Lebenslauf

Gerichtsverwertbar auf Papier
ein Stück Hölle hinter mir,
vor mir schon das nächste Blatt
eng beschrieben, lebenssatt

bin unlängst zu tief gegangen
musste ganz von vorn anfangen,
ein Stück Himmel vorneweg
ist der Narren Daseinszweck

höllenabwärts - himmelauf -
im lotgerechten Lebenslauf
wünsch’ ich mir ganz insgeheim
möchte doch kein Narr mehr sein.

Hallo NDK,
der Dichter und die Klage: ein Thema, reich an Kunst, reich an Versuch. Dies ist jedenfalls mindestens ein kunstvoller Versuch.
Liebe Grüße W.

Danke Dir, Walther. Du bringst es auf den Punkt: Das Talent zur Klage ist das A und O der Dichtkunst - oder um unseren großen Vordichter Johann Wolfgang von zu zitieren:
„Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt. Gab mir ein Gott zu sagen, was ich leide.“

... was wiederum sehr dafür spricht, dass den meisten Göttern gar nicht daran gelegen ist unser Leiden aus der Welt zu schaffen. Meine Meinung: So lange man die eigene Verantwortung für das eigene Leben und das eigene Leiden nicht erkennen will, hilft auch alles Dichten nix ...

Liebe Grüße, NDK

In der Tat, NDK,

und diesen Verse notierte er in seiner Elegie über seine unerwiderte, letzte Altersliebe. Womit wir wieder beim Thema wären, hier der Liebesklage, welche unter den Dichterklagen sicherlich die weiteste Verbreitung hat. Unser Goethe, was wären wir nur ohne ihn. Dahin, sprach er, dahin...

Wohin, pflegt der heutige Skeptiker anzumerken, dem selbst das Bemühen mit der nachherigen Zusicherung, doch in Paradies (oder den Himmel) einziehen zu dürfen (Faust II, im dieselbe Zeit wie obige Elegie vollendet), wie Goethen noch hoffnungsfroh zu dichten sich befleißigte, nicht mehr gegeben ist, weil der Himmel selbst abhanden kam. Damit leider auch die Seelennot, irgendwie gut, moralisch-ethisch und edel sein zu müssen, weil sonst ja die Hölle drohte. Nur droht nichts mehr außer dem Nichts, und dem ist es wurscht, wie "gut" wir waren, als wir mit unseren Füßen diesen armen Planeten traten, Schritt für Schritt.

Soweit zur Klage. Im Allgemeinen wie im Besonderen.

Liebe Grüße W.

Hoffen und harren hält manchen zum Narren, wie wahr du da durchsiehst. Hab Dank für die Lebensweisheit. Muss ja ein schlimmer Knochen sein, dein Narr. Gerichtsnotorisch, was sonst? Aber mir reicht es jetzt langsam mit dem Unterschichtenmüll hier in der Lupe, was natürlich nicht gegen dich geht,
sondern nur ganz allgemein gesagt ist und niemanden treffen soll, aber das muss mal gesagt sein. Hab tiefempfundenen Dank dafür, dass du dich hingesetzt und auf dieses Stück Dreck auch noch gedichtet hast. Und so schön, Dank, Dank, Dank.

Hanna

Ich bin mir grundsätzlich mein eigener Narr, HFleiss. Das hat den großen Vorteil, dass ich mir meine Fehler an Ort und Stelle ankreiden kann und dafür niemanden sonst brauche.

Wenn bei mir die Stimmung ins Zynische kippt, dann geht es mir meistens nicht so gut. Ich hoffe daher, es geht Dir gut und wünsche Dir hiermit ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße, NDK