Lichter Morgen

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Ingwer

Mitglied
Es wäre nett, wenn Ihr was dazu sagen könntet.



Ich frage mich nur, ob die Tage dort draußen noch dieselben Namen haben. Aber- Wenn Menschen ihre Grenzen verwischen, den einen zum nächsten übergleiten lassen und ihre Trennlinie Schlaf ignorieren- was schert es sie eigentlich?

Es ist ein niemals ausgesprochenes Versprechen, das ich mir gegeben habe, irgendwo inmitten der Elektropost. Anfang und Orientierung. Nachtblindheitsblinzeln vielleicht, wenn man auf die Straße hinaus tritt. Ein Blinzeln, noch bevor das Licht kommt und die Netzhaut überflutet, ein Zögern vor dem Schmerz- es wird nicht weh tun glaube ich nicht.

Der Tag ist noch neu, doch die Trümmer von gestern liegen noch da. Die Kippenreste auf dem Teppich auch. Niemand hat aufgeräumt.
Irgendwo nebenan wird gehämmert, morgens früh, an einem ganz normalen Tag, und niemand im Haus regt sich auf- wozu auch- denn es wird ja sowieso aufgestanden und geduscht und gefrühstückt und vielleicht noch ein bisschen geredet oder Radio gehört, dann wird zur Arbeit gegangen oder in die Schule. Der obere Nachbar wird wieder stundenlang im Park sitzen, mit einer Zeitung vor dem Gesicht und dann in der Kneipe, mit einem Bier vor dem Mund. Und seine Frau wird putzen und wischen und die Kinder umtüddeln und kochen und sich auf den Moment freuen, wenn Vati von der Arbeit kommt.
Es ist wärmer heute morgen als gestern abend draußen. Die Zeitung kommt trocken und ich lese, so schnell wie ich sehen kann. Nicht Stück für Stück, Wort für Wort kleine Häppchen abbeißend, sondern Bedeutung herunterschlingend. das Ende gleichzietig mit dem Anfang.

Es ist nichts besser geworden. Die Nacht hat die Reinigung untelassen, und ich stehe auf. Die Kippen auf dem Teppich schluckt der Staubsauger. Wir rauchen immer die gleiche Marke, er stark und ich die Leichten. Das hier ist andere Asche.
Staub zu Staub.
Ich schmecke den Unterschied an der Ovomaltine, obwohl ich nicht mehr Pulver nehme als sonst, aber das kommt vielleicht nur daher, dass die Milch jetzt weniger ist.
Die erste Person Plural bohrt sich hartnäckig durch meine Gedanken, drängt sich bitter in meinen Wortschatz und mein Lippenstift schreibt auf den Spiegel ich ich ich.

Draußen, und nun wirklich das Blinzeln, allerdings vom Staub. Das ist der körnige Sommerregen der Stadt. Der Park ist nah und jeder Baum ein Sprung im Himmel- er müsste auseinanderfallen oder zumindest auslaufen-
meine Hand fest um die Zeitung und ich auf der Bank neben Vati mit der Zeitung vorm Gesicht und ein kleiner Gedanke- ein kleines Leuchten.
Dass es nun bei uns wenigstens nicht mehr so enden kann.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm,

ein sehr persönlicher blick auf einen morgen. etliches addiert und keine summe erreicht. oder gibt es jetzt ein techtelmechtel zwischen dem lügenden arbeitslosen und dem protagonisten? mir gefällt das ganze nicht. lg
 



 
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