Lebst du?

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Du meinst, du hättest ein Recht auf Glück?
Hast du nicht dein Gefühl versteckt,
verlogen oft, heimtückisch gar, gekünstelt?
Bist du nicht lieblos umgegangen mit anderen,
hast dicht gemacht und geschwiegen?

Du warst hartherzig, dir selbst untreu
und hast dich abgegrenzt.
Andere blieben in ihrem Leid allein,
deine eigene Wahrheit hast du verleugnet.
Lebst du noch?




Dank an Odilo für den Spiegel-Tipp
 

Joneda

Mitglied
Hallo Estrella,

Glück ist relativ,
manchmal ist es auch nur die bodenlose Enttäuschung,
die uns so handeln lässt,
wie Du es beschreibst,
es ist, als ob Dir jemand diabolisch
eine Münze reicht,
Du musst nicht Hunger haben, um sie zu nehmen,
nein, Du musst nur ausgehungert genug sein
und dann schnappt die Falle zu.

Natürlich lebst Du noch,
doch all das, was Dir widerfahren ist,
widerfährt jetzt anderen
und all das, wonach Du Dich gesehnt hast,
bekommst Du,

nur der Preis,
das ist natürlich klar,
der ist immens hoch,
Du katapultierst Dich aus der Gemeinschaft hinaus,
in der Du so behandelt worden bist
und die Du jetzt so behandelst,
am Ende bleibt nichts,
nicht einmal die Erinnerung.

LG

PS: aber vielleicht hast Du Glück,
es fällt irgendjemand auf,
dann hast Du einen Freund gewonnen ;-)
 
Liebe Joneda,

danke für deinen Kommentar und deine so lieben Worte.

Ich hatte folgendes Gedicht in die Schreibwerkstatt gestellt:

Leben pur...

Wenn wir
unsere Gefühle zeigen
aufrichtig, ehrlich und echt,
liebevoll miteinander umgehen
offen und frei sagen, was wir denken

wenn wir
das Träumen nicht vergessen
uns selbst immer treu bleiben
jeder auf seinem Weg geht
Vertrauen ganz nach oben stellen

wenn wir
uns Trost im Leid zusprechen
zu unseren Stärken und Schwächen stehen
uns so annehmen, wie wir sind
das Leben lieben und die Liebe leben

Dann laden wir das Glück zu uns ein.


Weil so etwas Positives vielleicht nicht bei den Menschen akommt, empfahl Odilo mir, ihnen den Spiegel vorzuhalten. Also, drehte ich alles um (praktisch ins Negative), mit Odilos Hilfe. Ich fand dieses Experiment sehr spannend.

Doch hätte ich wohl die erste Version dieses Gedicht Leben pur... einstellen müssen, und dann erst die zweite Version: Lebst du?

Aber hier reicht es ja auch noch.

Also, liebe Joneda, du musst dir keine Gedanken machen um mich. Mir geht es prima, ich bin glücklich und genieße das Leben pur....

Besonders liebe Grüße,
Estrella
 

Rhea_Gift

Mitglied
Ich finde - beide Varianten haben was für sich - weiß gar nicht, welche ich besser finde - die nicht gepostete finde ich jedenfalls nicht schlechter - vielleicht sogar besser - wenn es auch an Postkarten-Gedichte erinnert - aber warum nicht? Warum nicht mal ganz direkt und positiv? Nicht umsonst verschenkt man genau so etwas gern als Postkarten-Gedicht... :)

LG, Rhea
 

Joneda

Mitglied
Liebe Estrella,

und das zweite, wie ein Seelenbrunnen
und tief atme ich ein
und trinke von Deinem Wasser

:)
Super

LG
 
Liebe Rhea,
liebe Joneda,

danke für eure Rückmeldungen. Ich dachte schon, dass ich zu weich gespült bin. :)Aber Leben pur... ist wohl eben nur Prosa, und das gehört hier ja nicht her.

Lieben Dank an euch,
Estrella
 
Liebe Estrella,
dein Gedicht stellt die richtigen Fragen. Wer sich nicht öffnet, kann nicht wirklich leben und auch von anderen Menschen nicht erwarten, dass sie sich öffnen.
Herzliche Grüße
Karl
 
Lieber Karl,

danke für deinen Kommentar. Ich freue mich sehr über deine Worte. Dann ist es ja doch richtig geworden mit der Spiegelung des ersten Gedichtes. Wenn ich mich öffne, mache ich mich verletzbar, doch dieses Risiko muss ich eingehen, um ein Öffnen des Anderen überhaupt erhoffen zu können. Es ist genau das, was ich immer wieder ersehne, was den Gedankenaustausch besonders wertvoll macht.

Ganz lieben Gruß,
Estrella
 
Liebe Estrella,
ja, die Sehnsucht kenne ich auch. Manchmal gehört einfach verdammt viel Geduld dazu, bis jemand so viel Vertrauen aufbringen kann, seine Tür zu öffnen. Ich verliere dann schon mal die Geduld. Aber dann fängt das Warten nur wieder von vorn an.
Herzliche Grüße
Karl
 
Lieber Karl,

Ich verliere dann schon mal die Geduld. Aber dann fängt das Warten nur wieder von vorn an.
Damit vermittelst du mir viel. Geduld ist nicht meine Stärke. Ich werde an deine Worte denken, wenn sie sich gerade mal wieder von mir verabschieden will. Sehr interessant deine Antwort.

Nachdenkliche Grüße,
Estrella
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Estrella,

mir gefällt ehrlich gesagt die Ursprungsversion bedeutend besser, weil sie lyrischer ist.

Die Gepostete ist in meinen Augen Prosa, weil sie keine Brüche mehr aufweist und insgesamt zu glatt wirkt. - Durch das "wenn" kam dieser Gedanke gar nicht erst auf. - Odilo hat es sicherlich gut gemeint, aber dir eine Version gezeigt, die aus dem Gedicht einen Text gemacht hat - sorry.

Rhea fühlt das wohl auch ein wenig so, ist mein Eindruck ... ;)

Herzliche Grüße
Heidrun
 
Liebe Heidrun,

danke für das Befassen mit meinem Text.

mir gefällt ehrlich gesagt die Ursprungsversion bedeutend besser, weil sie lyrischer ist.
Das ist ja interessant. Ich war fest der Meinung, dass es umgekehrt ist, Leben pur... eben reine Prosa. Stimmt, Rhea tendierte auch schon in deine Richtung und auch Joneda. Das ist wirklich äußerst spannend.

Ich werde einfach Lepen pur... auch posten, dann haben beide Varianten ihren Platz. (Geht erst morgen Abend...)

Lieben Gruß,
Estrella
 

Perry

Mitglied
Hallo Estrella,
die negative Sicht ist meistens aufrüttelnder, als die Heileweltversion. So ganz scheint die Negation aber nicht gelungen zu sein, weil in ihr zu sehr bereits der Vorwurf mitklingt, den sich der leser eigentlich selber bilden soll.
Ich versuche es mal mit einer negativen Version mit weniger Wertung:

Lebenslast ...


Wenn wir
unsere Gefühle verbergen
nicht ehrlich miteinander sind,
uns verschlossen abwenden
nicht sagen, was wir denken.

wenn wir
das Träumen verfluchen
uns selbst nicht mögen,
jeder seinem eigenen Weg geht
überall Misstrauen vermuten.

wenn wir
uns allein lassen im Leid
in allem nur das Schlechte sehen,
uns flüchten in eine Welt
voller Trübsal und Aussichtslosigkeit.

Dann laden wir das Pech geradezu ein.


LG
Manfred
 
Oh, vielen Dank Manfred,

das hört sich viel besser an - nicht als Vorwurf. Super, ich danke dir und werde es genau so übernehmen. Der Titel gefällt mir auch sehr. Ob ich das ändern lassen könnte?

Herzlichen Gruß,
Estrella
 
Wenn wir
unsere Gefühle verbergen
nicht ehrlich miteinander sind,
uns verschlossen abwenden
nicht sagen, was wir denken.

wenn wir
das Träumen verfluchen
uns selbst nicht mögen,
jeder seinem eigenen Weg geht
überall Misstrauen vermuten.

wenn wir
uns allein lassen im Leid
in allem nur das Schlechte sehen,
uns flüchten in eine Welt
voller Trübsal und Aussichtslosigkeit.

Dann laden wir das Pech geradezu ein.




Dank an Odilo und Perry, fürs Mitwirken
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Estrella,

so ist es merklich besser.

Was mir noch fehlt, ist irgendein Bild, eine Metapher ... aber da kannst du ja beim nächsten Mal dran denken. ;)

Dir einen schönen Tag
Heidrun
 
Liebe Heidrun,

danke für deinen Kommentar und die Bewertung. Ich freue mich, dass dir Manfreds Vorschlag auch gefällt. Ich meine, es ist so ein Mittelding zwischen erster und zweiter Version. Meinst du, dass ich die erste trotzdem noch einstellen sollte? Mit der Metapher weiß ich nicht, ob ich das beim nächsten Mal hinbekomme. Mein Bauchgefühl ist immer noch stärker als mein Kopf :( - leider. Aber, ich arbeite daran. :)

Ganz lieben Gruß,
Estrella
 
Wenn wir
unsere Gefühle verbergen,
nicht ehrlich miteinander sind,
uns verschlossen abwenden,
nicht sagen, was wir denken.

Wenn wir
das Träumen verfluchen,
uns selbst nicht mögen,
jeder seine eigenen Weg geht,
überall Misstrauen vermuten.

Wenn wir
uns allein lassen im Leid,
in allem nur das Schlechte sehen,
uns flüchten in eine Welt
voller Trübsal und Aussichtslosigkeit.

Dann laden wir das Pech geradezu ein.




Dank an Odilo und Perry, fürs Mitwirken
 
Liebe Estrella,
mir hat deine erste Version schon recht gut gefallen. Die von Manfred gefällt mir besser. Ein Mittelding wäre vermutlich besonders gut.
Herzliche Grüße
Karl
 



 
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