Leselupe 2050 -- eine Vision

2,40 Stern(e) 5 Bewertungen

ibini

Mitglied
Wir schreiben das Jahr 2050. Unsere Seite der Welt ist eben aus tiefem Schlaf erwacht. Mit grollendem Gähnen. Irgendwo schreckt ein Gewitter. Die Erde, wie eh und je rund, dreht sich um die Sonne. Sie ist auch nicht kleiner geworden. Nur die Menschen sind zusammengerückt. Nicht aus Liebe zueinander. Notgedrungen, sich der Fruchtbarkeit ihres Lebensraumes anpassend. Vieles hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Allerdings nicht in dem Maße, wie es einst euphorisch oder warnend prophezeit. Sicher, manches ist vielleicht nicht unmittelbar bewußt geworden. Es war einfach da, selbstverständlich.

Das Schrillen des Weckers haben die Menschen schon zu ersten Uhrzeiten als nervend empfunden. Lediglich der routinemäßige Knopfdruck, der das Weltgeschehen ins Haus bringt, blieb ihnen versagt. Ob gut oder schlecht? Eine müßige Frage. Heute hat man eben die eigenen vier Wände mit allem zu teilen. Selbst wenn nur virtuell. Krieg in Sowieso? Kein Bedarf! Wer was wo gemacht hat oder trägt? Himmel, verschone mich! Wie der Benzinpreis … Uninteressant, ich fahre öffentlich! Usw., usw., usw. Schon wollte ich Allgemeinbildung Allgemeinbildung sein lassen, da fiel mir mein Gedicht von gestern ein. Aus einer Laune entstanden. Nicht unbedingt ein Meisterwerk. Dennoch könnte ich … Obwohl noch unschlüssig, landete ich auf dem Literaturkanal. Einen Gedanken weiter, und ich fand mich in der Leselupe wieder. Mittendrin! Bereits das hatte sich gegenüber früher geändert. Man war einfach da, hatte jedenfalls das Gefühl, selbst anwesend zu sein. Daß nur virtuell, interessierte nicht. Denn alles lief letzten Endes so ab. Vielleicht unser ganzes irdisches Dasein.

Lange war ich nicht mehr in dieser Dichterschmiede, wie sie sich bescheiden nannte. Deshalb kannte ich niemand. Doch kaum hatte ich ein paar Schritte getan, fragte mich eine vor mir auftauchende junge Dame überaus freundlich nach meinen Wünschen. Geduldig und aufmerksam hörte sie mich an. Als ich schließlich auf mein Gedicht deutete, nickte sie verstehend. Und bereits wenig später saß ich inmitten einer kleinen Runde von Menschen beiderlei Geschlechts, die mit mir völlig offen und ungezwungen über mein Werk debattierten. Wie sie das machten, verriet die Experten in Sache und Umgang mit Menschen. Das Resümee der Diskussion, in die sich auch Dritte einschalten konnten, erhielt ich als Vorschlag. Mit der Möglichkeit, das eine und/oder andere in dem weltumspannenden Kommunikationsnetz der Leselupe zu veröffentlichen. Das System liefe mit allen Beiträgen so. Ich hätte deshalb nicht eigens erscheinen müssen. Allerdings komme eine Veröffentlichung lediglich in Frage, wenn bestimmte objektive, für jeden nachvollziehbare Qualitätskriterien erfüllt wären. Mein Hinweis auf das Vorgehen in den früheren Jahren wurde mit einem vielsagenden Lächeln quittiert.

Gedankenversunken verließ ich das Poetenforum. Offensichtlich hatten andere zur selben Zeit die Idee eines Besuchs. Denn an mir schlurfte ein wohl nicht gerade mit Humor gesäugter Pferdeschwanzträger vorbei, den ich irgendwo schon mal gesehen hatte. Der an seinem Rockzipfel hängende Psycho-Update-Neurotiker kam mir ebenfalls bekannt vor. Na ja, vielleicht täusche ich mich, dachte ich mir. In diesem Moment stolperte ich über einen am Boden hockenden narrenkappengeschmückten „Auch-nicht-mehr-Jüngsten“, der weltvergessen ständig was von Puzzle vor sich hin murmelte. Dabei hatte er mangels Beißerchen noch mit einem nicht mehr taufrischen Brötchen seine Probleme.
 

ibini

Mitglied
Hallo mikel,

eine solche Bemerkung mußte ja kommen! Du hast nur eines vergessen: den Zeitfaktor (das inzwischen Geschehene). Doch uns beiden zum Trost: Es gibt vieles, was den einen oder anderen zuweilen langweilt, nicht nur lupeninterne Visionen. Und dabei sollten wir es bewenden lassen, okay?

Mit Gruß
ibini
 

ibini

Mitglied
Hallo Michael,

lieber einen stumpfen Witz als gar keinen, oder? Aber da beginnt schon das Problem: Was glaubst Du, wieviel Leute zum Beispiel über Werner Fink lachen können, die sich bei „Otto“ kugeln? Auch Deinen Namensvetter Harald finden nicht wenige gar nicht so lustig, wie es seinem Honorar entspricht. Das ist überhaupt nicht weiter tragisch. Und mein großer Bruder hat mir früher auch immer geholfen, selbst wenn ich Mist gebaut habe. Das war zwar riesig nett von ihm, ich glaube allerdings, daß das hier nicht unbedingt die psychologisch klügste Methode ist. Deshalb meine ich wie schon bei mikel, wir sollten nicht etwas aufwirbeln, was besser in Frieden ruht. Ansonsten keine Hemmungen: Ich kann einstecken, freilich ebenso austeilen. Nichts für ungut, und auf ein sinnvolles Miteinander.

Mit Gruß
ibini
 
D

dubidu

Gast
Visionen interessieren mich, doch habe ich kein Wort verstanden. Schön geschrieben, allerdings ist für mich der Beitrag völlig inhaltsleer.
Alle Fragen bezüglich meiner Suche nach der der Welt von morgen bleiben unbeantwortet. Schade.
 

ibini

Mitglied
Hallo, suchender Frischling,

zur halbspäten Stunde. Die Welt ist in den letzten Wochen – oder sollte ich sagen Stunden – nicht besser geworden. Höchstens dunkler, für manchen das Licht auf seinen unstet-mystischen Wegen. Rastlos, ruhelos, einmal Narr, einmal König, einmal Bettler, einmal alles, einmal nichts. Aber immer auf der Suche, auf der Suche zwischen den tiefsten Tiefen und den höchsten Höhen! Unbewußt der Gefahr, dadurch sein eigenes Ich nicht zu erkennen, seine Seele im Schatten der Zeit zu verlieren. Lediglich der Weise geht jeden Weg nur einmal, allein der Weise verliert sich nicht in nutzlosen Augenblicken. Denn er weiß, der Pfad seines Lebens ist vorgezeichnet, so steil und steinig er auch sein mag. Sein Führer ist allein das Ziel.

Sie haben nichts verstanden, werter invertierter Namenskollege, Sie haben nichts verstanden, wie Sie sich selbst geißeln. Sie konnten es auch nicht, weil Wille und Geist anderem folgten. Dem, das Ihnen näher erschien. Die Puzzle des Tages haben ihre eigenen Gesetze, die oftmals nur in Träumen ihre Vollendung bringen. Manch einer zerfließt in der Leere des Momentes, um sich am Ende in der Leere seines Lebens wiederzufinden. Und Sie konnten auch deshalb nicht verstehen, weil Sie mit Ihrem Äußeren gar nicht verstehen wollten. Sind Sie doch trotz Ihrer Suche nach der Welt von Morgen zu sehr dem Heute verhaftet. In diesem Spiel der Gedanken, diesem Mit- und Gegeneinander der Visionen, ward Ihnen aus irdischer Sicht zwar nicht die Hauptrolle zugedacht. Wer mag darüber aber letzten Endes entscheiden. Vielleicht ist sogar die Hölle für den einen oder anderen der bessere Himmel.

Nun, lieber Kollege, die Zeit ist nicht rückwärts gegangen, und die Ruhe klopft an meine innere Tür. Deshalb sage ich jetzt Lebwohl. Bleiben Sie auf der Suche. Finden werden Sie allerdings erst dann, wenn das Wasser der Meere und das Licht der Sonne die Welt aus schier unendlicher Dunkelheit neu erblühen lassen.

Dank noch für den Gruß, der mich über Ruth erreicht hat!
Schon halb im Schoß der Träume
ibini
 
D

dubidu

Gast
Lieber invertierter Namenskollege,
danke für die blumigen Worte; sie helfen mir auf dem Weg zum "(mich-)Besser-verstehen".
Deine tiefsinnigen Gedanken stimmen mich froh und heiter und ich bin froh, dass ich den Weg in dieses Forum gefunden habe.
 

ibini

Mitglied
Hallo, suchender Frischling,

blumenreiche Worte? Sie sind das prachtvoll schillernde Kleid eines Pfaus, der im gleißenden Schein der Sonne seine ihm eigene Schönheit bewundert. Blumenreich ist aber auch die Sprache der Verführung, wie sie sich bereits von je her unsere Kommunikationswege zu eigen gemacht haben. Verborgen in diesem Blumenreichtum ist ein unser Leben bestimmender Kern. Ihn zu finden, mag noch relativ leicht sein. Weit schwieriger ist es, ihn einzuschätzen, zu beurteilen. Denn wer vermag Wahrheiten zu unterscheiden? Wahrheiten, die sich wie das glitzernde Kleid des Pfaus wandeln, selbst in der Dunkelheit. Sämtliche Augen der Erde würden nicht genügen! Auch Visionen, Träume können blumenreich sein, vielleicht ist es sogar die Hölle. Nur, wenn es uns früher oder später gegönnt ist, an die Himmelstür zu klopfen, sollten wir keinen Blumenreichtum im irdischen Sinne erwarten. Denn die einzig wahre Wahrheit bedarf ihn nicht! Alles ist eitel – eine Erkenntnis, von der lediglich diese, unsere Welt geprägt ist.

Mit nicht invertiertem Gruß
ibini
 



 
Oben Unten