“
„Da bin ich aber gespannt.“
„Sehen sie, hier“, der Blauäugige beugte sich ins Flugzeug und deutete auf das Funkgerät, „auf 41,4 Mhz sind sie noch zu hören, meine beiden Radarbeobachter – hören sie genau hin, junger Mann!“
Herr Theissing drückte mir den Kopfhörer auf. Es knackte, rauschte und knisterte fürchterlich. Ich schob die beiden Muscheln etwas nach vorne.
„Es sind nur Interferenzen zu hören“, sagte ich.
„Sie müssen genau hinhören, ganz genau!“
Ich tat dem alten Mann den Gefallen weil ich ihn nicht verletzen wollte, und ich hörte tatsächlich eine Stimme, verzerrt vom Fading, ganz leise über dem Rauschen: „Herr Hauptmann, ein Zacken! Genau vor uns, Entfernung etwas über fünf Kilometer kommt näher“ - Es war die Stimme, die ich schon mal gehört hatte - über dem Kanal, im Nebel. Wie ein Brecher setzte das Rauschen verstärkt ein, aber die Stimme blieb:
„… Entfernung zwei Kilometer, er muss etwas unter uns sein – können sie ihn sehen? Er wandert nun etwas nach links ab … Halt, so ist gut, er muss genau vor uns sein! Herr Hauptmann, sehen sie ihn? … Sie müssen ihn sehen … jetzt tauchen weitere Zacken auf … danke, Herr Hauptmann, viel Glück ... Herr Hauptmann, ein Zacken, dicht voraus, ganz dicht …“
Die Stimme verschwand, als verhallte sie in der Unendlichkeit. Ich nahm den Kopfhörer ab, irgendwie müssen sich meine Nackenhaare gesträubt haben, und ich fröstelte.
„Glauben sie’s mir nun, junger Mann?“
Ich nickte.
„Haben sie ihn abgeschossen?“
„Nein, ich hatte auf einmal Ladehemmung bei der ‘Schrägen Musik‘. – Ich bin dann neben ihn geflogen, ganz dicht, bis ich die Leute in dem, Cockpit sehen konnte. Die haben sich sofort ergeben, dass bedeutet, sie haben die Maschinengewehre in den Waffenständen nach unten gekippt. Was hätte ich tun sollen? Ich konnte sie jedenfalls nicht mehr abschießen - wenn man den Männern ins Gesicht gesehen hat, geht das nicht mehr - es geht einfach nicht - ich konnte es jedenfalls nicht - Naja, vielleicht hätte ich es doch getan, mit meinen der vier nach vorne gerichteten Maschinenkanonen im Bug, aber das Mündungsfeuer blendete mich beim Auslösen so stark, dass ich eine kurze Zeit nach dem Feuern regelrecht nachtblind war. Es wurde daher auf extrem kurze Entfernungen von etwa 50–80 m geschossen und meist jede fünfte Patrone mit Leuchtspurmunition bestückt. So konnte ich die Wirkung abschätzen und nachsteuern, falls dies notwendig war - naja jedenfalls hat mich dieser Sayn-Wittgenstein zurückbefohlen, sonst wäre alles anders gekommen!“
„Das verstehe ich. Ich weiß nicht, ob ich das könnte, dann noch abschießen meine ich! – War das ein riesiges, schwarzes Flugzeug?“
„Ja, eine Lancaster, viermotorig und als Nachtbomber natürlich kohlschwarz. Die war gewaltig groß, die Lancaster, ungefähr einunddreißig Meter Flügelspannweite, vier Rolls-Royce Merlin XX - Motoren mit je 1.280 PS!“
„Hm. – Sie werden mich jetzt wahrscheinlich für verrückt halten, aber wissen sie, das ich dem Flugzeug begegnet bin - über dem Kanal? Es kam Nebel auf, dicker Nebel…“
Der alte Mann verzog keine Miene zu einem Lächeln oder gar Grinsen, er nickte und ich erzählte, was mir über dem Kanal im Nebel passiert war.
„Wissen sie“, sagte er nachdem ich geendet hatte, „ich habe mir seine Kennung gemerkt und nach dem Krieg recherchiert, was aus der Maschine geworden ist. Sie ist verschwunden, einfach verschwunden. Sie wird wahrscheinlich gewartet haben über fünfzig Jahre auf sie oder die ‘Lilith‘ gewartet, um ihr wiederum zu helfen - möglicherweise finden die sieben Besatzungsmitglieder nun endlich Ruhe …“
Wenn ich einen Hut oder eine Mütze aufgehabt hätte, ich hätte sie abgenommen. Der alte Mann sicherlich auch, denn er schwieg eine ganze Weile. Die Hektik des Filmteams um uns schien vergessen, bis er schließlich fortfuhr, leise, als vertraue er mir ein Geheimnis an: „Zweimal sind mir die Beobachter aus der Kanzel verschwunden – aus der Kanzel dieses Flugzeuges, nachdem sie das Radargerät eingeschaltet hatten – ich habe sie noch gehört, nachdem sie längst nicht mehr da waren – sie waren einfach weg – auf den Antennen vorne war eine bläuliche Corona – St. Elmsfeuer! Die Seeleute wussten, warum sie behaupteten, dass es Unglück bringt, wenn diese St. Elmsfeuer auftreten…“
„Aber die Leute können doch nicht einfach verschwinden, das gibt es doch nicht!“
„Doch, das gibt es! Wo die sind, das weiß keiner. Sie sind aber mit diesem Funkgerät noch zu hören, auf 41,4 Mhz – unsere Frequenz damals – und es sind immer wieder die gleichen Worte – die Worte, mit denen mich der Oberfeldwebel Bauer damals an die Bomber heranführte! – Als ich landete, war sein Platz leer – aber ich hörte ihn noch – er bedauerte mich wegen der Ladehemmung…“
„Was hat das denn mit dem Radargerät zu tun?“, fragte ich mit spröder Stimme.
„Es lässt den Mann, der es einschaltet, verschwinden! Nach Bauer wurde mir Beining zugeteilt. Vor dem Start ließ ich die Kanzel von außen versiegeln. Beining war fort, bei der Landung, das Radar eingeschaltet und das Siegel unbeschädigt! – Wir haben diese Maschine dann weit weggeschoben – unter die Bäume des nahen Waldes. Ich bekam eine andere Maschine. – Tja, die Mustangs der Amis haben unseren Platz dann dreimal zur Sau gemacht, alles zusammengeschossen – bis auf dieses Flugzeug hier! Später kamen dann die Tommies und haben alles mitgenommen, was noch heile war – auch diese Maschine! – Und jetzt ist sie wieder da, nach über fünfzig Jahren.“
Ich atmete schwer aus und sprang mit weichen Knien von der Tragfläche weil der Tankwagen kam.
 

Zoepfer

Mitglied
Hallo Hagen,
die Story zeugt von Sachkompetenz und hat mir im Ganzen gefallen - ich finde sie allerdings ein wenig weitschweifig. Der Titel passt einigermaßen - wenn jemand sich mit historischen Flugzeugen auskennt. Ansonsten liegt die Assoziation zu der namensgebenden Stadt in GB näher, und damit ist der Durchschnittslesr zunächst auf dem falschen Gleis.
Die Handlungsidee kam mir etwas bekannt vor, aber ich musste eine Weile überlegen, bis ich darauf kam, woher: "Der Lotse" von Frederick Forsyth. Dort wird der Protagonist ebenfalls aus Luftnot gerettet, von einem Flugzeug, das samt Pilot im 2. Weltkrieg verschollen ist. Aufklärung kommt auch dort von einem Veteranen, der hautnah dabei war.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich bin natürlich weit davon entfernt, Deine Story in den Bereich des Plagiats zu rücken.
LG vom
Zöpfer
 

Hagen

Mitglied
Hallo Zöpfer,

vielen Dank zunächst einmal für die Beschäftigung mit meinem Text.
Aber ich glaube, Frederick Forsyth, den ich wegen seiner Empathie sowie der gewohnten Präzision, den ausgeprägten Gefühlen, und dem ungeheurem Detailreichtum, mit dem er seine Geschichten erzählt, sehr schätze, hatte einen etwas anderen Anspruch.
Die Herkunft der Mosquito bleibt unbekannt. Bei mir ist das Erscheinen der Lancaster begründet!
Zudem dürfte es die Mosquito, eins der schnellsten Propellerflugzeuge, etwas schwer gehabt haben, mit einer Vampire mitzuhalten, die auf einer Düse geritten ist.
Naja, oder erinnert Dich jede „Mann trifft Frau und die verlieben sich Geschichte“ an eine andere?

Trotzdem, vielen Dank für die gute Kritik.

Viele liebe Grüße
Yours Hagen

nichts endet wie geplant!
 

Hagen

Mitglied
Die große, schwarze Lancaster

Manchmal muss ich noch an die Zeit zurückdenken, in der ich Flugzeuge überführt hatte.
War interessant, damals, von einer Skyhawk auf eine GA Airvan, einfach so, und ich war manchmal wochenlang nicht zuhause. Das wurde von meiner damaligen Freundin nicht sonderlich gerne gesehen und sie verlies mich auch bald. Aber das ist eine andere Geschichte.
Die Geschichte, die ich erzählen möchte, hat sich wirklich so abgespielt, ich habe mich bisher gehütet, sie zu offenbaren, sie hätte mir ohnehin keiner geglaubt.
Als ich eine alte, ach, was sage ich, historische Bf 110 überführen sollte, war ich natürlich Feuer und Flamme.
Die ‘110‘ hatte in England in einem Museum vor sich hingedämmert, aber man hat sie wieder flugklar gemacht, nach über vierzig Jahren, weil sie in einem Film gebraucht wurde. Alles wurde nur notdürftig zusammengeflickt, ich durfte nicht über bewohntes Gebiet fliegen und die rote Landeleuchte und noch einige Kleinigkeiten fehlten auch.
Aus diesem Grund erhielt ich ein Begleitflugzeug, eine Beechcraft Baron mit zwei Mann Besatzung. Mit den beiden Männern hätte ich eigentlich mal ein Bier trinken wollen, aber die Gelegenheit hatte sich nicht ergeben.
Es musste alles schnell gehen, der Drehplan verlangte es, und nach einer kurzen Einweisung hatte ich mit dem Vogel klarzukommen.
Kurz nach dem Start fiel der Repeator Kompass meiner guten, alten Bf 110 aus. Ich klopfte und schnipste mit dem Finger dagegen, aber er kreiselte, der Kurskreisel zeigte Weltuntergang. Das war nicht so schlimm, ich hatte ja noch den anderen Kompass, an der rechten Seite in der Kanzel. Der sah aus, als hätte man ihn nachträglich eingebaut, wo gerade noch Platz war.
Na gut, sollte so sein, schließlich hatte ich für alle Fälle mein Begleitflugzeug. Es flog leicht in der Höhe versetzt schräg unter mir, damit der zweite Mann der mich ständig beobachten konnte, aber wahrscheinlich las der Zeitung. Ich brauchte nur hinterher fliegen, war nicht so schlimm, kein Grund zur Panik. Irgendeine Kleinigkeit, die ich nach der Landung beheben würde, der Vogel war schließlich alt.
Im Funk war auch nichts los, nur die Überlagerungen dicht über dem Rauschen, von irgendeinem Spaßvogel, die mich mit „Herr Hauptmann“ ansprach und meinte, ich sollte doch auf sechstausend Meter gehen, da wären irgendwelche ‚Möbelwagen‘. Ich ignorierte die Stimme geflissentlich und sang das ‚Fliegerlied‘ vor mich hin:
„Flieger, grüß mir die Sonne,
grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond.
Dein Leben, das ist ein Schweben
durch die Ferne, die keiner bewohnt!
Such' dir die schönste Sternenschnuppe aus
und bring sie deinem Mädel mit nach Haus!
Flieger, grüß mir die Sonne,
grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond!
Hoch oben im Äther, da sind wir meist zu Haus!
Bei fünftausend Meter sieht alles anders aus.“
Ich sollte meiner Freundin wirklich eine schöne Sternschnuppe mitbringen und sie bitten, bei mir zu bleiben, trotz meiner langen Abwesenheiten. Schließlich lebten wir im Hier und Heute und die Zeiten waren hart. Das Leben konnte aber schön sein, und die Widersehen waren immer sehr intensiv. Was würde sie wohl sagen, wenn ich ihr anstatt Blumen eine Sternschnuppe mitbrächte, zum Wiedersehen?
„Schneller und immer schneller
rast der Propeller, wie dir's grad gilt!
Piloten ist nichts verboten,
wenn es sein muss drum gib Vollgas
und flieg um die Welt!
Da gibt's keine Grenzen!
Da gibt's keinen Pass!
Der Flieger fliegt und fragt nicht: Wie und was?
Flieger grüß mir die Sonne!
Vom Nordpol zum Südpol ist nur ein Katzensprung.
Wir fliegen die Strecke bei jeder Witterung.
Wir warten nicht, wir starten!
Was immer auch geschieht,
durch Wind und Wetter klingt das Fliegerlied.“
Über dem Kanal empfing mich aber Nebel. Dicker, englischer Nebel, wie sich das gehört und in guten, Englischen Geschichten stets vorkommt. Dabei hatte der Wetterbericht strahlenden Sonnenschein vorausgesagt, wie in den Filmen von Rosamunde Pilcher.
Das konnte ja heiter werden, zumal mein Begleitflugzeug ab und zu von Nebelfetzen verschluckt wurde.
„Hallo, ihr! Könnt ihr ein wenig aufschließen? Der Nebel nimmt mir hin und wieder die Sicht auf euch.“
Noch klang meine Stimme ruhig.
„Wir sind schon innerhalb des Sicherheitsabstands! Flieg‘ einfach nur geradeaus weiter, wir sind auf Kurs! Der Nebel wird sich gleich wieder lichten.“
„Na, da bin ich ja beruhigt. – Hört ihr auch diese komische Stimme im Funk?“
„Nein. Da sind überhaupt keine Stimmen. Alles ruhig.“
„Herr Hauptmann, ein Zacken, dicht voraus, ganz dicht …“, die Stimme war etwas klarer, deutlich zu verstehen.
Was meinte der Witzbold bloß damit?
Ich konnte mir nur vorstellen, dass die Stimme aus Frankreich kam, von dem winzigen Flugplatz, auf dem wir zwischenlanden wollten um zu tanken. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung wo der war und wie der aussah, aber dazu hatte ich mein Begleitflugzeug.
Ich ignorierte die Stimme weiterhin, dass sie aus der Bordsprechanlage kamen, fiel mir nicht ein, zumal ich andere Probleme bekam. Der andere Kompass fiel auch aus und ich bekam Panik!
In Panik tut man alles, was man tut, schneller, hektischer, irgendwann macht man was falsch, das Flugzeug geht dann unweigerlich nach unten…
Mein Begleitflugzeug war plötzlich im Nebel verschwunden, einfach weg.
Funk war auch nicht mehr, obwohl ich ganz verzweifelt nach meinem Begleitflugzeug rief, aber was hätten die auch tun sollen?
Es bestand höchstens die Gefahr, dass wir uns rammten, so dicht wie wir schon zusammen flogen.
Hing da nicht schon die rechte Tragfläche?
Flog ich schon eine leichte Rechtskurve?
Hingen Wendezeiger und Kompass eigentlich zusammen?
Dass zwei getrennte Systeme auf einmal ausfielen konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen, und denn noch der andere Kompass?
Irgendwas Mystisches war mit dem Flugzeug los!
Noch lag die Maschine gerade, nach den Instrumenten, der künstliche Horizont behauptete es jedenfalls und der Wendezeiger bestätigte es. Aber trotzdem, ich vertraute ihnen plötzlich nicht mehr, die beiden Kompasse und der Wendezeiger waren ja auch ausgefallen.
Als ich schon mal durch ähnlichen Nebel geflogen war, ging es mir genauso, ich vertraute den Instrumenten nicht mehr. In dickem, watteweichen Nebel waren die Instrumente das einzige, dem ich vertrauen musste, wenn nicht diese Panik gewesen wäre, die mich jetzt wie mit nasskalten Tentakeln lähmte.
Aber würde ich nicht über dem Kanal in einer Kurve weiterfliegen?
Immer weiter, in diesem Nebel und ohne Kompass, ohne Wendezeiger, über dem Wasser, bis mir der Sprit ausging?
Oder ich das Begleitflugzeug rammte?
Ich hatte weder einen Fallschirm noch eine Schwimmweste mit, trug normale Klamotten, bis auf die originale Fliegerhaube, wegen dem Krach im Cockpit. Ich würde irgendwann ins Wasser fallen und ertrinken.
Kein Wunder, dass ich vor lauter Panik in einen Fatalismus verfiel.
„Herr Hauptmann, er ist direkt neben uns! Sie müssen ihn sogar sehen können!“
Die Stimme war plötzlich klar zu verstehen und irgendwas schälte sich an meiner rechten Seite aus dem Nebel.
Ein Riesenflugzeug!
„Mein Gott!“, sagte die Stimme.
So ein Riesending hatte ich noch nie gesehen, jedenfalls nicht so dicht, ich konnte sogar die Männer im Cockpit und den Waffentürmen sehen. Schwarz war das gigantische Flugzeug neben mir, schwarz wie die finsterste Ecke der Hölle, bis auf die britischen Hoheitsabzeichen. Aber es waren Hoheitsabzeichen wie die britischen Flugzeuge sie im letzten Krieg trugen!
Was wollte die Maschine hier?
Gezogen von vier Motoren flog sie neben mir her, aber das gigantische Flugzeug zeigte sich ausgesprochen friedlich, denn die Maschinengewehre in den Waffenständen im Bug, auf dem Rumpf und hinter dem H-Leitwerk waren nach unten gekippt.
Sie lag ruhig in der Luft, seltsam ruhig, nur die Flieger in den Kanzeln deuteten alle in eine Richtung, etwas nach links.
Meine Panik legte sich etwas. Mit dem Riesenvogel neben mir fühlte ich mich sicher und flog eine leichte Linkskurve.
Die Männer in der Kanzel zeigten mir den erhobenen Daumen.
Alles klar.
Meine Panik legte sich, fiel von mir ab wie ein nasser Sack. Mit dem Riesenvogel neben mir fühlte ich mich sicher. Seltsamerweise, und mein Vertrauen in die Instrumente stieg wieder. Ich glaubte ihnen, glaubte dass sie mir die Wahrheit anzeigten.
„Etwas tiefer, Herr Hauptmann, und ran an ihn, so eine Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder!“
Da waren sie wieder, diese Stimme von irgendwo her, nur wieder etwas verschwommener. Ich ignorierte sie gewissenhaft.
Ich war fasziniert von dem enormen Flugzeug neben mir, und stellte mir hunderte davon vor, wie sie durch den Himmel krochen und irgendwann ihre Bombenlast ausklinkten. Es musste eine Ewigkeit gedauert haben, bis die alle gestartet waren, und wie hatten die sich in der Nacht, bei absoluter Funkstille gefunden und zu einer Phalanx formiert?
Überhaupt muss es ein Scheißgefühl gewesen sin, im letzten Flugzeug der Formation gesessen zu haben, denn die deutschen Nachtjäger kamen damals immer von hinten und schossen die letzten Flugzeuge ab, wenn sie die Bomber überhaupt fanden.
Keine Zeit, mir Gedanken zu machen, denn der Nebel riss auf, langsam aber beständig, und dann konnte ich auch mein Begleitflugzeug wieder sehen.
„Ach, da bist du ja wieder. Wie sieht’s denn aus bei dir? Wir dachten schon, wir hätten dich verloren, weil du überhaupt nicht geantwortet hast.“
„Irgendwas war mit meinem Funk. Liegen wir noch auf Kurs?“
„Aber sowas von auf Kurs! Du müsstest den kleinen Flughafen schon sehen. Wir landen gleich.“
Die riesige Maschine neben mir war plötzlich verschwunden, wie in Luft aufgelöst.
Obwohl die Panik von mir abgefallen war, bekam ich einen Kloß im Hals.
„Ladehemmung, Herr Hauptmann?“, die ominöse Stimme war wieder dicht über dem Rauschen, das aus dem Kopfhörer drang.
„Was ist los mit dir? Ist wieder was mit dem Funkgerät?“
„Nein, alles in Ordnung. – Ich habe mich nur über den verdammt kleinen Flugplatz gewundert.“
Es war wirklich einer von den winzigen Flugplätzen wie man sie nur noch in Frankreich findet. Sicher rollte auf ihm eine dralle Dame namens Brijit Benzinfässer direkt ans Flugzeug und rauchte Gauloises dabei.
Na gut. Ich freute mich auf eine echte Gauloise, einen Kaffee und Salami-Käse Croissants wie es sie nur in Frankreich gibt.
Ich fuhr das Fahrwerk aus und gab Klappen, meine linke Hand legte sich ganz ruhig auf die Propellerverstellung.
Und plötzlich gingen die Kompasse wieder und der Wendezeiger auch…


Das Filmgelände unter mir sah fast wie ein Feldflugplatz gegen Ende des zweiten Weltkrieges aus, einige kohlschwarze Flugzeuge, ein einsamer Fieseler ‘Storch’, etliche Kübelwagen und wie ein Fremdkörper vor einer nachlässig getarnten Kommandobaracke die Schienen für einen Kamerawagen.
Ich flog eine Platzrunde um meinem Begleitflugzeug den Vortritt bei der Landung zu lassen, um den über fünfzig Jahre alten Nachtjäger noch eine Winzigkeit länger für mich zu haben, und um die dreitaused PS links und rechts neben mir, die mich von England bis nach Mitteldeutschland gezogen hatten, noch einige wenige Atemzüge länger zu empfinden.
Während die Baron, mein Begleitflugzeug, dreimal aufsetzte und schließlich vor die Baracke schaukelte, wackelte ich etwas mit den Tragflächen wie nach einem Luftsieg, kam mit einer sauberen Dreipunktlandung herunter und rollte neben die Baron. Zwei Männer stiegen dort aus, Männer mit Anzügen und Krawatten. Ich wunderte mich immer wieder, dass die Flugzeuge solche Typen nicht abwarfen wie ungezähmte Pferde parfümierte Reiterinnen. Aber derartige Flugzeuge sind wie Pferde, die in einem Jahrmarktszelt den ganzen Tag im Kreis gingen.
Während ich die Motoren noch ein Weilchen im Leerlauf blubbern ließ, schnallte ich mich los, klappte das Kabinendach auf und atmete tief durch. Die Bf 110 und ich, wir waren wieder daheim.
Ich lehnte mich im Sitz zurück, schnallte mich los und legte den Kopf an die Panzerplatte hinter mir. Linsenförmige Wolken glitten nun durch den Himmel, ich hatte vorhin schon vom Flugzeug aus beobachtet, wie sie sich in etwa fünfzehntausend Fuß Höhe zu verdichten begannen.
Ich schaltete die Motoren ab, ließ die Schultern rollen und schickte mich an, auszusteigen.
„Guten Abend, junger Mann! Hatten sie einen angenehmen Flug?“
Zusammen mit diesen Worten fiel ein Schatten auf mich. Ich wandte den Kopf und blickte in stahlblaue Augen. Diese Augen waren so blau, dass ich sie selbst in dem dunklen Gesicht ausmachen konnte.
„Tadellose Landung, die sie da hingelegt haben! Ausgezeichnet! Wo haben sie fliegen gelernt?“
„Ganz normal im Aeroclub. Tja, und dann hatte ich in England Gelegenheit, mich mit dem Vogel hier kurz anzufreunden. – Aber jetzt lassen sie mich bitte mal raus hier.“
„Selbstverständlich, junger Mann. – Sagen sie, würden sie mich auch mal kurz an den Knüppel lassen? Habe im Krieg selbst die BF 110 G-4b/R3 geflogen.“
„Aber sicher“, sagte ich, nahm die Füße aus den Pedalen, stieg aus und auf die linke Tragfläche.
Der Mann vor mir war weißhaarig, von einem Weiß, das früher mal blond gewesen sein musste. Es war auf eine Art gekämmt, wie es von den Ritterkreuzträgern auf den Propagandafotos des dritten Reichs getragen worden war. „Fliegen sie aber bitte nicht los, ich habe hoch und heilig versprechen müssen, keinen anderen an den Knüppel zu lassen. Wir haben die ‘110’ aus einem Museum.“
Mein Scherz verpuffte, denn diese blauen Augen bekamen einen seltsamen Glanz, und trotz seines hohen Alters ließ der Mann sich behände in den Sitz gleiten. Seine rechte griff zuerst zögernd, dann doch entschlossen nach dem Steuerknüppel, während sich seine linke auf den beiden Leistungshebeln für die Motoren nieder ließ. „Jaaaa, das ist sie! Meine Lilith“, murmelte der Veteran tonlos.
„IHRE Lilith?“ Ich hatte das Gefühl, als erhielte ich einen dumpfen Schlag in den Magen, „Lilith, wie Adams erste Frau? Wie der „Nächtlicher Schutzwind“, ein Luftwesen, die sich nur unbeholfen auf der Erde fortbewegen konnte?“
„Naja, ich hab’ sie für mich so getauft, damals konnte ich den Namen ja nicht dran schreiben.“
Ich kam nicht dazu, mich zu wundern.
„He, sie da! Können sie die alte Kiste nicht mal vor die Halle fahren? Wir müssen hier gleich noch drehen!“
Eine Frauenstimme vom Boden riss mich herum. Die Frau, der diese Stimme gehörte, trug eine riesige Sonnenbrille, einen weiten Pullover, einen Belichtungsmesser darauf, abgewetzte Jeans und in der Hand ein Klemmbrett mit unendlich vielen Zetteln.
„Das ist keine alte Kiste“, rief ich herunter, „das ist ein historisches Flugzeug! Ein Museumsstück und sehr wertvoll! Ein Flugzeug fährt übrigens niemals, ein Flugzeug rollt!“ „Ach du je, noch ein Klugscheisser!“ Sie wühlte in ihren Zetteln auf dem Klemmbrett, „gehe ich recht in der Annahme, dass sie die Requisite ‘Messerschmitt BF 110 G-4b/R3 überbracht haben?“
„Ganz recht! Ich komme sofort runter. Einen kleinen Moment bitte.“
„Bravo, junger Mann“, sagte der Veteran am Steuerknüppel leise, die jungen Leute wissen den Vogel hier nicht zu schätzen! Lassen sie sich nicht von denen unterkriegen, alles Banausen da unten. – Aber ihre Antwort gefiel mir junger Mann.“
„Was ist denn jetzt?“, erscholl die Stimme der Frau wieder vom Boden, „das Flugzeug muss hier weg!“
„Na, da komme ich doch besser heraus, bevor sie Ärger kriegen.“ Der Mann glitt förmlich aus dem Flugzeug und stand kurz darauf so gerade vor mir, als hätte er einen Stab von der Dipol-Antenne vom Bug der BF 110 auf den Rücken geklebt gekriegt.
„Also bringen sie das Flugzeug nun vor die Halle, oder nicht? Ich hab’ nicht ewig Zeit!“
„Das ist die Regieassistentin“, sagte der Mann neben mir, „sie heißt Berlingé.“
„Sofort, Frau Berlingé“, rief ich, „machen wir sofort!“ „Na, gut! Melden sie sich anschließend bei mir, ich bin dann in der Halle!“ Ohne eine Antwort abzuwarten hastete sie davon.
„Theissing“, sagte der Veteran und streckte mir seine Hand entgegen, „ich bin hier der ‘Berater’. Vermutlich, weil ich im Krieg die ‘110’ geflogen habe, in der Staffel von Heinrich Prinz zu Sayn-Wittgenstein! – ‘habe aber den Fehler begangen, wirklich zu beraten. Naja, von Dramaturgie verstehe ich wohl nichts. Genau wie damals, der von Sayn-Wittgenstein war vielleicht ein Arsch! Seine Erfolge beruhten auf einer sehr bezeichnenden Taktik: Er blieb bei Feindeinflügen stets so lange am Boden, bis klar war, welche Nachtjagdräume besonders intensiv durchflogen würden. Dann ließ er rücksichtslos die dort bereits jagenden Besatzungen zurückbefehlen, um selbst als deren ‘Ablösung’ zu starten. Ich war mir nicht sicher, ob krankhafter Ehrgeiz oder übersteigertes Selbstbewusstsein der Grund für solches Verhalten war. – Aber egal, man soll über Tote nicht schlecht reden.“
„Eben!“
Ich stellte mich auch vor, so richtig mit Vor- und Zunamen. „Sagen sie einfach ‘Hagen’, das sagen alle. Was meinen sie eigentlich mit ‘Fehler begangen’?“
„Naja, sehen sie doch mal die beiden Mädchen da drüben an“, er deutete auf zwei junge Frauen in Wehrmachtsuniformen, „das sollen Blitzmädel sein.“
„Hatten die denn bei Adolf schon Miniröcke?“
„Sehen sie, das fällt sogar ihnen auf. Ich habe die Leute mal drauf aufmerksam gemacht …“
Der Veteran machte eine abwinkende Handbewegung, „na, lassen wir’s, bringen wir den Vogel vor die Halle, ich hol’ mal eben meinen Wagen.“
Während der Blauäugige seinen Wagen holte, schnallte ich meinen Koffer vom Sitz des Radarbeobachters und sprang von der Tragfläche. Eine Zigarette, die erste, heißersehnte nach dem Flug. Konnte es Zufall sein, dass Herrn Theissing und mir unabhängig voneinander der gleiche Name für das Flugzeug eingefallen war?
Herr Theissing kam mit einem riesigen alten BMW zurück bevor ich weiter denken konnte und ließ es sich nicht nehmen, sein Abschleppseil an das Spornrad zu binden. Ich half dabei.
"Gibt’s hier eigentlich keine Schleppvorrichtung oder sowas?“
„Eigentlich gibt es ja eine Vorrichtung zum Schleppen“, sagte Herr Theissing und deutete auf das eingebaute Rohr hinten im Rumpf der Bf 110, „aber solch ein Schleppgerät haben wir ja nicht. Wissen sie, da gehört eigentlich eine spezielle Stange hinein.“
„Wir sollten das Rohr lieber zuschweißen, damit die Saboteure da nicht wieder Sprengladungen reinstecken.“
Herr Theissing sah mich an: „Woher wissen sie das?“
Ich zuckte die Achseln. „‘fiel mir eben so ganz spontan ein.“
Ich trat die Kippe meiner Zigarette in den Rasen.
„Sowas wurde im Krieg tatsächlich gemacht, mit einem Höhenzünder gekoppelt. Ich hab’s der Berlingé mal gesagt, wäre vielleicht ein Detail für den Film gewesen, aber sie hat nur abgewinkt, sie hätten da ihr Drehbuch. – Naja, dann wollen wir mal.“
Herr Theissing zog Lilith vor die Halle und blieb neben ihr stehen, während ich zu der Regieassistentin ging. In der Halle stand die Attrappe eines englischen ‘Stirling’-Bombers mit nur drei Motoren, die halbe linke Tragfläche mit dem vierten Motor fehlte. Eine halbe Bf 110, nur die Bugsektion und die Kanzel, einschließlich rechter Tragfläche mit dem Motor, stand auf einem beweglichen Gestell neben dem Stirling. Eine riesige Leinwand war hinter den Flugzeugen aufgespannt, und eine gewaltige Windmaschine reckte ihre maschendrahtgesicherten Propellerflügel abwartend in die Richtung der ‘Flugzeuge’, es war desillusionierend.
„Hallo, hier bin ich.“ Die Frau löste sich aus einem Haufen Flieger, Bodenpersonal und Wehrmachtshelferinnen, „kommen sie ruhig her.“
Ich ging zu ihr und blieb in ihrer Nähe neben einem improvisierten Gefechtsstand, bestehend aus zwei Benzinfässern, einem Feldtelefon, einer Unzahl von Zetteln mit Reichsadler und Hakenkreuz sowie einer leeren Sektflasche darauf, stehen.
„Verändern sie bitte nichts an dieser Requisite“, sagte sie und streckte mir die Hand hin, „die brauchen wir gleich noch. Hast du das Drehbuch schon gelesen?“
„Ich hab’ noch keins gekriegt.“
„Schmitz!“, schrie die Regieassistentin, und ein junger Mann kam eilfertig wie ein Kellner herbei.
„Schmitz, sorgen sie dafür, dass dieser Mann hier ein Drehbuch bekommt! Er fliegt die Stunts mit dem Originalnachtjäger. – Ach, sind sie schon untergebracht?“ Sie sah mich fragend an. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich brauche noch Sprit für das Flugzeug, ohne kann ich nicht so gut fliegen.“
„Erledigen sie das, Schmitz!“ Mit einer kurzen, schnellen Bewegung deutete sie zum Ausgang.
„Tja, heute können wir sowieso nichts mehr mit der alten Kiste machen. Schmitz wird dich sicherlich im ‘Schwarzen Ochsen’ unterbringen, da sehen wir uns sicher heute Abend. Ach so, dein Bart muss ab, und die Haare müssen kürzer, du musst von hinten wie Horst aussehen. Ciao bis dann, ich werde drüben gebraucht.“
Die Regieassistentin war so ruckartig verschwunden, dass ich mich fragte, warum die Luft an der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte, nicht mit einem leisen ‘Plopp’ zusammenschlug.
Ein wenig hilflos ging ich wieder nach draußen, zu ‘meinem’ Nachtjäger. Herr Theissing stand auf der Tragfläche neben dem Platz des Funkers. Er hatte Kopfhörer auf. Ich kletterte zu ihm auf die Tragfläche.
„Na“, sagte ich leichthin, „da kann man schon ganz schön sentimental werden, bei diesem guten Stück deutscher Geschichte, was?“
Der Mann erschrak sichtbar und nahm die Kopfhörer ab.
„Wissen sie, junger Mann, es hat mit Sentimentalität nichts zu tun, aber das hier, diese Maschine, das war mal - mein Flugzeug! – Ich bin mit genau dieser Maschine geflogen! Das ist die Bf 110 mit der ich zwei Engländer heruntergeholt habe. Junger Mann, schalten sie niemals, niemals das Lichtenstein-Radargerät ein!!!“
„Warum sollte ich es einschalten? Das ist doch die Aufgabe des Radarbeobachters, ich komme da vom Pilotensitz auch gar nicht dran. Aber irgendwie haben sie mich neugierig gemacht, Herr Theissing.“
„Ich zeige ihnen mal was. Sie sind ja auch Flieger, sie werden das verstehen. Sie sind ja nicht so, wie diese Ignoranten hier, die nur ihren lächerlichen Film im Kopf haben.“
„Da bin ich aber gespannt.“
„Sehen sie, hier“, der Blauäugige beugte sich ins Flugzeug und deutete auf das Funkgerät, „auf 41,4 Mhz sind sie noch zu hören, meine beiden Radarbeobachter – hören sie genau hin, junger Mann!“
Herr Theissing drückte mir den Kopfhörer auf. Es knackte, rauschte und knisterte fürchterlich. Ich schob die beiden Muscheln etwas nach vorne.
„Es sind nur Interferenzen zu hören“, sagte ich.
„Sie müssen genau hinhören, ganz genau!“
Ich tat dem alten Mann den Gefallen weil ich ihn nicht verletzen wollte, und ich hörte tatsächlich eine Stimme, verzerrt vom Fading, ganz leise über dem Rauschen: „Herr Hauptmann, ein Zacken! Genau vor uns, Entfernung etwas über fünf Kilometer kommt näher“ - Es war die Stimme, die ich schon mal gehört hatte - über dem Kanal, im Nebel. Wie ein Brecher setzte das Rauschen verstärkt ein, aber die Stimme blieb:
„… Entfernung zwei Kilometer, er muss etwas unter uns sein – können sie ihn sehen? Er wandert nun etwas nach links ab … Halt, so ist gut, er muss genau vor uns sein! Herr Hauptmann, sehen sie ihn? … Sie müssen ihn sehen … jetzt tauchen weitere Zacken auf … danke, Herr Hauptmann, viel Glück ... Herr Hauptmann, ein Zacken, dicht voraus, ganz dicht …“
Die Stimme verschwand, als verhallte sie in der Unendlichkeit. Ich nahm den Kopfhörer ab, irgendwie müssen sich meine Nackenhaare gesträubt haben, und ich fröstelte.
„Glauben sie’s mir nun, junger Mann?“
Ich nickte.
„Haben sie ihn abgeschossen?“
„Nein, ich hatte auf einmal Ladehemmung bei der ‘Schrägen Musik‘. – Ich bin dann neben ihn geflogen, ganz dicht, bis ich die Leute in dem, Cockpit sehen konnte. Die haben sich sofort ergeben, dass bedeutet, sie haben die Maschinengewehre in den Waffenständen nach unten gekippt. Was hätte ich tun sollen? Ich konnte sie jedenfalls nicht mehr abschießen - wenn man den Männern ins Gesicht gesehen hat, geht das nicht mehr - es geht einfach nicht - ich konnte es jedenfalls nicht - Naja, vielleicht hätte ich es doch getan, mit meinen der vier nach vorne gerichteten Maschinenkanonen im Bug, aber das Mündungsfeuer blendete mich beim Auslösen so stark, dass ich eine kurze Zeit nach dem Feuern regelrecht nachtblind war. Es wurde daher auf extrem kurze Entfernungen von etwa 50–80 m geschossen und meist jede fünfte Patrone mit Leuchtspurmunition bestückt. So konnte ich die Wirkung abschätzen und nachsteuern, falls dies notwendig war - naja jedenfalls hat mich dieser Sayn-Wittgenstein zurückbefohlen, sonst wäre alles anders gekommen!“
„Das verstehe ich. Ich weiß nicht, ob ich das könnte, dann noch abschießen meine ich! – War das ein riesiges, schwarzes Flugzeug?“
„Ja, eine Lancaster, viermotorig und als Nachtbomber natürlich kohlschwarz. Die war gewaltig groß, die Lancaster, ungefähr einunddreißig Meter Flügelspannweite, vier Rolls-Royce Merlin XX - Motoren mit je 1.280 PS!“
„Hm. – Sie werden mich jetzt wahrscheinlich für verrückt halten, aber wissen sie, das ich dem Flugzeug begegnet bin - über dem Kanal? Es kam Nebel auf, dicker Nebel…“
Der alte Mann verzog keine Miene zu einem Lächeln oder gar Grinsen, er nickte und ich erzählte, was mir über dem Kanal im Nebel passiert war.
„Wissen sie“, sagte er nachdem ich geendet hatte, „ich habe mir seine Kennung gemerkt und nach dem Krieg recherchiert, was aus der Maschine geworden ist. Sie ist verschwunden, einfach verschwunden. Sie wird wahrscheinlich gewartet haben über fünfzig Jahre auf sie oder die ‘Lilith‘ gewartet, um ihr wiederum zu helfen - möglicherweise finden die sieben Besatzungsmitglieder nun endlich Ruhe …“
Wenn ich einen Hut oder eine Mütze aufgehabt hätte, ich hätte sie abgenommen. Der alte Mann sicherlich auch, denn er schwieg eine ganze Weile. Die Hektik des Filmteams um uns schien vergessen, bis er schließlich fortfuhr, leise, als vertraue er mir ein Geheimnis an: „Zweimal sind mir die Beobachter aus der Kanzel verschwunden – aus der Kanzel dieses Flugzeuges, nachdem sie das Radargerät eingeschaltet hatten – ich habe sie noch gehört, nachdem sie längst nicht mehr da waren – sie waren einfach weg – auf den Antennen vorne war eine bläuliche Corona – St. Elmsfeuer! Die Seeleute wussten, warum sie behaupteten, dass es Unglück bringt, wenn diese St. Elmsfeuer auftreten…“
„Aber die Leute können doch nicht einfach verschwinden, das gibt es doch nicht!“
„Doch, das gibt es! Wo die sind, das weiß keiner. Sie sind aber mit diesem Funkgerät noch zu hören, auf 41,4 Mhz – unsere Frequenz damals – und es sind immer wieder die gleichen Worte – die Worte, mit denen mich der Oberfeldwebel Bauer damals an die Bomber heranführte! – Als ich landete, war sein Platz leer – aber ich hörte ihn noch – er bedauerte mich wegen der Ladehemmung…“
„Was hat das denn mit dem Radargerät zu tun?“, fragte ich mit spröder Stimme.
„Es lässt den Mann, der es einschaltet, verschwinden! Nach Bauer wurde mir Beining zugeteilt. Vor dem Start ließ ich die Kanzel von außen versiegeln. Beining war fort, bei der Landung, das Radar eingeschaltet und das Siegel unbeschädigt! – Wir haben diese Maschine dann weit weggeschoben – unter die Bäume des nahen Waldes. Ich bekam eine andere Maschine. – Tja, die Mustangs der Amis haben unseren Platz dann dreimal zur Sau gemacht, alles zusammengeschossen – bis auf dieses Flugzeug hier! Später kamen dann die Tommies und haben alles mitgenommen, was noch heile war – auch diese Maschine! – Und jetzt ist sie wieder da, nach über fünfzig Jahren.“
Ich atmete schwer aus und sprang mit weichen Knien von der Tragfläche weil der Tankwagen kam.
 



 
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