Liebe

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Protachion

Mitglied
LIEBE

Weiß glühend brennt die Sonne vom Himmel, läßt nicht zu, daß irgendwer in sie hineinschaut. Für einen jeden jedoch ist ihr heißer Hauch spürbar, für manche betäubend, für viele unerträglich.

Ihre Strahlen fallen auf das kalte Wasser eines Sees, werden zurückgeworfen, hinterlassen sichtbar für alle in seiner Tiefe das Bild eines blauen Himmels und einer scheinenden Sonne, und fast an der Oberfläche einzelne helle Wolken.

Ein Wind kommt auf, verleiht diesem Abbild Bewegung, die zusehends unruhiger wird, das Bild bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und die verschiedenartigen Abbildungen ineinander verschwimmen läßt. Nur noch Änderungen, die das Gesamtbild beeinflussen, sind zu erkennen. Doch schon daraus, wie in der Gesamtheit ein Übergang vom Hellen ins Dunkle, von einer Farbtönung in eine andere stattfindet, ist ersichtlich, was dort oben im einzelnen vorgeht.

Eine Wolke schiebt sich langsam vor die tief stehende Sonne, die dann, wenn jene Wolke am Horizont verschwindet, bereits untergegangen ist. Dort, wo sie versank, ist noch ein blutroter Himmel sichtbar, an dem sich grüne Wolkenfetzen klammern.

Und der See liegt da in seinem dunkler und undurchdringlicher werdenden Blau, strahlt eine immer deutlicher wahrnehmbar werdende Wärme in die nächste Umgebung aus, während die vom Winde bewegte Luft sich mehr und mehr abkühlt.
 
D

Dnreb

Gast
Poesie des Augenblicks

Hallo Protachion

und direkt nochmals herzlichen Dank für ein schönes Stück poetischer Sprache.

Im letzten Abschnitt würde ich aus dem Winde einen etwas schlichteren Wind machen. Klingt sonst etwas abgegriffen nach "Vom Winde verweht".

Liebe Grüße
Bernd Sommer (Dnreb)
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo Protachion,

Tut mir Leid, muss dnreb widersprechen: Falls in diesem Text ein "schönes Stück poetischer Sprache" sein sollte, hat es sich sehr gut versteckt: Ich finde es nicht.

Man erfährt, dass "die Sonne" nicht zulässt, "daß irgendwer in sie hineinschaut" und dass "(i)hre Strahlen" vom "Wasser ... zurückgeworfen" werden. Das sind Binsenweisheiten, oder sollte es jemanden geben, der das nicht weiß?

"Für einen jeden jedoch ist ihr heißer Hauch spürbar" ist ein Klischee. "Ihre Strahlen ... hinterlassen sichtbar für alle in seiner Tiefe das Bild eines blauen Himmels und einer scheinenden Sonne"; dies ist in der Tat etwas ganz Neues: dass "alle" in der "TIEFE" eines Sees Widerspiegelungen des Himmels und der Sonne sehen können. So eine Behauptung lässt sich nicht mit poetischer Freiheit entschuldigen, sie ist einfach nur peinlich.

"Nur noch Änderungen, die das Gesamtbild beeinflussen" ist ein Ausdruck aus der Behörden- oder Zeitungssprache, der jeden Ansatz Richtung Poesie brutal zerstört.

Dann, nachdem die "Sonne ... bereits untergegangen ist ... liegt (der See) da in seinem ... Blau". Jeder, der schon einmal an einem See war, weiß, dass nach Sonnenuntergang das Wasser für das menschliche Auge keine Farbe mehr hat, sondern schwarz erscheint (außer jemand hilft mit farbigen Lichtern unter bzw. über Wasser nach).

Nachdem ausdrücklich vom "kalte(n) Wasser" die Rede war, "strahlt (dieses) eine immer deutlicher wahrnehmbar werdende Wärme" aus.

Von einem `poetischen´ Text darf man eine ganz eigene, persönliche, sprachlich be- und verzaubernde Sicht der Dinge erwarten. All das bietet dein Text nicht, sondern nervt mit einem Mangel an Beobachtungsgabe, mit Plattitüden, Peinlichkeiten und sprachlichen Entgleisungen.

Warum setzt du dich nicht mal abends mit einem Schreibblock an einen real existierenden See und beobachtest genau, was sich in/an dir und um dich herum abspielt? Du darfst dabei deine Augen benutzen, auch deine Ohren, deine Nase, darfst sogar deine Hand ins Wasser stecken und auf deine Gesichtshaut achten, um herauszufinden, wie warm oder kalt Wasser und Luft sind bzw. sich für dich anfühlen. Und du darfst sprachliche Bilder suchen, die frisch und aussagekräftig sind.

In diesem Sinne wünsche ich dir für deinen nächsten Text frohes Schaffen.
 
A

Architheutis

Gast
Hallo und Willkommen, Protachion,

der Kritik von Ofterdingen schließe ich mich an; es ist sprachlich zu viel gewollt, die Bilder hängen schräg. Manche Sachen stören richtig, wie zB

Für einen jeden jedoch ist ihr heißer Hauch spürbar, für manche betäubend, für viele unerträglich.
Das Brennen der (hochstehenden) Sonne ist für jeden spürbar, nicht nur für einen. Das ist einfach falsch.

Ein Wind kommt auf, verleiht diesem Abbild Bewegung, die zusehends unruhiger wird, das Bild bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und die verschiedenartigen Abbildungen ineinander verschwimmen läßt.
Wind verzerrt die Welt bis zur Unkenntlichkeit? Wie soll ich mir das vorstellen, ein Orkan mit 5.000 Km/h?

Das passt nicht zum Rest:

Eine Wolke schiebt sich [blue]langsam[/blue] vor die tief stehende Sonne
Der Wind verzerrt die Welt, eine Wolke schneckt vor sich hin? Das passt alles nicht zusammen.

vom Winde bewegte Luft
Vom Wind bewegte Luft nennt man Wind, je nach Stärke noch laues Lüftchen, Sturm, Orkan etc.

Das ist es, was ich meine. Du benutzt eine Kunstsprache, die weder verständlich, noch logisch ist. Ofterdings Rat mit der Schreibübung am See ist nicht verkehrt. Man sollte nur über Dinge schreiben, die man kennt. Und: Schreibe erstmal einfach!

Lass Dich nicht entmutigen, aller Anfang ist schwer. Jeder von uns liegt mal daneben, ich weiß nur zu gut, wovon ich spreche. ;-)

Lieben Gruß und Frohes Neues,
Archi
 
D

Dnreb

Gast
Wolken verschwinden

Lieber Protachion

Auch die Häme derer, die es nicht anders vermögen, ist nur ein Auswuchs der Zeit.

"Bittere mich, damit mir ein Kern wächst und ich fruchtbar werde." (Peter Handke)

Sind es doch gerade die sogenannten Selbstverständlichkeiten, die unsere Achtsamkeit fordern. Wäre doch kläglich, müsste jedes mal ein Küken aus einer Kaffeetasse klettern, müsste mindestens ein Jesus im Kaufhof auftreten, um das abgestumpfte Publikum vom Fernseher etc. wegzulocken.

"Eine Wolke schiebt sich langsam vor die tief stehende Sonne, die dann, wenn jene Wolke am Horizont verschwindet, bereits untergegangen ist."

Nur Mut gegen das übliche Gerede, gegen die üblichen Schläge unterhalb der Gürtellinie, das Morgenrot wärmt.

Herzliche Grüße
Bernd Sommer
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo dnreb,

Es gibt einen Unterschied zwischen sachlicher Kritik, die mit Textfakten belegt wird, und Häme bzw. Schlägen unterhalb der Gürtellinie. Wenn du das eine nicht vom anderen unterscheiden kannst und gegen jede Art von kritischem Kommentar allergisch reagierst, bist du vermutlich in einem Literaturforum wie der Leselupe fehl am Platz. In diesem Fall könnte ein Streichelzoo für dich eine überlegenswerte Alternative sein, sei es auf der Seite der Streichelnden oder auch auf der Seite der Gestreichelten.
 
D

Dnreb

Gast
Kritik am Text

"Du darfst dabei deine Augen benutzen, auch deine Ohren, deine Nase, darfst sogar deine Hand ins Wasser stecken und auf deine Gesichtshaut achten, um herauszufinden, wie warm oder kalt Wasser und Luft sind bzw. sich für dich anfühlen. Und du darfst sprachliche Bilder suchen, die frisch und aussagekräftig sind."

Das ist Häme, die nicht den Text betrifft, sondern schlicht den Autor treffen (auch verletzen!) soll. Mit konstruktiver Kritik, mit Einfühlung in einen "fremden" Text hat das nichts mehr zu tun.

Mag sein, das ein Streichelzoo eine bessere Alternative ist, denn aus solchem Kommentar kann Autor nichts lernen.

Wäre doch schön, wenn man gegenseitig mehr Achtung statt Verachtung aufbringen könnte.

Herzliche Grüße
Bernd Sommer (Dnreb)
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Dnreb, schön, dass Du Jesus im Kaufhof gelesen hast. Was das nun mit meiner Bemerkung zum Text, die eine einfach Verständnisfrage ist, zu tun hat, weiß ich jetzt nicht.
Mannometer, bin gespannt, wie der Autor das sieht.
LG Doc
 
A

Architheutis

Gast
Lieber Bernd,

"die Häme derer, die es nicht anders vermögen"?

Danke für diesen hämischen Kommentar!

Ich hatte nicht die Absicht, den Autor zu diskreditieren. Ich sehe auch nicht, wo ich Selbiges getan hätte. Vielmehr habe ich einzelne Passagen rausgepickt und dargestellt, warum sie meiner Ansicht nach erzählerisch schlecht sind. Ich nenne sowas Textarbeit.

Weil Du das nun anders siehst, bin ich gleich jemand, der es nicht anders kann als mit Häme? Aha.

Glaub es mir oder nicht: Mir geht es um Textarbeit, ich wollte helfen.

Gute Nacht,
Archi
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo Archie,

Zwecklos, auf diese Mischung aus blindwütig aggressiven Totschlagargumenten und Weinerlichkeit einzugehen. Sicher, man kann versuchen, jemandem klarzumachen, dass ein freundlicher Vorschlag durchaus freundlich gemeint ist und niemand deswegen giftig zu reagieren braucht: zum Beispiel, dass genaues Beobachten mit allen Sinnen und Achtsamkeit im Hinblick auf Sprache notwendig sind, wenn man bessere Texte schreiben will. Wenn einer aber nichts kapieren will, lässt man ihn am besten links liegen.
 
A

Architheutis

Gast
Lieber Ofterdingen,

schade ist es dennoch, da es das Forum ad absurdum führt. Man mag zwar Mut gegen Schläge unterhalb der Gürtellinie in einem warmen Licht des Morgens finden, man kann aber auch verständlich schreiben. Das gilt auch für Kommentare zum Text.

Da der Autor offenkundig nicht interessiert ist, brauchen wir uns auch nicht weiter mühen und können getrost andere diesen poetischen Höhepunkt des Augenblicks genießen lassen. Ich bin hier jedenfalls raus.

Lieben Gruß,
Archi
 
D

Dnreb

Gast
Jesus contra LIEBE

Jesus im Kaufhof contra LIEBE

Liebe Doc Schneiderin, Lieber Protachion,

schon das Contra in meiner Überschrift ist fehl am Platze, geht es doch in beiden Prosastücken um das Thema „Liebe“. Hingegen ohne Zweifel steht die völlig unterschiedliche Herangehensweise an den uralten Dauerbrenner: Im Haupteingang des Kölner Kaufhofs nähert sich eine erzählende Prosa in realistischer Manier über eine wiederbelebte Jesusfigur, während Protachions Liebe den Weg lyrischer Prosa bestreitet, er nutzt ein simples Naturbild, die Spiegelung von Sonne und Himmel in der zunächst ruhigen Wasserfläche eines Sees. Die Wahl der verwendeten Sinnbilder, durchaus stringent und die jeweilige Geschichte tragend, ob christlicher Jesus mit verbal durch Bergpredigt abgesichertem Liebesausdruck oder sinnlich erfahrbares Naturbild („Für einen jeden ist ihr heißer Hauch spürbar,...“) möchte ich in den Bereich individuellen Geschmacks verweisen, nahrhaft sind beide.
Interessanter erscheint mir der Umgang mit den stets vorhandenen Störgrößen. Was bedroht die Liebe? Was stört? Was will Liebe bis zur Unkenntlichkeit entstellen?
Und doch behauptet der Mensch sein Grundbedürfnis, vielleicht nur der Arterhaltung wegen...
Im realistisch angelegten Jesustext sind wir dem wohlbekannten Bombardement des Konsums ausgeliefert, und doch hat da ein kleines Mädchen ein „echtes“ Bedürfnis nach Schutz, Geborgenheit, Wärme … und Liebe?!
Die Autorin lässt uns nicht lieblos alleine, die Welt mag scheitern, die Liebe tut es nicht.
Auch Protachions Liebe erfährt heftige Störung, die überdauert werden will...
„Ein Wind kommt auf, verleiht diesem Abbild Bewegung, die zusehends unruhiger wird, das Bild bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und die verschiedenartigen Abbildungen ineinander verschwimmen lässt. ...“
und letztlich doch den Liebenden eine Bresche schlägt.
Und der See liegt da in seinem dunkler und undurchdringlicher werdendem Blau, strahlt eine immer deutlicher wahrnehmbar werdende Wärme in die nächste Umgebung aus,...“
Protachion schließt mit der blauen Stunde, einem in der Romantik verankertem Sinnbild – Sehnsucht.

Liebe Doc Schneiderin, Lieber Protachion, ich habe nichts gegen einen Jesus, nichts gegen das Bild in einem See einzuwenden. Was mich einzig stört ist das verletzende und arrogante Auftreten einiger Mitinsassen dieses Forums. Ob lyrische Prosa oder realistisch erzählende Prosa ist letztlich kein Qualitätsmerkmal der Literatur.

Herzliche Grüße
Bernd Sommer
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Drneb,
zusammengefasst: Christliche Religion versus Naturreligion, durch das Band der Liebe verbunden.

Dass Du mir den Text des Autors so erklären musst, spricht nicht für den Text. Und nur darum geht es hier und mir auch, und ich bin mir sicher, den anderen Kommentatoren ebenso.

Dass der Autor selbst schweigt, ist schade und lädt nicht zum weiteren Diskutieren ein.

LIEBE Grüße an alle,
Doc
 



 
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