Lebensregie

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tinchen

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Das schrille Klingeln des Haustelefons riess mich aus meinen Träumen. Noch halbverschalfen nahm ich den Hörer ab: "Hm?" Meine Mutter, um 6:15 Uhr schon völlig fit, meinte ich sollte doch bitte runterkommen.
Völlig verpennt, aber mit dem so langsam vorhandenen Bewusstsein, was es für eine Frechheit sei, mich mehr als 1 Stunde zu früh vom Schlaf zu trennen, öffnete ich die Tür zur Wohnung meiner Eltern und trat meiner Mutter gegenüber:

"Morgen Martina. Ich weiß, es ist früh, aber ich habe Papa heute nacht ins Krankenhaus gebracht. Er hatte zwei Herzinfarkte und liegt auf der Intensivstation."


Fast drei jahre sind seit diesem Augenblick vergangan, der so einiges auf den Kopf gestellt hat.
Das Leben hat gespielt, hat seine Regieaufgabe gezeigt.
Vielleicht war es Schicksal.
Auf jeden fall war es gut.

Mein Vater: Vorher arbeitswütig, weit weg, desinteressiert, scheinbar ohne Gefühl und Verständnis, ohne Zeit.
Jetzt interessiert, der Nachfrager, kümmert sich, gibt, nimmt sich Zeit, sagt mir, das er mich liebt.

Das Leben ist meist der bessere Spieler. Aber ich habe durch das Verlieren, gewonnen.
 



 
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